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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] der vielfaltigen und krummen Wegen willen/
die unter diesem Baum sich befinden/ höret
man solchen Widerschall/ daß man wol drey
oder viermal seine eigene Stimm/ so man ge-
ruffen hat/ wider vernimmet. Herr Johan
Albrecht von Mandelslo/ in dem 1. Buch
seiner Hinreise nach Ost-Jndien im 7. Cap.
berichtet/ er habe diesen Wunderbaum zu
Gamron oder Ormus angetroffen/ an des-
sen Haubt-stamm war ein kleine Capelle ge-
bauet/ in welcher ein Jndianischer Heiliger
begraben liget. Bey der Thür sasse ein Jn-
discher Pfaff/ der das Grab verhütete. Er
empfienge ihn freundlich mit Datteln/ Nüs-
sen/ Mandeln und einem kühlen Trunck
Wasser/ führete ihn in die Capelle zum Gra-
be/ dasselbe war mit Türckischen bundten
Bohnen dick bestreuet/ oben auf dem Grabe
stunden etliche brennende Lämpen/ welche
der Pfaff weder Tag noch Nacht muß ver-
leschen lassen/ über der Begräbnuß war ein
kleiner Himmel mit Seiden-zeug gemachet.

Goropeus Becanus in lib. 5. rerum Gallicar.
p. m.
131. und Indo-scythyca pag. mihi 485.
schreibt daß der verbottene Baum im Pa-
radeiß/ von dessen Frucht wider Gottes ernst-
lichen und außgetruckten Befehl unsere erste
Elteren Adam und Eva geessen/ dieser Jn-
dische Feigenbaum gewesen seye. Martinus
Mylius
hat des Becani Schein-grund seinem
Lustgarten der Weißheit angehencket/ wel-
che hernach Wolffgang Jacob Dümler in
dem 2. theil des Baum und Obsgarten im 3.
Cap. widerholet. Dieweilen aber es dem
Heiligen Geist nicht belieben wollen in seinem
göttlichen Wort den eigentlichen Namen
des verbottenen Baums und die Gestalt sei-
ner Frucht uns zuoffenbahren/ lassen wir es
auch darbey bewenden.

Eigenschafft.

Die Feigen haben einen etwas schleim-
und öhlichten/ mit einem flüchtigen tempe-
rierten saltze vermengten Safft in sich/ dan-
nenher sie wol erdünneren/ erweichen/ alle
schärffe versüssen und die Säure des Ge-
blüts milteren können. Jn dem Baum
selbsten ist ein schärfferes öhlichtes Saltz/ und
Safft verborgen. Daher die Alten ihme
ein warme Natur zugeschrieben.

Gebrauch.

Die Feigen ist ein edle und gesunde Frucht/
insonderheit so sie mit Trauben und Man-
deln genossen wird/ dahero Eobanus Hessus
recht geschrieben.

Ergo tot inter opes regnantis fructibus anni
Prima locum merito ficus & uva tenent.
Utraque nam succis implet melioribus, &
nil
Quae noceant uitij damna ferentis habent.

Kalter hu-
sten Eng-
brüstigkeit.

Ein gutes Brusttranck wider den kalten
Husten und Engbrüstigkeit. Nim Süßholtz
ein halb loth/ vier Feigen/ acht Brustbeer-
lein St. Johannisbrot 1. halb loth/ Aenis und
Fenchel jedes ein quintlein/ zerschneide alles/
und binds in ein tüchlein/ siede es in zwo-
maß Wasser/ so lang als man ein hart Ey
siedet/ und lasse den Krancken nach belieben
davon trincken.

Grimmen.

Wider das Grimmen: Nim dürre Fei-
gen/ weissen Hundskot jedes ein halbe hand-
[Spaltenumbruch] voll/ siede es in anderhalbpfund oder quar-
tal Wein zum dritten theil ein/ siechte es
alsdann/ thu ein wenig Saltz darzu/ und
gebrauche es wie ein Clystier.

