Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.Kisten mit Gold angefüllt, ich wachte die zwölf- Nun saß ich da, das Auge auf die Zeiger Kiſten mit Gold angefüllt, ich wachte die zwölf- Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="55"/> Kiſten mit Gold angefüllt, ich wachte die zwölf-<lb/> te Stunde heran. — Sie ſchlug. —</p><lb/> <p>Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger<lb/> der Uhr gerichtet, die Sekunden, die Minuten<lb/> zählend, wie Dolchſtiche. Bei jedem Lärm, der<lb/> ſich regte, fuhr ich auf, der Tag brach an.<lb/> Die bleiernen Stunden verdrängten einander,<lb/> es ward Mittag, Abend, Nacht; es rückten die<lb/> Zeiger, welkte die Hoffnung; es ſchlug eilf, und<lb/> nichts erſchien, die letzten Minuten der letzten<lb/> Stunde fielen, und nichts erſchien, es ſchlug<lb/> der erſte Schlag, der letzte Schlag der zwölften<lb/> Stunde, und ich ſank hofnungslos in unendli-<lb/> chen Thränen auf mein Lager zurück. Morgen<lb/> ſollt’ ich — auf immer ſchattenlos, um die<lb/> Hand der Geliebten anhalten; ein banger Schlaf<lb/> drückte mir gegen den Morgen die Augen zu.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [55/0079]
Kiſten mit Gold angefüllt, ich wachte die zwölf-
te Stunde heran. — Sie ſchlug. —
Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger
der Uhr gerichtet, die Sekunden, die Minuten
zählend, wie Dolchſtiche. Bei jedem Lärm, der
ſich regte, fuhr ich auf, der Tag brach an.
Die bleiernen Stunden verdrängten einander,
es ward Mittag, Abend, Nacht; es rückten die
Zeiger, welkte die Hoffnung; es ſchlug eilf, und
nichts erſchien, die letzten Minuten der letzten
Stunde fielen, und nichts erſchien, es ſchlug
der erſte Schlag, der letzte Schlag der zwölften
Stunde, und ich ſank hofnungslos in unendli-
chen Thränen auf mein Lager zurück. Morgen
ſollt’ ich — auf immer ſchattenlos, um die
Hand der Geliebten anhalten; ein banger Schlaf
drückte mir gegen den Morgen die Augen zu.
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