Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch]

Schwalbenkraut soll Chelidonium, [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], von den Schwalben/ umb zweyer
ursachen willen genennet worden seyn. Erst-
lich/ dieweil die Schwalben nach Dioscoridis
und Plinii bericht/ dieses Krauts würckung
eröffnet/ denn wenn ihre jungen erblindet/
so kommen sie wider durch dieses kraut zu
ihrem gesicht. Zum andern/ dieweil dieses
Kraut bey ankunfft der Schwalben erst-
mals herfür komt/ und wenn sie widerumb
hinweg fliegen/ welck wird und verdorret.
Aber Dodonaeus und andere halten auff die-
se ursachen nichts/ denn die jungen Schwal-
ben ihr verlohren Gesicht von sich selbsten/
ohne einigen gebrauch dieses Krauts über-
kommen/ neben dem bezeugt der tägliche
augenschein/ daß die Schellwurtz durch das
gantze Jahr grünet und blühet.

Gestalt.

Schellkraut hat eine wurtzel fingers-dick/
die ist außwendig schwartz/ mit vielen neben-
würtzlein oder zaseln/ anzusehen/ als wenn
sie unden abgebissen wäre. So man die von
einander bricht/ ist sie innwendig gelb/ und
gibt einen dicken/ zähen und rothgelben safft
von sich/ einer schönen/ satten Saffran-farb
gleich/ der ist eines starcken geruchs und
scharffen bittern geschmacks. Jm anfang
des Frühlings wachsen von dieser wurtzel
herfür viel runde/ haarige/ knöpffichte/ mür-
be und weisse stengel/ mit vielen zincken und
neben-ästlein/ die haben blätter/ den Acke-
leyen-blättern beynahe gleich/ doch ein we-
nig grösser/ linder und zärter/ welche so sie
von dem Kraut abgebrochen werden/ sich
dem Eichenlaub vergleichen/ auff der letzen
seiten von farben aschen-farb/ und auff der
andern bleich. Es trägt in der höhe viel
schöne gelbe blumen/ allerdings anzusehen
wie die gelben Stein-violen: so diese abfal-
len/ wachsen an deren statt hernach lange/
runde schöttlein oder hörnlein/ wie die schött-
lein an der Nägel-violen/ darin der schwartz-
gelbe samen verschlossen ligt/ dem Magsa-
men nicht unähnlich/ aber kleiner. Das
Kraut/ stengel und blumen geben einen zä-
hen/ gelben/ über die maß scharffen/ und
auff der zunge bitteren safft von sich. Es
bedarff dieses Gewächs keines pflantzens/
denn es säet sich jährlich selbst/ und wächßt
allenthalben häuffig bey andern Unkräu-
tern/ in dürrem magern und steinichtem
grund/ sonderlich aber in den Zwingern/ an
den Mauren und alten Gebäuen.

Eigenschafft.

Schellkraut ist warm und trocken im drit-
ten grad: Hat viel flüchtig-scharffes alka-
lisches Saltz/ neben zimlichen balsamischen
bitteren theilgen under seinem safft/ und da-
durch die eigenschafft/ allen zähen schleim
zu erdünnern/ alle innerlichen verstopfungen
zu eröffnen/ durch den Harn zu treiben/
das Geblüt zu reinigen/ und äusserlich die
Wunden und Geschwär zu säubern.

Gebrauch.

Wenn ein Pferd ein Augenfell überkom-
Augenfell
der Pferden.men hat/ so nim Schellkraut mit der wur-
tzel/ wasche es sauber/ und stoß wol in einem
mörser/ drucke den safft auß durch ein tuch/
[Spaltenumbruch] nim dessen drey loth/ guten Weineßig zwey
loth/ Saltz ein halb loth/ rein gestossenen
Jngber ein quintlein/ guten frischen Honig
ein loth/ vermisch es wol durch einander/
und spritz dem Pferd des tags dreymahl in
das Aug/ es hilfft/ und ist offtermahls gut
befunden worden.

Schellkraut an die Ort öffters gerieben/Haar ver-
treiben.
da man nicht gern Haar hat/ vertreibt es.

Schellkraut-safft mit Wein und Oel/
jedes gleich viel/ durch einander vermischt/
heilet den Erbgrind/ das Haupt öffters da-Erbgrind.
mit gesalbet.

Frischen Schellkraut-safft des tags zwey-Fisteln.
mal in die Fistel gespritzt/ heilet dieselbige.

Die Wartzen und Krähen-augen des tagsWartzen/
Krähen-
augen.
etliche mal mit frischem Schellkraut-safft
angestrichen/ vertreibt sie in kurtzer zeit.

Schellkraut mit Rauten/ Eßig und SaltzGelbsucht.
gestossen/ und damit die Sohlen unden an
den Füssen gerieben/ ist ein gute Artzney wi-
der die Gelbsucht: man soll auch dem Kran-
cken Schellkraut unter die blossen Füß in die
Schuh legen/ und ihne darauff gehen las-
sen/ dabey aber alle tag frisch Kraut nehmen.