Rembert. Dodonaeus histor. stirp. pempt. 6.
lib. 3. cap.
15. schreibt. So die schwangerenSchwäre
Geburt.

Weiber umb die Zeit ihrer Niderkunfft täg-
lich etliche Feigen essen/ sollen sie desto leich-
ter gebähren. Diesem rath folgen die Wei-
ber zu Franckfurt fleissig. Feigen in Was-
ser gesotten/ und den Mund offt damit ge-Geschwär
des halses.

schwenckt/ öffnet die inwendigen Geschwär
des halses.

Johannes Bauhinus tom. 1. plantar. histor.
universal. lib. 1. cap.
56. meldet von Galeno, er
habe die dürren Feigen und Meertrauben in
seinem Alter viel gebraucht/ in der Jugend
aber vor dem acht und zwantzigsten Jahr
sich wegen anderen Früchten übel befunden/
derowegen aller derjenigen biß in das hohe
Alter sich enthalten und allein der Feigen
und Meertrauben genossen/ auch darneben
gespürt/ daß diejenigen/ so seinem Rath
gefolgt/ ihr Leben zu einem hochen Alter ge-
bracht. Vorgemelter Herr schreibet auch
von dem fürnemsten Weltweisen in Grie-
chenland Platone, wie er die Feigen und
Trauben also geliebet/ daß er derowegen
[fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen], ein Liebhaber der
Feigen und Trauben genennet worden.

Die frischen/ neuen Feigen dienen den-Grieß.
jenigen/ so mit dem Grieß behafftet/ denn sie
treiben den Sand auß.

So man der frischen Feigen zu viel isset/
machen sie den Durchlauff/ der sich doch
bald selbst stillet.

Die mit einem kurtzen Athem behafftet/Kurtzer A-
them.

und umb die Brust mit Koder gefangen sind/
sollen Feigen in gebrantem Wein übernacht
erquellen/ und früh nüchteren ein paar es-
sen; es macht den Athem leichter/ und rei-
niget die Brust.

Feigen gesotten/ und den Kinderen warm
zu trincken geben/ macht die Blateren undBlatteren
Urschlech-
ten.

Urschlechten bald herausser kommen/ ja ver-
hinderet/ daß die Durchschlecht nicht die
Lungen angreiffen/ und eine Lungsucht er-
wecken: vertreibet auch das Blut-harnen in
solchem Zustand. Simon Pauli in quadripart,
botan. class.
3. lobet nachfolgendes Tranck:
Nemt geschaben Hirschenhorn ein loth/ sechs
gedörte Feigen/ Agley- und Fenchelsamen
jedes ein halb loth/ bindet alles in ein Säck-
lein/ siedets in zwo maß Wasser/ und gebt
den Kindern nach belieben davon zutrincken.
Oder an statt dessen nehmt ein dotzet fette
Feigen/ Hirß-samen vier loth/ Roseinlein ein
und ein halb loth/ geraspelt Hirtzenhorn ein
loth. Siedet alles zusammen in etlichen maß
Wassers/ mischet hernach Stabiosen- und
Fenchel Syrup darunder/ und gebts also den
kinderen/ so die Durchschlechte haben/ zu
trincken/ es treibt nicht nur wol auß/ son-
dern machet auch/ daß die Pocken nicht all-
zugrosse Gruben und Löchlein in dem Ange-
sicht zurucklassen.

Morgens früh nüchtern ein paar Feigen/
mit etwas wenigs Pfeffer genossen/ reinigetNieren
und blasen
reinigung.

die Nierren und Blaseu von Schleim und
Sand.

