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Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647.

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mit Hoffnungsbrod vom Hof des Grössren/ wann es fällt.
Des Schweises Lohn ist diß. Ein ander heimlich stellt/
nach seines Nechsten Ehr/ mit Falschheit und Vnglimpfen/
sucht seinen eignen Nutz/ mit andrer Leut Beschimpfen.
Des nechsten Lieb heist diß. Der Fromkeit blosser Schein
jetzt nur auf Zungen schwebt; das Hertz spricht lauter Nein/
und weiß von Eussern nichts Diß/ diß hat mich gequälet
sehr oft/ und hart bekränkt. Diß/ diß hat mich entseelet
die Grabstätt mir bereit; und nicht der Leibes-Schmertzen.
Für Eiver mir war angst/ für Angst zersprang mein Hertzen/
weil Warnen nichts mehr half'. Ach Gott! das Blutgewitter/Erat visio
agonizantis.

darzu man dich gereitzt/ manchs Hertz beweinet bitter.
Ach schone! schone doch der kleinen Christenheerd/
laß' ab von deinem Grimm/ stek' ein das Eiverschwert/
das du bißher gezukt! Jch zwar mit Ruh nun liege/
und nach vollbrachtem Kampf im Freudenleben siege.
GOtt/ der getreue GOtt/ hat mich genommen hin
aus diesem Vnglüksmeer; jetzt ich recht selig bin/
und aller Angst befreyt. Du schnöde Welt nur tobe
dir zu selbst eignem Schad. Hieroben ich Gott lobe;
hier hör' und ehr' ich GOtt; schau' ihn/ wie er selbst ist:
nach diesem Heil und Theil sehnt sich ein waarer Christ.
Zum Ehrengedächtniß aufgesetzet
durch
Johann Hellwig/ D.
XXVI.
QVeis non infesiat doctos Morbonia morbis,
incedit diris concomitata choris.
Hi gyrant falces, funestaque spicula torquent,
Pharmaca, despiciunt, arma cruenta, libros,
Occubuit nuper Martis generosa propago,
occubuit nuper Ternio Theiologum.
Fallor
C 2
mit Hoffnungsbrod vom Hof des Groͤſſren/ wañ es faͤllt.
Des Schweiſes Lohn iſt diß. Ein ander heimlich ſtellt/
nach ſeines Nechſten Ehr/ mit Falſchheit und Vnglimpfen/
ſucht ſeinen eignen Nutz/ mit andrer Leut Beſchimpfen.
Des nechſten Lieb heiſt diß. Der Fromkeit bloſſer Schein
jetzt nur auf Zungen ſchwebt; das Hertz ſpricht lauter Nein/
und weiß von Euſſern nichts Diß/ diß hat mich gequaͤlet
ſehr oft/ und hart bekraͤnkt. Diß/ diß hat mich entſeelet
die Grabſtaͤtt mir bereit; und nicht der Leibes-Schmertzen.
Fuͤr Eiver mir war angſt/ fuͤr Angſt zerſprang mein Hertzen/
weil Warnẽ nichts mehr half’. Ach Gott! das Blutgewitter/Erat viſio
agonizãtis.

darzu man dich gereitzt/ manchs Hertz beweinet bitter.
Ach ſchone! ſchone doch der kleinen Chriſtenheerd/
laß’ ab von deinem Grimm/ ſtek’ ein das Eiverſchwert/
das du bißher gezukt! Jch zwar mit Ruh nun liege/
und nach vollbrachtem Kampf im Freudenleben ſiege.
GOtt/ der getreue GOtt/ hat mich genommen hin
aus dieſem Vngluͤksmeer; jetzt ich recht ſelig bin/
und aller Angſt befreyt. Du ſchnoͤde Welt nur tobe
dir zu ſelbſt eignem Schad. Hieroben ich Gott lobe;
hier hoͤr’ und ehr’ ich GOtt; ſchau’ ihn/ wie er ſelbſt iſt:
nach dieſem Heil und Theil ſehnt ſich ein waarer Chriſt.
Zum Ehrengedaͤchtniß aufgeſetzet
durch
Johann Hellwig/ D.
XXVI.
QVeis non infeſiat doctos Morbonia morbis,
incedit diris concomitata choris.
Hi gyrant falces, funeſtaque ſpicula torquent,
Pharmaca, deſpiciunt, arma cruenta, libros,
Occubuit nuper Martis generoſa propago,
occubuit nuper Ternio Theiologum.
Fallor
C 2
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[0149] mit Hoffnungsbrod vom Hof des Groͤſſren/ wañ es faͤllt. Des Schweiſes Lohn iſt diß. Ein ander heimlich ſtellt/ nach ſeines Nechſten Ehr/ mit Falſchheit und Vnglimpfen/ ſucht ſeinen eignen Nutz/ mit andrer Leut Beſchimpfen. Des nechſten Lieb heiſt diß. Der Fromkeit bloſſer Schein jetzt nur auf Zungen ſchwebt; das Hertz ſpricht lauter Nein/ und weiß von Euſſern nichts Diß/ diß hat mich gequaͤlet ſehr oft/ und hart bekraͤnkt. Diß/ diß hat mich entſeelet die Grabſtaͤtt mir bereit; und nicht der Leibes-Schmertzen. Fuͤr Eiver mir war angſt/ fuͤr Angſt zerſprang mein Hertzen/ weil Warnẽ nichts mehr half’. Ach Gott! das Blutgewitter/ darzu man dich gereitzt/ manchs Hertz beweinet bitter. Ach ſchone! ſchone doch der kleinen Chriſtenheerd/ laß’ ab von deinem Grimm/ ſtek’ ein das Eiverſchwert/ das du bißher gezukt! Jch zwar mit Ruh nun liege/ und nach vollbrachtem Kampf im Freudenleben ſiege. GOtt/ der getreue GOtt/ hat mich genommen hin aus dieſem Vngluͤksmeer; jetzt ich recht ſelig bin/ und aller Angſt befreyt. Du ſchnoͤde Welt nur tobe dir zu ſelbſt eignem Schad. Hieroben ich Gott lobe; hier hoͤr’ und ehr’ ich GOtt; ſchau’ ihn/ wie er ſelbſt iſt: nach dieſem Heil und Theil ſehnt ſich ein waarer Chriſt. Zum Ehrengedaͤchtniß aufgeſetzet durch Johann Hellwig/ D. XXVI. QVeis non infeſiat doctos Morbonia morbis, incedit diris concomitata choris. Hi gyrant falces, funeſtaque ſpicula torquent, Pharmaca, deſpiciunt, arma cruenta, libros, Occubuit nuper Martis generoſa propago, occubuit nuper Ternio Theiologum. Fallor C 2

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Zitationshilfe: Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/346672/149>, abgerufen am 28.03.2024.