Schellkraut auff die Brüst der WeibernUberflüßi-
ge monat-
liche Rei-
nigung.
Krebs/ Fi-
stel/ versto-
pfung der
Leber und
Miltzes/
Gelbsucht/
faule Fie-
ber.
gelegt/ soll ihnen die überflüßige monatliche
Reinigung stellen.

Das destillierte Schellkraut-wasser ist ein
köstlich mittel/ den Krebs und die Fistel zu
heilen/ alle morgen und abend 4. oder 5. loth
getruncken/ und die Schäden damit gewa-
schen. Jst auch fast dienlich/ die verstopff-
te Leber und Miltz zu eröffnen/ die Gelbsucht
durch den Harn außzuführen/ die faulen
Fieber und andere dergleichen Kranckheiten
zu vertreiben/ die von der Verstopffung der
Leber und des Miltzes ihren ursprung haben.
Alle morgen zehen tag nacheinander 3. loth
spitzen Wegrich- und so viel Schellkraut-
wasser getruncken/ vertreibet die Gelbsucht.

Schellkraut-wasser ist ein trefliche Artz-Dunckel
Gesicht/ fle-
cken und
masen der
Augen/
Flüß und
trieffen der
Augen/
Verseh-
rung und
Fistel der
Augen-
winckel.
Schmertzen
der Zähn.
ney für die Augen/ das dunckel Gesicht zu
erläuteren/ die Flecken und Masen der Au-
gen zu vertreiben/ die Flüß und das trieffen
derselben zu tröcknen/ die Versehrung und
Fisteln der Augen-winckeln zu heilen/ und
das Gesicht zu stärcken/ die Augen öffters
damit gestrichen/ oder etliche tröpflein da-
rein lawlicht geträufft/ und die Beschädi-
gung der Augen-winckel damit gewaschen.

Schellkraut-wasser lawlicht offt in dem
Mund gehalten/ stillet den Schmertzen der
Zähnen.

Die gifftige Zitterschen oder Flechten desZitterschen
oder Flech-
ten des An-
gesichts.
Pestilentz-
blattern.
Angesichts öffters mit Schellkraut-wasser
bestrichen/ heilet dieselbigen: Tüchlein in
Schellkraut-wasser genetzt/ und über die
Pestilentz-blattern lawlicht gelegt/ bekomt
wol.

Von dem in der Apotheck zubereitetenGelb- und
Wasser-
sucht.
Schellkraut-saltz/ ein halb quintlein schwer
bißweilen in weissem Wein eingenommen/
dienet wider die Gelb- und Wassersucht.

Wider das Abnehmen und SchwindsuchtSchwind-
sucht/ ver-
stopfung
der Kröß-
adern.
der Kindern/ so von Verstopffung der Kröß-
aderen herkomt/ dienet folgendes Pulver
treflich: Nim Schellkraut-wurtz 1. loth/
Florentinische Veyelwurtz/ praepariert Sta-
hel-pulver/ zubereitete Krebsstein jedes an-
derthalb quintl. Gewürtz-nägelein 6. gran/

weissen
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]

Schwalbenkraut ſoll Chelidonium, [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], von den Schwalben/ umb zweyer
urſachen willen genennet worden ſeyn. Erſt-
lich/ dieweil die Schwalben nach Dioſcoridis
und Plinii bericht/ dieſes Krauts wuͤrckung
eroͤffnet/ denn wenn ihre jungen erblindet/
ſo kommen ſie wider durch dieſes kraut zu
ihrem geſicht. Zum andern/ dieweil dieſes
Kraut bey ankunfft der Schwalben erſt-
mals herfuͤr komt/ und wenn ſie widerumb
hinweg fliegen/ welck wird und verdorꝛet.
Aber Dodonæus und andere halten auff die-
ſe urſachen nichts/ denn die jungen Schwal-
ben ihr verlohren Geſicht von ſich ſelbſten/
ohne einigen gebrauch dieſes Krauts uͤber-
kommen/ neben dem bezeugt der taͤgliche
augenſchein/ daß die Schellwurtz durch das
gantze Jahr gruͤnet und bluͤhet.

Geſtalt.

