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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] Frantzösisch/ Polium. Spanisch und Jtaliä-
nisch/ Polio.

[Abbildung] Auffrecht Meer-Polium. Polium
erectum maritimum.

Geschlecht und Gestalt.

1. Das erste Geschlecht/ das auffrecht
Meer-Polium/ Polium montanum erectum
maritimum, Monspeliacum, C. B. Monspessula-
num, J. B.
ist ein grau-weiß Kraut/ mit
länglichten blättern begabet/ die sind an dem
umbkreiß ein wenig gekerfft/ sie stehen an den
stengeln von unden biß oben underschiedlich
von einander/ und wachsen viel kleine blät-
ter zwischen den grossen. Es hat viel holtzich-
te/ weisse/ runde und gerade stengel/ die tra-
gen oben weisse köpfflein oder blumen. Die
wurtzel ist eintzig mit angewachsenen zaseln/
Das gantze Gewächs riechet scharff und
wohl. Es wächßt nicht allein an den orten/
die an dem Meer ligen/ insonderheit an dem
gestad des Mittelländischen Meers/ sondern
auch auff underschiedlichen Bergen und bü-
heln/ daher man es Meer- und Berg-Polium
nennen kan: fürnemlich findet man es bey
der Frantzösischen Jnsul Magalona/ so in
der Landschafft Narbona liget. Casparus
Bauhinus
hat auff diesem Polium noch ein
anders wachsen gesehen/ wird von ihme Epi-
polium
genennet.

2. Das kleine Meer-Polium/ Polium ma-
ritimum supinum Venetum, C. B. candidum
tenellum tomentosum flore purpureo & albo,
J. B.
ist ein nidriges Kräutlein/ zarter und
weisser als das vorige/ dem Quendel ähn-
lich/ und mit vielen ästlein begabet/ so sich
mehrentheils auff der erden außbreiten/ und
an deren gipffel braune blumen erscheinen.
Das gantze Gewächs ist wollicht/ und eines
sehr lieblichen geruchs. Es wächßt in der
Venetianischen Jnsul Lio/ und am gestad
des Adriatischen Meers. Noch ein kleinere
[Spaltenumbruch] art mit weissen blumen wird neben dem erst-
beschriebenen in dem Spanischen König-
reich Murcia gefunden.

[Abbildung] Berg- oder Feld-Polium. Polium
montanum, s. campestre.

3. Das Berg- oder Feld-Polium/ Po-
lium montanum Lavendulae folio, C. B. Po-
lium montanum sive campestre,
hat ein harte/
holtzichte und zerspaltene wurtzel/ so mit
vielen haarigen zaseln begabet ist. Seine
blätter vergleichen sich den Lavendel- oder
wilden Roßmarin-blättern/ sie sind dick/ auf
dem Rucken grau/ weiß und hart. Die
stengel werden dünn/ rund/ weißlicht/ und
gewinnen auch oben weisse knöpflein oder
blumen: es ist am geruch geringer als die
vorigen. Man findets auff den Bergen/
Büheln und Feldern/ wächßt allhier an san-
dichten orten umb den Birßfluß/ und bey
Michelfelden/ wie auch bey der Wiesen-
bruck. Es wird von etlichen wilder La-
vendel genennt. Dieses Gewächs änderet
sich an den blättern/ denn bißweilen breite-
re/ und bißweilen schmälere herfür kom-
men.

4. Das gelbe Berg-Polium/ Polium mon-
tanum luteum, C. B.
stehet meistentheils mit
seinen grauen stengeln schier auffrecht/ denn
nur etliche zur erden gebogen sind. Die blät-
ter werden gantz weiß/ oben auß den köpff-
lein kommen gelbe blümlein herfür. Es
wächßt viel in den Spanischen Königrei-
chen Granata und Valentia.

5. Das kleinste Polium/ Polium monta-
num repens, C. B. montanum minimum, Ger.

ist kaum fingers-lang und bringt subtile äst-
lein. Seine blättlein sind hart/ weiß und
schmal. Oben am stengel erscheinen drey
oder 4. weisse blümlein. Es gibt keinen sonder-
lichen geruch von sich. Man findet es umb
Wien in Oesterreich/ auff den gemeinen
strassen.

Eigenschafft.

Das Polium hat viel flüchtiges/ ölich-

tes/
C c c c c

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] Frantzoͤſiſch/ Polium. Spaniſch und Jtaliaͤ-
niſch/ Polio.

