Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch]

Mittit praecipuos nemoralis Aritia porros,
In niveo virides stipite cerne comas.

Es pflegt Aritia den schönsten Lauch zu
schicken/
Seht: wie die grünen Haar am weissen
stengel blicken.

Schnittlauch/ Fleischlauch oder Bryß-
lauch heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 6 Wörter fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 6 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Porrum sectile aut secti-
vum, Schaenoprasum.
Jtaliänisch/ Porro mi-
nore.
Frantzösisch/ Petit Porreau. Englisch/
Cives oder Chives. Dänisch/ Beeßlack.
Niderländisch/ Bießloock. Dieses wird von
dem Martiali Epigramm. 18. Tarentinum von
der Statt Tarento genennt:

Fila Tarentini graviter redolentia porri,
Edisti quoties, oscula clausa dato.

So Tarentinisch Lauch man hat zur
Speiß genossen/
Denn sol man halten wol die Lippen zu-
geschlossen.

[Abbildung] Wilder Lauch. Ampeloprasum.

Wilder Lauch heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 6 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 6 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Ampeloprasum, Porrum
sylvestre, Porrum vitium, Porrum vitigineum,
Porrum vineale.
Jtaliänisch/ Porro salvati-
co.
Frantzösisch/ Porreau sauvage. Spa-
nisch/ Puerro montesino.

Geschlecht und Gestalt.

Des Lauchs sind drey Geschlecht: Aesch-
lauch/ Schnittlauch/ und wilder Lauch.

1. Der Aeschlauch hat zur Wurtzel ein
weisse Zwibel mit vielen Zaseln/ auß dersel-
bigen kriecht ein einiger safftiger Stengel
empor/ daran wachsen breite Blätter/ zu-
sammen gefügt wie ein klein Schifflein/ o-
ben zugespitzt/ mit einem Zwibeln-geruch
begabet/ wenn sein Stengel recht herfür-
komt/ so wächßt er fingers dick/ und etliche
[Spaltenumbruch] elen hoch/ bekomt oben auff ein grosse Blu-
men- und Samen-kugel/ welche man mit bey-
den händen kaum umbspannen kan; Darin-
nen erzeigen sich erstlich viel weiß-purpur-
farbe Blümlein/ auff welche ein dreyeckich-
ter/ schwartzer Zwibel-Samen folget.
Wächßt sonsten eintzlich in fettem/ feuchtem
Erdreich/ und ist etwas milter als die ge-
meine Zwibel. Es gibt auch ein wilder Lauch/
welcher nichts riechet/ Allium sylvestre ino-
dorum, C. B.

2. Der Schnittlauch hat viel Stengel
oder runde grüne pfeifflein/ die sind inwen-
dig hol/ nicht grösser als die kleinen runden
Bintzen/ die kriechen auß ihren runden Zwi-
beln/ derer viel an einem Stock eng bey ein-
ander sind. Auff den gipfflen dieser pfeif-
lein trägt er hübsche/ purpurbraune Blu-
men/ nach abfallung derselbigen bringet er
in kleinen häußlein seinen Samen. Er wird
darumb Schnittlauch genennet/ daß man die
Blätter über der erden abzuschneiden pfle-
get/ und das undertheil samt der Wurtzel
under der erden lässet/ die auffs newe Blät-
ter herfür stoßt: man kan ihn also das gan-
tze Jahr beschneiden. Er wächßt in den gär-
ten/ und will auch ein fettes Erdreich haben.

3. Der wilde Lauch gewinnet hohe hole
pfeiffen/ grösser und länger als der Lauch/
hat einen braunen/ stachlichten knopff/ da-
rinnen ligt schwartzer Samen. Die Bau-
ren essen diesen Lauch an statt des frischen
Knoblauchs/ wiewol er hart/ scharff am
geschmack und schwär-däwig ist. Wächßt
in den Weingärten.

Eigenschafft.

