Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Fünffte Buch/
[Spaltenumbruch]

Die Märgenrößlein änderen sich mit ih-
ren blumen/ denn etliche bringen liecht-ro-
the/ andere leibfarbe blumen. Man findet sie
auch mit weissen blumen/ und rothen oder
leibfarben linien oder tüpfflein besprenget.
Jn etlichen Lustgärten werden sie auch mit
gefüllten rothen blumen angetroffen.

Die Märgenrößlein von Jerusalem/ oder
die Constantinopolitanische blum/ Lychnis
hirsuta flore coccineo major, C. B. Flos Con-
stantinopolitanus miniatus, albus & varius, J. B.

überkommet ein lange wurtzel/ so in dünne
neben-würtzelein zertheilet wird/ und ein bit-
terlichten geschmack von sich gibet/ auß wel-
cher viel dünne/ hole/ rauche und zwey elen
hohe stengel herfürkommen/ die mit etlichen
gläichen abgetheilet sind/ daran zwey läng-
lichte/ spitzige/ rauche und schwartz-grüne
blätter hangen. Oben an den stengeln er-
scheinen viel zusammen gesetzte köpflein/ da-
rauß die schönen blumen/ den Ringelblumen
ähnlich/ doch ohne geruch/ im Brach- und
Hewmonat herfür schiessen. Der röthlichte
kleine same ligt in langen/ spitzigen hülßlein.
Jn dem Fürstlichen Eystettischen Lustgar-
ten wird dieses schöne Gewächs mit weissen/
zinnober-und leibfarben blumen angetroffen.

Eigenschafft.

Der samen der Märgenrößlein ist mit et-
was flüchtigem Saltz begabt/ und deßwegen
warm und trocken im andern grad: eröffnet/
durchtringet/ zertheilet/ und widerstehet dem
Gifft.

Gebrauch.

Dioscorides schreibt Lib. 3. c. 115. Wenn
man den Scorpionen dieses kraut anhält/
so werden sie nach etlicher Außsag davon
faul/ träg und unkräfftig zu beschädigen.



CAPUT XV.
Leberblümlein. Gramen
Parnaßi.
Namen.

LEberblümlein oder Parnasser-graß/
weisser Wintergrün/ heißt Grie-
chisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Latei-
nisch/ Gramen Parnaßi, Gramen hederaceum,
Hepatica alba, Flos hepaticus, Gramen Parnas-
si flore albo simplici, C. B. Parnaßi Dodonaeo,
quibusdam Hepaticus flos, J. B.
Englisch/
Graß of Parnassus. Niderländisch/ Graß
van Parnasso. Frantzösisch/ Gramen de Par-
nasse.

Gestalt.

Dieß Kraut hat ein kleines/ erdfarbiges
braunes/ inwendig weisses/ mit vielen haar-
zäselein behengtes/ mit grundichtem/ tröck-
nendem/ gantz gelind zusammen ziehendem
geschmack begabtes würtzelein; darauß viel
rundlichte/ etwas zugespitzte/ von farben
liechtgrüne/ den blättern des Ephews sich
vergleichende/ jedoch kleinere/ und gantz
nicht eckichte/ safftige blätter an langen stie-
len auffwachsen. Zwischen solchen blätte-
ren steigen demnach auch dünne/ kahle/
sünffeckichte/ hole/ oder mit wenigem marck
angefüllte stengelein über halb spannen hoch
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Leberblümlein. Gramen Parnaßi.
gerad empor. Ein jedes stengelein hat
nur ein eintzeles blatt/ von welchem es also
umbfasset wird/ gleich ob es durchgewach-
sen wäre. Am oberen theil aber des stenge-
leins erscheinet in dem Hewmonat ein weis-
ses/ fünffblättiges/ grosses/ mit wasserfar-
ben äderlein durchzogenes/ wolriechendes
blümlein; welches mit einem fünff- und
rund-blättigen/ grünen/ von jedem ecke des
stengeleins außwachsenden kelchlein under-
stützet wird; und inwendig viel weisse/ mit
gelben runden köpfflein gezierte zäserlein
hat. Nach verwelckung der blum folget
ein dickes/ eckichtes/ auffgeblasenes/ oben
zugespitztes/ bleich-röhtlichtes knöpfflein/ in
der grösse einer kleinen Haselnuß/ welches
viel kleine/ ablange/ gelb-rothe sämlein bey
seiner zeitigung in sich hält. Wächßt in
feuchten wiesen und gründen/ bey uns umb
Michelfelden/ bey dem Schloß Gundeldin-
gen/ wie auch auff unserer Landschafft in
den feuchten Berg-matten/ bey dem Dorff
Rigetschweil sehr häuffig. Jn dem Jahr
1691. habe ich es mitten im Hewmonat bey
dem Dorff St. Margarethen in dem Rhein-
thal/ (als ich mit Herren Dr. Anhorn/ be-
rühmtem Statt-Artzt zu St. Gallen/ und
anderen werthen Freunden/ alldorten an dem
Gestad des Rheins vor Mittag ohngefehr
spatzierete) bereits blühend angetroffen/ da
ein jedes blümlein mit einem lieblichen Bi-
sam-geruch jederman ergetzte.

