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Hübener, George: Epitaphium Zieglerianum Oder Zieglerisches Grab- und EhrenGedächtnüs. Tauchritz, 1666.

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Christliche Leich-Predigt.
Seiten setzen/ und sagen/ wie Christliche Sechswöcherinnen
einen guten Kampf kämpfen/ wenn wir anschauen:

1. Jhren Ehstand und Ehren-Orden/ darinnen sie
leben. Daß ist nun gar ein heiliger/ und von Gott im Stan-
de der Unschuld eingesetzter Orden/ Gen. 2. Jn welchem/ wie
wohl nicht aus welchem der Sohn Gottes selbsten/ seiner
menschlichen Natur nach/ gezeuget und gebohren ist; Und
hält auch noch die gantze heilige Dreyfaltigkeit/ über diesem
heiligen Stande/ als über Jhrem gesegneten Pflantzgar-
ten/ daraus alle andere Stände ersetzet worden. Wenn nun
Christliche Matronen/ so in diesem geheiligten Stande le-
ben/ von Gott gesegnet werden/ und umb der Zufälle wil-
len/ so in und auf die schmertzliche Geburt zu ergehen pfle-
gen/ Jhren Geist aufgeben/ oder sonst viel ausstehen müs-
sen; Ey so leyden sie nicht als Ubelthäter/ sondern als gute
Kämpfer und Streiter Jesu Christi/ und sind gewis/ daß
ob sie schon über solchem Kämpfen das zeitliche Leben ein-
büssen/ Sie gewis das ewige himmlische Freuden-Leben zur
Beute darvon tragen werden.

Wie sich dessen Jene Christ-Adeliche Matron in
Schlesien auch zu trösten wuste/ darumb als sie sahe/ daß
sie in Jhrem Sechswochen Bettlein würde ihren Geist müs-
sen aufgeben/ sagte sie: Jn meinem Beruff gehe ich auf.
Worüber ein Gelehrter und umb die Kirche Christi wohl-
verdienter Prediger dieses Distichon und deutsche Reime
gemacht/ als wenn sie zu den Jhren spreche:

In statione mea pereo: sed corpore tantum:
Mente DEO vivens gaudia multa fero.

Jn meinem Stande geh ich auf/ also vollend ich meinen Lauf/
Daß ich zwar nach dem Leibe sterb/ der Seelen nach/ mit
nicht verderb/
Sondern genüß der Freuden viel/ in Jenem Leben ohne Ziel.
2. Jh[-]

Chriſtliche Leich-Predigt.
Seiten ſetzen/ und ſagen/ wie Chriſtliche Sechswoͤcheriñen
einen guten Kampf kaͤmpfen/ wenn wir anſchauen:

1. Jhren Ehſtand und Ehren-Orden/ darinnen ſie
leben. Daß iſt nun gar ein heiliger/ und von Gott im Stan-
de der Unſchuld eingeſetzter Orden/ Gen. 2. Jn welchem/ wie
wohl nicht aus welchem der Sohn Gottes ſelbſten/ ſeiner
menſchlichen Natur nach/ gezeuget und gebohren iſt; Und
haͤlt auch noch die gantze heilige Dreyfaltigkeit/ uͤber dieſem
heiligen Stande/ als uͤber Jhrem geſegneten Pflantzgar-
ten/ daraus alle andere Staͤnde erſetzet worden. Wenn nun
Chriſtliche Matronen/ ſo in dieſem geheiligten Stande le-
ben/ von Gott geſegnet werden/ und umb der Zufaͤlle wil-
len/ ſo in und auf die ſchmertzliche Geburt zu ergehen pfle-
gen/ Jhren Geiſt aufgeben/ oder ſonſt viel ausſtehen muͤſ-
ſen; Ey ſo leyden ſie nicht als Ubelthaͤter/ ſondern als gute
Kaͤmpfer und Streiter Jeſu Chriſti/ und ſind gewis/ daß
ob ſie ſchon uͤber ſolchem Kaͤmpfen das zeitliche Leben ein-
buͤſſen/ Sie gewis das ewige him̃liſche Freuden-Leben zur
Beute darvon tragen werden.