Der Lauch ist warm und trucken im an-
dern grad/ hat also ebenmäßig ein flüchtiges
alkalisches scharfflichtes saltz/ jedoch in mil-
terem grad als die Zwibeln/ bey sich; und
ist in dem übrigen mit gleicher Eigenschafft
begabt.

Gebrauch.

Lauch in der Speiß genossen/ macht vielVersteck-
ter Harn.

Bläst/ ein scharffes Geblüt/ und schwere
Träum/ darneben treibet er den Harn/ undFrauen-
zeit.

die Frauen-zeit. Jst wegen seinem scharf-
fen flüchtigen saltz schädlich dem Gesicht/
den versehrten Nieren und Blasen.

Lauch mit Gersten gesotten und geessen/Schleim
umb die
Brust.

befördert den Schleim umb die Brust zum
außwurff/ und machet ein helle Stimm/
daher Keyser Nero zu gewissen zeiten nichts
anders als Lauch genossen/ ein helle Stimm
dadurch zu behalten/ wie solches Plinius lib.
19. Histor. nat. Cap.
6. berichtet.

Der wilde Lauch wird nicht gebraucht/
denn er gar zu scharff ist/ daher so man ihn
zerstoßt/ und auff die blosse Haut legt/ etzet
er auff.

Den Lauch klein zerschnitten/ in einer röst-Seiten-
stich.

pfannen ein wenig gebähet/ hernach über
den schmertzhafften ort in dem Seiten-stechen
geschlagen/ zertheilet oft sehr bald den schmer-
tzen/ und verhinderet die Schwärung der
Seiten.



CAPUT XLIV.
Meer-Zwibel. Scilla.
Namen.
Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch]

Mittit præcipuos nemoralis Aritia porros,
In niveo virides ſtipite cerne comas.

Es pflegt Aritia den ſchoͤnſten Lauch zu
ſchicken/
Seht: wie die gruͤnen Haar am weiſſen
ſtengel blicken.

Schnittlauch/ Fleiſchlauch oder Bryß-
lauch heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 6 Wörter fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 6 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Porrum ſectile aut ſecti-
vum, Schænopraſum.
Jtaliaͤniſch/ Porro mi-
nore.
Frantzoͤſiſch/ Petit Porreau. Engliſch/
Cives oder Chives. Daͤniſch/ Beeßlack.
Niderlaͤndiſch/ Bießloock. Dieſes wird von
dem Martiali Epigramm. 18. Tarentinum von
der Statt Tarento genennt:

Fila Tarentini graviter redolentia porri,
Ediſti quoties, oſcula clauſa dato.

So Tarentiniſch Lauch man hat zur
Speiß genoſſen/
Denn ſol man halten wol die Lippen zu-
geſchloſſen.

[Abbildung] Wilder Lauch. Ampelopraſum.

Wilder Lauch heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 6 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 6 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Ampelopraſum, Porrum
ſylveſtre, Porrum vitium, Porrum vitigineum,
Porrum vineale.
Jtaliaͤniſch/ Porro ſalvati-
co.
Frantzoͤſiſch/ Porreau ſauvage. Spa-
niſch/ Puerro monteſino.

Geſchlecht und Geſtalt.

Des Lauchs ſind drey Geſchlecht: Aeſch-
lauch/ Schnittlauch/ und wilder Lauch.

1. Der Aeſchlauch hat zur Wurtzel ein
weiſſe Zwibel mit vielen Zaſeln/ auß derſel-
bigen kriecht ein einiger ſafftiger Stengel
empor/ daran wachſen breite Blaͤtter/ zu-
ſammen gefuͤgt wie ein klein Schifflein/ o-
ben zugeſpitzt/ mit einem Zwibeln-geruch
begabet/ wenn ſein Stengel recht herfuͤr-
komt/ ſo waͤchßt er fingers dick/ und etliche
[Spaltenumbruch] elen hoch/ bekomt oben auff ein groſſe Blu-
men- und Samen-kugel/ welche man mit bey-
den haͤnden kaum umbſpannen kan; Darin-
nen erzeigen ſich erſtlich viel weiß-purpur-
farbe Bluͤmlein/ auff welche ein dreyeckich-
ter/ ſchwartzer Zwibel-Samen folget.
Waͤchßt ſonſten eintzlich in fettem/ feuchtem
Erdreich/ und iſt etwas milter als die ge-
meine Zwibel. Es gibt auch ein wilder Lauch/
welcher nichts riechet/ Allium ſylveſtre ino-
dorum, C. B.

