Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] det ihne in zimblicher menge bey Stolberg/
und Jlfeld/ wie auch in Oesterreich und
Hungaren. Jn dem Weinmonat bringet
man diese Früchten in Wien auf den Marckt/
welche die Jugend und arme Leut einkauf-
fen. Bey uns wächßt er auff dem Mutten-
tzer und Reichensteiner Berg.

Das vierdte Geschlecht/ Aria Theophrasti,
wachßet auß einem geraden und starcken
Stammen auff/ mit einer röhtlichten Rinde/
sonderlich an den aussersten Aesten. Seine
Blätter sind ablang rund/ runtzlicht/ an dem
nidrigen theil weißgraw/ oben aber grün/
an dem umbkreiß zerkerbt/ eines zusammen
ziehenden Geschmacks/ hangen an kurtzen
haarichten Stiehlein. Sein Blust komt bü-
schelein weiß/ wie an dem Sperwerbaum/
hervor/ ist weiß und nicht übel riechend/ hat
vier Blättlein. Nach dem Blust folgen klei-
ne Apffelein/ kleiner als Haselnüsse/ roht/
mit ein wenig wollen überzogen; haben ein
gelblichtes Fleisch/ so da anfänglich eines
rauchen Geschmacks/ nachgehnds aber/ wenn
sie auffgehalten worden/ und jhr innerlicher
Safft gejäsen/ und also täig worden/ sind sie
sehr anmuhtig zu essen/ ziehen nicht so viel
zusammen/ als die Früchten der übrigen
geschlechteren dieses Baums/ und geben den
Burgundischen und Lothringischen Bau-
ren in dem Winter ein delicate Speiß ab:
wie sie denn sonsten auch gleich den Brust-
beerlein/ den Husten linderen/ und den auß-
wurff beförderen.

Der wilde Englische Sperwerbaum/
wachßt höher nicht als ein Gestäude/ sein
stamm und äste sind mit einer weißgrawen/ o-
der äschfarben Rinden umbgeben. Die Blät-
ter sind langlicht und breit/ an dem umkreiß
nicht zerkerbt. Die Blühte hat ein Moo-
sichte Farb; auß deren ein Frucht wachßt
in der Grösse der wilden Birn/ von aus-
sen röhtlicht/ eines herben geschmacks; je-
doch wenn sie biß in den Winter gelegen/
und jhr Safft gejohren/ pflegen sie von den
Englischen Bauren in ermanglung anderer
Früchten geessen zu werden.

Eigenschafft.

Die Speyerling sind einer kalten und
trockenen Natur: weilen sie viel irdische/
sawre/ und saltzichte/ mit gar wenig schwe-
felichten vermischte Theilen in sich haben/
und dannenher die Fibren zusammen ziehen/
auch anhalten und stopffen.

Gebrauch.

So man die Speyerling büschelein weiß
zusammen bindet/ und in einem trockenen
Gemach auffhencket/ mögen sie eine gute
zeit dauren/ und so man sie brauchen will/
laßt man sie in Wasser/ oder Wein erquel-
Durch-
brüch des
Leibes.
Rothe ruhr
Mutter-
flüß.
len: man kan sie auch darinnen sieden und
geniessen/ dienen also wider allerley Durch-
brüch des Leibs/ die rothe Ruhr/ und star-
cke Mutter-flüß.

Man kan auch diese Früchten schälen/
die Körner darauß thun/ hernach in dem
Wasser mit Zucker/ gleich wie Quitten ko-
chen/ und also einmachen. Auff solche wei-
se stärcken sie den Magen/ ziehen seine luck
gewordene Fibren und Nerven gelind zusam-
Erbrechen.
Ruhr.
men/ erwecken den Eßlust/ und stillen offt das
Erbrechen und die Ruhr.

[Spaltenumbruch]

Man schneidet die unzeitige Speyerling
auch von einander/ dörret sie in dem Bach-
ofen/ und machet ein reines Pulver darauß/
welches wider obbemeldte Durchläuff in
einer Brühe gebraucht wird/ dahero Mar-
tialis lib. 13. Epigr.
26. recht schreibet:

Sorba sumus, molles nimium durantia ventres,
Aptius haec puero quam tibi poma dabis.

