ward, einem schattenlosen Herrn zu dienen!" Er schwieg, und ich hielt mein Gesicht in mei- nen Händen. --
"Bendel," setzt' ich spät und zitternd hinzu, "nun hast Du mein Vertrauen, nun kannst Du es verrathen. Geh' hin und zeuge wider mich." -- Er schien in schwerem Kam- pfe mit sich selber, endlich stürzte er vor mir nieder, und ergriff meine Hand, die er mit sei- nen Thränen benetzte. "Nein," rief er aus, "was die Welt auch meine, ich kann und werde um Schattenswillen meinen gütigen Herrn nicht verlassen, ich werde recht, und nicht klug han- deln, ich werde bei Ihnen bleiben, Ihnen mei- nen Schatten borgen, Ihnen helfen, wo ich kann, und wo ich nicht kann, mit Ihnen wei- nen." Ich fiel ihm um den Hals, ob solcher ungewohnten Gesinnung staunend; denn ich war von ihm überzeugt, daß er es nicht um Gold that.
Seitdem änderten sich in Etwas mein Schicksal und meine Lebensweise. Es ist unbe- schreiblich, wie vorsorglich Bendel mein Ge-
ward, einem ſchattenloſen Herrn zu dienen!„ Er ſchwieg, und ich hielt mein Geſicht in mei- nen Händen. —
“Bendel,„ ſetzt’ ich ſpät und zitternd hinzu, “nun haſt Du mein Vertrauen, nun kannſt Du es verrathen. Geh’ hin und zeuge wider mich.„ — Er ſchien in ſchwerem Kam- pfe mit ſich ſelber, endlich ſtürzte er vor mir nieder, und ergriff meine Hand, die er mit ſei- nen Thränen benetzte. “Nein,„ rief er aus, “was die Welt auch meine, ich kann und werde um Schattenswillen meinen gütigen Herrn nicht verlaſſen, ich werde recht, und nicht klug han- deln, ich werde bei Ihnen bleiben, Ihnen mei- nen Schatten borgen, Ihnen helfen, wo ich kann, und wo ich nicht kann, mit Ihnen wei- nen.„ Ich fiel ihm um den Hals, ob ſolcher ungewohnten Geſinnung ſtaunend; denn ich war von ihm überzeugt, daß er es nicht um Gold that.
Seitdem änderten ſich in Etwas mein Schickſal und meine Lebensweiſe. Es iſt unbe- ſchreiblich, wie vorſorglich Bendel mein Ge-
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ward, einem ſchattenloſen Herrn zu dienen!„
Er ſchwieg, und ich hielt mein Geſicht in mei-
nen Händen. —
“Bendel,„ ſetzt’ ich ſpät und zitternd
hinzu, “nun haſt Du mein Vertrauen, nun
kannſt Du es verrathen. Geh’ hin und zeuge
wider mich.„ — Er ſchien in ſchwerem Kam-
pfe mit ſich ſelber, endlich ſtürzte er vor mir
nieder, und ergriff meine Hand, die er mit ſei-
nen Thränen benetzte. “Nein,„ rief er aus,
“was die Welt auch meine, ich kann und werde
um Schattenswillen meinen gütigen Herrn nicht
verlaſſen, ich werde recht, und nicht klug han-
deln, ich werde bei Ihnen bleiben, Ihnen mei-
nen Schatten borgen, Ihnen helfen, wo ich
kann, und wo ich nicht kann, mit Ihnen wei-
nen.„ Ich fiel ihm um den Hals, ob ſolcher
ungewohnten Geſinnung ſtaunend; denn ich war
von ihm überzeugt, daß er es nicht um Gold
that.
Seitdem änderten ſich in Etwas mein
Schickſal und meine Lebensweiſe. Es iſt unbe-
ſchreiblich, wie vorſorglich Bendel mein Ge-
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/55>, abgerufen am 28.07.2024.
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