2. Der Schnittlauch hat viel Stengel
oder runde gruͤne pfeifflein/ die ſind inwen-
dig hol/ nicht groͤſſer als die kleinen runden
Bintzen/ die kriechen auß ihren runden Zwi-
beln/ derer viel an einem Stock eng bey ein-
ander ſind. Auff den gipfflen dieſer pfeif-
lein traͤgt er huͤbſche/ purpurbraune Blu-
men/ nach abfallung derſelbigen bringet er
in kleinen haͤußlein ſeinen Samen. Er wird
darumb Schnittlauch genennet/ daß man die
Blaͤtter uͤber der erden abzuſchneiden pfle-
get/ und das undertheil ſamt der Wurtzel
under der erden laͤſſet/ die auffs newe Blaͤt-
ter herfuͤr ſtoßt: man kan ihn alſo das gan-
tze Jahr beſchneiden. Er waͤchßt in den gaͤr-
ten/ und will auch ein fettes Erdreich haben.

3. Der wilde Lauch gewinnet hohe hole
pfeiffen/ groͤſſer und laͤnger als der Lauch/
hat einen braunen/ ſtachlichten knopff/ da-
rinnen ligt ſchwartzer Samen. Die Bau-
ren eſſen dieſen Lauch an ſtatt des friſchen
Knoblauchs/ wiewol er hart/ ſcharff am
geſchmack und ſchwaͤr-daͤwig iſt. Waͤchßt
in den Weingaͤrten.

Eigenſchafft.

Der Lauch iſt warm und trucken im an-
dern grad/ hat alſo ebenmaͤßig ein fluͤchtiges
alkaliſches ſcharfflichtes ſaltz/ jedoch in mil-
terem grad als die Zwibeln/ bey ſich; und
iſt in dem uͤbrigen mit gleicher Eigenſchafft
begabt.

Gebrauch.

Lauch in der Speiß genoſſen/ macht vielVerſteck-
ter Harn.

Blaͤſt/ ein ſcharffes Gebluͤt/ und ſchwere
Traͤum/ darneben treibet er den Harn/ undFrauen-
zeit.

die Frauen-zeit. Jſt wegen ſeinem ſcharf-
fen fluͤchtigen ſaltz ſchaͤdlich dem Geſicht/
den verſehrten Nieren und Blaſen.

Lauch mit Gerſten geſotten und geeſſen/Schleim
umb die
Bruſt.

befoͤrdert den Schleim umb die Bruſt zum
außwurff/ und machet ein helle Stimm/
daher Keyſer Nero zu gewiſſen zeiten nichts
anders als Lauch genoſſen/ ein helle Stimm
dadurch zu behalten/ wie ſolches Plinius lib.
19. Hiſtor. nat. Cap.
6. berichtet.

Der wilde Lauch wird nicht gebraucht/
denn er gar zu ſcharff iſt/ daher ſo man ihn
zerſtoßt/ und auff die bloſſe Haut legt/ etzet
er auff.

Den Lauch klein zerſchnitten/ in einer roͤſt-Seiten-
ſtich.

pfannen ein wenig gebaͤhet/ hernach uͤber
den ſchmertzhafften ort in dem Seiten-ſtechen
geſchlagen/ zertheilet oft ſehr bald den ſchmer-
tzen/ und verhinderet die Schwaͤrung der
Seiten.



