Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch]
Eigenschafft.

Mannstrew ist mittelmäßig warm/ und
etwas trockener natur; Führet etwas scharff-
licht-geistreiches saltz/ neben vielen wolge-
johrenen balsamisch-irdischen theilgen bey
sich/ und hat dadurch herrliche tugenden al-
len schleim zu erdünneren/ innerliche ver-
stopffungen auffzulösen/ den harn und mo-
natliche Weiber-reinigung zu beförderen/
sonderlich aber den samen zu erwecken/ und
die kräfften zu den ehlichen Wercken zu stär-
cken: Man gebraucht allein die Wurtzel
und den Samen.

Gebrauch.
Verhü-
tung früh-
zeitiger
Geburt/
Beförde-
rung der
Geburt.

Mannstrew-wurtzel zerstossen/ und in
rothem Wein zu der dicke eines Pflasters ge-
sotten/ ist gut/ so man den Weibern über-
schlägt/ welche die Leibsfrucht nicht auff die
rechte zeit außtragen/ hingegen die Wurtzel
in Wein gesotten/ und darvon getruncken/
beförderet die Geburt.

Frantzo-
sen-blat-
teren/ täg-
lich und
viertäglich
Fieber/
Verstopf-
fung der
Leber und
des Mil-
tzes/ Gelb-
sucht/ ver-
steckter
Harn und
Frauen-
zeit/ Len-
denstein.
Lebersucht/
Stein/
Gelb- und
Wasser-
sucht/
Fallende
Sucht/
Grimmen/
versteckter
Harn und
Weiber-
zeit/ blöder
Magen und
Mutter/
erkaltete
Geburts-
glieder.

Auß den jungen/ zarten Blätteren der
Mannstrew/ brennet man im Mäyen ein
Wasser/ solches getruncken/ ist fürbindig
gut wider die Frantzosen-blattern/ denn es
reiniget das Geblüt wunderbarlich von die-
ser Seuch: auch hilfft es wider das tägliche
und vier-tägliche Fieber/ eröffnet die Ver-
stopffung der Leber und Miltzes/ dienet wi-
der die Gelbsucht/ förderet den Harn und
Frawen-zeit/ ist nutzlich denjenigen/ so mit
dem Lendenstein beschweret.

Die Mannstrew-wurtzel wird eingemacht
wie die Wegwart-wurtzel/ davon an ihrem
ort. Sie bekomt wol den Lebersüchtigen/
dienet wider den Stein/ die Gelb- und Was-
sersucht/ vertreibt das Grimmen und die
fallende Sucht/ befördert den Harn und die
Weiber-zeit/ stärcket den blöden Magen
und die Mutter/ und wärmet die Geburts-
glieder bey Mann und Weib.

Wenn einer etwan durch Zauberey oder
sonsten umb seine Männliche Krafft kommen
wäre/ der gebrauche folgende Latwerg: Nim
eingemachte Mannstrew- und Stendel-wurtz
jed. 6. loth/ candierte grüne Jngwer-wurtz/
candierte Citronen-schalen jed. 1. loth/ ge-
schälte süsse Mandel-kernen/ Pistacien/ Ha-
selnüß/ Dattelkernen jed. dritthalb loth/ ge-
Verlohre-
ne Manns-
krafft.
dörrte und zu pulver gemachte Ochsen- und
Hasen-geilen jed. 1. loth/ Pestnachen-sa-
men/ Artischock-samen/ Baurensenff-sa-
men und Senff-samen/ Zimmet jedes ein
quintlein/ weissen Pfeffer/ Cubeben und Car-
damömlein jed. 40. gran: Stosse alles was
gestossen kan werden/ zu reinem pulver/ und
mische alßdenn alles mit einem Zimmet-safft
zu einer Latwerg/ darvon man offt einer
Muscaten groß nehmen kan.



CAPUT CI.
Aloe. Aloe.
Namen.

ALoe heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/
Aloe, Sempervivum marinum, Sedum
amarum Columellae.
Jtaliänisch/ A-
loe.
Frantzösisch/ Aloe. Spanisch/ Yerva
Babosa.
Englisch/ Aloe.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Gemeine Aloe. Aloe vulgaris.
Geschlecht und Gestalt.

