Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] hinein/ sie können aber die strenge kälte nicht
dulden/ darumb hat man besondere scherben
und gefäß/ solche stöck vor dem Winter in
den kellern zu erhalten/ doch so schön Wet-
ter vorhanden/ stellet man sie hinauß an die
Sonnen/ läßt sie auch bißweilen beregnen/
und trägt sie alsdenn widerum in keller.

Von pflantzung der schönen und lustigen
Näglein/ wie auch derer hunderterley na-
men/ besihe Hr. Georg Vischers/ Gräfl. Ho-
lenloischen Raths/ neu-vermehrten Blu-
men-garten das 8. und 10. cap.

Eigenschafft.

Die Näglein-blumen sind warm und tro-
cken in mittelmäßiger krafft; haben ein flüch-
tiges sehr miltes saltz/ mit einem subtilen
balsamischen öl bey sich/ und daher sonder-
liche tugenden/ das Haupt/ Hertz und Le-
ber zu stärcken/ und die Lebens-geister zu er-
quicken.

Gebrauch.

Die zahmen Näglein-blumen sind dem
Schwindel
Schlag-
Fallende
Sucht.
Krampff/
Zittern/
Haupt nutzlich/ denn sie stärcken das Hirn/
dienen wider den Schwindel/ Schlag/ fal-
lende Sucht/ Krampff und Zittern.

Der Nägleinblumen-zucker oder Conser-
va,
wird auß zahmen rothen Nägelein/ auff
gleiche weise gemacht/ wie der Rosen-zucker/
davon besihe droben in dem 1. Buch das 129.
Kaltes und
flüßiges
Haupt/
Blödes
Gesicht.
schwaches
Hertz und
Mutter/
schwindel/
Schlag/
Lähme/
fallende
Sucht/
Pest/ Er-
brechen/
Durchlauf
Wehthum
der Mutter
Bauch-
würm.
cap. bey den Rosen. Dieser Zucker/ so man
davon nach belieben einer Muscatnuß groß
nimt/ stärcket das kalte flüßige Haupt/ blö-
de Gesicht/ das schwache Hertz und die Mut-
ter: ist eine köstliche Artzney wider den
Schwindel/ Schlag/ Lähme/ fallende
Sucht und die Pest: bekomt dem Magen
wol/ fürdert die Däuung und Geburt ohne
schaden/ stillet das Erbrechen/ den Durch-
lauff und Wehethum der Mutter/ und töd-
tet die Bauchwürm. Dergleichen würckung
hat auch das auß den zahmen Näglein-blu-
men mit dem Kraut destillierte wasser.

Der in den Apothecken zubereitete Näg-
leinblumen-syrup stärcket das Haupt/ Hertz/
Magen/ Leber und die Mutter/ davon nach
belieben ein löffel voll genommen.

Auß den Näglein-blumen wird ein treff-
licher Eßig zubereitet/ auff gleiche weiß wie
man den Rosen-eßig macht/ davon besihe
angezogenes cap. Wenn ein Mensch in
OhnmachtOhnmacht gefallen ist/ so bestreiche ihm die
Schläff/ Nasen und Pulß-adern mit Näg-
leinblumen-eßig/ oder besprenge ihm das
Pest-zeit.Angesicht darmit. Jn der Pest-zeit solle
man mit diesem Eßig das Angesicht und
die Hände befeuchten.

Es wird auß den wilden Näglein ein
Grieß.
Stein.
Wasser destilliert/ so trefflich gut für das
Grieß und den Stein ist/ wenn man den
Krancken zuzeiten etliche löffelvoll eingibet.

Die blumen des weissen Näglein-graß
brauchet man wider das Hertzklopffen/ und
Hertzklopf-
sen/ Hertz-
schwachhei-
ten/ fallen-
de Sucht/
Gichter.
andere Hertz-schwachheiten/ sie werden son-
derlich gelobt wider die fallende Sucht und
Gichter/ so man wie droben vermeldet/ ein
Lattwerg oder Conserven-zucker darauß
machet. Andere destillieren das Kraut mit
den Blumen/ und gebrauchen es wider vor-
Gichter
bey den
jungen
Kindern.
ermelte Kranckheiten/ insonderheit aber den
jungen Kindern wider die Gichter/ darauff
sie gute besserung befinden.

[Spaltenumbruch]


CAPUT LXVI.
[Abbildung] Schweinbrot. Cyclaminus.
Namen.

