Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Kleine Berg-glöckleinblume mit run-
den blättern.
Campanula alpina
rotundifolia minor.

und zu zeiten im Augstmonat. Man fin-
det es in Oestereich/ auff dem Schneeberg
und anstössigen Gebürgen.

Eigenschafft.

Die Rapuntzeln/ sonderlich die man zu es-
sen pflegt/ sind gantz temperierter natur/
haben einen milten/ temperiert-flüchtigen
balsamisch-saltzichten/ etwas süssen safft in
sich/ und hiemit die Eigenschafft gute nah-
rung zu geben/ das Geblüt mit lieblicher
nahrungs-feuchtigkeit zu erfrischen/ auch
durch den Harn zu treiben/ und einen leich-
ten Athem zu machen.

Gebrauch.

Der Gebrauch der kleinen Rapuntzeln
rohe oder gesotten/ bestehet des Frühlings
im Salat/ mit Oel/ Essig und Saltz zube-
Verlore-
ner appe-
tit.
reitet. Sie machen lust zur Speiß und ein
guten Magen/ und treiben den Harn fort.
Die kleinen Rapuntzeln gestossen/ und ein
Verste-
ckung des
Harns.
wenig Pfeffer darzu gethan/ bringt den
Säugammen die Milch; mehren den Sa-
Verlurst
der milch.
Stärkung
ehelicher
werck.
men/ und bringen Lust zu ehlichen wercken/
man kan sie auch mit frischem Butter und
Gewürtz kochen/ und also zur Speiß ge-
niessen.

Glockenblum. Viola Mariana.
Namen.

RAuche Glockenblum/ oder Marien-
glöcklein heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].
Lateinisch/ Viola Mariana, Me-
dium Dioscoridis, Trachelium, Campanu-
la hirsuta.
Jtaliänisch/ Viola Mariana, Me-
dio.
Frantzösisch/ Mariette, Violette de Ma-
rie.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Glockenblum. Viola Mariana.
Geschlecht und Gestalt.

1. Das erste Geschlecht die gemeine Gar-
ten-glockenblum/ Campanula hortensis folio
& flore oblongo, C. B. Viola Mariana Dodonaei,
quibusdam Medium, J. B. Mariana flore pur-
pureo, Park.
Jst ein rauch-haariges Gewächs
an stengeln/ blättern und blumen. Der run-
de stengel wächßt fast zweyer elen hoch/ da-
ran erscheinen grosse Blumen/ so länglich-
ten glöcklein ähnlich sind/ denen ein funf-
eckig knöpflein nachfolget/ welches inwendig
in fünf theil zertheilet ist/ und ein braun-
farb sämlein in sich haltet. Sie überkomt
ein weisse zarte und fast spannen lange wur-
tzel/ die Blum ändert sich/ gemeiniglich ist
sie himmelblaw/ und bißweilen braunroth/
weißlicht und milchweiß/ dahero sie im
Furstlichen Eystättischen Lustgarten mit
weissen/ blawen purpurbraunen und silber-
farben Blumen angetroffen wird. Man sol-
le sie auch mit gefüllten Blumen finden:
die blätter sind haarig/ rauch/ lang/ an dem
umbkreiß zerkerfft und etwas krauß. Sie
wächßt in Jtalien und Franckreich für sich
selbst/ wird aber in Teutschland in die Gär-
ten gepflantzet. Auff dem Berg Libano hat
Dr. Rauwolff ein dieser nicht unähnliches
Geschlecht/ aber mit Wegwart-blattern/
und grossen ansehenlichen weiß-purpurfar-
ben auß acht besondern blättlein bestehenden
Blumen in einem finstern Thal angetrof-
fen: Viola Mariana laciniatis foliis peregrina,
C. B. Medium Dioscoridis Rauvvolfio, J. B. Vio-
la Mariana peregrina, Park.

2. Die Helmstättische Glockenblum/ Cam-
panula foliis subrotundis, C. B. Trachelium sub-
rotundis foliis, Park.
hat ein dünne/ umb sich
kriechende wurtzel/ auß deren ein anderthalb
qwer hand hoher stengel mit einer zarten
wollen herfur kommet/ welcher von wenig
rundlichten/ dünnen/ an dem umbkreiß ge-

kerfften

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Kleine Berg-gloͤckleinblume mit run-
den blaͤttern.
Campanula alpina
rotundifolia minor.

und zu zeiten im Augſtmonat. Man fin-
det es in Oeſtereich/ auff dem Schneeberg
und anſtoͤſſigen Gebuͤrgen.