Es beschreibt Joh. Rajus dreyzehen Ge-
schlecht der Aloe/ davon aber nur zwey all-
hier abgebildet stehen.

1. Die gemeine Aloe/ Aloe vulgaris, C. B.
J. B.
hat fette blätter/ anderthalb spannen
hoch/ zu zeiten länger/ zwey fingers dick/
außgespitzt/ ein wenig rund/ hintersich ge-
bogen/ und zu beyden seiten mit etlichen kur-
tzen und stumpffen Stachlen versorget/ und
dringen die blätter je eines über das ander.
Der Stengel ist lang/ glatt/ rund/ mit et-
lichen Neben-ästlein/ daran ringsumb stehen
die Blumen/ wie die Granat-blüth/ sich zur
erden neigend/ von farben gelb/ wiewol et-
liche schreiben/ daß sie solche in den neuen
Jnsuln mit weissen/ und Matthiolus mit
leibfarben Blumen gesehen haben. Der Sa-
men vergleicht sich dem Affodillwurtz-samen.
Die Wurtzel ist dick und lang/ mit Neben-
zincklein behängt. Wächßt viel in Asia/
Arabia und Jndia. Jn Sicilien und Mal-
ta wird sie auff den Tächeren und alten Ge-
mäuren viel gefunden. Man zielet sie auch
in Jtalien/ zu Neapolis/ Rom/ Pisa/ Ve-
nedig und Padua/ in den Gärten und Scher-
ben/ und das mehr zu einem lust als zum ge-
brauch. Jn Teutschland haben wir sie auch
in den Häfen/ aber kan beschwerlich vor der
Kälte erhalten werden/ denn auch der Regen
diesem Gewächs gar zuwider ist. Etliche
nehmen es auß den Häfen gegen dem Win-
termonat/ und hencken es in die Stuben
auff/ bleibet also zu zeiten zwey Jahr unver-
sehrt wie die Meer-zwibeln.

Eigenschafft.

Die Aloe ist warm im anderen und tro-
cken in dem dritten grad; Hat neben ölicht-
zähen theilgen ein scharffes/ etzendes/ bitteres/

rauche/
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
Eigenſchafft.

Mannstrew iſt mittelmaͤßig warm/ und
etwas trockener natur; Fuͤhret etwas ſcharff-
licht-geiſtreiches ſaltz/ neben vielen wolge-
johrenen balſamiſch-irdiſchen theilgen bey
ſich/ und hat dadurch herꝛliche tugenden al-
len ſchleim zu erduͤnneren/ innerliche ver-
ſtopffungen auffzuloͤſen/ den harn und mo-
natliche Weiber-reinigung zu befoͤrderen/
ſonderlich aber den ſamen zu erwecken/ und
die kraͤfften zu den ehlichen Wercken zu ſtaͤr-
cken: Man gebraucht allein die Wurtzel
und den Samen.

Gebrauch.
Verhuͤ-
tung fruͤh-
zeitiger
Geburt/
Befoͤrde-
rung der
Geburt.

Mannstrew-wurtzel zerſtoſſen/ und in
rothem Wein zu der dicke eines Pflaſters ge-
ſotten/ iſt gut/ ſo man den Weibern uͤber-
ſchlaͤgt/ welche die Leibsfrucht nicht auff die
rechte zeit außtragen/ hingegen die Wurtzel
in Wein geſotten/ und darvon getruncken/
befoͤrderet die Geburt.

Frantzo-
ſen-blat-
teren/ taͤg-
lich und
viertaͤglich
Fieber/
Verſtopf-
fung der
Leber und
des Mil-
tzes/ Gelb-
ſucht/ ver-
ſteckter
Harn und
Frauen-
zeit/ Len-
denſtein.
Leberſucht/
Stein/
Gelb- und
Waſſer-
ſucht/
Fallende
Sucht/
Grimmen/
verſteckter
Harn und
Weiber-
zeit/ bloͤder
Magen uñ
Mutter/
erkaltete
Geburts-
glieder.

Auß den jungen/ zarten Blaͤtteren der
Mannstrew/ brennet man im Maͤyen ein
Waſſer/ ſolches getruncken/ iſt fuͤrbindig
gut wider die Frantzoſen-blattern/ denn es
reiniget das Gebluͤt wunderbarlich von die-
ſer Seuch: auch hilfft es wider das taͤgliche
und vier-taͤgliche Fieber/ eroͤffnet die Ver-
ſtopffung der Leber und Miltzes/ dienet wi-
der die Gelbſucht/ foͤrderet den Harn und
Frawen-zeit/ iſt nutzlich denjenigen/ ſo mit
dem Lendenſtein beſchweret.