Die Blätter und Beere von dem andern
wilden Sperwerbaum/ oder Torminali Sor-
bo Plinii,
kan man nutzen/ so die zahmen
Speyerling nicht vorhanden. Dieser baum
wächßt viel am Hartzwald/ dessen Einwoh-
ner die Beerlein/ als eine sondere und ge-
wisse Artzney wider die rothe Ruhr gebrau-Rothe
Ruhr.

chen.



CAPUT VI.
[Abbildung] Feigenbaum. Ficus.
Namen.

DEr Feigenbaum heißt Griechisch
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Ficus. Jtaliänisch/
Fico, Ficajo, Ficaja. Frantzösisch/ Fi-
guier.
Spanisch/ Higuera. Englisch/ Figtree.
Dänisch/ Figentroe. Niderländisch/ Vygh-
boom. Die Frucht oder Feigen heißt Grie-
chisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Ficus. Jtaliänisch/
Fico. Frantzösisch/ Figue, Spanisch/ Higo.
Englisch/ Fig. Dänisch/ Figen/ Niderlän-
disch/ Vygen.

Der kleine oder nidrige Feigenbaum ist
von dem andern nur der Grösse nach unter-
scheiden; und trägt bey den Lateinern den
Namen Ficus humilis, C. B. Ficus pumila,
Matth. Dod. Chamaeficus, Lobel.

Die fürtrefflichen Botanici und Gebrüde-
re Casparus, und Joh. Bauhinus, thun in ihren
Schrifften auch meldung eines wilden Fei-
genbaums/ Ficus sylvestris Dioscoridis, C. B.
oder Caprifici, J. C. dieser aber ist von dem

vorigen
C

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] det ihne in zimblicher menge bey Stolberg/
und Jlfeld/ wie auch in Oeſterꝛeich und
Hungaren. Jn dem Weinmonat bringet
man dieſe Fruͤchtẽ in Wien auf den Marckt/
welche die Jugend und arme Leut einkauf-
fen. Bey uns waͤchßt er auff dem Mutten-
tzer und Reichenſteiner Berg.

Das vierdte Geſchlecht/ Aria Theophraſti,
wachßet auß einem geraden und ſtarcken
Stam̃en auff/ mit einer roͤhtlichten Rinde/
ſonderlich an den auſſerſten Aeſten. Seine
Blaͤtter ſind ablang rund/ runtzlicht/ an dem
nidrigen theil weißgraw/ oben aber gruͤn/
an dem umbkreiß zerkerbt/ eines zuſammen
ziehenden Geſchmacks/ hangen an kurtzen
haarichten Stiehlein. Sein Bluſt komt buͤ-
ſchelein weiß/ wie an dem Sperwerbaum/
hervor/ iſt weiß und nicht uͤbel riechend/ hat
vier Blaͤttlein. Nach dem Bluſt folgen klei-
ne Apffelein/ kleiner als Haſelnuͤſſe/ roht/
mit ein wenig wollen uͤberzogen; haben ein
gelblichtes Fleiſch/ ſo da anfaͤnglich eines
rauchen Geſchmacks/ nachgehnds aber/ weñ
ſie auffgehalten worden/ und jhr innerlicher
Safft gejaͤſen/ und alſo taͤig worden/ ſind ſie
ſehr anmuhtig zu eſſen/ ziehen nicht ſo viel
zuſammen/ als die Fruͤchten der uͤbrigen
geſchlechteren dieſes Baums/ und geben den
Burgundiſchen und Lothringiſchen Bau-
ren in dem Winter ein delicate Speiß ab:
wie ſie denn ſonſten auch gleich den Bruſt-
beerlein/ den Huſten linderen/ und den auß-
wurff befoͤrderen.