Eigenſchafft.

Die Rapuntzeln/ ſonderlich die man zu eſ-
ſen pflegt/ ſind gantz temperierter natur/
haben einen milten/ temperiert-fluͤchtigen
balſamiſch-ſaltzichten/ etwas ſuͤſſen ſafft in
ſich/ und hiemit die Eigenſchafft gute nah-
rung zu geben/ das Gebluͤt mit lieblicher
nahrungs-feuchtigkeit zu erfriſchen/ auch
durch den Harn zu treiben/ und einen leich-
ten Athem zu machen.

Gebrauch.

Der Gebrauch der kleinen Rapuntzeln
rohe oder geſotten/ beſtehet des Fruͤhlings
im Salat/ mit Oel/ Eſſig und Saltz zube-
Verlore-
ner appe-
tit.
reitet. Sie machen luſt zur Speiß und ein
guten Magen/ und treiben den Harn fort.
Die kleinen Rapuntzeln geſtoſſen/ und ein
Verſte-
ckung des
Harns.
wenig Pfeffer darzu gethan/ bringt den
Saͤugam̃en die Milch; mehren den Sa-
Verlurſt
der milch.
Staͤrkung
ehelicher
werck.
men/ und bringen Luſt zu ehlichen wercken/
man kan ſie auch mit friſchem Butter und
Gewuͤrtz kochen/ und alſo zur Speiß ge-
nieſſen.

Glockenblum. Viola Mariana.
Namen.

RAuche Glockenblum/ oder Marien-
gloͤcklein heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].
Lateiniſch/ Viola Mariana, Me-
dium Dioſcoridis, Trachelium, Campanu-
la hirſuta.
Jtaliaͤniſch/ Viola Mariana, Me-
dio.
Frantzoͤſiſch/ Mariette, Violette de Ma-
rie.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Glockenblum. Viola Mariana.
Geſchlecht und Geſtalt.

1. Das erſte Geſchlecht die gemeine Gar-
ten-glockenblum/ Campanula hortenſis folio
& flore oblongo, C. B. Viola Mariana Dodonæi,
quibusdam Medium, J. B. Mariana flore pur-
pureo, Park.
Jſt ein rauch-haariges Gewaͤchs
an ſtengeln/ blaͤttern und blumen. Der run-
de ſtengel waͤchßt faſt zweyer elen hoch/ da-
ran erſcheinen groſſe Blumen/ ſo laͤnglich-
ten gloͤcklein aͤhnlich ſind/ denen ein fůnf-
eckig knoͤpflein nachfolget/ welches inwendig
in fuͤnf theil zertheilet iſt/ und ein braun-
farb ſaͤmlein in ſich haltet. Sie uͤberkomt
ein weiſſe zarte und faſt ſpannen lange wur-
tzel/ die Blum aͤndert ſich/ gemeiniglich iſt
ſie himmelblaw/ und bißweilen braunroth/
weißlicht und milchweiß/ dahero ſie im
Fůrſtlichen Eyſtaͤttiſchen Luſtgarten mit
weiſſen/ blawen purpurbraunen und ſilber-
farben Blumen angetroffen wird. Man ſol-
le ſie auch mit gefuͤllten Blumen finden:
die blaͤtter ſind haarig/ rauch/ lang/ an dem
umbkreiß zerkerfft und etwas krauß. Sie
waͤchßt in Jtalien und Franckreich fuͤr ſich
ſelbſt/ wird aber in Teutſchland in die Gaͤr-
ten gepflantzet. Auff dem Berg Libano hat
Dr. Rauwolff ein dieſer nicht unaͤhnliches
Geſchlecht/ aber mit Wegwart-blåttern/
und groſſen anſehenlichen weiß-purpurfar-
ben auß acht beſondern blaͤttlein beſtehendẽ
Blumen in einem finſtern Thal angetrof-
fen: Viola Mariana laciniatis foliis peregrina,
C. B. Medium Dioſcoridis Rauvvolfio, J. B. Vio-
la Mariana peregrina, Park.