CAPUT XLIV.
Meer-Zwibel. Scilla.
Namen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0378" n="362"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Andere Buch/</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <p> <hi rendition="#aq">Mittit præcipuos nemoralis Aritia porros,<lb/><hi rendition="#et">In niveo virides &#x017F;tipite cerne comas.</hi></hi> </p><lb/>
            <p>Es pflegt Aritia den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Lauch zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chicken/</hi><lb/>
Seht: wie die gru&#x0364;nen Haar am wei&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tengel blicken.</hi></p><lb/>
            <p>Schnittlauch/ Flei&#x017F;chlauch oder Bryß-<lb/>
lauch heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="6"/></foreign>-<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="6"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Porrum &#x017F;ectile aut &#x017F;ecti-<lb/>
vum, Schænopra&#x017F;um.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Porro mi-<lb/>
nore.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Petit Porreau.</hi> Engli&#x017F;ch/<lb/>
Cives oder Chives. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Beeßlack.<lb/>
Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Bießloock. Die&#x017F;es wird von<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Martiali Epigramm. 18. Tarentinum</hi> von<lb/>
der Statt <hi rendition="#aq">Tarento</hi> genennt:</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#aq">Fila Tarentini graviter redolentia porri,<lb/><hi rendition="#et">Edi&#x017F;ti quoties, o&#x017F;cula clau&#x017F;a dato.</hi></hi> </p><lb/>
            <p>So Tarentini&#x017F;ch Lauch man hat zur<lb/><hi rendition="#et">Speiß geno&#x017F;&#x017F;en/</hi><lb/>
Denn &#x017F;ol man halten wol die Lippen zu-<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</hi></p><lb/>
            <figure>
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Wilder Lauch.</hi> <hi rendition="#aq">Ampelopra&#x017F;um.</hi> </hi> </head><lb/>
            </figure>
            <p>Wilder Lauch heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="6"/></foreign>-<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="6"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Ampelopra&#x017F;um, Porrum<lb/>
&#x017F;ylve&#x017F;tre, Porrum vitium, Porrum vitigineum,<lb/>
Porrum vineale.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Porro &#x017F;alvati-<lb/>
co.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Porreau &#x017F;auvage.</hi> Spa-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Puerro monte&#x017F;ino.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Des Lauchs &#x017F;ind drey Ge&#x017F;chlecht: Ae&#x017F;ch-<lb/>
lauch/ Schnittlauch/ und wilder Lauch.</p><lb/>
            <p>1. Der Ae&#x017F;chlauch hat zur Wurtzel ein<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;e Zwibel mit vielen Za&#x017F;eln/ auß der&#x017F;el-<lb/>
bigen kriecht ein einiger &#x017F;afftiger Stengel<lb/>