Wenn man etwan ein hitzige Geschwulst

oder
C 3

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] der vielfaltigen und krum̃en Wegen willen/
die unter dieſem Baum ſich befinden/ hoͤret
man ſolchen Widerſchall/ daß man wol drey
oder viermal ſeine eigene Stimm/ ſo man ge-
ruffen hat/ wider vernimmet. Herꝛ Johan
Albrecht von Mandelslo/ in dem 1. Buch
ſeiner Hinreiſe nach Oſt-Jndien im 7. Cap.
berichtet/ er habe dieſen Wunderbaum zu
Gamron oder Ormus angetroffen/ an deſ-
ſen Haubt-ſtamm war ein kleine Capelle ge-
bauet/ in welcher ein Jndianiſcher Heiliger
begraben liget. Bey der Thuͤr ſaſſe ein Jn-
diſcher Pfaff/ der das Grab verhuͤtete. Er
empfienge ihn freundlich mit Datteln/ Nuͤſ-
ſen/ Mandeln und einem kuͤhlen Trunck
Waſſer/ fuͤhrete ihn in die Capelle zum Gra-
be/ daſſelbe war mit Tuͤrckiſchen bundten
Bohnen dick beſtreuet/ oben auf dem Grabe
ſtunden etliche brennende Laͤmpen/ welche
der Pfaff weder Tag noch Nacht muß ver-
leſchen laſſen/ uͤber der Begraͤbnuß war ein
kleiner Himmel mit Seiden-zeug gemachet.

Goropeus Becanus in lib. 5. rerum Gallicar.
p. m.
131. und Indo-ſcythyca pag. mihi 485.
ſchreibt daß der verbottene Baum im Pa-
radeiß/ von deſſen Frucht wider Gottes ernſt-
lichen und außgetruckten Befehl unſere erſte
Elteren Adam und Eva geeſſen/ dieſer Jn-
diſche Feigenbaum geweſen ſeye. Martinus
Mylius
hat des Becani Schein-grund ſeinem
Luſtgarten der Weißheit angehencket/ wel-
che hernach Wolffgang Jacob Duͤmler in
dem 2. theil des Baum und Obsgarten im 3.
Cap. widerholet. Dieweilen aber es dem
Heiligen Geiſt nicht belieben wollen in ſeinem
goͤttlichen Wort den eigentlichen Namen
des verbottenen Baums und die Geſtalt ſei-
ner Frucht uns zuoffenbahren/ laſſen wir es
auch darbey bewenden.

Eigenſchafft.

Die Feigen haben einen etwas ſchleim-
und oͤhlichten/ mit einem fluͤchtigen tempe-
rierten ſaltze vermengten Safft in ſich/ dan-
nenher ſie wol erduͤnneren/ erweichen/ alle
ſchaͤrffe verſuͤſſen und die Saͤure des Ge-
bluͤts milteren koͤnnen. Jn dem Baum
ſelbſten iſt ein ſchaͤrfferes oͤhlichtes Saltz/ und
Safft verborgen. Daher die Alten ihme
ein warme Natur zugeſchrieben.

Gebrauch.

Die Feigen iſt ein edle und geſunde Frucht/
inſonderheit ſo ſie mit Trauben und Man-
deln genoſſen wird/ dahero Eobanus Heſſus
recht geſchrieben.

Ergo tot inter opes regnantis fructibus anni
Prima locum merito ficus & uva tenent.
Utraq́ue nam ſuccis implet melioribus, &
nil
Quæ noceant uitij damna ferentis habent.

Kalter hu-
ſten Eng-
bruͤſtigkeit.

Ein gutes Bruſttranck wider den kalten
Huſten und Engbruͤſtigkeit. Nim Suͤßholtz
ein halb loth/ vier Feigen/ acht Bruſtbeer-
lein St. Johañisbrot 1. halb loth/ Aenis und
Fenchel jedes ein quintlein/ zerſchneide alles/
und binds in ein tuͤchlein/ ſiede es in zwo-
maß Waſſer/ ſo lang als man ein hart Ey
ſiedet/ und laſſe den Krancken nach belieben
davon trincken.

Grimmen.

Wider das Grimmen: Nim duͤrꝛe Fei-
gen/ weiſſen Hundskot jedes ein halbe hand-
[Spaltenumbruch] voll/ ſiede es in anderhalbpfund oder quar-
tal Wein zum dritten theil ein/ ſiechte es
alsdann/ thu ein wenig Saltz darzu/ und
gebrauche es wie ein Clyſtier.