Die Mannstrew-wurtzel wird eingemacht
wie die Wegwart-wurtzel/ davon an ihrem
ort. Sie bekomt wol den Leberſuͤchtigen/
dienet wider den Stein/ die Gelb- und Waſ-
ſerſucht/ vertreibt das Grimmen und die
fallende Sucht/ befoͤrdert den Harn und die
Weiber-zeit/ ſtaͤrcket den bloͤden Magen
und die Mutter/ und waͤrmet die Geburts-
glieder bey Mann und Weib.

Wenn einer etwan durch Zauberey oder
ſonſten umb ſeine Maͤnnliche Krafft kommen
waͤre/ der gebrauche folgende Latwerg: Nim
eingemachte Mannstrew- und Stendel-wurtz
jed. 6. loth/ candierte gruͤne Jngwer-wurtz/
candierte Citronen-ſchalen jed. 1. loth/ ge-
ſchaͤlte ſuͤſſe Mandel-kernen/ Piſtacien/ Ha-
ſelnuͤß/ Dattelkernen jed. dritthalb loth/ ge-
Verlohre-
ne Manns-
krafft.
doͤrꝛte und zu pulver gemachte Ochſen- und
Haſen-geilen jed. 1. loth/ Peſtnachen-ſa-
men/ Artiſchock-ſamen/ Baurenſenff-ſa-
men und Senff-ſamen/ Zimmet jedes ein
quintlein/ weiſſen Pfeffer/ Cubeben und Car-
damoͤmlein jed. 40. gran: Stoſſe alles was
geſtoſſen kan werden/ zu reinem pulver/ und
miſche alßdenn alles mit einem Zimmet-ſafft
zu einer Latwerg/ darvon man offt einer
Muſcaten groß nehmen kan.



CAPUT CI.
Aloe. Aloë.
Namen.

ALoe heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/
Aloë, Sempervivum marinum, Sedum
amarum Columellæ.
Jtaliaͤniſch/ A-
loe.
Frantzoͤſiſch/ Aloe. Spaniſch/ Yerva
Baboſa.
Engliſch/ Aloe.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Gemeine Aloe. Aloë vulgaris.
Geſchlecht und Geſtalt.

Es beſchreibt Joh. Rajus dreyzehen Ge-
ſchlecht der Aloe/ davon aber nur zwey all-
hier abgebildet ſtehen.

1. Die gemeine Aloe/ Aloë vulgaris, C. B.
J. B.
hat fette blaͤtter/ anderthalb ſpannen
hoch/ zu zeiten laͤnger/ zwey fingers dick/
außgeſpitzt/ ein wenig rund/ hinterſich ge-
bogen/ und zu beyden ſeiten mit etlichen kur-
tzen und ſtumpffen Stachlen verſorget/ und
dringen die blaͤtter je eines uͤber das ander.
Der Stengel iſt lang/ glatt/ rund/ mit et-
lichen Neben-aͤſtlein/ daran ringsumb ſtehen
die Blumen/ wie die Granat-bluͤth/ ſich zur
erden neigend/ von farben gelb/ wiewol et-
liche ſchreiben/ daß ſie ſolche in den neuen
Jnſuln mit weiſſen/ und Matthiolus mit
leibfarben Blumen geſehen haben. Der Sa-
men vergleicht ſich dem Affodillwurtz-ſamen.
Die Wurtzel iſt dick und lang/ mit Neben-
zincklein behaͤngt. Waͤchßt viel in Aſia/
Arabia und Jndia. Jn Sicilien und Mal-
ta wird ſie auff den Taͤcheren und alten Ge-
maͤuren viel gefunden. Man zielet ſie auch
in Jtalien/ zu Neapolis/ Rom/ Piſa/ Ve-
nedig und Padua/ in den Gaͤrten und Scher-
ben/ und das mehr zu einem luſt als zum ge-
brauch. Jn Teutſchland haben wir ſie auch
in den Haͤfen/ aber kan beſchwerlich vor der
Kaͤlte erhalten werden/ denn auch der Regen
dieſem Gewaͤchs gar zuwider iſt. Etliche
nehmen es auß den Haͤfen gegen dem Win-
termonat/ und hencken es in die Stuben
auff/ bleibet alſo zu zeiten zwey Jahr unver-
ſehrt wie die Meer-zwibeln.