Wie ſich deſſen Jene Chriſt-Adeliche Matron in
Schleſien auch zu troͤſten wuſte/ darumb als ſie ſahe/ daß
ſie in Jhrem Sechswochen Bettlein wuͤrde ihren Geiſt muͤſ-
ſen aufgeben/ ſagte ſie: Jn meinem Beruff gehe ich auf.
Woruͤber ein Gelehrter und umb die Kirche Chriſti wohl-
verdienter Prediger dieſes Diſtichon und deutſche Reime
gemacht/ als wenn ſie zu den Jhren ſpreche:

In ſtatione meâ pereo: ſed corpore tantùm:
Mente DEO vivens gaudia multa fero.

Jn meinem Stande geh ich auf/ alſo vollend ich meinen Lauf/
Daß ich zwar nach dem Leibe ſterb/ der Seelen nach/ mit
nicht verderb/
Sondern genuͤß der Freuden viel/ in Jenem Leben ohne Ziel.
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[[26]/0026] Chriſtliche Leich-Predigt. Seiten ſetzen/ und ſagen/ wie Chriſtliche Sechswoͤcheriñen einen guten Kampf kaͤmpfen/ wenn wir anſchauen: 1. Jhren Ehſtand und Ehren-Orden/ darinnen ſie leben. Daß iſt nun gar ein heiliger/ und von Gott im Stan- de der Unſchuld eingeſetzter Orden/ Gen. 2. Jn welchem/ wie wohl nicht aus welchem der Sohn Gottes ſelbſten/ ſeiner menſchlichen Natur nach/ gezeuget und gebohren iſt; Und haͤlt auch noch die gantze heilige Dreyfaltigkeit/ uͤber dieſem heiligen Stande/ als uͤber Jhrem geſegneten Pflantzgar- ten/ daraus alle andere Staͤnde erſetzet worden. Wenn nun Chriſtliche Matronen/ ſo in dieſem geheiligten Stande le- ben/ von Gott geſegnet werden/ und umb der Zufaͤlle wil- len/ ſo in und auf die ſchmertzliche Geburt zu ergehen pfle- gen/ Jhren Geiſt aufgeben/ oder ſonſt viel ausſtehen muͤſ- ſen; Ey ſo leyden ſie nicht als Ubelthaͤter/ ſondern als gute Kaͤmpfer und Streiter Jeſu Chriſti/ und ſind gewis/ daß ob ſie ſchon uͤber ſolchem Kaͤmpfen das zeitliche Leben ein- buͤſſen/ Sie gewis das ewige him̃liſche Freuden-Leben zur Beute darvon tragen werden. Wie ſich deſſen Jene Chriſt-Adeliche Matron in Schleſien auch zu troͤſten wuſte/ darumb als ſie ſahe/ daß ſie in Jhrem Sechswochen Bettlein wuͤrde ihren Geiſt muͤſ- ſen aufgeben/ ſagte ſie: Jn meinem Beruff gehe ich auf. Woruͤber ein Gelehrter und umb die Kirche Chriſti wohl- verdienter Prediger dieſes Diſtichon und deutſche Reime gemacht/ als wenn ſie zu den Jhren ſpreche: In ſtatione meâ pereo: ſed corpore tantùm: Mente DEO vivens gaudia multa fero. Jn meinem Stande geh ich auf/ alſo vollend ich meinen Lauf/ Daß ich zwar nach dem Leibe ſterb/ der Seelen nach/ mit nicht verderb/ Sondern genuͤß der Freuden viel/ in Jenem Leben ohne Ziel. 2. Jh-

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Zitationshilfe: Hübener, George: Epitaphium Zieglerianum Oder Zieglerisches Grab- und EhrenGedächtnüs. Tauchritz, 1666, S. [26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354522/26>, abgerufen am 23.04.2024.