Bewahren, lieber Eduard, sollen wir die Geschichte des armen Schlemihl, dergestalt bewahren, daß sie vor Augen, die nicht hin- einzusehen haben, beschirmt bleibe. Das ist eine schlimme Aufgabe. Es gibt solcher Augen eine ganze Menge, und welcher Sterbliche kann die Schicksale eines Manuscriptes be- stimmen, eines Dinges, das beinah noch schlim- mer zu hüten ist, als ein gesprochenes Wort. Da mach' ich's denn wie ein Schwindelnder, der in der Angst lieber gleich in den Ab- grund springt: ich lasse die ganze Geschichte drucken.
An Ebendenſelben von Fouqué.
Bewahren, lieber Eduard, ſollen wir die Geſchichte des armen Schlemihl, dergeſtalt bewahren, daß ſie vor Augen, die nicht hin- einzuſehen haben, beſchirmt bleibe. Das iſt eine ſchlimme Aufgabe. Es gibt ſolcher Augen eine ganze Menge, und welcher Sterbliche kann die Schickſale eines Manuſcriptes be- ſtimmen, eines Dinges, das beinah noch ſchlim- mer zu hüten iſt, als ein geſprochenes Wort. Da mach’ ich’s denn wie ein Schwindelnder, der in der Angſt lieber gleich in den Ab- grund ſpringt: ich laſſe die ganze Geſchichte drucken.
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[[11]/0017]
An Ebendenſelben
von
Fouqué.
Bewahren, lieber Eduard, ſollen wir die
Geſchichte des armen Schlemihl, dergeſtalt
bewahren, daß ſie vor Augen, die nicht hin-
einzuſehen haben, beſchirmt bleibe. Das iſt
eine ſchlimme Aufgabe. Es gibt ſolcher Augen
eine ganze Menge, und welcher Sterbliche
kann die Schickſale eines Manuſcriptes be-
ſtimmen, eines Dinges, das beinah noch ſchlim-
mer zu hüten iſt, als ein geſprochenes Wort.
Da mach’ ich’s denn wie ein Schwindelnder,
der in der Angſt lieber gleich in den Ab-
grund ſpringt: ich laſſe die ganze Geſchichte
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. [11]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/17>, abgerufen am 21.03.2023.
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