SChweinbrot heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Cy-
claminus, Cyclamen, Panis porcinus,
Malum terrae, Rapum terrae, Tuber terrae,
Umbilicus terrae, Artanita.
Jtaliänisch/ Ci-
clamino, Pane porcino.
Frantzösisch/ Pain
de pourceau.
Spanisch/ Pan porcino, Pan
de puerco.
Englisch/ Swinebread/ Sow-
bread. Dänisch/ Galteknap/ Madekierne.
Niderländisch/ Verkensbroot/ Sveykens-
broot/ Eerdappel. Jn Hochteutscher Sprach
wird es auch genennt Erdapffel/ Erdnabel/
Erdscheiben und Waldrüben.

Geschlecht und Gestalt.

1. Das erste Geschlecht des Schweinbrots/
Cyclamen orbiculato folio, inferne purpura-
scente, C. B. Cyclaminus folio rotundiore vul-
gatior, J. B.
Hat eine runde und flache/ auß-
wendig schwartze/ inwendig weisse wurtzel/
mit vielen kleinen zaseln behänget/ und wie
ein Rüben anzusehen/ auch am geschmack
bitter und scharff/ bißweilen wird sie sehr
groß/ und nach dem bericht Conradi Gesneri,
wie das Haupt eines Widders gestaltet. Die
blätter vergleichen sich dem Ephew-laub/
oder den Haselwurtz-blättern/ ligen außge-
spreitet auff der erden/ sind an dem Rucken
etwas braun-roth/ aber auff der andern sei-
ten mit weissen flecken besprengt. Es brin-
get zarte/ glatte/ und vier oder fünff fin-
ger lange stengel/ darauff wachsen schöne
leib-farbe oder dick-rothe blumen/ eines
lieblichen geruchs/ denen folget ein rundlicht
und spitzig köpflein nach/ welches mit un-

gleichem/

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] hinein/ ſie koͤnnen aber die ſtrenge kaͤlte nicht
dulden/ darumb hat man beſondere ſcherben
und gefaͤß/ ſolche ſtoͤck vor dem Winter in
den kellern zu erhalten/ doch ſo ſchoͤn Wet-
ter vorhanden/ ſtellet man ſie hinauß an die
Sonnen/ laͤßt ſie auch bißweilen beregnen/
und traͤgt ſie alsdenn widerum in keller.

Von pflantzung der ſchoͤnen und luſtigen
Naͤglein/ wie auch derer hunderterley na-
men/ beſihe Hr. Georg Viſchers/ Graͤfl. Ho-
lenloiſchen Raths/ neu-vermehrten Blu-
men-garten das 8. und 10. cap.

Eigenſchafft.

Die Naͤglein-blumen ſind warm und tro-
cken in mittelmaͤßiger krafft; haben ein fluͤch-
tiges ſehr miltes ſaltz/ mit einem ſubtilen
balſamiſchen oͤl bey ſich/ und daher ſonder-
liche tugenden/ das Haupt/ Hertz und Le-
ber zu ſtaͤrcken/ und die Lebens-geiſter zu er-
quicken.

Gebrauch.

Die zahmen Naͤglein-blumen ſind dem
Schwindel
Schlag-
Fallende
Sucht.
Krampff/
Zittern/
Haupt nutzlich/ denn ſie ſtaͤrcken das Hirn/
dienen wider den Schwindel/ Schlag/ fal-
lende Sucht/ Krampff und Zittern.

Der Naͤgleinblumen-zucker oder Conſer-
va,
wird auß zahmen rothen Naͤgelein/ auff
gleiche weiſe gemacht/ wie der Roſen-zucker/
davon beſihe droben in dem 1. Buch das 129.
Kaltes uñ
fluͤßiges
Haupt/
Bloͤdes
Geſicht.
ſchwaches
Hertz und
Mutter/
ſchwindel/
Schlag/
Laͤhme/
fallende
Sucht/
Peſt/ Er-
brechen/
Durchlauf
Wehthum
der Mutteꝛ
Bauch-
wuͤrm.
cap. bey den Roſen. Dieſer Zucker/ ſo man
davon nach belieben einer Muſcatnuß groß
nimt/ ſtaͤrcket das kalte fluͤßige Haupt/ bloͤ-
de Geſicht/ das ſchwache Hertz und die Mut-
ter: iſt eine koͤſtliche Artzney wider den
Schwindel/ Schlag/ Laͤhme/ fallende
Sucht und die Peſt: bekomt dem Magen
wol/ fuͤrdert die Daͤuung und Geburt ohne
ſchaden/ ſtillet das Erbrechen/ den Durch-
lauff und Wehethum der Mutter/ und toͤd-
tet die Bauchwuͤrm. Dergleichen wuͤrckung
hat auch das auß den zahmen Naͤglein-blu-
men mit dem Kraut deſtillierte waſſer.

