Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] Heide beere in Böhmen/ Teutschland/ auch
Durst.hin und wider feil tragt/ und zu Löschung
des Dursts gebraucht.

Die rothen Steinbeer gedörrt/ gepülvert/
und bißweilen eines halben Quintleins
schwär mit Pappelen-wasser eingenommen/
Ruhr.dienet nicht nur zu Stillung der Ruhren
und Bauch-flüssen/ sondern auch wider den
Stein/
Sand und
Schleim
der Nieren.
Stein/ Grieß/ Sand und Schleim der
Nieren/ welches sie außführen.

Die rothen Steinbeer in Wasser gesotten/
färben dasselbe/ daß es einem rothen Wein
Gesotten
Wasser für
den Durst.
gleich sihet/ wird auch wohl geschmackt und
lieblich für den Durst zu trincken.

Wenn man den Safft auß den frischen/
reiffen Heidelbeeren außtruckt/ durch ein
fließ-papeir trieffen laßt/ und mit Zucker zu
einem Syrup kocht/ gibt es einen lieblichen
Geblüt ab-
lühlen.
Safft ab/ welcher sehr dienstlich zu Abküh-
lung des Geblüts und allen übrigen Kranck-
heiten/ wider welche der Myrten-syrup in
vorigem Capitel gerühmet worden.

Etliche thun auch die Beere in das Baum-
Heydel-
beer-öl.
öl/ kochen sie darinnen/ (man kan die
Blätter auch darzu nehmen/) trucken her-
nach das Oel durch ein Tuch. Mit diesem
Oel das Haupt bißweilen geschmieret/ ver-
Haar auß-
fallen.
hinderet das Haar-außfallen. Man kan
es auch mit Muscatnuß und Mastix-öl ver-
mischen/ und den Bauch derjenigen damit
Erbrechen.
Ruhr.
offt warm salben/ welche mit einem Bauch-
fluß oder Erbrechen behafftet.



CAPUT XXXII.
[Abbildung] Spindelbaum. Evonymus.
Namen.

SPindelbaum oder Hahn-hödlein
heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Latei-
nisch/ Evonymus. Jtaliänisch/ Fu-
[Spaltenumbruch] sano.
Frantzösisch/ Cherme, Chermine.
Bonnet du Prestre.
Englisch/ Spindletree/
or Prickwood. Niderländisch/ Papenhut.

Gestalt.

Der Spindelbaum wachst gemeiniglich
under den Hecken/ neben den Landstrassen.
Seine lange/ zerkerffte/ außgespitzte grüne
Blätter vergleichen sich dem Granaten-
laub oder Sinngrün/ allein daß sie grösser
sind: Der Stamm ist Arms dick/ mit einer
graw-farben und zähen Rinden bekleidet/
darzu mit langen geraden Ruthen oder Aest-
lein umb[f]angen/ welche/ da sie noch jung
sind/ ein gantz viereckichte und grüne Rin-
den haben. Jm Frühling erscheinet seine
weisse oder bleiche vier-blättige/ mit vier
kleineren grünlichten Blättlein understützte
Blüht/ darauff folgen schöne Rosin-rothe
Beer/ mit vier Ecken/ wie in der Rauten/
in welchen vier ablang-runde bittere Körn-
lein verschlossen ligen/ ein jedes under einem
dünnen gold-gälben Häutlein. Das Holtz
ist steiff/ fest/ gelb/ wie der Burbaum. Die
Weiber lassen ihnen Spindeln darvon dre-
hen. Das gantze Gewächs/ dieweil es noch
grün ist/ riechet starck und übel/ insonder-
heit aber die Rinde und Blüht. Die Blät-
ter und Frucht ist den Ziegen und Schaafen
eine tödtliche Speiß/ daher sie weder von
Menschen noch Vieh soll gebrauchet werden.

Eigenschafft.

Der Spindelbaum/ wie auch seine Frucht
oder Beere/ haben ein scharff etzendes/ mit
unlieblichem Schwefel vermischtes Saltz in
sich/ daher sie die Eigenschafft haben starck
über sich und under sich zu purgieren/ oder
auch gar Entzündungen zu machen/ wenn
sie solten innerlich gebraucht werden. Es
wird aber dieses Gewächs wenig oder gar
nicht zu Nutz gezogen.

Gebrauch.