Man findet annoch eine art dieses krauts
mit schöneren/ grösseren und gedoppelten
Blumen/ anzusehen wie ein Stern/ da die
blättlein der blumen nicht rund/ wie in dem
vorigen/ sondern etwas gespitzt sind. Es soll
in Braband von sich selbsten wachsen; son-
sten wird es in den Gärten auch gepflantzet:
Gramen Parnaßi albo pleno flore, C. B.

Eigen-
Das Fuͤnffte Buch/
[Spaltenumbruch]

Die Maͤrgenroͤßlein aͤnderen ſich mit ih-
ren blumen/ denn etliche bringen liecht-ro-
the/ andere leibfarbe blumen. Man findet ſie
auch mit weiſſen blumen/ und rothen oder
leibfarben linien oder tuͤpfflein beſprenget.
Jn etlichen Luſtgaͤrten werden ſie auch mit
gefuͤllten rothen blumen angetroffen.

Die Maͤrgenroͤßlein von Jeruſalem/ oder
die Conſtantinopolitaniſche blum/ Lychnis
hirſuta flore coccineo major, C. B. Flos Con-
ſtantinopolitanus miniatus, albus & varius, J. B.

uͤberkommet ein lange wurtzel/ ſo in duͤnne
neben-wuͤrtzelein zertheilet wird/ und ein bit-
terlichten geſchmack von ſich gibet/ auß wel-
cher viel duͤnne/ hole/ rauche und zwey elen
hohe ſtengel herfuͤrkommen/ die mit etlichen
glaͤichen abgetheilet ſind/ daran zwey laͤng-
lichte/ ſpitzige/ rauche und ſchwartz-gruͤne
blaͤtter hangen. Oben an den ſtengeln er-
ſcheinen viel zuſammen geſetzte koͤpflein/ da-
rauß die ſchoͤnen blumen/ den Ringelblumen
aͤhnlich/ doch ohne geruch/ im Brach- und
Hewmonat herfuͤr ſchieſſen. Der roͤthlichte
kleine ſame ligt in langen/ ſpitzigen huͤlßlein.
Jn dem Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Luſtgar-
ten wird dieſes ſchoͤne Gewaͤchs mit weiſſen/
zinnober-und leibfarben blumen angetroffen.

Eigenſchafft.

Der ſamen der Maͤrgenroͤßlein iſt mit et-
was fluͤchtigem Saltz begabt/ und deßwegen
warm und trocken im andern grad: eroͤffnet/
durchtringet/ zertheilet/ und widerſtehet dem
Gifft.

Gebrauch.

Dioſcorides ſchreibt Lib. 3. c. 115. Wenn
man den Scorpionen dieſes kraut anhaͤlt/
ſo werden ſie nach etlicher Außſag davon
faul/ traͤg und unkraͤfftig zu beſchaͤdigen.