Rembert. Dodonæus hiſtor. ſtirp. pempt. 6.
lib. 3. cap.
15. ſchreibt. So die ſchwangerenSchwaͤre
Geburt.

Weiber umb die Zeit ihrer Niderkunfft taͤg-
lich etliche Feigen eſſen/ ſollen ſie deſto leich-
ter gebaͤhren. Dieſem rath folgen die Wei-
ber zu Franckfurt fleiſsig. Feigen in Waſ-
ſer geſotten/ und den Mund offt damit ge-Geſchwaͤr
des halſes.

ſchwenckt/ oͤffnet die inwendigen Geſchwaͤr
des halſes.

Johannes Bauhinus tom. 1. plantar. hiſtor.
univerſal. lib. 1. cap.
56. meldet von Galeno, er
habe die duͤrꝛen Feigen und Meertrauben in
ſeinem Alter viel gebraucht/ in der Jugend
aber vor dem acht und zwantzigſten Jahr
ſich wegen anderen Fruͤchten uͤbel befunden/
derowegen aller derjenigen biß in das hohe
Alter ſich enthalten und allein der Feigen
und Meertrauben genoſſen/ auch darneben
geſpuͤrt/ daß diejenigen/ ſo ſeinem Rath
gefolgt/ ihr Leben zu einem hochen Alter ge-
bracht. Vorgemelter Herꝛ ſchreibet auch
von dem fuͤrnemſten Weltweiſen in Grie-
chenland Platone, wie er die Feigen und
Trauben alſo geliebet/ daß er derowegen
[fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen], ein Liebhaber der
Feigen und Trauben genennet worden.

Die friſchen/ neuen Feigen dienen den-Grieß.
jenigen/ ſo mit dem Grieß behafftet/ denn ſie
treiben den Sand auß.

So man der friſchen Feigen zu viel iſſet/
machen ſie den Durchlauff/ der ſich doch
bald ſelbſt ſtillet.

Die mit einem kurtzen Athem behafftet/Kurtzer A-
them.

und umb die Bruſt mit Koder gefangen ſind/
ſollen Feigen in gebrantem Wein uͤbernacht
erquellen/ und fruͤh nuͤchteren ein paar eſ-
ſen; es macht den Athem leichter/ und rei-
niget die Bruſt.

Feigen geſotten/ und den Kinderen warm
zu trincken geben/ macht die Blateren undBlatteren
Urſchlech-
ten.

Urſchlechten bald herauſſer kommen/ ja ver-
hinderet/ daß die Durchſchlecht nicht die
Lungen angreiffen/ und eine Lungſucht er-
wecken: vertreibet auch das Blut-harnen in
ſolchem Zuſtand. Simon Pauli in quadripart,
botan. claſſ.
3. lobet nachfolgendes Tranck:
Nemt geſchaben Hirſchenhorn ein loth/ ſechs
gedoͤrte Feigen/ Agley- und Fenchelſamen
jedes ein halb loth/ bindet alles in ein Saͤck-
lein/ ſiedets in zwo maß Waſſer/ und gebt
den Kindern nach belieben davon zutrincken.
Oder an ſtatt deſſen nehmt ein dotzet fette
Feigen/ Hirß-ſamen vier loth/ Roſeinlein ein
und ein halb loth/ geraſpelt Hirtzenhorn ein
loth. Siedet alles zuſammen in etlichen maß
Waſſers/ miſchet hernach Stabioſen- und
Fenchel Syrup darunder/ und gebts alſo den
kinderen/ ſo die Durchſchlechte haben/ zu
trincken/ es treibt nicht nur wol auß/ ſon-
dern machet auch/ daß die Pocken nicht all-
zugroſſe Gruben und Loͤchlein in dem Ange-
ſicht zurucklaſſen.

Morgens fruͤh nuͤchtern ein paar Feigen/
mit etwas wenigs Pfeffer genoſſen/ reinigetNieren
und blaſen
reinigung.

die Nierꝛen und Blaſeu von Schleim und
Sand.