Eigenſchafft.

Die Aloe iſt warm im anderen und tro-
cken in dem dritten grad; Hat neben oͤlicht-
zaͤhen theilgen ein ſcharffes/ etzendes/ bitteres/

rauche/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0671" n="655"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Mannstrew i&#x017F;t mittelma&#x0364;ßig warm/ und<lb/>
etwas trockener natur; Fu&#x0364;hret etwas &#x017F;charff-<lb/>
licht-gei&#x017F;treiches &#x017F;altz/ neben vielen wolge-<lb/>
johrenen bal&#x017F;ami&#x017F;ch-irdi&#x017F;chen theilgen bey<lb/>
&#x017F;ich/ und hat dadurch her&#xA75B;liche tugenden al-<lb/>
len &#x017F;chleim zu erdu&#x0364;nneren/ innerliche ver-<lb/>
&#x017F;topffungen auffzulo&#x0364;&#x017F;en/ den harn und mo-<lb/>
natliche Weiber-reinigung zu befo&#x0364;rderen/<lb/>
&#x017F;onderlich aber den &#x017F;amen zu erwecken/ und<lb/>
die kra&#x0364;fften zu den ehlichen Wercken zu &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
cken: Man gebraucht allein die Wurtzel<lb/>
und den Samen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <note place="left">Verhu&#x0364;-<lb/>
tung fru&#x0364;h-<lb/>
zeitiger<lb/>
Geburt/<lb/>
Befo&#x0364;rde-<lb/>
rung der<lb/>
Geburt.</note>
            <p>Mannstrew-wurtzel zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und in<lb/>
rothem Wein zu der dicke eines Pfla&#x017F;ters ge-<lb/>
&#x017F;otten/ i&#x017F;t gut/ &#x017F;o man den Weibern u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt/ welche die Leibsfrucht nicht auff die<lb/>
rechte zeit außtragen/ hingegen die Wurtzel<lb/>
in Wein ge&#x017F;otten/ und darvon getruncken/<lb/>
befo&#x0364;rderet die Geburt.</p><lb/>
            <note place="left">Frantzo-<lb/>
&#x017F;en-blat-<lb/>
teren/ ta&#x0364;g-<lb/>
lich und<lb/>
vierta&#x0364;glich<lb/>
Fieber/<lb/>
Ver&#x017F;topf-<lb/>
fung der<lb/>
Leber und<lb/>
des Mil-<lb/>
tzes/ Gelb-<lb/>
&#x017F;ucht/ ver-<lb/>
&#x017F;teckter<lb/>
Harn und<lb/>
Frauen-<lb/>
zeit/ Len-<lb/>
den&#x017F;tein.<lb/>
Leber&#x017F;ucht/<lb/>
Stein/<lb/>
Gelb- und<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;ucht/<lb/>
Fallende<lb/>
Sucht/<lb/>
Grimmen/<lb/>
ver&#x017F;teckter<lb/>
Harn und<lb/>
Weiber-<lb/>
zeit/ blo&#x0364;der<lb/>
Magen uñ<lb/>
Mutter/<lb/>
erkaltete<lb/>
Geburts-<lb/>
glieder.</note>
            <p>Auß den jungen/ zarten Bla&#x0364;tteren der<lb/>
Mannstrew/ brennet man im Ma&#x0364;yen ein<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;olches getruncken/ i&#x017F;t fu&#x0364;rbindig<lb/>
gut wider die Frantzo&#x017F;en-blattern/ denn es<lb/>
reiniget das Geblu&#x0364;t wunderbarlich von die-<lb/>
&#x017F;er Seuch: auch hilfft es wider das ta&#x0364;gliche<lb/>
und vier-ta&#x0364;gliche Fieber/ ero&#x0364;ffnet die Ver-<lb/>
&#x017F;topffung der Leber und Miltzes/ dienet wi-<lb/>
der die Gelb&#x017F;ucht/ fo&#x0364;rderet den Harn und<lb/>
Frawen-zeit/ i&#x017F;t nutzlich denjenigen/ &#x017F;o mit<lb/>
dem Lenden&#x017F;tein be&#x017F;chweret.</p><lb/>
            <p>Die Mannstrew-wurtzel wird eingemacht<lb/>
wie die Wegwart-wurtzel/ davon an ihrem<lb/>
ort. Sie bekomt wol den Leber&#x017F;u&#x0364;chtigen/<lb/>