CAPUT XV.
Leberbluͤmlein. Gramen
Parnaßi.
Namen.

LEberbluͤmlein oder Parnaſſer-graß/
weiſſer Wintergruͤn/ heißt Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Latei-
niſch/ Gramen Parnaßi, Gramen hederaceum,
Hepatica alba, Flos hepaticus, Gramen Parnaſ-
ſi flore albo ſimplici, C. B. Parnaßi Dodonæo,
quibuſdam Hepaticus flos, J. B.
Engliſch/
Graß of Parnaſſus. Niderlaͤndiſch/ Graß
van Parnaſſo. Frantzoͤſiſch/ Gramen de Par-
naſſe.

Geſtalt.

Dieß Kraut hat ein kleines/ erdfarbiges
braunes/ inwendig weiſſes/ mit vielen haar-
zaͤſelein behengtes/ mit grundichtem/ troͤck-
nendem/ gantz gelind zuſammen ziehendem
geſchmack begabtes wuͤrtzelein; darauß viel
rundlichte/ etwas zugeſpitzte/ von farben
liechtgruͤne/ den blaͤttern des Ephews ſich
vergleichende/ jedoch kleinere/ und gantz
nicht eckichte/ ſafftige blaͤtter an langen ſtie-
len auffwachſen. Zwiſchen ſolchen blaͤtte-
ren ſteigen demnach auch duͤnne/ kahle/
ſuͤnffeckichte/ hole/ oder mit wenigem marck
angefuͤllte ſtengelein uͤber halb ſpannen hoch
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Leberbluͤmlein. Gramen Parnaßi.
gerad empor. Ein jedes ſtengelein hat
nur ein eintzeles blatt/ von welchem es alſo
umbfaſſet wird/ gleich ob es durchgewach-
ſen waͤre. Am oberen theil aber des ſtenge-
leins erſcheinet in dem Hewmonat ein weiſ-
ſes/ fuͤnffblaͤttiges/ groſſes/ mit waſſerfar-
ben aͤderlein durchzogenes/ wolriechendes
bluͤmlein; welches mit einem fuͤnff- und
rund-blaͤttigen/ gruͤnen/ von jedem ecke des
ſtengeleins außwachſenden kelchlein under-
ſtuͤtzet wird; und inwendig viel weiſſe/ mit
gelben runden koͤpfflein gezierte zaͤſerlein
hat. Nach verwelckung der blum folget
ein dickes/ eckichtes/ auffgeblaſenes/ oben
zugeſpitztes/ bleich-roͤhtlichtes knoͤpfflein/ in
der groͤſſe einer kleinen Haſelnuß/ welches
viel kleine/ ablange/ gelb-rothe ſaͤmlein bey
ſeiner zeitigung in ſich haͤlt. Waͤchßt in
feuchten wieſen und gruͤnden/ bey uns umb
Michelfelden/ bey dem Schloß Gundeldin-
gen/ wie auch auff unſerer Landſchafft in
den feuchten Berg-matten/ bey dem Dorff
Rigetſchweil ſehr haͤuffig. Jn dem Jahr
1691. habe ich es mitten im Hewmonat bey
dem Dorff St. Margarethen in dem Rhein-
thal/ (als ich mit Herꝛen Dr. Anhorn/ be-
ruͤhmtem Statt-Artzt zu St. Gallen/ und
anderen werthen Freunden/ alldorten an dem
Geſtad des Rheins vor Mittag ohngefehr
ſpatzierete) bereits bluͤhend angetroffen/ da
ein jedes bluͤmlein mit einem lieblichen Bi-
ſam-geruch jederman ergetzte.

Man findet annoch eine art dieſes krauts
mit ſchoͤneren/ groͤſſeren und gedoppelten
Blumen/ anzuſehen wie ein Stern/ da die
blaͤttlein der blumen nicht rund/ wie in dem
vorigen/ ſondern etwas geſpitzt ſind. Es ſoll
in Braband von ſich ſelbſten wachſen; ſon-
ſten wird es in den Gaͤrten auch gepflantzet:
Gramen Parnaßi albo pleno flore, C. B.