[Abbildung] Auffrecht Meer-Polium. Polium
erectum maritimum.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Das erſte Geſchlecht/ das auffrecht
Meer-Polium/ Polium montanum erectum
maritimum, Monſpeliacum, C. B. Monſpeſſula-
num, J. B.
iſt ein grau-weiß Kraut/ mit
laͤnglichten blaͤttern begabet/ die ſind an dem
umbkreiß ein wenig gekerfft/ ſie ſtehen an den
ſtengeln von unden biß oben underſchiedlich
von einander/ und wachſen viel kleine blaͤt-
ter zwiſchen den groſſen. Es hat viel holtzich-
te/ weiſſe/ runde und gerade ſtengel/ die tra-
gen oben weiſſe koͤpfflein oder blumen. Die
wurtzel iſt eintzig mit angewachſenen zaſeln/
Das gantze Gewaͤchs riechet ſcharff und
wohl. Es waͤchßt nicht allein an den orten/
die an dem Meer ligen/ inſonderheit an dem
geſtad des Mittellaͤndiſchen Meers/ ſondern
auch auff underſchiedlichen Bergen und buͤ-
heln/ daher man es Meer- und Berg-Polium
nennen kan: fuͤrnemlich findet man es bey
der Frantzoͤſiſchen Jnſul Magalona/ ſo in
der Landſchafft Narbona liget. Caſparus
Bauhinus
hat auff dieſem Polium noch ein
anders wachſen geſehen/ wird von ihme Epi-
polium
genennet.

2. Das kleine Meer-Polium/ Polium ma-
ritimum ſupinum Venetum, C. B. candidum
tenellum tomentoſum flore purpureo & albo,
J. B.
iſt ein nidriges Kraͤutlein/ zarter und
weiſſer als das vorige/ dem Quendel aͤhn-
lich/ und mit vielen aͤſtlein begabet/ ſo ſich
mehrentheils auff der erden außbreiten/ und
an deren gipffel braune blumen erſcheinen.
Das gantze Gewaͤchs iſt wollicht/ und eines
ſehr lieblichen geruchs. Es waͤchßt in der
Venetianiſchen Jnſul Lio/ und am geſtad
des Adriatiſchen Meers. Noch ein kleinere
[Spaltenumbruch] art mit weiſſen blumen wird neben dem erſt-
beſchriebenen in dem Spaniſchen Koͤnig-
reich Murcia gefunden.

[Abbildung] Berg- oder Feld-Polium. Polium
montanum, ſ. campeſtre.

3. Das Berg- oder Feld-Polium/ Po-
lium montanum Lavendulæ folio, C. B. Po-
lium montanum ſive campeſtre,
hat ein harte/
holtzichte und zerſpaltene wurtzel/ ſo mit
vielen haarigen zaſeln begabet iſt. Seine
blaͤtter vergleichen ſich den Lavendel- oder
wilden Roßmarin-blaͤttern/ ſie ſind dick/ auf
dem Rucken grau/ weiß und hart. Die
ſtengel werden duͤnn/ rund/ weißlicht/ und
gewinnen auch oben weiſſe knoͤpflein oder
blumen: es iſt am geruch geringer als die
vorigen. Man findets auff den Bergen/
Buͤheln und Feldern/ waͤchßt allhier an ſan-
dichten orten umb den Birßfluß/ und bey
Michelfelden/ wie auch bey der Wieſen-
bruck. Es wird von etlichen wilder La-
vendel genennt. Dieſes Gewaͤchs aͤnderet
ſich an den blaͤttern/ denn bißweilen breite-
re/ und bißweilen ſchmaͤlere herfuͤr kom-
men.

4. Das gelbe Berg-Polium/ Polium mon-
tanum luteum, C. B.
ſtehet meiſtentheils mit
ſeinen grauen ſtengeln ſchier auffrecht/ denn
nur etliche zur erden gebogen ſind. Die blaͤt-
ter werden gantz weiß/ oben auß den koͤpff-
lein kommen gelbe bluͤmlein herfuͤr. Es
waͤchßt viel in den Spaniſchen Koͤnigrei-
chen Granata und Valentia.

5. Das kleinſte Polium/ Polium monta-
num repens, C. B. montanum minimum, Ger.

iſt kaum fingers-lang und bringt ſubtile aͤſt-
lein. Seine blaͤttlein ſind hart/ weiß und
ſchmal. Oben am ſtengel erſcheinen drey
oder 4. weiſſe bluͤmlein. Es gibt keinẽ ſonder-
lichen geruch von ſich. Man findet es umb
Wien in Oeſterꝛeich/ auff den gemeinen
ſtraſſen.

Eigenſchafft.

