Es gibt der Wolffsmilch sehr viel Ge- schlecht/ von welchen wir allhier etliche in der Figur vorstellen/ und annoch etlicher an- deren anregung thun.
1. Die Sonnenwendende Wolffsmilch/ Tithymalus helioscopius, aut solisequus, J. B. Helioscopius, C. B. Matth. wird also genennt/ die- weil es sich mit den gipffeln nach der Son- nen wendet. Wächßt hinter den alten Ge- bäuen/ Mauren und wüsten Orten. Hat blätter fast wie der Burgel/ doch etwas runder und dünner. Stost von der wurtzel drey o- der vier stengel/ die sind spannen-hoch/ rund/ zart/ fett/ rothlicht und voller Milch: blü- het gelb/ darauff folgen runde knöpfflein in der grösse deß Corianders/ darinnen ligt kleiner samen eines brennenden geschmacks. Die wurtzel ist weiß mit angehenckten zä- serlein.
2. Das ander Geschlecht ist die Cypresse- ne Wolffsmilch/ Tithymalus cyparissias, Matth. J. B. C. B. item Tithymalus cupressinus, J. B. wächst spannen-hoch. Der stengel ist rund/ holtzicht/ bleichroth/ scharff/ mit viel neben-zweigen und ästlein/ die sind mit schmalen langen blättlein bekleidet/ fast wie Cypressen. Oben trägt es rothgelbe Dol- den mit kleinen samen. Die wurtzel ist viel- faltig und weißlicht. Das gantze Kraut ist voller Milch. Man findet es gemeiniglich auff den sandichten Heyden und feuchten Auen. Es gibt von diesem Geschlecht etli- che sonderbahre gattungen/ als zum Exem- pel/ da die blätter dem Fiechten-laub ähn- lich/ Tithymalus foliis Pini, forte Dioscori- dis Pityusa, C. B. Tithymalo Cyparissiae similis, Pityusa multis, J. B. wie auch eine art/ deren blätter mit saffran-gelben düpflein gezeich- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
II.Cypressene Wolffsmilch.Tithy- malus cyparissias. net sind/ Tithymalus cyparissias foliis punctis croceis notatis, C. B.
[Abbildung]
III.Wolffsmilch.Tithymalus characias.
3. Das dritte geschlecht der Wolffsmilch/ Tithymalus characias, Matth. Tab. Characias rubens peregrinus, C. B. Amygdaloides s. Cha- racias, J. B. wächßt mit einem/ oder mehr ro- then/ fingersdicken stengeln elen-hoch/ und etwan höher. Die blätter vergleichen sich
Es gibt der Wolffsmilch ſehr viel Ge- ſchlecht/ von welchen wir allhier etliche in der Figur vorſtellen/ und annoch etlicher an- deren anregung thun.
1. Die Sonnenwendende Wolffsmilch/ Tithymalus helioſcopius, aut ſoliſequus, J. B. Helioſcopius, C. B. Matth. wird alſo genennt/ die- weil es ſich mit den gipffeln nach der Son- nen wendet. Waͤchßt hinter den alten Ge- baͤuen/ Mauren und wuͤſten Orten. Hat blaͤtter faſt wie der Burgel/ doch etwas runder und duͤnner. Stoſt von der wurtzel drey o- der vier ſtengel/ die ſind ſpannen-hoch/ rund/ zart/ fett/ rothlicht und voller Milch: bluͤ- het gelb/ darauff folgen runde knoͤpfflein in der groͤſſe deß Corianders/ darinnen ligt kleiner ſamen eines brennenden geſchmacks. Die wurtzel iſt weiß mit angehenckten zaͤ- ſerlein.
2. Das ander Geſchlecht iſt die Cypreſſe- ne Wolffsmilch/ Tithymalus cypariſsias, Matth. J. B. C. B. item Tithymalus cupreſsinus, J. B. waͤchſt ſpannen-hoch. Der ſtengel iſt rund/ holtzicht/ bleichroth/ ſcharff/ mit viel neben-zweigen und aͤſtlein/ die ſind mit ſchmalen langen blaͤttlein bekleidet/ faſt wie Cypreſſen. Oben traͤgt es rothgelbe Dol- den mit kleinen ſamen. Die wurtzel iſt viel- faltig und weißlicht. Das gantze Kraut iſt voller Milch. Man findet es gemeiniglich auff den ſandichten Heyden und feuchten Auen. Es gibt von dieſem Geſchlecht etli- che ſonderbahre gattungen/ als zum Exem- pel/ da die blaͤtter dem Fiechten-laub aͤhn- lich/ Tithymalus foliis Pini, fortè Dioſcori- dis Pityuſa, C. B. Tithymalo Cypariſsiæ ſimilis, Pityuſa multis, J. B. wie auch eine art/ deren blaͤtter mit ſaffran-gelben duͤpflein gezeich- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
II.Cypreſſene Wolffsmilch.Tithy- malus cypariſsias. net ſind/ Tithymalus cypariſsias foliis punctis croceis notatis, C. B.