Eigen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0860" n="844"/>
            <fw place="top" type="header">Das Fu&#x0364;nffte Buch/</fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Die Ma&#x0364;rgenro&#x0364;ßlein a&#x0364;nderen &#x017F;ich mit ih-<lb/>
ren blumen/ denn etliche bringen liecht-ro-<lb/>
the/ andere leibfarbe blumen. Man findet &#x017F;ie<lb/>
auch mit wei&#x017F;&#x017F;en blumen/ und rothen oder<lb/>
leibfarben linien oder tu&#x0364;pfflein be&#x017F;prenget.<lb/>
Jn etlichen Lu&#x017F;tga&#x0364;rten werden &#x017F;ie auch mit<lb/>
gefu&#x0364;llten rothen blumen angetroffen.</p><lb/>
            <p>Die Ma&#x0364;rgenro&#x0364;ßlein von Jeru&#x017F;alem/ oder<lb/>
die Con&#x017F;tantinopolitani&#x017F;che blum/ <hi rendition="#aq">Lychnis<lb/>
hir&#x017F;uta flore coccineo major, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Flos Con-<lb/>
&#x017F;tantinopolitanus miniatus, albus &amp; varius, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi><lb/>
u&#x0364;berkommet ein lange wurtzel/ &#x017F;o in du&#x0364;nne<lb/>
neben-wu&#x0364;rtzelein zertheilet wird/ und ein bit-<lb/>
terlichten ge&#x017F;chmack von &#x017F;ich gibet/ auß wel-<lb/>
cher viel du&#x0364;nne/ hole/ rauche und zwey elen<lb/>
hohe &#x017F;tengel herfu&#x0364;rkommen/ die mit etlichen<lb/>
gla&#x0364;ichen abgetheilet &#x017F;ind/ daran zwey la&#x0364;ng-<lb/>
lichte/ &#x017F;pitzige/ rauche und &#x017F;chwartz-gru&#x0364;ne<lb/>
bla&#x0364;tter hangen. Oben an den &#x017F;tengeln er-<lb/>
&#x017F;cheinen viel zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzte ko&#x0364;pflein/ da-<lb/>
rauß die &#x017F;cho&#x0364;nen blumen/ den Ringelblumen<lb/>
a&#x0364;hnlich/ doch ohne geruch/ im Brach- und<lb/>
Hewmonat herfu&#x0364;r &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en. Der ro&#x0364;thlichte<lb/>
kleine &#x017F;ame ligt in langen/ &#x017F;pitzigen hu&#x0364;lßlein.<lb/>
Jn dem Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ey&#x017F;tetti&#x017F;chen Lu&#x017F;tgar-<lb/>
ten wird die&#x017F;es &#x017F;cho&#x0364;ne Gewa&#x0364;chs mit wei&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
zinnober-und leibfarben blumen angetroffen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Der &#x017F;amen der Ma&#x0364;rgenro&#x0364;ßlein i&#x017F;t mit et-<lb/>
was flu&#x0364;chtigem Saltz begabt/ und deßwegen<lb/>
warm und trocken im andern grad: ero&#x0364;ffnet/<lb/>
durchtringet/ zertheilet/ und wider&#x017F;tehet dem<lb/>
Gifft.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Dio&#x017F;corides</hi> &#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">Lib. 3. c.</hi> 115. Wenn<lb/>
man den Scorpionen die&#x017F;es kraut anha&#x0364;lt/<lb/>
&#x017F;o werden &#x017F;ie nach etlicher Auß&#x017F;ag davon<lb/>
faul/ tra&#x0364;g und unkra&#x0364;fftig zu be&#x017F;cha&#x0364;digen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT XV</hi>.</hi> </head><lb/>
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Leberblu&#x0364;mlein.</hi> <hi rendition="#aq">Gramen<lb/>