Der in den Apothecken zubereitete Naͤg-
leinblumen-ſyrup ſtaͤrcket das Haupt/ Hertz/
Magen/ Leber und die Mutter/ davon nach
belieben ein loͤffel voll genommen.

Auß den Naͤglein-blumen wird ein treff-
licher Eßig zubereitet/ auff gleiche weiß wie
man den Roſen-eßig macht/ davon beſihe
angezogenes cap. Wenn ein Menſch in
OhnmachtOhnmacht gefallen iſt/ ſo beſtreiche ihm die
Schlaͤff/ Naſen und Pulß-adern mit Naͤg-
leinblumen-eßig/ oder beſprenge ihm das
Peſt-zeit.Angeſicht darmit. Jn der Peſt-zeit ſolle
man mit dieſem Eßig das Angeſicht und
die Haͤnde befeuchten.

Es wird auß den wilden Naͤglein ein
Grieß.
Stein.
Waſſer deſtilliert/ ſo trefflich gut fuͤr das
Grieß und den Stein iſt/ wenn man den
Krancken zuzeiten etliche loͤffelvoll eingibet.

Die blumen des weiſſen Naͤglein-graß
brauchet man wider das Hertzklopffen/ und
Hertzklopf-
ſen/ Hertz-
ſchwachhei-
ten/ fallen-
de Sucht/
Gichter.
andere Hertz-ſchwachheiten/ ſie werden ſon-
derlich gelobt wider die fallende Sucht und
Gichter/ ſo man wie droben vermeldet/ ein
Lattwerg oder Conſerven-zucker darauß
machet. Andere deſtillieren das Kraut mit
den Blumen/ und gebrauchen es wider vor-
Gichter
bey den
jungen
Kindern.
ermelte Kranckheiten/ inſonderheit aber den
jungen Kindern wider die Gichter/ darauff
ſie gute beſſerung befinden.

[Spaltenumbruch]


CAPUT LXVI.
[Abbildung] Schweinbrot. Cyclaminus.
Namen.

SChweinbrot heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Cy-
claminus, Cyclamen, Panis porcinus,
Malum terræ, Rapum terræ, Tuber terræ,
Umbilicus terræ, Artanita.
Jtaliaͤniſch/ Ci-
clamino, Pane porcino.
Frantzoͤſiſch/ Pain
de pourceau.
Spaniſch/ Pan porcino, Pan
de puerco.
Engliſch/ Swinebread/ Sow-
bread. Daͤniſch/ Galteknap/ Madekierne.
Niderlaͤndiſch/ Verkensbroot/ Sveykens-
broot/ Eerdappel. Jn Hochteutſcher Sprach
wird es auch genennt Erdapffel/ Erdnabel/
Erdſcheiben und Waldruͤben.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Das erſte Geſchlecht des Schweinbrots/
Cyclamen orbiculato folio, infernè purpura-
ſcente, C. B. Cyclaminus folio rotundiore vul-
gatior, J. B.
Hat eine runde und flache/ auß-
wendig ſchwartze/ inwendig weiſſe wurtzel/
mit vielen kleinen zaſeln behaͤnget/ und wie
ein Ruͤben anzuſehen/ auch am geſchmack
bitter und ſcharff/ bißweilen wird ſie ſehr
groß/ und nach dem bericht Conradi Geſneri,
wie das Haupt eines Widders geſtaltet. Die
blaͤtter vergleichen ſich dem Ephew-laub/
oder den Haſelwurtz-blaͤttern/ ligen außge-
ſpreitet auff der erden/ ſind an dem Rucken
etwas braun-roth/ aber auff der andern ſei-
ten mit weiſſen flecken beſprengt. Es brin-
get zarte/ glatte/ und vier oder fuͤnff fin-
ger lange ſtengel/ darauff wachſen ſchoͤne
leib-farbe oder dick-rothe blumen/ eines
lieblichen geruchs/ denen folget ein rundlicht
und ſpitzig koͤpflein nach/ welches mit un-