Schellkraut hat eine wurtzel fingers-dick/
die iſt außwendig ſchwartz/ mit vielen neben-
wuͤrtzlein oder zaſeln/ anzuſehen/ als wenn
ſie unden abgebiſſen waͤre. So man die von
einander bricht/ iſt ſie innwendig gelb/ und
gibt einen dicken/ zaͤhen und rothgelben ſafft
von ſich/ einer ſchoͤnen/ ſatten Saffran-farb
gleich/ der iſt eines ſtarcken geruchs und
ſcharffen bittern geſchmacks. Jm anfang
des Fruͤhlings wachſen von dieſer wurtzel
herfuͤr viel runde/ haarige/ knoͤpffichte/ muͤr-
be und weiſſe ſtengel/ mit vielen zincken und
neben-aͤſtlein/ die haben blaͤtter/ den Acke-
leyen-blaͤttern beynahe gleich/ doch ein we-
nig groͤſſer/ linder und zaͤrter/ welche ſo ſie
von dem Kraut abgebrochen werden/ ſich
dem Eichenlaub vergleichen/ auff der letzen
ſeiten von farben aſchen-farb/ und auff der
andern bleich. Es traͤgt in der hoͤhe viel
ſchoͤne gelbe blumen/ allerdings anzuſehen
wie die gelben Stein-violen: ſo dieſe abfal-
len/ wachſen an deren ſtatt hernach lange/
runde ſchoͤttlein oder hoͤrnlein/ wie die ſchoͤtt-
lein an der Naͤgel-violen/ darin der ſchwartz-
gelbe ſamen verſchloſſen ligt/ dem Magſa-
men nicht unaͤhnlich/ aber kleiner. Das
Kraut/ ſtengel und blumen geben einen zaͤ-
hen/ gelben/ uͤber die maß ſcharffen/ und
auff der zunge bitteren ſafft von ſich. Es
bedarff dieſes Gewaͤchs keines pflantzens/
denn es ſaͤet ſich jaͤhrlich ſelbſt/ und waͤchßt
allenthalben haͤuffig bey andern Unkraͤu-
tern/ in duͤrꝛem magern und ſteinichtem
grund/ ſonderlich aber in den Zwingern/ an
den Mauren und alten Gebaͤuen.

Eigenſchafft.

Schellkraut iſt warm und trocken im drit-
ten grad: Hat viel fluͤchtig-ſcharffes alka-
liſches Saltz/ neben zimlichen balſamiſchen
bitteren theilgen under ſeinem ſafft/ und da-
durch die eigenſchafft/ allen zaͤhen ſchleim
zu erduͤnnern/ alle innerlichen verſtopfungen
zu eroͤffnen/ durch den Harn zu treiben/
das Gebluͤt zu reinigen/ und aͤuſſerlich die
Wunden und Geſchwaͤr zu ſaͤubern.

Gebrauch.

Wenn ein Pferd ein Augenfell uͤberkom-
Augenfell
der Pferdẽ.men hat/ ſo nim Schellkraut mit der wur-
tzel/ waſche es ſauber/ und ſtoß wol in einem
moͤrſer/ drucke den ſafft auß durch ein tuch/
[Spaltenumbruch] nim deſſen drey loth/ guten Weineßig zwey
loth/ Saltz ein halb loth/ rein geſtoſſenen
Jngber ein quintlein/ guten friſchen Honig
ein loth/ vermiſch es wol durch einander/
und ſpritz dem Pferd des tags dreymahl in
das Aug/ es hilfft/ und iſt offtermahls gut
befunden worden.

Schellkraut an die Ort oͤffters gerieben/Haar ver-
treiben.
da man nicht gern Haar hat/ vertreibt es.

Schellkraut-ſafft mit Wein und Oel/
jedes gleich viel/ durch einander vermiſcht/
heilet den Erbgrind/ das Haupt oͤffters da-Erbgrind.
mit geſalbet.

Friſchen Schellkraut-ſafft des tags zwey-Fiſteln.
mal in die Fiſtel geſpritzt/ heilet dieſelbige.

Die Wartzen und Kraͤhen-augen des tagsWartzen/
Kraͤhen-
augen.
etliche mal mit friſchem Schellkraut-ſafft
angeſtrichen/ vertreibt ſie in kurtzer zeit.

Schellkraut mit Rauten/ Eßig und SaltzGelbſucht.
geſtoſſen/ und damit die Sohlen unden an
den Fuͤſſen gerieben/ iſt ein gute Artzney wi-
der die Gelbſucht: man ſoll auch dem Kran-
cken Schellkraut unter die bloſſen Fuͤß in die
Schuh legen/ und ihne darauff gehen laſ-
ſen/ dabey aber alle tag friſch Kraut nehmen.

Schellkraut auff die Bruͤſt der WeibernUberfluͤßi-
ge monat-
liche Rei-
nigung.
Krebs/ Fi-
ſtel/ verſto-
pfung der
Leber und
Miltzes/
Gelbſucht/
faule Fie-
ber.
gelegt/ ſoll ihnen die uͤberfluͤßige monatliche
Reinigung ſtellen.

Das deſtillierte Schellkraut-waſſer iſt ein
koͤſtlich mittel/ den Krebs und die Fiſtel zu
heilen/ alle morgen und abend 4. oder 5. loth
getruncken/ und die Schaͤden damit gewa-
ſchen. Jſt auch faſt dienlich/ die verſtopff-
te Leber und Miltz zu eroͤffnen/ die Gelbſucht
durch den Harn außzufuͤhren/ die faulen
Fieber und andere dergleichen Kranckheiten
zu vertreiben/ die von der Verſtopffung der
Leber und des Miltzes ihren urſprung haben.
Alle morgen zehen tag nacheinander 3. loth
ſpitzen Wegrich- und ſo viel Schellkraut-
waſſer getruncken/ vertreibet die Gelbſucht.