2. Die Helmſtaͤttiſche Glockenblum/ Cam-
panula foliis ſubrotundis, C. B. Trachelium ſub-
rotundis foliis, Park.
hat ein duͤnne/ umb ſich
kriechende wurtzel/ auß deren ein anderthalb
qwer hand hoher ſtengel mit einer zarten
wollen herfůr kommet/ welcher von wenig
rundlichten/ duͤnnen/ an dem umbkreiß ge-

kerfften
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0406" n="390"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Andere Buch/</hi></fw><lb/><cb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Kleine Berg-glo&#x0364;ckleinblume mit run-<lb/>
den bla&#x0364;ttern.</hi><hi rendition="#aq">Campanula alpina<lb/>
rotundifolia minor.</hi></hi></head><lb/></figure> und zu zeiten im Aug&#x017F;tmonat. Man fin-<lb/>
det es in Oe&#x017F;tereich/ auff dem Schneeberg<lb/>
und an&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Gebu&#x0364;rgen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Rapuntzeln/ &#x017F;onderlich die man zu e&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en pflegt/ &#x017F;ind gantz temperierter natur/<lb/>
haben einen milten/ temperiert-flu&#x0364;chtigen<lb/>
bal&#x017F;ami&#x017F;ch-&#x017F;altzichten/ etwas &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;afft in<lb/>
&#x017F;ich/ und hiemit die Eigen&#x017F;chafft gute nah-<lb/>
rung zu geben/ das Geblu&#x0364;t mit lieblicher<lb/>
nahrungs-feuchtigkeit zu erfri&#x017F;chen/ auch<lb/>
durch den Harn zu treiben/ und einen leich-<lb/>
ten Athem zu machen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Gebrauch der kleinen Rapuntzeln<lb/>
rohe oder ge&#x017F;otten/ be&#x017F;tehet des Fru&#x0364;hlings<lb/>
im Salat/ mit Oel/ E&#x017F;&#x017F;ig und Saltz zube-<lb/><note place="left">Verlore-<lb/>
ner appe-<lb/>
tit.</note>reitet. Sie machen lu&#x017F;t zur Speiß und ein<lb/>
guten Magen/ und treiben den Harn fort.<lb/>
Die kleinen Rapuntzeln ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und ein<lb/><note place="left">Ver&#x017F;te-<lb/>
ckung des<lb/>
Harns.</note>wenig Pfeffer darzu gethan/ bringt den<lb/>
Sa&#x0364;ugam&#x0303;en die Milch; mehren den Sa-<lb/><note place="left">Verlur&#x017F;t<lb/>
der milch.<lb/>
Sta&#x0364;rkung<lb/>
ehelicher<lb/>
werck.</note>men/ und bringen Lu&#x017F;t zu ehlichen wercken/<lb/>
man kan &#x017F;ie auch mit fri&#x017F;chem Butter und<lb/>
Gewu&#x0364;rtz kochen/ und al&#x017F;o zur Speiß ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glockenblum.</hi> <hi rendition="#aq">Viola Mariana.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">R</hi>Auche Glockenblum/ oder Marien-<lb/>
glo&#x0364;cklein heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>.<lb/>
Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Viola Mariana, Me-<lb/>
dium Dio&#x017F;coridis, Trachelium, Campanu-<lb/>
la hir&#x017F;uta.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Viola Mariana, Me-<lb/>
dio.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Mariette, Violette de Ma-<lb/>
rie.</hi></p><lb/>
            <cb/>
            <figure>
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Glockenblum.</hi> <hi rendition="#aq">Viola Mariana.</hi> </hi> </head><lb/>
