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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.

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einige Kisten Goldes liegen, das behalte Du.
Ich werde allein unstät in der Welt wandern;
wann mir aber je eine heitere Stunde wieder
lacht, und das Glück mich versöhnet anblickt,
dann will ich Deiner getreu gedenken, denn ich
habe an Deiner getreuen Brust in schweren
schmerzlichen Stunden geweint."

Mit gebrochenem Herzen mußte der Red-
liche diesem letzten Befehle seines Herrn, wor-
über er in der Seele erschrack, gehorchen; ich
war seinen Bitten, seinen Vorstellungen taub,
blind seinen Thränen; er führte mir das Pferd
vor. Ich drückte noch einmal den Weinenden
an meine Brust, schwang mich in den Sattel
und entfernte mich unter dem Mantel der Nacht
von dem Grabe meines Lebens, unbekümmert,
welchen Weg mein Pferd mich führen werde;
denn ich hatte weiter auf Erden kein Ziel, kei-
nen Wunsch, keine Hoffnung.



einige Kiſten Goldes liegen, das behalte Du.
Ich werde allein unſtät in der Welt wandern;
wann mir aber je eine heitere Stunde wieder
lacht, und das Glück mich verſöhnet anblickt,
dann will ich Deiner getreu gedenken, denn ich
habe an Deiner getreuen Bruſt in ſchweren
ſchmerzlichen Stunden geweint.„

Mit gebrochenem Herzen mußte der Red-
liche dieſem letzten Befehle ſeines Herrn, wor-
über er in der Seele erſchrack, gehorchen; ich
war ſeinen Bitten, ſeinen Vorſtellungen taub,
blind ſeinen Thränen; er führte mir das Pferd
vor. Ich drückte noch einmal den Weinenden
an meine Bruſt, ſchwang mich in den Sattel
und entfernte mich unter dem Mantel der Nacht
von dem Grabe meines Lebens, unbekümmert,
welchen Weg mein Pferd mich führen werde;
denn ich hatte weiter auf Erden kein Ziel, kei-
nen Wunſch, keine Hoffnung.



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[90/0118] einige Kiſten Goldes liegen, das behalte Du. Ich werde allein unſtät in der Welt wandern; wann mir aber je eine heitere Stunde wieder lacht, und das Glück mich verſöhnet anblickt, dann will ich Deiner getreu gedenken, denn ich habe an Deiner getreuen Bruſt in ſchweren ſchmerzlichen Stunden geweint.„ Mit gebrochenem Herzen mußte der Red- liche dieſem letzten Befehle ſeines Herrn, wor- über er in der Seele erſchrack, gehorchen; ich war ſeinen Bitten, ſeinen Vorſtellungen taub, blind ſeinen Thränen; er führte mir das Pferd vor. Ich drückte noch einmal den Weinenden an meine Bruſt, ſchwang mich in den Sattel und entfernte mich unter dem Mantel der Nacht von dem Grabe meines Lebens, unbekümmert, welchen Weg mein Pferd mich führen werde; denn ich hatte weiter auf Erden kein Ziel, kei- nen Wunſch, keine Hoffnung.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/118>, abgerufen am 27.04.2024.