Schellkraut-waſſer iſt ein trefliche Artz-Dunckel
Geſicht/ fle-
cken und
maſen der
Augen/
Fluͤß und
trieffen der
Augen/
Verſeh-
rung und
Fiſtel der
Augen-
winckel.
Schmertzẽ
der Zaͤhn.
ney fuͤr die Augen/ das dunckel Geſicht zu
erlaͤuteren/ die Flecken und Maſen der Au-
gen zu vertreiben/ die Fluͤß und das trieffen
derſelben zu troͤcknen/ die Verſehrung und
Fiſteln der Augen-winckeln zu heilen/ und
das Geſicht zu ſtaͤrcken/ die Augen oͤffters
damit geſtrichen/ oder etliche troͤpflein da-
rein lawlicht getraͤufft/ und die Beſchaͤdi-
gung der Augen-winckel damit gewaſchen.

Schellkraut-waſſer lawlicht offt in dem
Mund gehalten/ ſtillet den Schmertzen der
Zaͤhnen.

Die gifftige Zitterſchen oder Flechten desZitterſchen
oder Flech-
ten des An-
geſichts.
Peſtilentz-
blattern.
Angeſichts oͤffters mit Schellkraut-waſſer
beſtrichen/ heilet dieſelbigen: Tuͤchlein in
Schellkraut-waſſer genetzt/ und uͤber die
Peſtilentz-blattern lawlicht gelegt/ bekomt
wol.

Von dem in der Apotheck zubereitetenGelb- und
Waſſer-
ſucht.
Schellkraut-ſaltz/ ein halb quintlein ſchwer
bißweilen in weiſſem Wein eingenommen/
dienet wider die Gelb- und Waſſerſucht.

Wider das Abnehmen und SchwindſuchtSchwind-
ſucht/ ver-
ſtopfung
der Kroͤß-
adern.
der Kindern/ ſo von Verſtopffung der Kroͤß-
aderen herkomt/ dienet folgendes Pulver
treflich: Nim Schellkraut-wurtz 1. loth/
Florentiniſche Veyelwurtz/ præpariert Sta-
hel-pulver/ zubereitete Krebsſtein jedes an-
derthalb quintl. Gewuͤrtz-naͤgelein 6. gran/

weiſſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0639" n="623"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Kra&#x0364;uteren.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Schwalbenkraut &#x017F;oll <hi rendition="#aq">Chelidonium,</hi> <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="2"/></foreign><lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>, von den Schwalben/ umb zweyer<lb/>
ur&#x017F;achen willen genennet worden &#x017F;eyn. Er&#x017F;t-<lb/>
lich/ dieweil die Schwalben nach <hi rendition="#aq">Dio&#x017F;coridis</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Plinii</hi> bericht/ die&#x017F;es Krauts wu&#x0364;rckung<lb/>
ero&#x0364;ffnet/ denn wenn ihre jungen erblindet/<lb/>
&#x017F;o kommen &#x017F;ie wider durch die&#x017F;es kraut zu<lb/>
ihrem ge&#x017F;icht. Zum andern/ dieweil die&#x017F;es<lb/>
Kraut bey ankunfft der Schwalben er&#x017F;t-<lb/>
mals herfu&#x0364;r komt/ und wenn &#x017F;ie widerumb<lb/>
hinweg fliegen/ welck wird und verdor&#xA75B;et.<lb/>
Aber <hi rendition="#aq">Dodonæus</hi> und andere halten auff die-<lb/>
&#x017F;e ur&#x017F;achen nichts/ denn die jungen Schwal-<lb/>
ben ihr verlohren Ge&#x017F;icht von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten/<lb/>
ohne einigen gebrauch die&#x017F;es Krauts u&#x0364;ber-<lb/>
kommen/ neben dem bezeugt der ta&#x0364;gliche<lb/>
augen&#x017F;chein/ daß die Schellwurtz durch das<lb/>
gantze Jahr gru&#x0364;net und blu&#x0364;het.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Schellkraut hat eine wurtzel fingers-dick/<lb/>
die i&#x017F;t außwendig &#x017F;chwartz/ mit vielen neben-<lb/>
wu&#x0364;rtzlein oder za&#x017F;eln/ anzu&#x017F;ehen/ als wenn<lb/>
&#x017F;ie unden abgebi&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;re. So man die von<lb/>
einander bricht/ i&#x017F;t &#x017F;ie innwendig gelb/ und<lb/>
gibt einen dicken/ za&#x0364;hen und rothgelben &#x017F;afft<lb/>
von &#x017F;ich/ einer &#x017F;cho&#x0364;nen/ &#x017F;atten Saffran-farb<lb/>
gleich/ der i&#x017F;t eines &#x017F;tarcken geruchs und<lb/>
&#x017F;charffen bittern ge&#x017F;chmacks. Jm anfang<lb/>
des Fru&#x0364;hlings wach&#x017F;en von die&#x017F;er wurtzel<lb/>
herfu&#x0364;r viel runde/ haarige/ kno&#x0364;pffichte/ mu&#x0364;r-<lb/>
be und wei&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tengel/ mit vielen zincken und<lb/>
neben-a&#x0364;&#x017F;tlein/ die haben bla&#x0364;tter/ den Acke-<lb/>
leyen-bla&#x0364;ttern beynahe gleich/ doch ein we-<lb/>
nig gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ linder und za&#x0364;rter/ welche &#x017F;o &#x017F;ie<lb/>
von dem Kraut abgebrochen werden/ &#x017F;ich<lb/>
dem Eichenlaub vergleichen/ auff der letzen<lb/>
&#x017F;eiten von farben a&#x017F;chen-farb/ und auff der<lb/>
andern bleich. Es tra&#x0364;gt in der ho&#x0364;he viel<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne gelbe blumen/ allerdings anzu&#x017F;ehen<lb/>
wie die gelben Stein-violen: &#x017F;o die&#x017F;e abfal-<lb/>
len/ wach&#x017F;en an deren &#x017F;tatt hernach lange/<lb/>
runde &#x017F;cho&#x0364;ttlein oder ho&#x0364;rnlein/ wie die &#x017F;cho&#x0364;tt-<lb/>
lein an der Na&#x0364;gel-violen/ darin der &#x017F;chwartz-<lb/>
gelbe &#x017F;amen ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ligt/ dem Mag&#x017F;a-<lb/>
men nicht una&#x0364;hnlich/ aber kleiner. Das<lb/>
Kraut/ &#x017F;tengel und blumen geben einen za&#x0364;-<lb/>
hen/ gelben/ u&#x0364;ber die maß &#x017F;charffen/ und<lb/>
auff der zunge bitteren &#x017F;afft von &#x017F;ich. Es<lb/>
bedarff die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs keines pflantzens/<lb/>
denn es &#x017F;a&#x0364;et &#x017F;ich ja&#x0364;hrlich &#x017F;elb&#x017F;t/ und wa&#x0364;chßt<lb/>
allenthalben ha&#x0364;uffig bey andern Unkra&#x0364;u-<lb/>
tern/ in du&#x0364;r&#xA75B;em magern und &#x017F;teinichtem<lb/>
grund/ &#x017F;onderlich aber in den Zwingern/ an<lb/>
den Mauren und alten Geba&#x0364;uen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Schellkraut i&#x017F;t warm und trocken im drit-<lb/>
ten grad: Hat viel flu&#x0364;chtig-&#x017F;charffes alka-<lb/>
li&#x017F;ches Saltz/ neben zimlichen bal&#x017F;ami&#x017F;chen<lb/>
bitteren theilgen under &#x017F;einem &#x017F;afft/ und da-<lb/>