empor/ daran wach&#x017F;en breite Bla&#x0364;tter/ zu-<lb/>
&#x017F;ammen gefu&#x0364;gt wie ein klein Schifflein/ o-<lb/>
ben zuge&#x017F;pitzt/ mit einem Zwibeln-geruch<lb/>
begabet/ wenn &#x017F;ein Stengel recht herfu&#x0364;r-<lb/>
komt/ &#x017F;o wa&#x0364;chßt er fingers dick/ und etliche<lb/><cb/>
elen hoch/ bekomt oben auff ein gro&#x017F;&#x017F;e Blu-<lb/>
men- und Samen-kugel/ welche man mit bey-<lb/>
den ha&#x0364;nden kaum umb&#x017F;pannen kan; Darin-<lb/>
nen erzeigen &#x017F;ich er&#x017F;tlich viel weiß-purpur-<lb/>
farbe Blu&#x0364;mlein/ auff welche ein dreyeckich-<lb/>
ter/ &#x017F;chwartzer Zwibel-Samen folget.<lb/>
Wa&#x0364;chßt &#x017F;on&#x017F;ten eintzlich in fettem/ feuchtem<lb/>
Erdreich/ und i&#x017F;t etwas milter als die ge-<lb/>
meine Zwibel. Es gibt auch ein wilder Lauch/<lb/>
welcher nichts riechet/ <hi rendition="#aq">Allium &#x017F;ylve&#x017F;tre ino-<lb/>
dorum, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>2. Der Schnittlauch hat viel Stengel<lb/>
oder runde gru&#x0364;ne pfeifflein/ die &#x017F;ind inwen-<lb/>
dig hol/ nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als die kleinen runden<lb/>
Bintzen/ die kriechen auß ihren runden Zwi-<lb/>
beln/ derer viel an einem Stock eng bey ein-<lb/>
ander &#x017F;ind. Auff den gipfflen die&#x017F;er pfeif-<lb/>
lein tra&#x0364;gt er hu&#x0364;b&#x017F;che/ purpurbraune Blu-<lb/>
men/ nach abfallung der&#x017F;elbigen bringet er<lb/>
in kleinen ha&#x0364;ußlein &#x017F;einen Samen. Er wird<lb/>
darumb Schnittlauch genennet/ daß man die<lb/>
Bla&#x0364;tter u&#x0364;ber der erden abzu&#x017F;chneiden pfle-<lb/>
get/ und das undertheil &#x017F;amt der Wurtzel<lb/>
under der erden la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ die auffs newe Bla&#x0364;t-<lb/>
ter herfu&#x0364;r &#x017F;toßt: man kan ihn al&#x017F;o das gan-<lb/>
tze Jahr be&#x017F;chneiden. Er wa&#x0364;chßt in den ga&#x0364;r-<lb/>
ten/ und will auch ein fettes Erdreich haben.</p><lb/>
            <p>3. Der wilde Lauch gewinnet hohe hole<lb/>
pfeiffen/ gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und la&#x0364;nger als der Lauch/<lb/>
hat einen braunen/ &#x017F;tachlichten knopff/ da-<lb/>
rinnen ligt &#x017F;chwartzer Samen. Die Bau-<lb/>
ren e&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;en Lauch an &#x017F;tatt des fri&#x017F;chen<lb/>
Knoblauchs/ wiewol er hart/ &#x017F;charff am<lb/>
ge&#x017F;chmack und &#x017F;chwa&#x0364;r-da&#x0364;wig i&#x017F;t. Wa&#x0364;chßt<lb/>
in den Weinga&#x0364;rten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Lauch i&#x017F;t warm und trucken im an-<lb/>
dern grad/ hat al&#x017F;o ebenma&#x0364;ßig ein flu&#x0364;chtiges<lb/>
alkali&#x017F;ches &#x017F;charfflichtes &#x017F;altz/ jedoch in mil-<lb/>
terem grad als die Zwibeln/ bey &#x017F;ich; und<lb/>
i&#x017F;t in dem u&#x0364;brigen mit gleicher Eigen&#x017F;chafft<lb/>
begabt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Lauch in der Speiß geno&#x017F;&#x017F;en/ macht viel<note place="right">Ver&#x017F;teck-<lb/>
ter Harn.</note><lb/>