Es sind bißweilen Bawren her/ welche 3.
oder 4. der zeitigen Beere dieser Stauden es-
sen/ und davon über sich und under sich
wacker gereiniget werden. Es ist aber einSchädli-
che Pur-
gierung.

gefährliche Purgier-Artzney/ weilen sie gar
leicht innerliche Entzündungen anrichten/
und hitzige gifftige Fieber erwecken kan.

Aeusserlich kan man die Beere in LaugenHaar gelb
machen.

kochen/ die Haar und das Haupt damit
zwagen/ so macht es die Haare gelb.

Das Pulver von den gedörrten Beere mit
Butter vermischt/ und das Haupt der Kin-Läuse des
Haupts.

dern damit geschmieret/ tödtet und vertrei-
bet die Läuse.



CAPUT XXXIII.
Kirschenbaum. Cerasus.
Namen.

KIrschenbaum heisset Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Cerasus. Jta-
liänisch/ Ciregio, Ciriegio, Ciregiaio.
Frantzösisch/ Cerisier. Spanisch/ Cuindo.
Englisch/ Cherytree. Dänisch/ Kirseboer-
troe. Niderländisch/ Kriekboom.

Kirschen heissen Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].

Latei-

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] Heide beere in Boͤhmen/ Teutſchland/ auch
Durſt.hin und wider feil tragt/ und zu Loͤſchung
des Durſts gebraucht.

Die rothen Steinbeer gedoͤrꝛt/ gepuͤlvert/
und bißweilen eines halben Quintleins
ſchwaͤr mit Pappelen-waſſer eingenommen/
Ruhr.dienet nicht nur zu Stillung der Ruhren
und Bauch-fluͤſſen/ ſondern auch wider den
Stein/
Sand und
Schleim
der Nierẽ.
Stein/ Grieß/ Sand und Schleim der
Nieren/ welches ſie außfuͤhren.

Die rothen Steinbeer in Waſſer geſotten/
faͤrben daſſelbe/ daß es einem rothen Wein
Geſotten
Waſſer fuͤr
den Durſt.
gleich ſihet/ wird auch wohl geſchmackt und
lieblich fuͤr den Durſt zu trincken.

Wenn man den Safft auß den friſchen/
reiffen Heidelbeeren außtruckt/ durch ein
fließ-papeir trieffen laßt/ und mit Zucker zu
einem Syrup kocht/ gibt es einen lieblichen
Gebluͤt ab-
luͤhlen.
Safft ab/ welcher ſehr dienſtlich zu Abkuͤh-
lung des Gebluͤts und allen uͤbrigen Kranck-
heiten/ wider welche der Myrten-ſyrup in
vorigem Capitel geruͤhmet worden.

Etliche thun auch die Beere in das Baum-
Heydel-
beer-oͤl.
oͤl/ kochen ſie darinnen/ (man kan die
Blaͤtter auch darzu nehmen/) trucken her-
nach das Oel durch ein Tuch. Mit dieſem
Oel das Haupt bißweilen geſchmieret/ ver-
Haar auß-
fallen.
hinderet das Haar-außfallen. Man kan
es auch mit Muſcatnuß und Maſtix-oͤl ver-
miſchen/ und den Bauch derjenigen damit
Erbrechẽ.
Ruhr.
offt warm ſalben/ welche mit einem Bauch-
fluß oder Erbrechen behafftet.



CAPUT XXXII.
[Abbildung] Spindelbaum. Evonymus.
Namen.

SPindelbaum oder Hahn-hoͤdlein
heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Latei-
niſch/ Evonymus. Jtaliaͤniſch/ Fu-
[Spaltenumbruch] ſano.
Frantzoͤſiſch/ Cherme, Chermine.
Bonnet du Preſtre.
Engliſch/ Spindletree/
or Prickwood. Niderlaͤndiſch/ Papenhut.

Geſtalt.