durch die eigen&#x017F;chafft/ allen za&#x0364;hen &#x017F;chleim<lb/>
zu erdu&#x0364;nnern/ alle innerlichen ver&#x017F;topfungen<lb/>
zu ero&#x0364;ffnen/ durch den Harn zu treiben/<lb/>
das Geblu&#x0364;t zu reinigen/ und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich die<lb/>
Wunden und Ge&#x017F;chwa&#x0364;r zu &#x017F;a&#x0364;ubern.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Wenn ein Pferd ein Augenfell u&#x0364;berkom-<lb/><note place="left">Augenfell<lb/>
der Pferd&#x1EBD;.</note>men hat/ &#x017F;o nim Schellkraut mit der wur-<lb/>
tzel/ wa&#x017F;che es &#x017F;auber/ und &#x017F;toß wol in einem<lb/>
mo&#x0364;r&#x017F;er/ drucke den &#x017F;afft auß durch ein tuch/<lb/><cb/>
nim de&#x017F;&#x017F;en drey loth/ guten Weineßig zwey<lb/>
loth/ Saltz ein halb loth/ rein ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Jngber ein quintlein/ guten fri&#x017F;chen Honig<lb/>
ein loth/ vermi&#x017F;ch es wol durch einander/<lb/>
und &#x017F;pritz dem Pferd des tags dreymahl in<lb/>
das Aug/ es hilfft/ und i&#x017F;t offtermahls gut<lb/>
befunden worden.</p><lb/>
            <p>Schellkraut an die Ort o&#x0364;ffters gerieben/<note place="right">Haar ver-<lb/>
treiben.</note><lb/>
da man nicht gern Haar hat/ vertreibt es.</p><lb/>
            <p>Schellkraut-&#x017F;afft mit Wein und Oel/<lb/>
jedes gleich viel/ durch einander vermi&#x017F;cht/<lb/>
heilet den Erbgrind/ das Haupt o&#x0364;ffters da-<note place="right">Erbgrind.</note><lb/>
mit ge&#x017F;albet.</p><lb/>
            <p>Fri&#x017F;chen Schellkraut-&#x017F;afft des tags zwey-<note place="right">Fi&#x017F;teln.</note><lb/>
mal in die Fi&#x017F;tel ge&#x017F;pritzt/ heilet die&#x017F;elbige.</p><lb/>
            <p>Die Wartzen und Kra&#x0364;hen-augen des tags<note place="right">Wartzen/<lb/>
Kra&#x0364;hen-<lb/>
augen.</note><lb/>
etliche mal mit fri&#x017F;chem Schellkraut-&#x017F;afft<lb/>
ange&#x017F;trichen/ vertreibt &#x017F;ie in kurtzer zeit.</p><lb/>
            <p>Schellkraut mit Rauten/ Eßig und Saltz<note place="right">Gelb&#x017F;ucht.</note><lb/>
ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und damit die Sohlen unden an<lb/>
den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gerieben/ i&#x017F;t ein gute Artzney wi-<lb/>
der die Gelb&#x017F;ucht: man &#x017F;oll auch dem Kran-<lb/>
cken Schellkraut unter die blo&#x017F;&#x017F;en Fu&#x0364;ß in die<lb/>
Schuh legen/ und ihne darauff gehen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ dabey aber alle tag fri&#x017F;ch Kraut nehmen.</p><lb/>
            <p>Schellkraut auff die Bru&#x0364;&#x017F;t der Weibern<note place="right">Uberflu&#x0364;ßi-<lb/>
ge monat-<lb/>
liche Rei-<lb/>
nigung.<lb/>
Krebs/ Fi-<lb/>
&#x017F;tel/ ver&#x017F;to-<lb/>
pfung der<lb/>
Leber und<lb/>
Miltzes/<lb/>
Gelb&#x017F;ucht/<lb/>
faule Fie-<lb/>
ber.</note><lb/>
gelegt/ &#x017F;oll ihnen die u&#x0364;berflu&#x0364;ßige monatliche<lb/>
Reinigung &#x017F;tellen.</p><lb/>
            <p>Das de&#x017F;tillierte Schellkraut-wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t ein<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tlich mittel/ den Krebs und die Fi&#x017F;tel zu<lb/>
heilen/ alle morgen und abend 4. oder 5. loth<lb/>
getruncken/ und die Scha&#x0364;den damit gewa-<lb/>
&#x017F;chen. J&#x017F;t auch fa&#x017F;t dienlich/ die ver&#x017F;topff-<lb/>
te Leber und Miltz zu ero&#x0364;ffnen/ die Gelb&#x017F;ucht<lb/>
durch den Harn außzufu&#x0364;hren/ die faulen<lb/>
Fieber und andere dergleichen Kranckheiten<lb/>
zu vertreiben/ die von der Ver&#x017F;topffung der<lb/>
Leber und des Miltzes ihren ur&#x017F;prung haben.<lb/>
Alle morgen zehen tag nacheinander 3. loth<lb/>
&#x017F;pitzen Wegrich- und &#x017F;o viel Schellkraut-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er getruncken/ vertreibet die Gelb&#x017F;ucht.</p><lb/>
            <p>Schellkraut-wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t ein trefliche Artz-<note place="right">Dunckel<lb/>
Ge&#x017F;icht/ fle-<lb/>
cken und<lb/>
ma&#x017F;en der<lb/>
Augen/<lb/>
Flu&#x0364;ß und<lb/>
trieffen der<lb/>
Augen/<lb/>
Ver&#x017F;eh-<lb/>
rung und<lb/>
Fi&#x017F;tel der<lb/>
Augen-<lb/>
winckel.<lb/>
Schmertz&#x1EBD;<lb/>
der Za&#x0364;hn.</note><lb/>
ney fu&#x0364;r die Augen/ das dunckel Ge&#x017F;icht zu<lb/>