gleichem/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0618" n="602"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Dritte Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
hinein/ &#x017F;ie ko&#x0364;nnen aber die &#x017F;trenge ka&#x0364;lte nicht<lb/>
dulden/ darumb hat man be&#x017F;ondere &#x017F;cherben<lb/>
und gefa&#x0364;ß/ &#x017F;olche &#x017F;to&#x0364;ck vor dem Winter in<lb/>
den kellern zu erhalten/ doch &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n Wet-<lb/>
ter vorhanden/ &#x017F;tellet man &#x017F;ie hinauß an die<lb/>
Sonnen/ la&#x0364;ßt &#x017F;ie auch bißweilen beregnen/<lb/>
und tra&#x0364;gt &#x017F;ie alsdenn widerum in keller.</p><lb/>
            <p>Von pflantzung der &#x017F;cho&#x0364;nen und lu&#x017F;tigen<lb/>
Na&#x0364;glein/ wie auch derer hunderterley na-<lb/>
men/ be&#x017F;ihe Hr. Georg Vi&#x017F;chers/ Gra&#x0364;fl. Ho-<lb/>
lenloi&#x017F;chen Raths/ neu-vermehrten Blu-<lb/>
men-garten das 8. und 10. cap.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Na&#x0364;glein-blumen &#x017F;ind warm und tro-<lb/>
cken in mittelma&#x0364;ßiger krafft; haben ein flu&#x0364;ch-<lb/>
tiges &#x017F;ehr miltes &#x017F;altz/ mit einem &#x017F;ubtilen<lb/>
bal&#x017F;ami&#x017F;chen o&#x0364;l bey &#x017F;ich/ und daher &#x017F;onder-<lb/>
liche tugenden/ das Haupt/ Hertz und Le-<lb/>
ber zu &#x017F;ta&#x0364;rcken/ und die Lebens-gei&#x017F;ter zu er-<lb/>
quicken.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Die zahmen Na&#x0364;glein-blumen &#x017F;ind dem<lb/><note place="left">Schwindel<lb/>
Schlag-<lb/>
Fallende<lb/>
Sucht.<lb/>
Krampff/<lb/>
Zittern/</note>Haupt nutzlich/ denn &#x017F;ie &#x017F;ta&#x0364;rcken das Hirn/<lb/>
dienen wider den Schwindel/ Schlag/ fal-<lb/>
lende Sucht/ Krampff und Zittern.</p><lb/>
            <p>Der Na&#x0364;gleinblumen-zucker oder <hi rendition="#aq">Con&#x017F;er-<lb/>
va,</hi> wird auß zahmen rothen Na&#x0364;gelein/ auff<lb/>
gleiche wei&#x017F;e gemacht/ wie der Ro&#x017F;en-zucker/<lb/>
davon be&#x017F;ihe droben in dem 1. Buch das 129.<lb/><note place="left">Kaltes uñ<lb/>
flu&#x0364;ßiges<lb/>
Haupt/<lb/>
Blo&#x0364;des<lb/>
Ge&#x017F;icht.<lb/>
&#x017F;chwaches<lb/>
Hertz und<lb/>
Mutter/<lb/>
&#x017F;chwindel/<lb/>
Schlag/<lb/>
La&#x0364;hme/<lb/>
fallende<lb/>
Sucht/<lb/>
Pe&#x017F;t/ Er-<lb/>
brechen/<lb/>
Durchlauf<lb/>
Wehthum<lb/>
der Mutte&#xA75B;<lb/>
Bauch-<lb/>
wu&#x0364;rm.</note>cap. bey den Ro&#x017F;en. Die&#x017F;er Zucker/ &#x017F;o man<lb/>
davon nach belieben einer Mu&#x017F;catnuß groß<lb/>
nimt/ &#x017F;ta&#x0364;rcket das kalte flu&#x0364;ßige Haupt/ blo&#x0364;-<lb/>
de Ge&#x017F;icht/ das &#x017F;chwache Hertz und die Mut-<lb/>
ter: i&#x017F;t eine ko&#x0364;&#x017F;tliche Artzney wider den<lb/>
Schwindel/ Schlag/ La&#x0364;hme/ fallende<lb/>
Sucht und die Pe&#x017F;t: bekomt dem Magen<lb/>
wol/ fu&#x0364;rdert die Da&#x0364;uung und Geburt ohne<lb/>
&#x017F;chaden/ &#x017F;tillet das Erbrechen/ den Durch-<lb/>
lauff und Wehethum der Mutter/ und to&#x0364;d-<lb/>
tet die Bauchwu&#x0364;rm. Dergleichen wu&#x0364;rckung<lb/>
hat auch das auß den zahmen Na&#x0364;glein-blu-<lb/>
men mit dem Kraut de&#x017F;tillierte wa&#x017F;&#x017F;er.</p><lb/>