Der wilde Engliſche Sperwerbaum/
wachßt hoͤher nicht als ein Geſtaͤude/ ſein
ſtam̃ und aͤſte ſind mit einer weißgrawen/ o-
der aͤſchfarben Rinden umbgeben. Die Blaͤt-
ter ſind langlicht und breit/ an dem umkreiß
nicht zerkerbt. Die Bluͤhte hat ein Moo-
ſichte Farb; auß deren ein Frucht wachßt
in der Groͤſſe der wilden Birn/ von auſ-
ſen roͤhtlicht/ eines herben geſchmacks; je-
doch wenn ſie biß in den Winter gelegen/
und jhr Safft gejohren/ pflegen ſie von den
Engliſchen Bauren in ermanglung anderer
Fruͤchten geeſſen zu werden.

Eigenſchafft.

Die Speyerling ſind einer kalten und
trockenen Natur: weilen ſie viel irdiſche/
ſawre/ und ſaltzichte/ mit gar wenig ſchwe-
felichten vermiſchte Theilen in ſich haben/
und dannenher die Fibren zuſammen ziehen/
auch anhalten und ſtopffen.

Gebrauch.

So man die Speyerling buͤſchelein weiß
zuſammen bindet/ und in einem trockenen
Gemach auffhencket/ moͤgen ſie eine gute
zeit dauren/ und ſo man ſie brauchen will/
laßt man ſie in Waſſer/ oder Wein erquel-
Durch-
bruͤch des
Leibes.
Rothe ruhꝛ
Mutter-
fluͤß.
len: man kan ſie auch darinnen ſieden und
genieſſen/ dienen alſo wider allerley Durch-
bruͤch des Leibs/ die rothe Ruhr/ und ſtar-
cke Mutter-fluͤß.

Man kan auch dieſe Fruͤchten ſchaͤlen/
die Koͤrner darauß thun/ hernach in dem
Waſſer mit Zucker/ gleich wie Quitten ko-
chen/ und alſo einmachen. Auff ſolche wei-
ſe ſtaͤrcken ſie den Magen/ ziehen ſeine luck
gewordene Fibren und Nerven gelind zuſam-
Erbrechen.
Ruhr.
men/ erwecken den Eßluſt/ und ſtillen offt das
Erbrechen und die Ruhr.

[Spaltenumbruch]

Man ſchneidet die unzeitige Speyerling
auch von einander/ doͤrꝛet ſie in dem Bach-
ofen/ und machet ein reines Pulver darauß/
welches wider obbemeldte Durchlaͤuff in
einer Bruͤhe gebraucht wird/ dahero Mar-
tialis lib. 13. Epigr.
26. recht ſchreibet:

Sorba ſumus, molles nimium durantia ventres,
Aptius hæc puero quàm tibi poma dabis.

Die Blaͤtter und Beere von dem andern
wilden Sperwerbaum/ oder Torminali Sor-
bo Plinii,
kan man nutzen/ ſo die zahmen
Speyerling nicht vorhanden. Dieſer baum
waͤchßt viel am Hartzwald/ deſſen Einwoh-
ner die Beerlein/ als eine ſondere und ge-
wiſſe Artzney wider die rothe Ruhr gebrau-Rothe
Ruhr.

chen.



CAPUT VI.
[Abbildung] Feigenbaum. Ficus.
Namen.

DEr Feigenbaum heißt Griechiſch
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Ficus. Jtaliaͤniſch/
Fico, Ficajo, Ficaja. Frantzoͤſiſch/ Fi-
guier.
Spaniſch/ Higuera. Engliſch/ Figtree.
Daͤniſch/ Figentroe. Niderlaͤndiſch/ Vygh-
boom. Die Frucht oder Feigen heißt Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Ficus. Jtaliaͤniſch/
Fico. Frantzoͤſiſch/ Figue, Spaniſch/ Higo.
Engliſch/ Fig. Daͤniſch/ Figen/ Niderlaͤn-
diſch/ Vygen.

Der kleine oder nidrige Feigenbaum iſt
von dem andern nur der Groͤſſe nach unter-
ſcheiden; und traͤgt bey den Lateinern den
Namen Ficus humilis, C. B. Ficus pumila,
Matth. Dod. Chamæficus, Lobel.

