SEidelblast heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Chamelaea, Mezereon Ger- manicum s. Laureola folio deciduo, flo- re purpureo, officinis Laureola foemina, C. B. Frantzösisch/ Garoupe. Spanisch/ Olivilla.
Gestalt.
Seidelblast ist ein auff zwey biß drey elen hoch wachsend gestäud/ voller runden/ dün- nen/ zähen/ spannen langen/ biegigen äst- lein/ welche mit doppelter Rinden begabet/ deren aussere äschfarb/ dunn und zerbrüch- lich/ die innere von aussen grün/ von innen weiß/ darunder ein weisses festes holtz/ mit wenigem marck ligt. Vergleicht sich mit den blätteren dem Oehlbaum/ außgenom- men/ daß sie dünner sind/ darzu bitter/ beis- send/ und brennend auff der Zungen/ sie versehren den Hals und den Mund. Die Blum erscheinet ohne stiel/ im ersten Früh- ling vor den blätteren an den schößlein ein- blättig/ in vier theil gespalten/ bleich-pur- purfarb wie das Pfersingblust/ länglicht/ lieblich riechend/ und wird die Spanische weisser und kleiner als die Frantzösische. Die weissen beer sind roth/ wenn sie aber gedör- ret/ werden sie schwartz/ haben einen kernen dem Hanffsamen gleich/ mit weissem mark. Er wächst in feuchten und duncklen Wäl- den/ sonderlich in Jtalien und Franckreich/ wird auch mit grosser gefahr in den Leib ge- braucht/ daher man jhn Lateinisch/ rapiens vitam, faciens viduas, Menschen Dieb oder Mörder nennet.
Johannes Rajus beschreibet annoch einen Savoyischen Seidelblast/ welchen er in den Wäldern deß Bergs Saleve bey Genff gesehen/ Chamelaea Sabaudica folio utrinque incano, flore albo. Jst ein Staude/ so über ei- nen schuh hoch steiget/ mit einen sehr zerbrüch- lichem holtz/ kleineren Blättern als in vo- rigem; welche Blätter beyderseits haaricht/ da äusserste der Schößlein bedecken. Die Blümlein kommen auch ohne stiel auß den Schößlein in dem Mäyen herauß/ sind weiß/ und haben inwendig gelbe Zäserlein. Nach der Blühte folgen länglichte Beer.
Casparus Bauhinus thut ingleichem mel- dung einer gattung Seidelblast/ dessen Blät- ter unden wollicht und graw sind/ Chame- laea folio subtus incano, C. B. Chamelaea inca- na & lanuginosa, J. B. Clusius hat sie in den Niderländischen Gärten gepflantzet gesehen.
CAPUT CL. Vermeinter wollichter Bocksdorn. Poterium.
Namen.
DEr vermeinte wollichte Bocksdorn/ heißt Lateinisch/ Poterium, Traga- cantha altera, Poterium forte Clusio, J. B. Tragacantha Granatensis foliis incanis deciduis, flore albo, Morison.
Gestalt.
Der vermeinte wollichte Bocksdorn ist ein grosse Staud/ mit einer dünnen Rinden be- kleidet/ hat viel lange/ weiche/ zähe/ dün- ne/ runde und stachlichte Aest/ dem Bocks- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Vermeinter wollichter Bocksdorn. Poterium. dorn so nahe ähnlich/ als wäre er ihm ver- wandt/ dahero er von Dr. Casparo Bauhino Tragacanthae affinis lanuginosa, vermeinter wollichter Bocksdorn genennet wird. Jn- sonderheit aber sind die obersten Zweige mit subtiler Wolle überzogen/ welche in dem Bocksdorn nicht gefunden wird. An den- selbigen Zweygen stehen zu beyden seiten kleine/ länglichte und weißlichte blätter in gleicher weite von einander. Er bringt klei- ne weißfarbige Blumen/ darzu kleinen scharffen und stärckriechenden samen. Seine wurtzel ist zweyer oder dreyer arm lang/ a- dericht/ steiff/ und so man sie nahe an der Erden abschneidet/ fleußt ein safft wie Tra- gant darauß. Er wächst auff den Büheln und feuchten Orten. Jn Teutschland fin- det man ihn nicht. Dieses Gewächs/ wie es allhier abgemahlet/ hat Augerius Busbekius, Römischer Käyserl. Majestät Ferdinanot Gesandter an dem Türckischem Hoff/ Mat- thiolo von Constantinopel zugesendet.