Parnaßi.</hi> </hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">L</hi>Eberblu&#x0364;mlein oder Parna&#x017F;&#x017F;er-graß/<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;er Wintergru&#x0364;n/ heißt Grie-<lb/>
chi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="2"/></foreign>. Latei-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Gramen Parnaßi, Gramen hederaceum,<lb/>
Hepatica alba, Flos hepaticus, Gramen Parna&#x017F;-<lb/>
&#x017F;i flore albo &#x017F;implici, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Parnaßi Dodonæo,<lb/>
quibu&#x017F;dam Hepaticus flos, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> Engli&#x017F;ch/<lb/>
Graß of Parna&#x017F;&#x017F;us. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Graß<lb/>
van Parna&#x017F;&#x017F;o. Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Gramen de Par-<lb/>
na&#x017F;&#x017F;e.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Dieß Kraut hat ein kleines/ erdfarbiges<lb/>
braunes/ inwendig wei&#x017F;&#x017F;es/ mit vielen haar-<lb/>
za&#x0364;&#x017F;elein behengtes/ mit grundichtem/ tro&#x0364;ck-<lb/>
nendem/ gantz gelind zu&#x017F;ammen ziehendem<lb/>
ge&#x017F;chmack begabtes wu&#x0364;rtzelein; darauß viel<lb/>
rundlichte/ etwas zuge&#x017F;pitzte/ von farben<lb/>
liechtgru&#x0364;ne/ den bla&#x0364;ttern des Ephews &#x017F;ich<lb/>
vergleichende/ jedoch kleinere/ und gantz<lb/>
nicht eckichte/ &#x017F;afftige bla&#x0364;tter an langen &#x017F;tie-<lb/>
len auffwach&#x017F;en. Zwi&#x017F;chen &#x017F;olchen bla&#x0364;tte-<lb/>
ren &#x017F;teigen demnach auch du&#x0364;nne/ kahle/<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nffeckichte/ hole/ oder mit wenigem marck<lb/>
angefu&#x0364;llte &#x017F;tengelein u&#x0364;ber halb &#x017F;pannen hoch<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Leberblu&#x0364;mlein.</hi><hi rendition="#aq">Gramen Parnaßi.</hi></hi></head><lb/></figure> gerad empor. Ein jedes &#x017F;tengelein hat<lb/>
nur ein eintzeles blatt/ von welchem es al&#x017F;o<lb/>
umbfa&#x017F;&#x017F;et wird/ gleich ob es durchgewach-<lb/>
&#x017F;en wa&#x0364;re. Am oberen theil aber des &#x017F;tenge-<lb/>
leins er&#x017F;cheinet in dem Hewmonat ein wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es/ fu&#x0364;nffbla&#x0364;ttiges/ gro&#x017F;&#x017F;es/ mit wa&#x017F;&#x017F;erfar-<lb/>
ben a&#x0364;derlein durchzogenes/ wolriechendes<lb/>
blu&#x0364;mlein; welches mit einem fu&#x0364;nff- und<lb/>
rund-bla&#x0364;ttigen/ gru&#x0364;nen/ von jedem ecke des<lb/>
&#x017F;tengeleins außwach&#x017F;enden kelchlein under-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;tzet wird; und inwendig viel wei&#x017F;&#x017F;e/ mit<lb/>
gelben runden ko&#x0364;pfflein gezierte za&#x0364;&#x017F;erlein<lb/>
hat. Nach verwelckung der blum folget<lb/>
ein dickes/ eckichtes/ auffgebla&#x017F;enes/ oben<lb/>
zuge&#x017F;pitztes/ bleich-ro&#x0364;htlichtes kno&#x0364;pfflein/ in<lb/>
der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einer kleinen Ha&#x017F;elnuß/ welches<lb/>