Der Spindelbaum wachſt gemeiniglich
under den Hecken/ neben den Landſtraſſen.
Seine lange/ zerkerffte/ außgeſpitzte gruͤne
Blaͤtter vergleichen ſich dem Granaten-
laub oder Sinngruͤn/ allein daß ſie groͤſſer
ſind: Der Stamm iſt Arms dick/ mit einer
graw-farben und zaͤhen Rinden bekleidet/
darzu mit langen geraden Ruthen oder Aeſt-
lein umb[f]angen/ welche/ da ſie noch jung
ſind/ ein gantz viereckichte und gruͤne Rin-
den haben. Jm Fruͤhling erſcheinet ſeine
weiſſe oder bleiche vier-blaͤttige/ mit vier
kleineren gruͤnlichten Blaͤttlein underſtuͤtzte
Bluͤht/ darauff folgen ſchoͤne Roſin-rothe
Beer/ mit vier Ecken/ wie in der Rauten/
in welchen vier ablang-runde bittere Koͤrn-
lein verſchloſſen ligen/ ein jedes under einem
duͤnnen gold-gaͤlben Haͤutlein. Das Holtz
iſt ſteiff/ feſt/ gelb/ wie der Burbaum. Die
Weiber laſſen ihnen Spindeln darvon dre-
hen. Das gantze Gewaͤchs/ dieweil es noch
gruͤn iſt/ riechet ſtarck und uͤbel/ inſonder-
heit aber die Rinde und Bluͤht. Die Blaͤt-
ter und Frucht iſt den Ziegen und Schaafen
eine toͤdtliche Speiß/ daher ſie weder von
Menſchen noch Vieh ſoll gebrauchet werden.

Eigenſchafft.

Der Spindelbaum/ wie auch ſeine Frucht
oder Beere/ haben ein ſcharff etzendes/ mit
unlieblichem Schwefel vermiſchtes Saltz in
ſich/ daher ſie die Eigenſchafft haben ſtarck
uͤber ſich und under ſich zu purgieren/ oder
auch gar Entzuͤndungen zu machen/ wenn
ſie ſolten innerlich gebraucht werden. Es
wird aber dieſes Gewaͤchs wenig oder gar
nicht zu Nutz gezogen.

Gebrauch.

Es ſind bißweilen Bawren her/ welche 3.
oder 4. der zeitigen Beere dieſer Stauden eſ-
ſen/ und davon uͤber ſich und under ſich
wacker gereiniget werden. Es iſt aber einSchaͤdli-
che Pur-
gierung.

gefaͤhrliche Purgier-Artzney/ weilen ſie gar
leicht innerliche Entzuͤndungen anrichten/
und hitzige gifftige Fieber erwecken kan.

Aeuſſerlich kan man die Beere in LaugenHaar gelb
machen.

kochen/ die Haar und das Haupt damit
zwagen/ ſo macht es die Haare gelb.

Das Pulver von den gedoͤrꝛten Beere mit
Butter vermiſcht/ und das Haupt der Kin-Laͤuſe des
Haupts.

dern damit geſchmieret/ toͤdtet und vertrei-
bet die Laͤuſe.



CAPUT XXXIII.
Kirſchenbaum. Ceraſus.
Namen.

KIrſchenbaum heiſſet Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Ceraſus. Jta-
liaͤniſch/ Ciregio, Ciriegio, Ciregiaio.
Frantzoͤſiſch/ Ceriſier. Spaniſch/ Cuindo.
Engliſch/ Cherytree. Daͤniſch/ Kirſeboer-
troe. Niderlaͤndiſch/ Kriekboom.

Kirſchen heiſſen Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].