            </figure>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>1. Das er&#x017F;te Ge&#x017F;chlecht die gemeine Gar-<lb/>
ten-glockenblum/ <hi rendition="#aq">Campanula horten&#x017F;is folio<lb/>
&amp; flore oblongo, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Viola Mariana Dodonæi,<lb/>
quibusdam Medium, <hi rendition="#i">J. B.</hi> Mariana flore pur-<lb/>
pureo, <hi rendition="#i">Park.</hi></hi> J&#x017F;t ein rauch-haariges Gewa&#x0364;chs<lb/>
an &#x017F;tengeln/ bla&#x0364;ttern und blumen. Der run-<lb/>
de &#x017F;tengel wa&#x0364;chßt fa&#x017F;t zweyer elen hoch/ da-<lb/>
ran er&#x017F;cheinen gro&#x017F;&#x017F;e Blumen/ &#x017F;o la&#x0364;nglich-<lb/>
ten glo&#x0364;cklein a&#x0364;hnlich &#x017F;ind/ denen ein f&#x016F;nf-<lb/>
eckig kno&#x0364;pflein nachfolget/ welches inwendig<lb/>
in fu&#x0364;nf theil zertheilet i&#x017F;t/ und ein braun-<lb/>
farb &#x017F;a&#x0364;mlein in &#x017F;ich haltet. Sie u&#x0364;berkomt<lb/>
ein wei&#x017F;&#x017F;e zarte und fa&#x017F;t &#x017F;pannen lange wur-<lb/>
tzel/ die Blum a&#x0364;ndert &#x017F;ich/ gemeiniglich i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie himmelblaw/ und bißweilen braunroth/<lb/>
weißlicht und milchweiß/ dahero &#x017F;ie im<lb/>
F&#x016F;r&#x017F;tlichen Ey&#x017F;ta&#x0364;tti&#x017F;chen Lu&#x017F;tgarten mit<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en/ blawen purpurbraunen und &#x017F;ilber-<lb/>
farben Blumen angetroffen wird. Man &#x017F;ol-<lb/>
le &#x017F;ie auch mit gefu&#x0364;llten Blumen finden:<lb/>
die bla&#x0364;tter &#x017F;ind haarig/ rauch/ lang/ an dem<lb/>
umbkreiß zerkerfft und etwas krauß. Sie<lb/>
wa&#x0364;chßt in Jtalien und Franckreich fu&#x0364;r &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t/ wird aber in Teut&#x017F;chland in die Ga&#x0364;r-<lb/>
ten gepflantzet. Auff dem Berg Libano hat<lb/>
Dr. Rauwolff ein die&#x017F;er nicht una&#x0364;hnliches<lb/>
Ge&#x017F;chlecht/ aber mit Wegwart-blåttern/<lb/>
und gro&#x017F;&#x017F;en an&#x017F;ehenlichen weiß-purpurfar-<lb/>
ben auß acht be&#x017F;ondern bla&#x0364;ttlein be&#x017F;tehend&#x1EBD;<lb/>
Blumen in einem fin&#x017F;tern Thal angetrof-<lb/>
fen: <hi rendition="#aq">Viola Mariana laciniatis foliis peregrina,<lb/><hi rendition="#i">C. B.</hi> Medium Dio&#x017F;coridis Rauvvolfio, <hi rendition="#i">J. B.</hi> Vio-<lb/>
la Mariana peregrina, <hi rendition="#i">Park.</hi></hi></p><lb/>
            <p>2. Die Helm&#x017F;ta&#x0364;tti&#x017F;che Glockenblum/ <hi rendition="#aq">Cam-<lb/>
panula foliis &#x017F;ubrotundis, <hi rendition="#i">C.</hi> B. Trachelium &#x017F;ub-<lb/>
rotundis foliis, <hi rendition="#i">Park.</hi></hi> hat ein du&#x0364;nne/ umb &#x017F;ich<lb/>
kriechende wurtzel/ auß deren ein anderthalb<lb/>
qwer hand hoher &#x017F;tengel mit einer zarten<lb/>
wollen herf&#x016F;r kommet/ welcher von wenig<lb/>