Bla&#x0364;&#x017F;t/ ein &#x017F;charffes Geblu&#x0364;t/ und &#x017F;chwere<lb/>
Tra&#x0364;um/ darneben treibet er den Harn/ und<note place="right">Frauen-<lb/>
zeit.</note><lb/>
die Frauen-zeit. J&#x017F;t wegen &#x017F;einem &#x017F;charf-<lb/>
fen flu&#x0364;chtigen &#x017F;altz &#x017F;cha&#x0364;dlich dem Ge&#x017F;icht/<lb/>
den ver&#x017F;ehrten Nieren und Bla&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Lauch mit Ger&#x017F;ten ge&#x017F;otten und gee&#x017F;&#x017F;en/<note place="right">Schleim<lb/>
umb die<lb/>
Bru&#x017F;t.</note><lb/>
befo&#x0364;rdert den Schleim umb die Bru&#x017F;t zum<lb/>
außwurff/ und machet ein helle Stimm/<lb/>
daher Key&#x017F;er <hi rendition="#aq">Nero</hi> zu gewi&#x017F;&#x017F;en zeiten nichts<lb/>
anders als Lauch geno&#x017F;&#x017F;en/ ein helle Stimm<lb/>
dadurch zu behalten/ wie &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Plinius lib.<lb/>
19. Hi&#x017F;tor. nat. Cap.</hi> 6. berichtet.</p><lb/>
            <p>Der wilde Lauch wird nicht gebraucht/<lb/>
denn er gar zu &#x017F;charff i&#x017F;t/ daher &#x017F;o man ihn<lb/>
zer&#x017F;toßt/ und auff die blo&#x017F;&#x017F;e Haut legt/ etzet<lb/>
er auff.</p><lb/>
            <p>Den Lauch klein zer&#x017F;chnitten/ in einer ro&#x0364;&#x017F;t-<note place="right">Seiten-<lb/>
&#x017F;tich.</note><lb/>
pfannen ein wenig geba&#x0364;het/ hernach u&#x0364;ber<lb/>
den &#x017F;chmertzhafften ort in dem Seiten-&#x017F;techen<lb/>
ge&#x017F;chlagen/ zertheilet oft &#x017F;ehr bald den &#x017F;chmer-<lb/>
tzen/ und verhinderet die Schwa&#x0364;rung der<lb/>
Seiten.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT XLIV</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Meer-Zwibel.</hi> <hi rendition="#aq">Scilla.</hi> </head><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0378] Das Andere Buch/ Mittit præcipuos nemoralis Aritia porros, In niveo virides ſtipite cerne comas. Es pflegt Aritia den ſchoͤnſten Lauch zu ſchicken/ Seht: wie die gruͤnen Haar am weiſſen ſtengel blicken. Schnittlauch/ Fleiſchlauch oder Bryß- lauch heißt Griechiſch/ ______- ______. Lateiniſch/ Porrum ſectile aut ſecti- vum, Schænopraſum. Jtaliaͤniſch/ Porro mi- nore. Frantzoͤſiſch/ Petit Porreau. Engliſch/ Cives oder Chives. Daͤniſch/ Beeßlack. Niderlaͤndiſch/ Bießloock. Dieſes wird von dem Martiali Epigramm. 18. Tarentinum von der Statt Tarento genennt: Fila Tarentini graviter redolentia porri, Ediſti quoties, oſcula clauſa dato. So Tarentiniſch Lauch man hat zur Speiß genoſſen/ Denn ſol man halten wol die Lippen zu- geſchloſſen. [Abbildung Wilder Lauch. Ampelopraſum. ] Wilder Lauch heißt Griechiſch/ ______- ______. Lateiniſch/ Ampelopraſum, Porrum ſylveſtre, Porrum vitium, Porrum vitigineum, Porrum vineale. Jtaliaͤniſch/ Porro ſalvati- co. Frantzoͤſiſch/ Porreau ſauvage. Spa- niſch/ Puerro monteſino. Geſchlecht und Geſtalt. Des Lauchs ſind drey Geſchlecht: Aeſch- lauch/ Schnittlauch/ und wilder Lauch. 