dienet wider den Stein/ die Gelb- und Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er&#x017F;ucht/ vertreibt das Grimmen und die<lb/>
fallende Sucht/ befo&#x0364;rdert den Harn und die<lb/>
Weiber-zeit/ &#x017F;ta&#x0364;rcket den blo&#x0364;den Magen<lb/>
und die Mutter/ und wa&#x0364;rmet die Geburts-<lb/>
glieder bey Mann und Weib.</p><lb/>
            <p>Wenn einer etwan durch Zauberey oder<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten umb &#x017F;eine Ma&#x0364;nnliche Krafft kommen<lb/>
wa&#x0364;re/ der gebrauche folgende Latwerg: Nim<lb/>
eingemachte Mannstrew- und Stendel-wurtz<lb/>
jed. 6. loth/ candierte gru&#x0364;ne Jngwer-wurtz/<lb/>
candierte Citronen-&#x017F;chalen jed. 1. loth/ ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;lte &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Mandel-kernen/ Pi&#x017F;tacien/ Ha-<lb/>
&#x017F;elnu&#x0364;ß/ Dattelkernen jed. dritthalb loth/ ge-<lb/><note place="left">Verlohre-<lb/>
ne Manns-<lb/>
krafft.</note>do&#x0364;r&#xA75B;te und zu pulver gemachte Och&#x017F;en- und<lb/>
Ha&#x017F;en-geilen jed. 1. loth/ Pe&#x017F;tnachen-&#x017F;a-<lb/>
men/ Arti&#x017F;chock-&#x017F;amen/ Bauren&#x017F;enff-&#x017F;a-<lb/>
men und Senff-&#x017F;amen/ Zimmet jedes ein<lb/>
quintlein/ wei&#x017F;&#x017F;en Pfeffer/ Cubeben und Car-<lb/>
damo&#x0364;mlein jed. 40. gran: Sto&#x017F;&#x017F;e alles was<lb/>
ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en kan werden/ zu reinem pulver/ und<lb/>
mi&#x017F;che alßdenn alles mit einem Zimmet-&#x017F;afft<lb/>
zu einer Latwerg/ darvon man offt einer<lb/>
Mu&#x017F;caten groß nehmen kan.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT CI</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Aloe.</hi> <hi rendition="#aq">Aloë.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>Loe heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Aloë, Sempervivum marinum, Sedum<lb/>
amarum Columellæ.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">A-<lb/>
loe.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Aloe.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Yerva<lb/>
Babo&#x017F;a.</hi> Engli&#x017F;ch/ Aloe.</p><lb/>
            <cb/>
            <figure>
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Gemeine Aloe.</hi> <hi rendition="#aq">Aloë vulgaris.</hi> </hi> </head><lb/>
            </figure>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Es be&#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">Joh. Rajus</hi> dreyzehen Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht der Aloe/ davon aber nur zwey all-<lb/>
hier abgebildet &#x017F;tehen.</p><lb/>
            <p>1. Die gemeine Aloe/ <hi rendition="#aq">Aloë vulgaris, <hi rendition="#i">C. B.<lb/>
J. B.</hi></hi> hat fette bla&#x0364;tter/ anderthalb &#x017F;pannen<lb/>
hoch/ zu zeiten la&#x0364;nger/ zwey fingers dick/<lb/>
außge&#x017F;pitzt/ ein wenig rund/ hinter&#x017F;ich ge-<lb/>
bogen/ und zu beyden &#x017F;eiten mit etlichen kur-<lb/>
tzen und &#x017F;tumpffen Stachlen ver&#x017F;orget/ und<lb/>