erla&#x0364;uteren/ die Flecken und Ma&#x017F;en der Au-<lb/>
gen zu vertreiben/ die Flu&#x0364;ß und das trieffen<lb/>
der&#x017F;elben zu tro&#x0364;cknen/ die Ver&#x017F;ehrung und<lb/>
Fi&#x017F;teln der Augen-winckeln zu heilen/ und<lb/>
das Ge&#x017F;icht zu &#x017F;ta&#x0364;rcken/ die Augen o&#x0364;ffters<lb/>
damit ge&#x017F;trichen/ oder etliche tro&#x0364;pflein da-<lb/>
rein lawlicht getra&#x0364;ufft/ und die Be&#x017F;cha&#x0364;di-<lb/>
gung der Augen-winckel damit gewa&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p>Schellkraut-wa&#x017F;&#x017F;er lawlicht offt in dem<lb/>
Mund gehalten/ &#x017F;tillet den Schmertzen der<lb/>
Za&#x0364;hnen.</p><lb/>
            <p>Die gifftige Zitter&#x017F;chen oder Flechten des<note place="right">Zitter&#x017F;chen<lb/>
oder Flech-<lb/>
ten des An-<lb/>
ge&#x017F;ichts.<lb/>
Pe&#x017F;tilentz-<lb/>
blattern.</note><lb/>
Ange&#x017F;ichts o&#x0364;ffters mit Schellkraut-wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
be&#x017F;trichen/ heilet die&#x017F;elbigen: Tu&#x0364;chlein in<lb/>
Schellkraut-wa&#x017F;&#x017F;er genetzt/ und u&#x0364;ber die<lb/>
Pe&#x017F;tilentz-blattern lawlicht gelegt/ bekomt<lb/>
wol.</p><lb/>
            <p>Von dem in der Apotheck zubereiteten<note place="right">Gelb- und<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;ucht.</note><lb/>
Schellkraut-&#x017F;altz/ ein halb quintlein &#x017F;chwer<lb/>
bißweilen in wei&#x017F;&#x017F;em Wein eingenommen/<lb/>
dienet wider die Gelb- und Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht.</p><lb/>
            <p>Wider das Abnehmen und Schwind&#x017F;ucht<note place="right">Schwind-<lb/>
&#x017F;ucht/ ver-<lb/>
&#x017F;topfung<lb/>
der Kro&#x0364;ß-<lb/>
adern.</note><lb/>
der Kindern/ &#x017F;o von Ver&#x017F;topffung der Kro&#x0364;ß-<lb/>
aderen herkomt/ dienet folgendes Pulver<lb/>
treflich: Nim Schellkraut-wurtz 1. loth/<lb/>
Florentini&#x017F;che Veyelwurtz/ pr<hi rendition="#aq">æ</hi>pariert Sta-<lb/>
hel-pulver/ zubereitete Krebs&#x017F;tein jedes an-<lb/>
derthalb quintl. Gewu&#x0364;rtz-na&#x0364;gelein 6. gran/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wei&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[623/0639] Von den Kraͤuteren. Schwalbenkraut ſoll Chelidonium, __ _, von den Schwalben/ umb zweyer urſachen willen genennet worden ſeyn. Erſt- lich/ dieweil die Schwalben nach Dioſcoridis und Plinii bericht/ dieſes Krauts wuͤrckung eroͤffnet/ denn wenn ihre jungen erblindet/ ſo kommen ſie wider durch dieſes kraut zu ihrem geſicht. Zum andern/ dieweil dieſes Kraut bey ankunfft der Schwalben erſt- mals herfuͤr komt/ und wenn ſie widerumb hinweg fliegen/ welck wird und verdorꝛet. Aber Dodonæus und andere halten auff die- ſe urſachen nichts/ denn die jungen Schwal- ben ihr verlohren Geſicht von ſich ſelbſten/ ohne einigen gebrauch dieſes Krauts uͤber- kommen/ neben dem bezeugt der taͤgliche augenſchein/ daß die Schellwurtz durch das gantze Jahr gruͤnet und bluͤhet. Geſtalt. Schellkraut hat eine wurtzel fingers-dick/ die iſt außwendig ſchwartz/ mit vielen neben- wuͤrtzlein oder zaſeln/ anzuſehen/ als wenn ſie unden abgebiſſen waͤre. So man die von einander bricht/ iſt ſie innwendig gelb/ und gibt einen dicken/ zaͤhen und rothgelben ſafft von ſich/ einer ſchoͤnen/ ſatten Saffran-farb gleich/ der iſt eines ſtarcken geruchs und ſcharffen bittern geſchmacks. Jm anfang des Fruͤhlings wachſen von dieſer wurtzel herfuͤr viel runde/ haarige/ knoͤpffichte/ muͤr- be und weiſſe ſtengel/ mit vielen zincken und neben-aͤſtlein/ die haben blaͤtter/ den Acke- leyen-blaͤttern beynahe gleich/ doch ein we- nig groͤſſer/ linder und zaͤrter/ welche ſo ſie von dem Kraut abgebrochen werden/ ſich dem Eichenlaub vergleichen/ auff der letzen ſeiten von farben aſchen-farb/ und auff der andern bleich. Es traͤgt in der hoͤhe viel ſchoͤne gelbe blumen/ allerdings anzuſehen wie die gelben Stein-violen: ſo dieſe abfal- len/ wachſen an deren ſtatt hernach lange/ runde ſchoͤttlein oder hoͤrnlein/ wie die ſchoͤtt- lein an der Naͤgel-violen/ darin der ſchwartz- gelbe ſamen verſchloſſen ligt/ dem Magſa- men nicht unaͤhnlich/ aber kleiner. Das Kraut/ ſtengel und blumen geben einen zaͤ- hen/ gelben/ uͤber die maß ſcharffen/ und auff der zunge bitteren ſafft von ſich. Es bedarff dieſes Gewaͤchs keines pflantzens/ denn es ſaͤet ſich