Die fuͤrtrefflichen Botanici und Gebruͤde-
re Caſparus, und Joh. Bauhinus, thun in ihren
Schrifften auch meldung eines wilden Fei-
genbaums/ Ficus ſylveſtris Dioſcoridis, C. B.
oder Caprifici, J. C. dieſer aber iſt von dem

vorigen
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0033" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Baum- und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/>
det ihne in zimblicher menge bey Stolberg/<lb/>
und Jlfeld/ wie auch in Oe&#x017F;ter&#xA75B;eich und<lb/>
Hungaren. Jn dem Weinmonat bringet<lb/>
man die&#x017F;e Fru&#x0364;cht&#x1EBD; in Wien auf den Marckt/<lb/>
welche die Jugend und arme Leut einkauf-<lb/>
fen. Bey uns wa&#x0364;chßt er auff dem Mutten-<lb/>
tzer und Reichen&#x017F;teiner Berg.</p><lb/>
            <p>Das vierdte Ge&#x017F;chlecht/ <hi rendition="#aq">Aria Theophra&#x017F;ti,</hi><lb/>
wachßet auß einem geraden und &#x017F;tarcken<lb/>
Stam&#x0303;en auff/ mit einer ro&#x0364;htlichten Rinde/<lb/>
&#x017F;onderlich an den au&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Ae&#x017F;ten. Seine<lb/>
Bla&#x0364;tter &#x017F;ind ablang rund/ runtzlicht/ an dem<lb/>
nidrigen theil weißgraw/ oben aber gru&#x0364;n/<lb/>
an dem umbkreiß zerkerbt/ eines zu&#x017F;ammen<lb/>
ziehenden Ge&#x017F;chmacks/ hangen an kurtzen<lb/>
haarichten Stiehlein. Sein Blu&#x017F;t komt bu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;chelein weiß/ wie an dem Sperwerbaum/<lb/>
hervor/ i&#x017F;t weiß und nicht u&#x0364;bel riechend/ hat<lb/>
vier Bla&#x0364;ttlein. Nach dem Blu&#x017F;t folgen klei-<lb/>
ne Apffelein/ kleiner als Ha&#x017F;elnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ roht/<lb/>
mit ein wenig wollen u&#x0364;berzogen; haben ein<lb/>
gelblichtes Flei&#x017F;ch/ &#x017F;o da anfa&#x0364;nglich eines<lb/>
rauchen Ge&#x017F;chmacks/ nachgehnds aber/ weñ<lb/>
&#x017F;ie auffgehalten worden/ und jhr innerlicher<lb/>
Safft geja&#x0364;&#x017F;en/ und al&#x017F;o ta&#x0364;ig worden/ &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ehr anmuhtig zu e&#x017F;&#x017F;en/ ziehen nicht &#x017F;o viel<lb/>
zu&#x017F;ammen/ als die Fru&#x0364;chten der u&#x0364;brigen<lb/>
ge&#x017F;chlechteren die&#x017F;es Baums/ und geben den<lb/>
Burgundi&#x017F;chen und Lothringi&#x017F;chen Bau-<lb/>
ren in dem Winter ein <hi rendition="#aq">delicate</hi> Speiß ab:<lb/>
wie &#x017F;ie denn &#x017F;on&#x017F;ten auch gleich den Bru&#x017F;t-<lb/>
beerlein/ den Hu&#x017F;ten linderen/ und den auß-<lb/>
wurff befo&#x0364;rderen.</p><lb/>
            <p>Der wilde Engli&#x017F;che Sperwerbaum/<lb/>
wachßt ho&#x0364;her nicht als ein Ge&#x017F;ta&#x0364;ude/ &#x017F;ein<lb/>
&#x017F;tam&#x0303; und a&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ind mit einer weißgrawen/ o-<lb/>
der a&#x0364;&#x017F;chfarben Rinden umbgeben. Die Bla&#x0364;t-<lb/>
ter &#x017F;ind langlicht und breit/ an dem umkreiß<lb/>
nicht zerkerbt. Die Blu&#x0364;hte hat ein Moo-<lb/>
&#x017F;ichte Farb; auß deren ein Frucht wachßt<lb/>
in der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der wilden Birn/ von au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ro&#x0364;htlicht/ eines herben ge&#x017F;chmacks; je-<lb/>
doch wenn &#x017F;ie biß in den Winter gelegen/<lb/>