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oder
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[21/0037] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. der vielfaltigen und krum̃en Wegen willen/ die unter dieſem Baum ſich befinden/ hoͤret man ſolchen Widerſchall/ daß man wol drey oder viermal ſeine eigene Stimm/ ſo man ge- ruffen hat/ wider vernimmet. Herꝛ Johan Albrecht von Mandelslo/ in dem 1. Buch ſeiner Hinreiſe nach Oſt-Jndien im 7. Cap. berichtet/ er habe dieſen Wunderbaum zu Gamron oder Ormus angetroffen/ an deſ- ſen Haubt-ſtamm war ein kleine Capelle ge- bauet/ in welcher ein Jndianiſcher Heiliger begraben liget. Bey der Thuͤr ſaſſe ein Jn- diſcher Pfaff/ der das Grab verhuͤtete. Er empfienge ihn freundlich mit Datteln/ Nuͤſ- ſen/ Mandeln und einem kuͤhlen Trunck Waſſer/ fuͤhrete ihn in die Capelle zum Gra- be/ daſſelbe war mit Tuͤrckiſchen bundten Bohnen dick beſtreuet/ oben auf dem Grabe ſtunden etliche brennende Laͤmpen/ welche der Pfaff weder Tag noch Nacht muß ver- leſchen laſſen/ uͤber der Begraͤbnuß war ein kleiner Himmel mit Seiden-zeug gemachet. Goropeus Becanus in lib. 5. rerum Gallicar. p. m. 131. und Indo-ſcythyca pag. mihi 485. ſchreibt daß der verbottene Baum im Pa- radeiß/ von deſſen Frucht wider Gottes ernſt- lichen und außgetruckten Befehl unſere erſte Elteren Adam und Eva geeſſen/ dieſer Jn- diſche Feigenbaum geweſen ſeye. Martinus Mylius hat des Becani Schein-grund ſeinem Luſtgarten der Weißheit angehencket/ wel- che hernach Wolffgang Jacob Duͤmler in dem 2. theil des Baum und Obsgarten im 3. Cap. widerholet. Dieweilen aber es dem Heiligen Geiſt nicht belieben wollen in ſeinem goͤttlichen Wort den eigentlichen Namen des verbottenen Baums und die Geſtalt ſei- ner Frucht uns zuoffenbahren/ laſſen wir es auch darbey bewenden. Eigenſchafft. Die Feigen haben einen etwas ſchleim- und oͤhlichten/ mit einem fluͤchtigen tempe- rierten ſaltze vermengten Safft in ſich/ dan- nenher ſie wol erduͤnneren/ erweichen/ alle ſchaͤrffe verſuͤſſen und die Saͤure des Ge- bluͤts milteren koͤnnen. Jn dem Baum ſelbſten iſt ein ſchaͤrfferes oͤhlichtes Saltz/ und Safft verborgen. Daher die Alten ihme ein warme Natur zugeſchrieben. Gebrauch. Die Feigen iſt ein edle und geſunde Frucht/ inſonderheit ſo ſie mit Trauben und Man- deln genoſſen wird/ dahero Eobanus Heſſus recht geſchrieben. Ergo tot inter opes regnantis fructibus anni Prima locum merito ficus & uva tenent. Utraq́ue nam ſuccis implet melioribus, & nil Quæ noceant uitij damna ferentis habent. Ein gutes Bruſttranck wider den kalten Huſten und Engbruͤſtigkeit. Nim Suͤßholtz ein halb loth/ vier Feigen/ acht Bruſtbeer- lein St. Johañisbrot 1. halb loth/ Aenis und Fenchel jedes ein quintlein/ zerſchneide alles/ und binds in ein tuͤchlein/ ſiede es in zwo- maß Waſſer/ ſo lang als man ein hart Ey ſiedet/ und laſſe den Krancken nach belieben davon trincken. Wider das Grimmen: Nim duͤrꝛe Fei- gen/ weiſſen Hundskot jedes ein halbe hand- voll/ ſiede es in anderhalbpfund oder quar- tal Wein zum dritten theil ein/ ſiechte es alsdann/ thu ein wenig Saltz darzu/ und gebrauche es wie ein Clyſtier. Rembert. Dodonæus hiſtor. ſtirp. pempt. 