            <p>Der in den Apothecken zubereitete Na&#x0364;g-<lb/>
leinblumen-&#x017F;yrup &#x017F;ta&#x0364;rcket das Haupt/ Hertz/<lb/>
Magen/ Leber und die Mutter/ davon nach<lb/>
belieben ein lo&#x0364;ffel voll genommen.</p><lb/>
            <p>Auß den Na&#x0364;glein-blumen wird ein treff-<lb/>
licher Eßig zubereitet/ auff gleiche weiß wie<lb/>
man den Ro&#x017F;en-eßig macht/ davon be&#x017F;ihe<lb/>
angezogenes cap. Wenn ein Men&#x017F;ch in<lb/><note place="left">Ohnmacht</note>Ohnmacht gefallen i&#x017F;t/ &#x017F;o be&#x017F;treiche ihm die<lb/>
Schla&#x0364;ff/ Na&#x017F;en und Pulß-adern mit Na&#x0364;g-<lb/>
leinblumen-eßig/ oder be&#x017F;prenge ihm das<lb/><note place="left">Pe&#x017F;t-zeit.</note>Ange&#x017F;icht darmit. Jn der Pe&#x017F;t-zeit &#x017F;olle<lb/>
man mit die&#x017F;em Eßig das Ange&#x017F;icht und<lb/>
die Ha&#x0364;nde befeuchten.</p><lb/>
            <p>Es wird auß den wilden Na&#x0364;glein ein<lb/><note place="left">Grieß.<lb/>
Stein.</note>Wa&#x017F;&#x017F;er de&#x017F;tilliert/ &#x017F;o trefflich gut fu&#x0364;r das<lb/>
Grieß und den Stein i&#x017F;t/ wenn man den<lb/>
Krancken zuzeiten etliche lo&#x0364;ffelvoll eingibet.</p><lb/>
            <p>Die blumen des wei&#x017F;&#x017F;en Na&#x0364;glein-graß<lb/>
brauchet man wider das Hertzklopffen/ und<lb/><note place="left">Hertzklopf-<lb/>
&#x017F;en/ Hertz-<lb/>
&#x017F;chwachhei-<lb/>
ten/ fallen-<lb/>
de Sucht/<lb/>
Gichter.</note>andere Hertz-&#x017F;chwachheiten/ &#x017F;ie werden &#x017F;on-<lb/>
derlich gelobt wider die fallende Sucht und<lb/>
Gichter/ &#x017F;o man wie droben vermeldet/ ein<lb/>
Lattwerg oder Con&#x017F;erven-zucker darauß<lb/>
machet. Andere de&#x017F;tillieren das Kraut mit<lb/>
den Blumen/ und gebrauchen es wider vor-<lb/><note place="left">Gichter<lb/>
bey den<lb/>
jungen<lb/>
Kindern.</note>ermelte Kranckheiten/ in&#x017F;onderheit aber den<lb/>
jungen Kindern wider die Gichter/ darauff<lb/>
&#x017F;ie gute be&#x017F;&#x017F;erung befinden.</p><lb/>
            <cb/>
          </div>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT LXVI</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Schweinbrot.</hi> <hi rendition="#aq">Cyclaminus.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Chweinbrot heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="5"/></foreign>-<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="4"/></foreign>, <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cy-<lb/>
claminus, Cyclamen, Panis porcinus,<lb/>
Malum terræ, Rapum terræ, Tuber terræ,<lb/>
Umbilicus terræ, Artanita.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Ci-<lb/>
clamino, Pane porcino.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Pain<lb/>
de pourceau.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Pan porcino, Pan<lb/>
de puerco.</hi> Engli&#x017F;ch/ Swinebread/ Sow-<lb/>
bread. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Galteknap/ Madekierne.<lb/>
Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Verkensbroot/ Sveykens-<lb/>
broot/ Eerdappel. Jn Hochteut&#x017F;cher Sprach<lb/>
wird es auch genennt Erdapffel/ Erdnabel/<lb/>