Latei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0090" n="74"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Er&#x017F;te Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
Heide beere in Bo&#x0364;hmen/ Teut&#x017F;chland/ auch<lb/><note place="left">Dur&#x017F;t.</note>hin und wider feil tragt/ und zu Lo&#x0364;&#x017F;chung<lb/>
des Dur&#x017F;ts gebraucht.</p><lb/>
            <p>Die rothen Steinbeer gedo&#x0364;r&#xA75B;t/ gepu&#x0364;lvert/<lb/>
und bißweilen eines halben Quintleins<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;r mit Pappelen-wa&#x017F;&#x017F;er eingenommen/<lb/><note place="left">Ruhr.</note>dienet nicht nur zu Stillung der Ruhren<lb/>
und Bauch-flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern auch wider den<lb/><note place="left">Stein/<lb/>
Sand und<lb/>
Schleim<lb/>
der Nier&#x1EBD;.</note>Stein/ Grieß/ Sand und Schleim der<lb/>
Nieren/ welches &#x017F;ie außfu&#x0364;hren.</p><lb/>
            <p>Die rothen Steinbeer in Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;otten/<lb/>
fa&#x0364;rben da&#x017F;&#x017F;elbe/ daß es einem rothen Wein<lb/><note place="left">Ge&#x017F;otten<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;r<lb/>
den Dur&#x017F;t.</note>gleich &#x017F;ihet/ wird auch wohl ge&#x017F;chmackt und<lb/>
lieblich fu&#x0364;r den Dur&#x017F;t zu trincken.</p><lb/>
            <p>Wenn man den Safft auß den fri&#x017F;chen/<lb/>
reiffen Heidelbeeren außtruckt/ durch ein<lb/>
fließ-papeir trieffen laßt/ und mit Zucker zu<lb/>
einem Syrup kocht/ gibt es einen lieblichen<lb/><note place="left">Geblu&#x0364;t ab-<lb/>
lu&#x0364;hlen.</note>Safft ab/ welcher &#x017F;ehr dien&#x017F;tlich zu Abku&#x0364;h-<lb/>
lung des Geblu&#x0364;ts und allen u&#x0364;brigen Kranck-<lb/>
heiten/ wider welche der Myrten-&#x017F;yrup in<lb/>
vorigem Capitel geru&#x0364;hmet worden.</p><lb/>
            <p>Etliche thun auch die Beere in das Baum-<lb/><note place="left">Heydel-<lb/>
beer-o&#x0364;l.</note>o&#x0364;l/ kochen &#x017F;ie darinnen/ (man kan die<lb/>
Bla&#x0364;tter auch darzu nehmen/) trucken her-<lb/>
nach das Oel durch ein Tuch. Mit die&#x017F;em<lb/>
Oel das Haupt bißweilen ge&#x017F;chmieret/ ver-<lb/><note place="left">Haar auß-<lb/>
fallen.</note>hinderet das Haar-außfallen. Man kan<lb/>
es auch mit Mu&#x017F;catnuß und Ma&#x017F;tix-o&#x0364;l ver-<lb/>
mi&#x017F;chen/ und den Bauch derjenigen damit<lb/><note place="left">Erbrech&#x1EBD;.<lb/>
Ruhr.</note>offt warm &#x017F;alben/ welche mit einem Bauch-<lb/>
fluß oder Erbrechen behafftet.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT</hi> XXXII.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Spindelbaum.</hi> <hi rendition="#aq">Evonymus.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Pindelbaum oder Hahn-ho&#x0364;dlein<lb/>
heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Latei-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Evonymus.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Fu-<lb/><cb/>
&#x017F;ano.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cherme, Chermine.<lb/>
Bonnet du Pre&#x017F;tre.</hi> Engli&#x017F;ch/ Spindletree/<lb/>
or Prickwood. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Papenhut.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Spindelbaum wach&#x017F;t gemeiniglich<lb/>
under den Hecken/ neben den Land&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Seine lange/ zerkerffte/ außge&#x017F;pitzte gru&#x0364;ne<lb/>
Bla&#x0364;tter vergleichen &#x017F;ich dem Granaten-<lb/>
laub oder Sinngru&#x0364;n/ allein daß &#x017F;ie gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ind: Der Stamm i&#x017F;t Arms dick/ mit einer<lb/>
graw-farben und za&#x0364;hen Rinden bekleidet/<lb/>
darzu mit langen geraden Ruthen oder Ae&#x017F;t-<lb/>
lein umb<supplied>f</supplied>angen/ welche/ da &#x017F;ie noch jung<lb/>
&#x017F;ind/ ein gantz viereckichte und gru&#x0364;ne Rin-<lb/>
den haben. Jm Fru&#x0364;hling er&#x017F;cheinet &#x017F;eine<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;e oder bleiche vier-bla&#x0364;ttige/ mit vier<lb/>