und jhr Safft gejohren/ pflegen &#x017F;ie von den<lb/>
Engli&#x017F;chen Bauren in ermanglung anderer<lb/>
Fru&#x0364;chten gee&#x017F;&#x017F;en zu werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Speyerling &#x017F;ind einer kalten und<lb/>
trockenen Natur: weilen &#x017F;ie viel irdi&#x017F;che/<lb/>
&#x017F;awre/ und &#x017F;altzichte/ mit gar wenig &#x017F;chwe-<lb/>
felichten vermi&#x017F;chte Theilen in &#x017F;ich haben/<lb/>
und dannenher die Fibren zu&#x017F;ammen ziehen/<lb/>
auch anhalten und &#x017F;topffen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>So man die Speyerling bu&#x0364;&#x017F;chelein weiß<lb/>
zu&#x017F;ammen bindet/ und in einem trockenen<lb/>
Gemach auffhencket/ mo&#x0364;gen &#x017F;ie eine gute<lb/>
zeit dauren/ und &#x017F;o man &#x017F;ie brauchen will/<lb/>
laßt man &#x017F;ie in Wa&#x017F;&#x017F;er/ oder Wein erquel-<lb/><note place="left">Durch-<lb/>
bru&#x0364;ch des<lb/>
Leibes.<lb/>
Rothe ruh&#xA75B;<lb/>
Mutter-<lb/>
flu&#x0364;ß.</note>len: man kan &#x017F;ie auch darinnen &#x017F;ieden und<lb/>
genie&#x017F;&#x017F;en/ dienen al&#x017F;o wider allerley Durch-<lb/>
bru&#x0364;ch des Leibs/ die rothe Ruhr/ und &#x017F;tar-<lb/>
cke Mutter-flu&#x0364;ß.</p><lb/>
            <p>Man kan auch die&#x017F;e Fru&#x0364;chten &#x017F;cha&#x0364;len/<lb/>
die Ko&#x0364;rner darauß thun/ hernach in dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er mit Zucker/ gleich wie Quitten ko-<lb/>
chen/ und al&#x017F;o einmachen. Auff &#x017F;olche wei-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;ta&#x0364;rcken &#x017F;ie den Magen/ ziehen &#x017F;eine luck<lb/>
gewordene Fibren und Nerven gelind zu&#x017F;am-<lb/><note place="left">Erbrechen.<lb/>
Ruhr.</note>men/ erwecken den Eßlu&#x017F;t/ und &#x017F;tillen offt das<lb/>
Erbrechen und die Ruhr.</p><lb/>
            <cb/>
            <p>Man &#x017F;chneidet die unzeitige Speyerling<lb/>
auch von einander/ do&#x0364;r&#xA75B;et &#x017F;ie in dem Bach-<lb/>
ofen/ und machet ein reines Pulver darauß/<lb/>
welches wider obbemeldte Durchla&#x0364;uff in<lb/>
einer Bru&#x0364;he gebraucht wird/ dahero <hi rendition="#aq">Mar-<lb/>
tialis lib. 13. Epigr.</hi> 26. recht &#x017F;chreibet:</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Sorba &#x017F;umus, molles nimium durantia ventres,<lb/>
Aptius hæc puero quàm tibi poma dabis.</hi> </hi> </p><lb/>
            <p>Die Bla&#x0364;tter und Beere von dem andern<lb/>
wilden Sperwerbaum/ oder <hi rendition="#aq">Torminali Sor-<lb/>
bo Plinii,</hi> kan man nutzen/ &#x017F;o die zahmen<lb/>
Speyerling nicht vorhanden. Die&#x017F;er baum<lb/>
wa&#x0364;chßt viel am Hartzwald/ de&#x017F;&#x017F;en Einwoh-<lb/>
ner die Beerlein/ als eine &#x017F;ondere und ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Artzney wider die rothe Ruhr gebrau-<note place="right">Rothe<lb/>
Ruhr.</note><lb/>
chen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT VI</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Feigenbaum.</hi> <hi rendition="#aq">Ficus.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Er Feigenbaum heißt Griechi&#x017F;ch<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Ficus.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Fico, Ficajo, Ficaja.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Fi-<lb/>