Erd&#x017F;cheiben und Waldru&#x0364;ben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>1. Das er&#x017F;te Ge&#x017F;chlecht des Schweinbrots/<lb/><hi rendition="#aq">Cyclamen orbiculato folio, infernè purpura-<lb/>
&#x017F;cente, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Cyclaminus folio rotundiore vul-<lb/>
gatior, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> Hat eine runde und flache/ auß-<lb/>
wendig &#x017F;chwartze/ inwendig wei&#x017F;&#x017F;e wurtzel/<lb/>
mit vielen kleinen za&#x017F;eln beha&#x0364;nget/ und wie<lb/>
ein Ru&#x0364;ben anzu&#x017F;ehen/ auch am ge&#x017F;chmack<lb/>
bitter und &#x017F;charff/ bißweilen wird &#x017F;ie &#x017F;ehr<lb/>
groß/ und nach dem bericht <hi rendition="#aq">Conradi Ge&#x017F;neri,</hi><lb/>
wie das Haupt eines Widders ge&#x017F;taltet. Die<lb/>
bla&#x0364;tter vergleichen &#x017F;ich dem Ephew-laub/<lb/>
oder den Ha&#x017F;elwurtz-bla&#x0364;ttern/ ligen außge-<lb/>
&#x017F;preitet auff der erden/ &#x017F;ind an dem Rucken<lb/>
etwas braun-roth/ aber auff der andern &#x017F;ei-<lb/>
ten mit wei&#x017F;&#x017F;en flecken be&#x017F;prengt. Es brin-<lb/>
get zarte/ glatte/ und vier oder fu&#x0364;nff fin-<lb/>
ger lange &#x017F;tengel/ darauff wach&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
leib-farbe oder dick-rothe blumen/ eines<lb/>
lieblichen geruchs/ denen folget ein rundlicht<lb/>
und &#x017F;pitzig ko&#x0364;pflein nach/ welches mit un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleichem/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[602/0618] Das Dritte Buch/ hinein/ ſie koͤnnen aber die ſtrenge kaͤlte nicht dulden/ darumb hat man beſondere ſcherben und gefaͤß/ ſolche ſtoͤck vor dem Winter in den kellern zu erhalten/ doch ſo ſchoͤn Wet- ter vorhanden/ ſtellet man ſie hinauß an die Sonnen/ laͤßt ſie auch bißweilen beregnen/ und traͤgt ſie alsdenn widerum in keller. Von pflantzung der ſchoͤnen und luſtigen Naͤglein/ wie auch derer hunderterley na- men/ beſihe Hr. Georg Viſchers/ Graͤfl. Ho- lenloiſchen Raths/ neu-vermehrten Blu- men-garten das 8. und 10. cap. Eigenſchafft. Die Naͤglein-blumen ſind warm und tro- cken in mittelmaͤßiger krafft; haben ein fluͤch- tiges ſehr miltes ſaltz/ mit einem ſubtilen balſamiſchen oͤl bey ſich/ und daher ſonder- liche tugenden/ das Haupt/ Hertz und Le- ber zu ſtaͤrcken/ und die Lebens-geiſter zu er- quicken. Gebrauch. Die zahmen Naͤglein-blumen ſind dem Haupt nutzlich/ denn ſie ſtaͤrcken das Hirn/ dienen wider den Schwindel/ Schlag/ fal- lende Sucht/ Krampff und Zittern. Schwindel Schlag- Fallende Sucht. Krampff/ Zittern/ Der Naͤgleinblumen-zucker oder Conſer- va, wird auß zahmen rothen Naͤgelein/ auff gleiche weiſe gemacht/ wie der Roſen-zucker/ davon beſihe droben in dem 1. Buch das 129. cap. bey den Roſen. Dieſer Zucker/ ſo man davon nach belieben einer Muſcatnuß groß nimt/ ſtaͤrcket das kalte fluͤßige Haupt/ bloͤ- de Geſicht/ das ſchwache Hertz und die Mut- ter: iſt eine koͤſtliche Artzney wider den Schwindel/ Schlag/ Laͤhme/ fallende Sucht und die Peſt: bekomt dem Magen wol/ fuͤrdert die Daͤuung und Geburt ohne ſchaden/ ſtillet das Erbrechen/ den Durch- lauff und Wehethum der Mutter/ und toͤd- tet die Bauchwuͤrm. Dergleichen