rundlichten/ du&#x0364;nnen/ an dem umbkreiß ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kerfften</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[390/0406] Das Andere Buch/ [Abbildung Kleine Berg-gloͤckleinblume mit run- den blaͤttern. Campanula alpina rotundifolia minor. ] und zu zeiten im Augſtmonat. Man fin- det es in Oeſtereich/ auff dem Schneeberg und anſtoͤſſigen Gebuͤrgen. Eigenſchafft. Die Rapuntzeln/ ſonderlich die man zu eſ- ſen pflegt/ ſind gantz temperierter natur/ haben einen milten/ temperiert-fluͤchtigen balſamiſch-ſaltzichten/ etwas ſuͤſſen ſafft in ſich/ und hiemit die Eigenſchafft gute nah- rung zu geben/ das Gebluͤt mit lieblicher nahrungs-feuchtigkeit zu erfriſchen/ auch durch den Harn zu treiben/ und einen leich- ten Athem zu machen. Gebrauch. Der Gebrauch der kleinen Rapuntzeln rohe oder geſotten/ beſtehet des Fruͤhlings im Salat/ mit Oel/ Eſſig und Saltz zube- reitet. Sie machen luſt zur Speiß und ein guten Magen/ und treiben den Harn fort. Die kleinen Rapuntzeln geſtoſſen/ und ein wenig Pfeffer darzu gethan/ bringt den Saͤugam̃en die Milch; mehren den Sa- men/ und bringen Luſt zu ehlichen wercken/ man kan ſie auch mit friſchem Butter und Gewuͤrtz kochen/ und alſo zur Speiß ge- nieſſen. Verlore- ner appe- tit. Verſte- ckung des Harns. Verlurſt der milch. Staͤrkung ehelicher werck. Glockenblum. Viola Mariana. Namen. RAuche Glockenblum/ oder Marien- gloͤcklein heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Viola Mariana, Me- dium Dioſcoridis, Trachelium, Campanu- la hirſuta. Jtaliaͤniſch/ Viola Mariana, Me- dio. Frantzoͤſiſch/ Mariette, Violette de Ma- rie. [Abbildung Glockenblum. Viola Mariana. ] Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das erſte Geſchlecht die gemeine Gar- ten-glockenblum/ Campanula hortenſis folio & flore oblongo, C. B. Viola Mariana Dodonæi, quibusdam Medium, J. B. Mariana flore pur- pureo, Park. Jſt ein rauch-haariges Gewaͤchs an ſtengeln/ blaͤttern und blumen. Der run- de ſtengel waͤchßt faſt zweyer elen hoch/ da- ran erſcheinen groſſe Blumen/ ſo laͤnglich- ten gloͤcklein aͤhnlich ſind/ denen ein fůnf- eckig knoͤpflein nachfolget/ welches inwendig in fuͤnf theil zertheilet iſt/ und ein braun- farb ſaͤmlein in ſich haltet. Sie uͤberkomt ein weiſſe zarte und faſt ſpannen lange wur- tzel/ die Blum aͤndert ſich/ gemeiniglich iſt ſie himmelblaw/ und bißweilen braunroth/ weißlicht und milchweiß/ dahero ſie im Fůrſtlichen Eyſtaͤttiſchen Luſtgarten mit weiſſen/ blawen purpurbraunen und ſilber- farben Blumen angetroffen wird. Man ſol- le ſie auch mit gefuͤllten Blumen finden: die blaͤtter ſind haarig/ rauch/ lang/ an dem umbkreiß zerkerfft und etwas krauß. Sie waͤchßt in Jtalien und Franckreich fuͤr ſich ſelbſt/ wird aber in Teutſchland in die Gaͤr- ten gepflantzet. Auff dem Berg Libano hat Dr. Rauwolff ein dieſer nicht unaͤhnliches Geſchlecht/ aber mit Wegwart-blåttern/ und groſſen anſehenlichen weiß-purpurfar- ben auß acht beſondern blaͤttlein beſtehendẽ Blumen in einem finſtern Thal angetrof- fen: Viola Mariana laciniatis foliis peregrina, C. B. Medium Dioſcoridis Rauvvolfio, J. B. Vio- la Mariana peregrina, Park. 2. Die Helmſtaͤttiſche Glockenblum/ Cam- panula foliis ſubrotundis, C. B. Trachelium ſub- rotundis foliis, Park. hat ein duͤnne/ umb ſich kriechende wurtzel/ auß deren ein anderthalb qwer hand hoher ſtengel mit einer zarten wollen herfůr kommet/ welcher von wenig rundlichten/ duͤnnen/ an dem umbkreiß ge- kerfften

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/406
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/406>, abgerufen am 21.12.2024.