dringen die bla&#x0364;tter je eines u&#x0364;ber das ander.<lb/>
Der Stengel i&#x017F;t lang/ glatt/ rund/ mit et-<lb/>
lichen Neben-a&#x0364;&#x017F;tlein/ daran ringsumb &#x017F;tehen<lb/>
die Blumen/ wie die Granat-blu&#x0364;th/ &#x017F;ich zur<lb/>
erden neigend/ von farben gelb/ wiewol et-<lb/>
liche &#x017F;chreiben/ daß &#x017F;ie &#x017F;olche in den neuen<lb/>
Jn&#x017F;uln mit wei&#x017F;&#x017F;en/ und <hi rendition="#aq">Matthiolus</hi> mit<lb/>
leibfarben Blumen ge&#x017F;ehen haben. Der Sa-<lb/>
men vergleicht &#x017F;ich dem Affodillwurtz-&#x017F;amen.<lb/>
Die Wurtzel i&#x017F;t dick und lang/ mit Neben-<lb/>
zincklein beha&#x0364;ngt. Wa&#x0364;chßt viel in A&#x017F;ia/<lb/>
Arabia und Jndia. Jn Sicilien und Mal-<lb/>
ta wird &#x017F;ie auff den Ta&#x0364;cheren und alten Ge-<lb/>
ma&#x0364;uren viel gefunden. Man zielet &#x017F;ie auch<lb/>
in Jtalien/ zu Neapolis/ Rom/ Pi&#x017F;a/ Ve-<lb/>
nedig und Padua/ in den Ga&#x0364;rten und Scher-<lb/>
ben/ und das mehr zu einem lu&#x017F;t als zum ge-<lb/>
brauch. Jn Teut&#x017F;chland haben wir &#x017F;ie auch<lb/>
in den Ha&#x0364;fen/ aber kan be&#x017F;chwerlich vor der<lb/>
Ka&#x0364;lte erhalten werden/ denn auch der Regen<lb/>
die&#x017F;em Gewa&#x0364;chs gar zuwider i&#x017F;t. Etliche<lb/>
nehmen es auß den Ha&#x0364;fen gegen dem Win-<lb/>
termonat/ und hencken es in die Stuben<lb/>
auff/ bleibet al&#x017F;o zu zeiten zwey Jahr unver-<lb/>
&#x017F;ehrt wie die Meer-zwibeln.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Aloe i&#x017F;t warm im anderen und tro-<lb/>
cken in dem dritten grad; Hat neben o&#x0364;licht-<lb/>
za&#x0364;hen theilgen ein &#x017F;charffes/ etzendes/ bitteres/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">rauche/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[655/0671] Von den Kraͤuteren. Eigenſchafft. Mannstrew iſt mittelmaͤßig warm/ und etwas trockener natur; Fuͤhret etwas ſcharff- licht-geiſtreiches ſaltz/ neben vielen wolge- johrenen balſamiſch-irdiſchen theilgen bey ſich/ und hat dadurch herꝛliche tugenden al- len ſchleim zu erduͤnneren/ innerliche ver- ſtopffungen auffzuloͤſen/ den harn und mo- natliche Weiber-reinigung zu befoͤrderen/ ſonderlich aber den ſamen zu erwecken/ und die kraͤfften zu den ehlichen Wercken zu ſtaͤr- cken: Man gebraucht allein die Wurtzel und den Samen. Gebrauch. Mannstrew-wurtzel zerſtoſſen/ und in rothem Wein zu der dicke eines Pflaſters ge- ſotten/ iſt gut/ ſo man den Weibern uͤber- ſchlaͤgt/ welche die Leibsfrucht nicht auff die rechte zeit außtragen/ hingegen die Wurtzel in Wein geſotten/ und darvon getruncken/ befoͤrderet die Geburt. Auß den jungen/ zarten Blaͤtteren der Mannstrew/ brennet man im Maͤyen ein Waſſer/ ſolches getruncken/ iſt fuͤrbindig gut wider die Frantzoſen-blattern/ denn es reiniget das Gebluͤt wunderbarlich von die- ſer Seuch: auch hilfft es wider das taͤgliche und vier-taͤgliche Fieber/ eroͤffnet die Ver- ſtopffung der Leber und Miltzes/ dienet wi- der die Gelbſucht/ foͤrderet den Harn und Frawen-zeit/ iſt nutzlich denjenigen/ ſo mit dem Lendenſtein beſchweret. Die Mannstrew-wurtzel wird eingemacht