wuͤrckung hat auch das auß den zahmen Naͤglein-blu- men mit dem Kraut deſtillierte waſſer. Kaltes uñ fluͤßiges Haupt/ Bloͤdes Geſicht. ſchwaches Hertz und Mutter/ ſchwindel/ Schlag/ Laͤhme/ fallende Sucht/ Peſt/ Er- brechen/ Durchlauf Wehthum der Mutteꝛ Bauch- wuͤrm. Der in den Apothecken zubereitete Naͤg- leinblumen-ſyrup ſtaͤrcket das Haupt/ Hertz/ Magen/ Leber und die Mutter/ davon nach belieben ein loͤffel voll genommen. Auß den Naͤglein-blumen wird ein treff- licher Eßig zubereitet/ auff gleiche weiß wie man den Roſen-eßig macht/ davon beſihe angezogenes cap. Wenn ein Menſch in Ohnmacht gefallen iſt/ ſo beſtreiche ihm die Schlaͤff/ Naſen und Pulß-adern mit Naͤg- leinblumen-eßig/ oder beſprenge ihm das Angeſicht darmit. Jn der Peſt-zeit ſolle man mit dieſem Eßig das Angeſicht und die Haͤnde befeuchten. Ohnmacht Peſt-zeit. Es wird auß den wilden Naͤglein ein Waſſer deſtilliert/ ſo trefflich gut fuͤr das Grieß und den Stein iſt/ wenn man den Krancken zuzeiten etliche loͤffelvoll eingibet. Grieß. Stein. Die blumen des weiſſen Naͤglein-graß brauchet man wider das Hertzklopffen/ und andere Hertz-ſchwachheiten/ ſie werden ſon- derlich gelobt wider die fallende Sucht und Gichter/ ſo man wie droben vermeldet/ ein Lattwerg oder Conſerven-zucker darauß machet. Andere deſtillieren das Kraut mit den Blumen/ und gebrauchen es wider vor- ermelte Kranckheiten/ inſonderheit aber den jungen Kindern wider die Gichter/ darauff ſie gute beſſerung befinden. Hertzklopf- ſen/ Hertz- ſchwachhei- ten/ fallen- de Sucht/ Gichter. Gichter bey den jungen Kindern. CAPUT LXVI. [Abbildung Schweinbrot. Cyclaminus. ] Namen. SChweinbrot heißt Griechiſch/ _____- ____, _. Lateiniſch/ Cy- claminus, Cyclamen, Panis porcinus, Malum terræ, Rapum terræ, Tuber terræ, Umbilicus terræ, Artanita. Jtaliaͤniſch/ Ci- clamino, Pane porcino. Frantzoͤſiſch/ Pain de pourceau. Spaniſch/ Pan porcino, Pan de puerco. Engliſch/ Swinebread/ Sow- bread. Daͤniſch/ Galteknap/ Madekierne. Niderlaͤndiſch/ Verkensbroot/ Sveykens- broot/ Eerdappel. Jn Hochteutſcher Sprach wird es auch genennt Erdapffel/ Erdnabel/ Erdſcheiben und Waldruͤben. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das erſte Geſchlecht des Schweinbrots/ Cyclamen orbiculato folio, infernè purpura- ſcente, C. B. Cyclaminus folio rotundiore vul- gatior, J. B. Hat eine runde und flache/ auß- wendig ſchwartze/ inwendig weiſſe wurtzel/ mit vielen kleinen zaſeln behaͤnget/ und wie ein Ruͤben anzuſehen/ auch am geſchmack bitter und ſcharff/ bißweilen wird ſie ſehr groß/ und nach dem bericht Conradi Geſneri, wie das Haupt eines Widders geſtaltet. Die blaͤtter vergleichen ſich dem Ephew-laub/ oder den Haſelwurtz-blaͤttern/ ligen außge- ſpreitet auff der erden/ ſind an dem Rucken etwas braun-roth/ aber auff der andern ſei- ten mit weiſſen flecken beſprengt. Es brin- get zarte/ glatte/ und vier oder fuͤnff fin- ger lange ſtengel/ darauff wachſen ſchoͤne leib-farbe oder dick-rothe blumen/ eines lieblichen geruchs/ denen folget ein rundlicht und ſpitzig koͤpflein nach/ welches mit un- gleichem/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/618
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/618>, abgerufen am 21.12.2024.