viel kleine/ ablange/ gelb-rothe &#x017F;a&#x0364;mlein bey<lb/>
&#x017F;einer zeitigung in &#x017F;ich ha&#x0364;lt. Wa&#x0364;chßt in<lb/>
feuchten wie&#x017F;en und gru&#x0364;nden/ bey uns umb<lb/>
Michelfelden/ bey dem Schloß Gundeldin-<lb/>
gen/ wie auch auff un&#x017F;erer Land&#x017F;chafft in<lb/>
den feuchten Berg-matten/ bey dem Dorff<lb/>
Riget&#x017F;chweil &#x017F;ehr ha&#x0364;uffig. Jn dem Jahr<lb/>
1691. habe ich es mitten im Hewmonat bey<lb/>
dem Dorff St. Margarethen in dem Rhein-<lb/>
thal/ (als ich mit Her&#xA75B;en Dr. Anhorn/ be-<lb/>
ru&#x0364;hmtem Statt-Artzt zu St. Gallen/ und<lb/>
anderen werthen Freunden/ alldorten an dem<lb/>
Ge&#x017F;tad des Rheins vor Mittag ohngefehr<lb/>
&#x017F;patzierete) bereits blu&#x0364;hend angetroffen/ da<lb/>
ein jedes blu&#x0364;mlein mit einem lieblichen Bi-<lb/>
&#x017F;am-geruch jederman ergetzte.</p><lb/>
            <p>Man findet annoch eine art die&#x017F;es krauts<lb/>
mit &#x017F;cho&#x0364;neren/ gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren und gedoppelten<lb/>
Blumen/ anzu&#x017F;ehen wie ein Stern/ da die<lb/>
bla&#x0364;ttlein der blumen nicht rund/ wie in dem<lb/>
vorigen/ &#x017F;ondern etwas ge&#x017F;pitzt &#x017F;ind. Es &#x017F;oll<lb/>
in Braband von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten wach&#x017F;en; &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten wird es in den Ga&#x0364;rten auch gepflantzet:<lb/><hi rendition="#aq">Gramen Parnaßi albo pleno flore, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Eigen-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[844/0860] Das Fuͤnffte Buch/ Die Maͤrgenroͤßlein aͤnderen ſich mit ih- ren blumen/ denn etliche bringen liecht-ro- the/ andere leibfarbe blumen. Man findet ſie auch mit weiſſen blumen/ und rothen oder leibfarben linien oder tuͤpfflein beſprenget. Jn etlichen Luſtgaͤrten werden ſie auch mit gefuͤllten rothen blumen angetroffen. Die Maͤrgenroͤßlein von Jeruſalem/ oder die Conſtantinopolitaniſche blum/ Lychnis hirſuta flore coccineo major, C. B. Flos Con- ſtantinopolitanus miniatus, albus & varius, J. B. uͤberkommet ein lange wurtzel/ ſo in duͤnne neben-wuͤrtzelein zertheilet wird/ und ein bit- terlichten geſchmack von ſich gibet/ auß wel- cher viel duͤnne/ hole/ rauche und zwey elen hohe ſtengel herfuͤrkommen/ die mit etlichen glaͤichen abgetheilet ſind/ daran zwey laͤng- lichte/ ſpitzige/ rauche und ſchwartz-gruͤne blaͤtter hangen. Oben an den ſtengeln er- ſcheinen viel zuſammen geſetzte koͤpflein/ da- rauß die ſchoͤnen blumen/ den Ringelblumen aͤhnlich/ doch ohne geruch/ im Brach- und Hewmonat herfuͤr ſchieſſen. Der roͤthlichte kleine ſame ligt in langen/ ſpitzigen huͤlßlein. Jn dem Fuͤrſtlichen Eyſtettiſchen Luſtgar- ten wird dieſes ſchoͤne Gewaͤchs mit weiſſen/ zinnober-und leibfarben blumen angetroffen. Eigenſchafft. Der ſamen der Maͤrgenroͤßlein iſt mit et- was fluͤchtigem Saltz begabt/ und deßwegen warm und trocken im andern grad: eroͤffnet/ durchtringet/ zertheilet/ und widerſtehet dem