[Abbildung]
III.Wolffsmilch.Tithymalus characias.
3. Das dritte geſchlecht der Wolffsmilch/ Tithymalus characias, Matth. Tab. Characias rubens peregrinus, C. B. Amygdaloides ſ. Cha- racias, J. B. waͤchßt mit einem/ oder mehr ro- then/ fingersdicken ſtengeln elen-hoch/ und etwan hoͤher. Die blaͤtter vergleichen ſich
dem
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Das Fuͤnffte Buch/
[Abbildung I. Sonnenwendende Wolffsmilch.
Tithymalus helioſcopius.
]
Geſchlecht und Geſtalt.
Es gibt der Wolffsmilch ſehr viel Ge-
ſchlecht/ von welchen wir allhier etliche in
der Figur vorſtellen/ und annoch etlicher an-
deren anregung thun.
1. Die Sonnenwendende Wolffsmilch/
Tithymalus helioſcopius, aut ſoliſequus, J. B.
Helioſcopius, C. B. Matth. wird alſo genennt/ die-
weil es ſich mit den gipffeln nach der Son-
nen wendet. Waͤchßt hinter den alten Ge-
baͤuen/ Mauren und wuͤſten Orten. Hat
blaͤtter faſt wie der Burgel/ doch etwas runder
und duͤnner. Stoſt von der wurtzel drey o-
der vier ſtengel/ die ſind ſpannen-hoch/ rund/
zart/ fett/ rothlicht und voller Milch: bluͤ-
het gelb/ darauff folgen runde knoͤpfflein in
der groͤſſe deß Corianders/ darinnen ligt
kleiner ſamen eines brennenden geſchmacks.
Die wurtzel iſt weiß mit angehenckten zaͤ-
ſerlein.
2. Das ander Geſchlecht iſt die Cypreſſe-
ne Wolffsmilch/ Tithymalus cypariſsias,
Matth. J. B. C. B. item Tithymalus cupreſsinus,
J. B. waͤchſt ſpannen-hoch. Der ſtengel iſt
rund/ holtzicht/ bleichroth/ ſcharff/ mit viel
neben-zweigen und aͤſtlein/ die ſind mit
ſchmalen langen blaͤttlein bekleidet/ faſt wie
Cypreſſen. Oben traͤgt es rothgelbe Dol-
den mit kleinen ſamen. Die wurtzel iſt viel-
faltig und weißlicht. Das gantze Kraut iſt
voller Milch. Man findet es gemeiniglich
auff den ſandichten Heyden und feuchten
Auen. Es gibt von dieſem Geſchlecht etli-
che ſonderbahre gattungen/ als zum Exem-
pel/ da die blaͤtter dem Fiechten-laub aͤhn-
lich/ Tithymalus foliis Pini, fortè Dioſcori-
dis Pityuſa, C. B. Tithymalo Cypariſsiæ ſimilis,
Pityuſa multis, J. B. wie auch eine art/ deren
blaͤtter mit ſaffran-gelben duͤpflein gezeich-
[Abbildung II. Cypreſſene Wolffsmilch. Tithy-
malus cypariſsias.
]
net ſind/ Tithymalus cypariſsias foliis punctis
croceis notatis, C. B.
[Abbildung III. Wolffsmilch. Tithymalus
characias.
]
3. Das dritte geſchlecht der Wolffsmilch/
Tithymalus characias, Matth. Tab. Characias
rubens peregrinus, C. B. Amygdaloides ſ. Cha-
racias, J. B. waͤchßt mit einem/ oder mehr ro-
then/ fingersdicken ſtengeln elen-hoch/ und
etwan hoͤher. Die blaͤtter vergleichen ſich
dem
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 966. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/982>, abgerufen am 21.11.2024.
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