1. Der Aeſchlauch hat zur Wurtzel ein weiſſe Zwibel mit vielen Zaſeln/ auß derſel- bigen kriecht ein einiger ſafftiger Stengel empor/ daran wachſen breite Blaͤtter/ zu- ſammen gefuͤgt wie ein klein Schifflein/ o- ben zugeſpitzt/ mit einem Zwibeln-geruch begabet/ wenn ſein Stengel recht herfuͤr- komt/ ſo waͤchßt er fingers dick/ und etliche elen hoch/ bekomt oben auff ein groſſe Blu- men- und Samen-kugel/ welche man mit bey- den haͤnden kaum umbſpannen kan; Darin- nen erzeigen ſich erſtlich viel weiß-purpur- farbe Bluͤmlein/ auff welche ein dreyeckich- ter/ ſchwartzer Zwibel-Samen folget. Waͤchßt ſonſten eintzlich in fettem/ feuchtem Erdreich/ und iſt etwas milter als die ge- meine Zwibel. Es gibt auch ein wilder Lauch/ welcher nichts riechet/ Allium ſylveſtre ino- dorum, C. B. 2. Der Schnittlauch hat viel Stengel oder runde gruͤne pfeifflein/ die ſind inwen- dig hol/ nicht groͤſſer als die kleinen runden Bintzen/ die kriechen auß ihren runden Zwi- beln/ derer viel an einem Stock eng bey ein- ander ſind. Auff den gipfflen dieſer pfeif- lein traͤgt er huͤbſche/ purpurbraune Blu- men/ nach abfallung derſelbigen bringet er in kleinen haͤußlein ſeinen Samen. Er wird darumb Schnittlauch genennet/ daß man die Blaͤtter uͤber der erden abzuſchneiden pfle- get/ und das undertheil ſamt der Wurtzel under der erden laͤſſet/ die auffs newe Blaͤt- ter herfuͤr ſtoßt: man kan ihn alſo das gan- tze Jahr beſchneiden. Er waͤchßt in den gaͤr- ten/ und will auch ein fettes Erdreich haben. 3. Der wilde Lauch gewinnet hohe hole pfeiffen/ groͤſſer und laͤnger als der Lauch/ hat einen braunen/ ſtachlichten knopff/ da- rinnen ligt ſchwartzer Samen. Die Bau- ren eſſen dieſen Lauch an ſtatt des friſchen Knoblauchs/ wiewol er hart/ ſcharff am geſchmack und ſchwaͤr-daͤwig iſt. Waͤchßt in den Weingaͤrten. Eigenſchafft. Der Lauch iſt warm und trucken im an- dern grad/ hat alſo ebenmaͤßig ein fluͤchtiges alkaliſches ſcharfflichtes ſaltz/ jedoch in mil- terem grad als die Zwibeln/ bey ſich; und iſt in dem uͤbrigen mit gleicher Eigenſchafft begabt. Gebrauch. Lauch in der Speiß genoſſen/ macht viel Blaͤſt/ ein ſcharffes Gebluͤt/ und ſchwere Traͤum/ darneben treibet er den Harn/ und die Frauen-zeit. Jſt wegen ſeinem ſcharf- fen fluͤchtigen ſaltz ſchaͤdlich dem Geſicht/ den verſehrten Nieren und Blaſen. Verſteck- ter Harn. Frauen- zeit. Lauch mit Gerſten geſotten und geeſſen/ befoͤrdert den Schleim umb die Bruſt zum außwurff/ und machet ein helle Stimm/ daher Keyſer Nero zu gewiſſen zeiten nichts anders als Lauch genoſſen/ ein helle Stimm dadurch zu behalten/ wie ſolches Plinius lib. 19. Hiſtor. nat. Cap. 6. berichtet. Schleim umb die Bruſt. Der wilde Lauch wird nicht gebraucht/ denn er gar zu ſcharff iſt/ daher ſo man ihn zerſtoßt/ und auff die bloſſe Haut legt/ etzet er auff. Den Lauch klein zerſchnitten/ in einer roͤſt- pfannen ein wenig gebaͤhet/ hernach uͤber den ſchmertzhafften ort in dem Seiten-ſtechen geſchlagen/ zertheilet oft ſehr bald den ſchmer- tzen/ und verhinderet die Schwaͤrung der Seiten. Seiten- ſtich. CAPUT XLIV. Meer-Zwibel. Scilla. Namen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/378
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/378>, abgerufen am 21.12.2024.