6. lib. 3. cap. 15. ſchreibt. So die ſchwangeren Weiber umb die Zeit ihrer Niderkunfft taͤg- lich etliche Feigen eſſen/ ſollen ſie deſto leich- ter gebaͤhren. Dieſem rath folgen die Wei- ber zu Franckfurt fleiſsig. Feigen in Waſ- ſer geſotten/ und den Mund offt damit ge- ſchwenckt/ oͤffnet die inwendigen Geſchwaͤr des halſes. Schwaͤre Geburt. Geſchwaͤr des halſes. Johannes Bauhinus tom. 1. plantar. hiſtor. univerſal. lib. 1. cap. 56. meldet von Galeno, er habe die duͤrꝛen Feigen und Meertrauben in ſeinem Alter viel gebraucht/ in der Jugend aber vor dem acht und zwantzigſten Jahr ſich wegen anderen Fruͤchten uͤbel befunden/ derowegen aller derjenigen biß in das hohe Alter ſich enthalten und allein der Feigen und Meertrauben genoſſen/ auch darneben geſpuͤrt/ daß diejenigen/ ſo ſeinem Rath gefolgt/ ihr Leben zu einem hochen Alter ge- bracht. Vorgemelter Herꝛ ſchreibet auch von dem fuͤrnemſten Weltweiſen in Grie- chenland Platone, wie er die Feigen und Trauben alſo geliebet/ daß er derowegen ___, ein Liebhaber der Feigen und Trauben genennet worden. Die friſchen/ neuen Feigen dienen den- jenigen/ ſo mit dem Grieß behafftet/ denn ſie treiben den Sand auß. Grieß. So man der friſchen Feigen zu viel iſſet/ machen ſie den Durchlauff/ der ſich doch bald ſelbſt ſtillet. Die mit einem kurtzen Athem behafftet/ und umb die Bruſt mit Koder gefangen ſind/ ſollen Feigen in gebrantem Wein uͤbernacht erquellen/ und fruͤh nuͤchteren ein paar eſ- ſen; es macht den Athem leichter/ und rei- niget die Bruſt. Kurtzer A- them. Feigen geſotten/ und den Kinderen warm zu trincken geben/ macht die Blateren und Urſchlechten bald herauſſer kommen/ ja ver- hinderet/ daß die Durchſchlecht nicht die Lungen angreiffen/ und eine Lungſucht er- wecken: vertreibet auch das Blut-harnen in ſolchem Zuſtand. Simon Pauli in quadripart, botan. claſſ. 3. lobet nachfolgendes Tranck: Nemt geſchaben Hirſchenhorn ein loth/ ſechs gedoͤrte Feigen/ Agley- und Fenchelſamen jedes ein halb loth/ bindet alles in ein Saͤck- lein/ ſiedets in zwo maß Waſſer/ und gebt den Kindern nach belieben davon zutrincken. Oder an ſtatt deſſen nehmt ein dotzet fette Feigen/ Hirß-ſamen vier loth/ Roſeinlein ein und ein halb loth/ geraſpelt Hirtzenhorn ein loth. Siedet alles zuſammen in etlichen maß Waſſers/ miſchet hernach Stabioſen- und Fenchel Syrup darunder/ und gebts alſo den kinderen/ ſo die Durchſchlechte haben/ zu trincken/ es treibt nicht nur wol auß/ ſon- dern machet auch/ daß die Pocken nicht all- zugroſſe Gruben und Loͤchlein in dem Ange- ſicht zurucklaſſen. Blatteren Urſchlech- ten. Morgens fruͤh nuͤchtern ein paar Feigen/ mit etwas wenigs Pfeffer genoſſen/ reiniget die Nierꝛen und Blaſeu von Schleim und Sand. Nieren und blaſen reinigung. Wenn man etwan ein hitzige Geſchwulſt oder C 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/37>, abgerufen am 21.11.2024.