guier.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Higuera.</hi> Engli&#x017F;ch/ Figtree.<lb/>
Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Figentroe. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Vygh-<lb/>
boom. Die Frucht oder Feigen heißt Grie-<lb/>
chi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Ficus.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Fico.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Figue,</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Higo.</hi><lb/>
Engli&#x017F;ch/ Fig. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Figen/ Niderla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;ch/ Vygen.</p><lb/>
            <p>Der kleine oder nidrige Feigenbaum i&#x017F;t<lb/>
von dem andern nur der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nach unter-<lb/>
&#x017F;cheiden; und tra&#x0364;gt bey den Lateinern den<lb/>
Namen <hi rendition="#aq">Ficus humilis, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Ficus pumila,<lb/><hi rendition="#i">Matth. Dod.</hi> Chamæficus, <hi rendition="#i">Lobel.</hi></hi></p><lb/>
            <p>Die fu&#x0364;rtrefflichen <hi rendition="#aq">Botanici</hi> und Gebru&#x0364;de-<lb/>
re <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ca&#x017F;parus,</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Joh. Bauhinus,</hi></hi> thun in ihren<lb/>
Schrifften auch meldung eines wilden Fei-<lb/>
genbaums/ <hi rendition="#aq">Ficus &#x017F;ylve&#x017F;tris Dio&#x017F;coridis, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">Caprifici, <hi rendition="#i">J. C.</hi></hi> die&#x017F;er aber i&#x017F;t von dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><fw place="bottom" type="catch">vorigen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0033] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. det ihne in zimblicher menge bey Stolberg/ und Jlfeld/ wie auch in Oeſterꝛeich und Hungaren. Jn dem Weinmonat bringet man dieſe Fruͤchtẽ in Wien auf den Marckt/ welche die Jugend und arme Leut einkauf- fen. Bey uns waͤchßt er auff dem Mutten- tzer und Reichenſteiner Berg. Das vierdte Geſchlecht/ Aria Theophraſti, wachßet auß einem geraden und ſtarcken Stam̃en auff/ mit einer roͤhtlichten Rinde/ ſonderlich an den auſſerſten Aeſten. Seine Blaͤtter ſind ablang rund/ runtzlicht/ an dem nidrigen theil weißgraw/ oben aber gruͤn/ an dem umbkreiß zerkerbt/ eines zuſammen ziehenden Geſchmacks/ hangen an kurtzen haarichten Stiehlein. Sein Bluſt komt buͤ- ſchelein weiß/ wie an dem Sperwerbaum/ hervor/ iſt weiß und nicht uͤbel riechend/ hat vier Blaͤttlein. Nach dem Bluſt folgen klei- ne Apffelein/ kleiner als Haſelnuͤſſe/ roht/ mit ein wenig wollen uͤberzogen; haben ein gelblichtes Fleiſch/ ſo da anfaͤnglich eines rauchen Geſchmacks/ nachgehnds aber/ weñ ſie auffgehalten worden/ und jhr innerlicher Safft gejaͤſen/ und alſo taͤig worden/ ſind ſie ſehr anmuhtig zu eſſen/ ziehen nicht ſo viel zuſammen/ als die Fruͤchten der uͤbrigen geſchlechteren dieſes Baums/ und geben den Burgundiſchen und Lothringiſchen Bau- ren in dem Winter ein delicate Speiß ab: wie ſie denn ſonſten auch gleich den