jaͤhrlich ſelbſt/ und waͤchßt allenthalben haͤuffig bey andern Unkraͤu- tern/ in duͤrꝛem magern und ſteinichtem grund/ ſonderlich aber in den Zwingern/ an den Mauren und alten Gebaͤuen. Eigenſchafft. Schellkraut iſt warm und trocken im drit- ten grad: Hat viel fluͤchtig-ſcharffes alka- liſches Saltz/ neben zimlichen balſamiſchen bitteren theilgen under ſeinem ſafft/ und da- durch die eigenſchafft/ allen zaͤhen ſchleim zu erduͤnnern/ alle innerlichen verſtopfungen zu eroͤffnen/ durch den Harn zu treiben/ das Gebluͤt zu reinigen/ und aͤuſſerlich die Wunden und Geſchwaͤr zu ſaͤubern. Gebrauch. Wenn ein Pferd ein Augenfell uͤberkom- men hat/ ſo nim Schellkraut mit der wur- tzel/ waſche es ſauber/ und ſtoß wol in einem moͤrſer/ drucke den ſafft auß durch ein tuch/ nim deſſen drey loth/ guten Weineßig zwey loth/ Saltz ein halb loth/ rein geſtoſſenen Jngber ein quintlein/ guten friſchen Honig ein loth/ vermiſch es wol durch einander/ und ſpritz dem Pferd des tags dreymahl in das Aug/ es hilfft/ und iſt offtermahls gut befunden worden. Augenfell der Pferdẽ. Schellkraut an die Ort oͤffters gerieben/ da man nicht gern Haar hat/ vertreibt es. Haar ver- treiben. Schellkraut-ſafft mit Wein und Oel/ jedes gleich viel/ durch einander vermiſcht/ heilet den Erbgrind/ das Haupt oͤffters da- mit geſalbet. Erbgrind. Friſchen Schellkraut-ſafft des tags zwey- mal in die Fiſtel geſpritzt/ heilet dieſelbige. Fiſteln. Die Wartzen und Kraͤhen-augen des tags etliche mal mit friſchem Schellkraut-ſafft angeſtrichen/ vertreibt ſie in kurtzer zeit. Wartzen/ Kraͤhen- augen. Schellkraut mit Rauten/ Eßig und Saltz geſtoſſen/ und damit die Sohlen unden an den Fuͤſſen gerieben/ iſt ein gute Artzney wi- der die Gelbſucht: man ſoll auch dem Kran- cken Schellkraut unter die bloſſen Fuͤß in die Schuh legen/ und ihne darauff gehen laſ- ſen/ dabey aber alle tag friſch Kraut nehmen. Gelbſucht. Schellkraut auff die Bruͤſt der Weibern gelegt/ ſoll ihnen die uͤberfluͤßige monatliche Reinigung ſtellen. Uberfluͤßi- ge monat- liche Rei- nigung. Krebs/ Fi- ſtel/ verſto- pfung der Leber und Miltzes/ Gelbſucht/ faule Fie- ber. Das deſtillierte Schellkraut-waſſer iſt ein koͤſtlich mittel/ den Krebs und die Fiſtel zu heilen/ alle morgen und abend 4. oder 5. loth getruncken/ und die Schaͤden damit gewa- ſchen. Jſt auch faſt dienlich/ die verſtopff- te Leber und Miltz zu eroͤffnen/ die Gelbſucht durch den Harn außzufuͤhren/ die faulen Fieber und andere dergleichen Kranckheiten zu vertreiben/ die von der Verſtopffung der Leber und des Miltzes ihren urſprung haben. Alle morgen zehen tag nacheinander 3. loth ſpitzen Wegrich- und ſo viel Schellkraut- waſſer getruncken/ vertreibet die Gelbſucht. Schellkraut-waſſer iſt ein trefliche Artz- ney fuͤr die Augen/ das dunckel Geſicht zu erlaͤuteren/ die Flecken und Maſen der Au- gen zu vertreiben/ die Fluͤß und das trieffen derſelben zu troͤcknen/ die Verſehrung und Fiſteln der Augen-winckeln zu heilen/ und das Geſicht zu ſtaͤrcken/ die Augen oͤffters damit geſtrichen/ oder etliche troͤpflein da- rein lawlicht getraͤufft/ und die Beſchaͤdi- gung der Augen-winckel damit gewaſchen. Dunckel Geſicht/ fle- cken und maſen der Augen/ Fluͤß und trieffen der Augen/ Verſeh- rung und Fiſtel der Augen- winckel. Schmertzẽ der Zaͤhn. Schellkraut-waſſer lawlicht offt in dem Mund gehalten/ ſtillet den Schmertzen der Zaͤhnen. Die gifftige Zitterſchen oder Flechten des Angeſichts oͤffters mit Schellkraut-waſſer beſtrichen/ heilet dieſelbigen: Tuͤchlein in Schellkraut-waſſer genetzt/ und uͤber die Peſtilentz-blattern lawlicht gelegt/ bekomt wol. Zitterſchen oder Flech- ten des An- geſichts. Peſtilentz- blattern. Von dem in der Apotheck zubereiteten Schellkraut-ſaltz/ ein halb quintlein ſchwer bißweilen in weiſſem Wein eingenommen/ dienet wider die Gelb- und Waſſerſucht. Gelb- und Waſſer- ſucht. Wider das Abnehmen und Schwindſucht der Kindern/ ſo von Verſtopffung der Kroͤß- aderen herkomt/ dienet folgendes Pulver treflich: Nim Schellkraut-wurtz 1. loth/ Florentiniſche Veyelwurtz/ præpariert Sta- hel-pulver/ zubereitete Krebsſtein jedes an- derthalb quintl. Gewuͤrtz-naͤgelein 6. gran/ weiſſen Schwind- ſucht/ ver- ſtopfung der Kroͤß- adern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/639
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/639>, abgerufen am 27.02.2025.