kleineren gru&#x0364;nlichten Bla&#x0364;ttlein under&#x017F;tu&#x0364;tzte<lb/>
Blu&#x0364;ht/ darauff folgen &#x017F;cho&#x0364;ne Ro&#x017F;in-rothe<lb/>
Beer/ mit vier Ecken/ wie in der Rauten/<lb/>
in welchen vier ablang-runde bittere Ko&#x0364;rn-<lb/>
lein ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ligen/ ein jedes under einem<lb/>
du&#x0364;nnen gold-ga&#x0364;lben Ha&#x0364;utlein. Das Holtz<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;teiff/ fe&#x017F;t/ gelb/ wie der Burbaum. Die<lb/>
Weiber la&#x017F;&#x017F;en ihnen Spindeln darvon dre-<lb/>
hen. Das gantze Gewa&#x0364;chs/ dieweil es noch<lb/>
gru&#x0364;n i&#x017F;t/ riechet &#x017F;tarck und u&#x0364;bel/ in&#x017F;onder-<lb/>
heit aber die Rinde und Blu&#x0364;ht. Die Bla&#x0364;t-<lb/>
ter und Frucht i&#x017F;t den Ziegen und Schaafen<lb/>
eine to&#x0364;dtliche Speiß/ daher &#x017F;ie weder von<lb/>
Men&#x017F;chen noch Vieh &#x017F;oll gebrauchet werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Spindelbaum/ wie auch &#x017F;eine Frucht<lb/>
oder Beere/ haben ein &#x017F;charff etzendes/ mit<lb/>
unlieblichem Schwefel vermi&#x017F;chtes Saltz in<lb/>
&#x017F;ich/ daher &#x017F;ie die Eigen&#x017F;chafft haben &#x017F;tarck<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ich und under &#x017F;ich zu purgieren/ oder<lb/>
auch gar Entzu&#x0364;ndungen zu machen/ wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;olten innerlich gebraucht werden. Es<lb/>
wird aber die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs wenig oder gar<lb/>
nicht zu Nutz gezogen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Es &#x017F;ind bißweilen Bawren her/ welche 3.<lb/>
oder 4. der zeitigen Beere die&#x017F;er Stauden e&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und davon u&#x0364;ber &#x017F;ich und under &#x017F;ich<lb/>
wacker gereiniget werden. Es i&#x017F;t aber ein<note place="right">Scha&#x0364;dli-<lb/>
che Pur-<lb/>
gierung.</note><lb/>
gefa&#x0364;hrliche Purgier-Artzney/ weilen &#x017F;ie gar<lb/>
leicht innerliche Entzu&#x0364;ndungen anrichten/<lb/>
und hitzige gifftige Fieber erwecken kan.</p><lb/>
            <p>Aeu&#x017F;&#x017F;erlich kan man die Beere in Laugen<note place="right">Haar gelb<lb/>
machen.</note><lb/>
kochen/ die Haar und das Haupt damit<lb/>
zwagen/ &#x017F;o macht es die Haare gelb.</p><lb/>
            <p>Das Pulver von den gedo&#x0364;r&#xA75B;ten Beere mit<lb/>
Butter vermi&#x017F;cht/ und das Haupt der Kin-<note place="right">La&#x0364;u&#x017F;e des<lb/>
Haupts.</note><lb/>
dern damit ge&#x017F;chmieret/ to&#x0364;dtet und vertrei-<lb/>
bet die La&#x0364;u&#x017F;e.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT</hi> XXXIII.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Kir&#x017F;chenbaum.</hi> <hi rendition="#aq">Cera&#x017F;us.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">K</hi>Ir&#x017F;chenbaum hei&#x017F;&#x017F;et Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="2"/></foreign>-<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="4"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cera&#x017F;us.</hi> Jta-<lb/>
lia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Ciregio, Ciriegio, Ciregiaio.</hi><lb/>
Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Ceri&#x017F;ier.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cuindo.</hi><lb/>
Engli&#x017F;ch/ Cherytree. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Kir&#x017F;eboer-<lb/>
troe. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Kriekboom.</p><lb/>