Gifft. Gebrauch. Dioſcorides ſchreibt Lib. 3. c. 115. Wenn man den Scorpionen dieſes kraut anhaͤlt/ ſo werden ſie nach etlicher Außſag davon faul/ traͤg und unkraͤfftig zu beſchaͤdigen. CAPUT XV. Leberbluͤmlein. Gramen Parnaßi. Namen. LEberbluͤmlein oder Parnaſſer-graß/ weiſſer Wintergruͤn/ heißt Grie- chiſch/ __. Latei- niſch/ Gramen Parnaßi, Gramen hederaceum, Hepatica alba, Flos hepaticus, Gramen Parnaſ- ſi flore albo ſimplici, C. B. Parnaßi Dodonæo, quibuſdam Hepaticus flos, J. B. Engliſch/ Graß of Parnaſſus. Niderlaͤndiſch/ Graß van Parnaſſo. Frantzoͤſiſch/ Gramen de Par- naſſe. Geſtalt. Dieß Kraut hat ein kleines/ erdfarbiges braunes/ inwendig weiſſes/ mit vielen haar- zaͤſelein behengtes/ mit grundichtem/ troͤck- nendem/ gantz gelind zuſammen ziehendem geſchmack begabtes wuͤrtzelein; darauß viel rundlichte/ etwas zugeſpitzte/ von farben liechtgruͤne/ den blaͤttern des Ephews ſich vergleichende/ jedoch kleinere/ und gantz nicht eckichte/ ſafftige blaͤtter an langen ſtie- len auffwachſen. Zwiſchen ſolchen blaͤtte- ren ſteigen demnach auch duͤnne/ kahle/ ſuͤnffeckichte/ hole/ oder mit wenigem marck angefuͤllte ſtengelein uͤber halb ſpannen hoch [Abbildung Leberbluͤmlein. Gramen Parnaßi. ] gerad empor. Ein jedes ſtengelein hat nur ein eintzeles blatt/ von welchem es alſo umbfaſſet wird/ gleich ob es durchgewach- ſen waͤre. Am oberen theil aber des ſtenge- leins erſcheinet in dem Hewmonat ein weiſ- ſes/ fuͤnffblaͤttiges/ groſſes/ mit waſſerfar- ben aͤderlein durchzogenes/ wolriechendes bluͤmlein; welches mit einem fuͤnff- und rund-blaͤttigen/ gruͤnen/ von jedem ecke des ſtengeleins außwachſenden kelchlein under- ſtuͤtzet wird; und inwendig viel weiſſe/ mit gelben runden koͤpfflein gezierte zaͤſerlein hat. Nach verwelckung der blum folget ein dickes/ eckichtes/ auffgeblaſenes/ oben zugeſpitztes/ bleich-roͤhtlichtes knoͤpfflein/ in der groͤſſe einer kleinen Haſelnuß/ welches viel kleine/ ablange/ gelb-rothe ſaͤmlein bey ſeiner zeitigung in ſich haͤlt. Waͤchßt in feuchten wieſen und gruͤnden/ bey uns umb Michelfelden/ bey dem Schloß Gundeldin- gen/ wie auch auff unſerer Landſchafft in den feuchten Berg-matten/ bey dem Dorff Rigetſchweil ſehr haͤuffig. Jn dem Jahr 1691. habe ich es mitten im Hewmonat bey dem Dorff St. Margarethen in dem Rhein- thal/ (als ich mit Herꝛen Dr. Anhorn/ be- ruͤhmtem Statt-Artzt zu St. Gallen/ und anderen werthen Freunden/ alldorten an dem Geſtad des Rheins vor Mittag ohngefehr ſpatzierete) bereits bluͤhend angetroffen/ da ein jedes bluͤmlein mit einem lieblichen Bi- ſam-geruch jederman ergetzte. Man findet annoch eine art dieſes krauts mit ſchoͤneren/ groͤſſeren und gedoppelten Blumen/ anzuſehen wie ein Stern/ da die blaͤttlein der blumen nicht rund/ wie in dem vorigen/ ſondern etwas geſpitzt ſind. Es ſoll in Braband von ſich ſelbſten wachſen; ſon- ſten wird es in den Gaͤrten auch gepflantzet: Gramen Parnaßi albo pleno flore, C. B. Eigen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/860
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/860>, abgerufen am 22.12.2024.