gebornen Zettritzin. Leipzig, 1605.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Christliche Leichpredigt.

Der zeitliche Todt sol vns in einen kühlen Taw vnnd
sanfften Schlaff verwandelt werden/ vnd sollen den ewi-
gen Todt nicht sehen ewiglich: wir sollen nicht ins Ge-
richt kommen: sondern die Seele sol von Mund aus/ als
ein besonders Balsamtröpfflein/ von den heiligen En-
geln in die Hand Jesu Christi getragen werden. Ach das
ist doch ja eine vber alle massen edle fürtreffliche Artzney/
so mit keinem Jndianischen oder Arabischen Golde zu-
bezahlen. Hilff Barmhertziger ewiger Gott/ wer wolte
jmmermehr solche Allmechtige Himmlische Krafft/ bey
diesem einfeltigen Sprüchlein vnnd Paradyßblümlein
gesucht haben. Aber doch ists vnd bleibets war/ wider
alle Hellenpforten/ weil es der allgewaltige Himmelkö-
nig Jesus selbest sagt/ der Wort des ewigen lebens redet.
Also saget er auch Johan. 5. Warlich/ warlich ich sage
euch/ wer mein Wort helt/ vnd gleubet dem/ der mich ge-
sand hat/ der hat das ewige Leben/ vnd kömpt nicht ins
Gericht/ sondern ist vom tode zum leben hindurch ge-
drungen.

PerspectiuaDie Kunstreichen Mahler/ können sonderliche Ge-
mälde machen/ die nennet man perspectiuas, das sind
etwas lenglichte Taffeln/ die haben im ersten ansehen ei-
ne grewliche gestalt/ also/ das man nichts darinnen sie-
het/ als lauter vngeproportionirte abschewliche Men-
schenköpffe vnd Menschenbeine: Aber wann man auff
der seiten durch ein besonders löchlein/ das gemälde an-
siehet/ so sind es so wunder schöne Figuren/ das man sie
mit lust vnd verwunderung ansehen mus: Eben eine
solche gelegenheit hat es auch mit geistlicher perspectiua
vnd anschawung des Todes/ siehet man denselbigen

absolute

Chriſtliche Leichpredigt.

Der zeitliche Todt ſol vns in einen kuͤhlen Taw vnnd
ſanfften Schlaff verwandelt werden/ vnd ſollen den ewi-
gen Todt nicht ſehen ewiglich: wir ſollen nicht ins Ge-
richt kommen: ſondern die Seele ſol von Mund aus/ als
ein beſonders Balſamtroͤpfflein/ von den heiligen En-
geln in die Hand Jeſu Chriſti getragen werden. Ach das
iſt doch ja eine vber alle maſſen edle fuͤrtreffliche Artzney/
ſo mit keinem Jndianiſchen oder Arabiſchen Golde zu-
bezahlen. Hilff Barmhertziger ewiger Gott/ wer wolte
jmmermehr ſolche Allmechtige Himmliſche Krafft/ bey
dieſem einfeltigen Spruͤchlein vnnd Paradyßbluͤmlein
geſucht haben. Aber doch iſts vnd bleibets war/ wider
alle Hellenpforten/ weil es der allgewaltige Himmelkoͤ-
nig Jeſus ſelbeſt ſagt/ der Wort des ewigen lebens redet.
Alſo ſaget er auch Johan. 5. Warlich/ warlich ich ſage
euch/ wer mein Wort helt/ vnd gleubet dem/ der mich ge-
ſand hat/ der hat das ewige Leben/ vnd koͤmpt nicht ins
Gericht/ ſondern iſt vom tode zum leben hindurch ge-
drungen.

PerſpectiuaDie Kunſtreichen Mahler/ koͤnnen ſonderliche Ge-
maͤlde machen/ die nennet man perſpectiuas, das ſind
etwas lenglichte Taffeln/ die haben im erſten anſehen ei-
ne grewliche geſtalt/ alſo/ das man nichts darinnen ſie-
het/ als lauter vngeproportionirte abſchewliche Men-
ſchenkoͤpffe vnd Menſchenbeine: Aber wann man auff
der ſeiten durch ein beſonders loͤchlein/ das gemaͤlde an-
ſiehet/ ſo ſind es ſo wunder ſchoͤne Figuren/ das man ſie
mit luſt vnd verwunderung anſehen mus: Eben eine
ſolche gelegenheit hat es auch mit geiſtlicher perſpectiua
vnd anſchawung des Todes/ ſiehet man denſelbigen