I. Das erste Geschlecht der Jndianischen Feigen/ welche in der Figur alhier vorge- stellt ist/ Ficus Indica humilis, C. B. Ficus In- dica folio spinoso, fructu minore, Ejusdem. Ficus Indica spinosa minor, Park. Jst ein wunder- barlich Gewächs/ denn so man nur ein blatt davon nimbt/ und halb in die Erden steckt/ gewinnt es bald wurtzeln/ und stoßt ein blatt
nach
Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]
Namen.
SEidelblaſt heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Chamelæa, Mezereon Ger- manicum ſ. Laureola folio deciduo, flo- re purpureo, officinis Laureola fœmina, C. B. Frantzoͤſiſch/ Garoupe. Spaniſch/ Olivilla.
Geſtalt.
Seidelblaſt iſt ein auff zwey biß drey elen hoch wachſend geſtaͤud/ voller runden/ duͤn- nen/ zaͤhen/ ſpannen langen/ biegigen aͤſt- lein/ welche mit doppelter Rinden begabet/ deren auſſere aͤſchfarb/ dũnn und zerbruͤch- lich/ die innere von auſſen gruͤn/ von innen weiß/ darunder ein weiſſes feſtes holtz/ mit wenigem marck ligt. Vergleicht ſich mit den blaͤtteren dem Oehlbaum/ außgenom- men/ daß ſie duͤnner ſind/ darzu bitter/ beiſ- ſend/ und brennend auff der Zungen/ ſie verſehren den Hals und den Mund. Die Blum erſcheinet ohne ſtiel/ im erſten Fruͤh- ling vor den blaͤtteren an den ſchoͤßlein ein- blaͤttig/ in vier theil geſpalten/ bleich-pur- purfarb wie das Pferſingbluſt/ laͤnglicht/ lieblich riechend/ und wird die Spaniſche weiſſer und kleiner als die Frantzoͤſiſche. Die weiſſen beer ſind roth/ wenn ſie aber gedoͤr- ret/ werden ſie ſchwartz/ haben einen kernen dem Hanffſamen gleich/ mit weiſſem mark. Er waͤchſt in feuchten und duncklen Waͤl- den/ ſonderlich in Jtalien und Franckreich/ wird auch mit groſſer gefahr in den Leib ge- braucht/ daher man jhn Lateiniſch/ rapiens vitam, faciens viduas, Menſchen Dieb oder Moͤrder nennet.
Johannes Rajus beſchreibet annoch einen Savoyiſchen Seidelblaſt/ welchen er in den Waͤldern deß Bergs Saleve bey Genff geſehen/ Chamelæa Sabaudica folio utrinque incano, flore albo. Jſt ein Staude/ ſo uͤber ei- nen ſchuh hoch ſteiget/ mit einẽ ſehr zerbruͤch- lichem holtz/ kleineren Blaͤttern als in vo- rigem; welche Blaͤtter beyderſeits haaricht/ da aͤuſſerſte der Schoͤßlein bedecken. Die Bluͤmlein kommen auch ohne ſtiel auß den Schoͤßlein in dem Maͤyen herauß/ ſind weiß/ und haben inwendig gelbe Zaͤſerlein. Nach der Bluͤhte folgen laͤnglichte Beer.
Caſparus Bauhinus thut ingleichem mel- dung einer gattung Seidelblaſt/ deſſen Blaͤt- ter unden wollicht und graw ſind/ Chame- læa folio ſubtus incano, C. B. Chamelæa inca- na & lanuginoſa, J. B. Cluſius hat ſie in den Niderlaͤndiſchen Gaͤrten gepflantzet geſehen.
CAPUT CL. Vermeinter wollichter Bocksdorn. Poterium.
Namen.
DEr vermeinte wollichte Bocksdorn/ heißt Lateiniſch/ Poterium, Traga- cantha altera, Poterium fortè Cluſio, J. B. Tragacantha Granatenſis foliis incanis deciduis, flore albo, Moriſon.
Geſtalt.