Bruſt- beerlein/ den Huſten linderen/ und den auß- wurff befoͤrderen. Der wilde Engliſche Sperwerbaum/ wachßt hoͤher nicht als ein Geſtaͤude/ ſein ſtam̃ und aͤſte ſind mit einer weißgrawen/ o- der aͤſchfarben Rinden umbgeben. Die Blaͤt- ter ſind langlicht und breit/ an dem umkreiß nicht zerkerbt. Die Bluͤhte hat ein Moo- ſichte Farb; auß deren ein Frucht wachßt in der Groͤſſe der wilden Birn/ von auſ- ſen roͤhtlicht/ eines herben geſchmacks; je- doch wenn ſie biß in den Winter gelegen/ und jhr Safft gejohren/ pflegen ſie von den Engliſchen Bauren in ermanglung anderer Fruͤchten geeſſen zu werden. Eigenſchafft. Die Speyerling ſind einer kalten und trockenen Natur: weilen ſie viel irdiſche/ ſawre/ und ſaltzichte/ mit gar wenig ſchwe- felichten vermiſchte Theilen in ſich haben/ und dannenher die Fibren zuſammen ziehen/ auch anhalten und ſtopffen. Gebrauch. So man die Speyerling buͤſchelein weiß zuſammen bindet/ und in einem trockenen Gemach auffhencket/ moͤgen ſie eine gute zeit dauren/ und ſo man ſie brauchen will/ laßt man ſie in Waſſer/ oder Wein erquel- len: man kan ſie auch darinnen ſieden und genieſſen/ dienen alſo wider allerley Durch- bruͤch des Leibs/ die rothe Ruhr/ und ſtar- cke Mutter-fluͤß. Durch- bruͤch des Leibes. Rothe ruhꝛ Mutter- fluͤß. Man kan auch dieſe Fruͤchten ſchaͤlen/ die Koͤrner darauß thun/ hernach in dem Waſſer mit Zucker/ gleich wie Quitten ko- chen/ und alſo einmachen. Auff ſolche wei- ſe ſtaͤrcken ſie den Magen/ ziehen ſeine luck gewordene Fibren und Nerven gelind zuſam- men/ erwecken den Eßluſt/ und ſtillen offt das Erbrechen und die Ruhr. Erbrechen. Ruhr. Man ſchneidet die unzeitige Speyerling auch von einander/ doͤrꝛet ſie in dem Bach- ofen/ und machet ein reines Pulver darauß/ welches wider obbemeldte Durchlaͤuff in einer Bruͤhe gebraucht wird/ dahero Mar- tialis lib. 13. Epigr. 26. recht ſchreibet: Sorba ſumus, molles nimium durantia ventres, Aptius hæc puero quàm tibi poma dabis. Die Blaͤtter und Beere von dem andern wilden Sperwerbaum/ oder Torminali Sor- bo Plinii, kan man nutzen/ ſo die zahmen Speyerling nicht vorhanden. Dieſer baum waͤchßt viel am Hartzwald/ deſſen Einwoh- ner die Beerlein/ als eine ſondere und ge- wiſſe Artzney wider die rothe Ruhr gebrau- chen. Rothe Ruhr. CAPUT VI. [Abbildung Feigenbaum. Ficus. ] Namen. DEr Feigenbaum heißt Griechiſch _. Lateiniſch/ Ficus. Jtaliaͤniſch/ Fico, Ficajo, Ficaja. Frantzoͤſiſch/ Fi- guier. Spaniſch/ Higuera. Engliſch/ Figtree. Daͤniſch/ Figentroe. Niderlaͤndiſch/ Vygh- boom. Die Frucht oder Feigen heißt Grie- chiſch/ _. Lateiniſch/ Ficus. Jtaliaͤniſch/ Fico. Frantzoͤſiſch/ Figue, Spaniſch/ Higo. Engliſch/ Fig. Daͤniſch/ Figen/ Niderlaͤn- diſch/ Vygen. Der kleine oder nidrige Feigenbaum iſt von dem andern nur der Groͤſſe nach unter- ſcheiden; und traͤgt bey den Lateinern den Namen Ficus humilis, C. B. Ficus pumila, Matth. Dod. Chamæficus, Lobel. Die fuͤrtrefflichen Botanici und Gebruͤde- re Caſparus, und Joh. Bauhinus, thun in ihren Schrifften auch meldung eines wilden Fei- genbaums/ Ficus ſylveſtris Dioſcoridis, C. B. oder Caprifici, J. C. dieſer aber iſt von dem vorigen C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/33
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/33>, abgerufen am 21.11.2024.