abſolutè

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0036"/><fw type="header" place="top">Chri&#x017F;tliche Leichpredigt.</fw><lb/>
Der zeitliche Todt &#x017F;ol vns in einen ku&#x0364;hlen Taw vnnd<lb/>
&#x017F;anfften Schlaff verwandelt werden/ vnd &#x017F;ollen den ewi-<lb/>
gen Todt nicht &#x017F;ehen ewiglich: wir &#x017F;ollen nicht ins Ge-<lb/>
richt kommen: &#x017F;ondern die Seele &#x017F;ol von Mund aus/ als<lb/>
ein be&#x017F;onders Bal&#x017F;amtro&#x0364;pfflein/ von den heiligen En-<lb/>
geln in die Hand <persName>Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti</persName> getragen werden. Ach das<lb/>
i&#x017F;t doch ja eine vber alle ma&#x017F;&#x017F;en edle fu&#x0364;rtreffliche Artzney/<lb/>
&#x017F;o mit keinem Jndiani&#x017F;chen oder Arabi&#x017F;chen Golde zu-<lb/>
bezahlen. Hilff Barmhertziger ewiger Gott/ wer wolte<lb/>
jmmermehr &#x017F;olche Allmechtige Himmli&#x017F;che Krafft/ bey<lb/>
die&#x017F;em einfeltigen Spru&#x0364;chlein vnnd Paradyßblu&#x0364;mlein<lb/>
ge&#x017F;ucht haben. Aber doch i&#x017F;ts vnd bleibets war/ wider<lb/>
alle Hellenpforten/ weil es der allgewaltige Himmelko&#x0364;-<lb/>
nig <persName>Je&#x017F;us</persName> &#x017F;elbe&#x017F;t &#x017F;agt/ der Wort des ewigen lebens redet.<lb/>
Al&#x017F;o &#x017F;aget er auch <persName>Johan.</persName> 5. Warlich/ warlich ich &#x017F;age<lb/>
euch/ wer mein Wort helt/ vnd gleubet dem/ der mich ge-<lb/>
&#x017F;and hat/ der hat das ewige Leben/ vnd ko&#x0364;mpt nicht ins<lb/>
Gericht/ &#x017F;ondern i&#x017F;t vom tode zum leben hindurch ge-<lb/>
drungen.</p><lb/>
            <p><note place="left"><hi rendition="#aq">Per&#x017F;pectiua</hi></note>Die Kun&#x017F;treichen Mahler/ ko&#x0364;nnen &#x017F;onderliche Ge-<lb/>
ma&#x0364;lde machen/ die nennet man <hi rendition="#aq">per&#x017F;pectiuas,</hi> das &#x017F;ind<lb/>
etwas lenglichte Taffeln/ die haben im er&#x017F;ten an&#x017F;ehen ei-<lb/>
ne grewliche ge&#x017F;talt/ al&#x017F;o/ das man nichts darinnen &#x017F;ie-<lb/>
het/ als lauter vngeproportionirte ab&#x017F;chewliche Men-<lb/>
&#x017F;chenko&#x0364;pffe vnd Men&#x017F;chenbeine: Aber wann man auff<lb/>
der &#x017F;eiten durch ein be&#x017F;onders lo&#x0364;chlein/ das gema&#x0364;lde an-<lb/>
&#x017F;iehet/ &#x017F;o &#x017F;ind es &#x017F;o wunder &#x017F;cho&#x0364;ne Figuren/ das man &#x017F;ie<lb/>
mit lu&#x017F;t vnd verwunderung an&#x017F;ehen mus: Eben eine<lb/>
&#x017F;olche gelegenheit hat es auch mit gei&#x017F;tlicher <hi rendition="#aq">per&#x017F;pectiua</hi><lb/>
vnd an&#x017F;chawung des Todes/ &#x017F;iehet man den&#x017F;elbigen<lb/>
<fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#aq">ab&#x017F;olutè</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[0036] Chriſtliche Leichpredigt. Der zeitliche Todt ſol vns in einen kuͤhlen Taw vnnd ſanfften Schlaff verwandelt werden/ vnd ſollen den ewi- gen Todt nicht ſehen ewiglich: wir ſollen nicht ins Ge- richt kommen: ſondern die Seele ſol von Mund aus/ als ein beſonders Balſamtroͤpfflein/ von den heiligen En- geln in die Hand Jeſu Chriſti getragen werden. Ach das iſt doch ja eine vber alle maſſen edle fuͤrtreffliche Artzney/ ſo mit keinem Jndianiſchen oder Arabiſchen Golde zu- bezahlen. Hilff Barmhertziger ewiger Gott/ wer wolte jmmermehr ſolche Allmechtige Himmliſche Krafft/ bey dieſem einfeltigen Spruͤchlein vnnd Paradyßbluͤmlein geſucht haben. Aber doch iſts vnd bleibets war/ wider alle Hellenpforten/ weil es der allgewaltige Himmelkoͤ- nig Jeſus ſelbeſt ſagt/ der Wort des ewigen lebens redet. Alſo ſaget er auch Johan. 5. Warlich/ warlich ich ſage euch/ wer mein Wort helt/ vnd gleubet dem/ der mich ge- ſand hat/ der hat das ewige Leben/ vnd koͤmpt nicht ins Gericht/ ſondern iſt vom tode zum leben hindurch ge- drungen. Die Kunſtreichen Mahler/ koͤnnen ſonderliche Ge- maͤlde machen/ die nennet man perſpectiuas, das ſind etwas lenglichte Taffeln/ die haben im erſten anſehen ei- ne grewliche geſtalt/ alſo/ das man nichts darinnen ſie- het/ als lauter vngeproportionirte abſchewliche Men- ſchenkoͤpffe vnd Menſchenbeine: Aber wann man auff der ſeiten durch ein beſonders loͤchlein/ das gemaͤlde an- ſiehet/ ſo ſind es ſo wunder ſchoͤne Figuren/ das man ſie mit luſt vnd verwunderung anſehen mus: Eben eine ſolche gelegenheit hat es auch mit geiſtlicher perſpectiua vnd anſchawung des Todes/ ſiehet man denſelbigen abſolutè Perſpectiua

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/343014
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/343014/36
Zitationshilfe:	Seilerus, Tobias: THRENOLOGIA. Christliche Leich vnd EhrenSermon, Bey dem Adelichen Leichbegengniß Der Edlen/ viel- Ehren Tugendtreichen Frawen Barbaræ/ gebornen Zettritzin. Leipzig, 1605, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/343014/36>, abgerufen am 16.02.2025.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Kontakt).

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.