Das Polium hat viel fluͤchtiges/ oͤlich-

tes/
C c c c c
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[753/0769] Von den Kraͤuteren. Frantzoͤſiſch/ Polium. Spaniſch und Jtaliaͤ- niſch/ Polio. [Abbildung Auffrecht Meer-Polium. Polium erectum maritimum. ] Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das erſte Geſchlecht/ das auffrecht Meer-Polium/ Polium montanum erectum maritimum, Monſpeliacum, C. B. Monſpeſſula- num, J. B. iſt ein grau-weiß Kraut/ mit laͤnglichten blaͤttern begabet/ die ſind an dem umbkreiß ein wenig gekerfft/ ſie ſtehen an den ſtengeln von unden biß oben underſchiedlich von einander/ und wachſen viel kleine blaͤt- ter zwiſchen den groſſen. Es hat viel holtzich- te/ weiſſe/ runde und gerade ſtengel/ die tra- gen oben weiſſe koͤpfflein oder blumen. Die wurtzel iſt eintzig mit angewachſenen zaſeln/ Das gantze Gewaͤchs riechet ſcharff und wohl. Es waͤchßt nicht allein an den orten/ die an dem Meer ligen/ inſonderheit an dem geſtad des Mittellaͤndiſchen Meers/ ſondern auch auff underſchiedlichen Bergen und buͤ- heln/ daher man es Meer- und Berg-Polium nennen kan: fuͤrnemlich findet man es bey der Frantzoͤſiſchen Jnſul Magalona/ ſo in der Landſchafft Narbona liget. Caſparus Bauhinus hat auff dieſem Polium noch ein anders wachſen geſehen/ wird von ihme Epi- polium genennet. 2. Das kleine Meer-Polium/ Polium ma- ritimum ſupinum Venetum, C. B. candidum tenellum tomentoſum flore purpureo & albo, J. B. iſt ein nidriges Kraͤutlein/ zarter und weiſſer als das vorige/ dem Quendel aͤhn- lich/ und mit vielen aͤſtlein begabet/ ſo ſich mehrentheils auff der erden außbreiten/ und an deren gipffel braune blumen erſcheinen. Das gantze Gewaͤchs iſt wollicht/ und eines ſehr lieblichen geruchs. Es waͤchßt in der Venetianiſchen Jnſul Lio/ und am geſtad des Adriatiſchen Meers. Noch ein kleinere art mit weiſſen blumen wird neben dem erſt- beſchriebenen in dem Spaniſchen Koͤnig- reich Murcia gefunden. [Abbildung Berg- oder Feld-Polium. Polium montanum, ſ. campeſtre. ] 3. Das Berg- oder Feld-Polium/ Po- lium montanum Lavendulæ folio, C. B. Po- lium montanum ſive campeſtre, hat ein harte/ holtzichte und zerſpaltene wurtzel/ ſo mit vielen haarigen zaſeln begabet iſt. Seine blaͤtter vergleichen ſich den Lavendel- oder wilden Roßmarin-blaͤttern/ ſie ſind dick/ auf dem Rucken grau/ weiß und hart. Die ſtengel werden duͤnn/ rund/ weißlicht/ und gewinnen auch oben weiſſe knoͤpflein oder blumen: es iſt am geruch geringer als die vorigen. Man findets auff den Bergen/ Buͤheln und Feldern/ waͤchßt allhier an ſan- dichten orten umb den Birßfluß/ und bey Michelfelden/ wie auch bey der Wieſen- bruck. Es wird von etlichen wilder La- vendel genennt. Dieſes Gewaͤchs aͤnderet ſich an den blaͤttern/ denn bißweilen breite- re/ und bißweilen ſchmaͤlere herfuͤr kom- men. 4. Das gelbe Berg-Polium/ Polium mon- tanum luteum, C. B. ſtehet meiſtentheils mit ſeinen grauen ſtengeln ſchier auffrecht/ denn nur etliche zur erden gebogen ſind. Die blaͤt- ter werden gantz weiß/ oben auß den koͤpff- lein kommen gelbe bluͤmlein herfuͤr. Es waͤchßt viel in den Spaniſchen Koͤnigrei- chen Granata und Valentia. 5. Das kleinſte Polium/ Polium monta- num repens, C. B. montanum minimum, Ger. iſt kaum fingers-lang und bringt ſubtile aͤſt- lein. Seine blaͤttlein ſind hart/ weiß und ſchmal. Oben am ſtengel erſcheinen drey oder 4. weiſſe bluͤmlein. Es gibt keinẽ ſonder- lichen geruch von ſich. Man findet es umb Wien in Oeſterꝛeich/ auff den gemeinen ſtraſſen. Eigenſchafft. Das Polium hat viel fluͤchtiges/ oͤlich- tes/ C c c c c

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/769>, abgerufen am 21.11.2024.