            <p>Kir&#x017F;chen hei&#x017F;&#x017F;en Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Latei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0090] Das Erſte Buch/ Heide beere in Boͤhmen/ Teutſchland/ auch hin und wider feil tragt/ und zu Loͤſchung des Durſts gebraucht. Durſt. Die rothen Steinbeer gedoͤrꝛt/ gepuͤlvert/ und bißweilen eines halben Quintleins ſchwaͤr mit Pappelen-waſſer eingenommen/ dienet nicht nur zu Stillung der Ruhren und Bauch-fluͤſſen/ ſondern auch wider den Stein/ Grieß/ Sand und Schleim der Nieren/ welches ſie außfuͤhren. Ruhr. Stein/ Sand und Schleim der Nierẽ. Die rothen Steinbeer in Waſſer geſotten/ faͤrben daſſelbe/ daß es einem rothen Wein gleich ſihet/ wird auch wohl geſchmackt und lieblich fuͤr den Durſt zu trincken. Geſotten Waſſer fuͤr den Durſt. Wenn man den Safft auß den friſchen/ reiffen Heidelbeeren außtruckt/ durch ein fließ-papeir trieffen laßt/ und mit Zucker zu einem Syrup kocht/ gibt es einen lieblichen Safft ab/ welcher ſehr dienſtlich zu Abkuͤh- lung des Gebluͤts und allen uͤbrigen Kranck- heiten/ wider welche der Myrten-ſyrup in vorigem Capitel geruͤhmet worden. Gebluͤt ab- luͤhlen. Etliche thun auch die Beere in das Baum- oͤl/ kochen ſie darinnen/ (man kan die Blaͤtter auch darzu nehmen/) trucken her- nach das Oel durch ein Tuch. Mit dieſem Oel das Haupt bißweilen geſchmieret/ ver- hinderet das Haar-außfallen. Man kan es auch mit Muſcatnuß und Maſtix-oͤl ver- miſchen/ und den Bauch derjenigen damit offt warm ſalben/ welche mit einem Bauch- fluß oder Erbrechen behafftet. Heydel- beer-oͤl. Haar auß- fallen. Erbrechẽ. Ruhr. CAPUT XXXII. [Abbildung Spindelbaum. Evonymus. ] Namen. SPindelbaum oder Hahn-hoͤdlein heißt Griechiſch/ _. Latei- niſch/ Evonymus. Jtaliaͤniſch/ Fu- ſano. Frantzoͤſiſch/ Cherme, Chermine. Bonnet du Preſtre. Engliſch/ Spindletree/ or Prickwood. Niderlaͤndiſch/ Papenhut. Geſtalt. Der Spindelbaum wachſt gemeiniglich under den Hecken/ neben den Landſtraſſen. Seine lange/ zerkerffte/ außgeſpitzte gruͤne Blaͤtter vergleichen ſich dem Granaten- laub oder Sinngruͤn/ allein daß ſie groͤſſer ſind: Der Stamm iſt Arms dick/ mit einer graw-farben und zaͤhen Rinden bekleidet/ darzu mit langen geraden Ruthen oder Aeſt- lein umbfangen/ welche/ da ſie noch jung ſind/ ein gantz viereckichte und gruͤne Rin- den haben. Jm Fruͤhling erſcheinet ſeine weiſſe oder bleiche vier-blaͤttige/ mit vier kleineren gruͤnlichten Blaͤttlein underſtuͤtzte Bluͤht/ darauff folgen ſchoͤne Roſin-rothe Beer/ mit vier Ecken/ wie in der Rauten/ in welchen vier ablang-runde bittere Koͤrn- lein verſchloſſen ligen/ ein jedes under einem duͤnnen gold-gaͤlben Haͤutlein. Das Holtz iſt ſteiff/ feſt/ gelb/ wie der Burbaum. Die Weiber laſſen ihnen Spindeln darvon dre- hen. Das gantze Gewaͤchs/ dieweil es noch gruͤn iſt/ riechet ſtarck und uͤbel/ inſonder- heit aber die Rinde und Bluͤht. Die Blaͤt- ter und Frucht iſt den Ziegen und Schaafen eine toͤdtliche Speiß/ daher ſie weder von Menſchen noch Vieh ſoll gebrauchet werden. Eigenſchafft. Der Spindelbaum/ wie auch ſeine Frucht oder Beere/ haben ein ſcharff etzendes/ mit unlieblichem Schwefel vermiſchtes Saltz in ſich/ daher ſie die Eigenſchafft haben ſtarck uͤber ſich und under ſich zu purgieren/ oder auch gar Entzuͤndungen zu machen/ wenn ſie ſolten innerlich gebraucht werden. Es wird aber dieſes Gewaͤchs wenig oder gar nicht zu Nutz gezogen. Gebrauch. Es ſind bißweilen Bawren her/ welche 3. oder 4. der zeitigen Beere dieſer Stauden eſ- ſen/ und davon uͤber ſich und under ſich wacker gereiniget werden. Es iſt aber ein gefaͤhrliche Purgier-Artzney/ weilen ſie gar leicht innerliche Entzuͤndungen anrichten/ und hitzige gifftige Fieber erwecken kan. Schaͤdli- che Pur- gierung. Aeuſſerlich kan man die Beere in Laugen kochen/ die Haar und das Haupt damit zwagen/ ſo macht es die Haare gelb. Haar gelb machen. Das Pulver von den gedoͤrꝛten Beere mit Butter vermiſcht/ und das Haupt der Kin- dern damit geſchmieret/ toͤdtet und vertrei- bet die Laͤuſe. Laͤuſe des Haupts. CAPUT XXXIII. Kirſchenbaum. Ceraſus. Namen. KIrſchenbaum heiſſet Griechiſch/ __- ____. Lateiniſch/ Ceraſus. Jta- liaͤniſch/ Ciregio, Ciriegio, Ciregiaio. Frantzoͤſiſch/ Ceriſier. Spaniſch/ Cuindo. Engliſch/ Cherytree. Daͤniſch/ Kirſeboer- troe. Niderlaͤndiſch/ Kriekboom. Kirſchen heiſſen Griechiſch/ _. Latei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/90
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/90>, abgerufen am 21.12.2024.