wie die Wegwart-wurtzel/ davon an ihrem ort. Sie bekomt wol den Leberſuͤchtigen/ dienet wider den Stein/ die Gelb- und Waſ- ſerſucht/ vertreibt das Grimmen und die fallende Sucht/ befoͤrdert den Harn und die Weiber-zeit/ ſtaͤrcket den bloͤden Magen und die Mutter/ und waͤrmet die Geburts- glieder bey Mann und Weib. Wenn einer etwan durch Zauberey oder ſonſten umb ſeine Maͤnnliche Krafft kommen waͤre/ der gebrauche folgende Latwerg: Nim eingemachte Mannstrew- und Stendel-wurtz jed. 6. loth/ candierte gruͤne Jngwer-wurtz/ candierte Citronen-ſchalen jed. 1. loth/ ge- ſchaͤlte ſuͤſſe Mandel-kernen/ Piſtacien/ Ha- ſelnuͤß/ Dattelkernen jed. dritthalb loth/ ge- doͤrꝛte und zu pulver gemachte Ochſen- und Haſen-geilen jed. 1. loth/ Peſtnachen-ſa- men/ Artiſchock-ſamen/ Baurenſenff-ſa- men und Senff-ſamen/ Zimmet jedes ein quintlein/ weiſſen Pfeffer/ Cubeben und Car- damoͤmlein jed. 40. gran: Stoſſe alles was geſtoſſen kan werden/ zu reinem pulver/ und miſche alßdenn alles mit einem Zimmet-ſafft zu einer Latwerg/ darvon man offt einer Muſcaten groß nehmen kan. Verlohre- ne Manns- krafft. CAPUT CI. Aloe. Aloë. Namen. ALoe heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Aloë, Sempervivum marinum, Sedum amarum Columellæ. Jtaliaͤniſch/ A- loe. Frantzoͤſiſch/ Aloe. Spaniſch/ Yerva Baboſa. Engliſch/ Aloe. [Abbildung Gemeine Aloe. Aloë vulgaris. ] Geſchlecht und Geſtalt. Es beſchreibt Joh. Rajus dreyzehen Ge- ſchlecht der Aloe/ davon aber nur zwey all- hier abgebildet ſtehen. 1. Die gemeine Aloe/ Aloë vulgaris, C. B. J. B. hat fette blaͤtter/ anderthalb ſpannen hoch/ zu zeiten laͤnger/ zwey fingers dick/ außgeſpitzt/ ein wenig rund/ hinterſich ge- bogen/ und zu beyden ſeiten mit etlichen kur- tzen und ſtumpffen Stachlen verſorget/ und dringen die blaͤtter je eines uͤber das ander. Der Stengel iſt lang/ glatt/ rund/ mit et- lichen Neben-aͤſtlein/ daran ringsumb ſtehen die Blumen/ wie die Granat-bluͤth/ ſich zur erden neigend/ von farben gelb/ wiewol et- liche ſchreiben/ daß ſie ſolche in den neuen Jnſuln mit weiſſen/ und Matthiolus mit leibfarben Blumen geſehen haben. Der Sa- men vergleicht ſich dem Affodillwurtz-ſamen. Die Wurtzel iſt dick und lang/ mit Neben- zincklein behaͤngt. Waͤchßt viel in Aſia/ Arabia und Jndia. Jn Sicilien und Mal- ta wird ſie auff den Taͤcheren und alten Ge- maͤuren viel gefunden. Man zielet ſie auch in Jtalien/ zu Neapolis/ Rom/ Piſa/ Ve- nedig und Padua/ in den Gaͤrten und Scher- ben/ und das mehr zu einem luſt als zum ge- brauch. Jn Teutſchland haben wir ſie auch in den Haͤfen/ aber kan beſchwerlich vor der Kaͤlte erhalten werden/ denn auch der Regen dieſem Gewaͤchs gar zuwider iſt. Etliche nehmen es auß den Haͤfen gegen dem Win- termonat/ und hencken es in die Stuben auff/ bleibet alſo zu zeiten zwey Jahr unver- ſehrt wie die Meer-zwibeln. Eigenſchafft. Die Aloe iſt warm im anderen und tro- cken in dem dritten grad; Hat neben oͤlicht- zaͤhen theilgen ein ſcharffes/ etzendes/ bitteres/ rauche/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/671
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/671>, abgerufen am 03.12.2024.