Der vermeinte wollichte Bocksdorn iſt ein groſſe Staud/ mit einer duͤnnen Rinden be- kleidet/ hat viel lange/ weiche/ zaͤhe/ duͤn- ne/ runde und ſtachlichte Aeſt/ dem Bocks- [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Vermeinter wollichter Bocksdorn. Poterium. dorn ſo nahe aͤhnlich/ als waͤre er ihm ver- wandt/ dahero er von Dr. Caſparo Bauhino Tragacanthæ affinis lanuginoſa, vermeinter wollichter Bocksdorn genennet wird. Jn- ſonderheit aber ſind die oberſten Zweige mit ſubtiler Wolle uͤberzogen/ welche in dem Bocksdorn nicht gefunden wird. An den- ſelbigen Zweygen ſtehen zu beyden ſeiten kleine/ laͤnglichte und weißlichte blaͤtter in gleicher weite von einander. Er bringt klei- ne weißfarbige Blumen/ darzu kleinen ſcharffen und ſtaͤrckriechenden ſamen. Seine wurtzel iſt zweyer oder dreyer arm lang/ a- dericht/ ſteiff/ und ſo man ſie nahe an der Erden abſchneidet/ fleußt ein ſafft wie Tra- gant darauß. Er waͤchſt auff den Buͤheln und feuchten Orten. Jn Teutſchland fin- det man ihn nicht. Dieſes Gewaͤchs/ wie es allhier abgemahlet/ hat Augerius Busbekius, Roͤmiſcher Kaͤyſerl. Majeſtaͤt Ferdinanot Geſandter an dem Tuͤrckiſchem Hoff/ Mat- thiolo von Conſtantinopel zugeſendet.
I. Das erſte Geſchlecht der Jndianiſchen Feigen/ welche in der Figur alhier vorge- ſtellt iſt/ Ficus Indica humilis, C. B. Ficus In- dica folio ſpinoſo, fructu minore, Ejusdem. Ficus Indica ſpinoſa minor, Park. Jſt ein wunder- barlich Gewaͤchs/ denn ſo man nur ein blatt davon nimbt/ und halb in die Erden ſteckt/ gewinnt es bald wurtzeln/ und ſtoßt ein blatt
nach
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[263/0279]
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Lateiniſch/ Chamelæa, Mezereon Ger-
manicum ſ. Laureola folio deciduo, flo-
re purpureo, officinis Laureola fœmina, C. B.
Frantzoͤſiſch/ Garoupe. Spaniſch/ Olivilla.
Geſtalt.
Seidelblaſt iſt ein auff zwey biß drey elen
hoch wachſend geſtaͤud/ voller runden/ duͤn-
nen/ zaͤhen/ ſpannen langen/ biegigen aͤſt-
lein/ welche mit doppelter Rinden begabet/
deren auſſere aͤſchfarb/ dũnn und zerbruͤch-
lich/ die innere von auſſen gruͤn/ von innen
weiß/ darunder ein weiſſes feſtes holtz/ mit
wenigem marck ligt. Vergleicht ſich mit
den blaͤtteren dem Oehlbaum/ außgenom-
men/ daß ſie duͤnner ſind/ darzu bitter/ beiſ-
ſend/ und brennend auff der Zungen/ ſie
verſehren den Hals und den Mund. Die
Blum erſcheinet ohne ſtiel/ im erſten Fruͤh-
ling vor den blaͤtteren an den ſchoͤßlein ein-
blaͤttig/ in vier theil geſpalten/ bleich-pur-
purfarb wie das Pferſingbluſt/ laͤnglicht/
lieblich riechend/ und wird die Spaniſche
weiſſer und kleiner als die Frantzoͤſiſche. Die
weiſſen beer ſind roth/ wenn ſie aber gedoͤr-
ret/ werden ſie ſchwartz/ haben einen kernen
dem Hanffſamen gleich/ mit weiſſem mark.
Er waͤchſt in feuchten und duncklen Waͤl-
den/ ſonderlich in Jtalien und Franckreich/
wird auch mit groſſer gefahr in den Leib ge-
braucht/ daher man jhn Lateiniſch/ rapiens
vitam, faciens viduas, Menſchen Dieb oder
Moͤrder nennet.
Johannes Rajus beſchreibet annoch einen
Savoyiſchen Seidelblaſt/ welchen er in
den Waͤldern deß Bergs Saleve bey Genff
geſehen/ Chamelæa Sabaudica folio utrinque
incano, flore albo. Jſt ein Staude/ ſo uͤber ei-
nen ſchuh hoch ſteiget/ mit einẽ ſehr zerbruͤch-
lichem holtz/ kleineren Blaͤttern als in vo-
rigem; welche Blaͤtter beyderſeits haaricht/
da aͤuſſerſte der Schoͤßlein bedecken. Die
Bluͤmlein kommen auch ohne ſtiel auß den
Schoͤßlein in dem Maͤyen herauß/ ſind
weiß/ und haben inwendig gelbe Zaͤſerlein.
Nach der Bluͤhte folgen laͤnglichte Beer.
Caſparus Bauhinus thut ingleichem mel-
dung einer gattung Seidelblaſt/ deſſen Blaͤt-
ter unden wollicht und graw ſind/ Chame-
læa folio ſubtus incano, C. B. Chamelæa inca-
na & lanuginoſa, J. B. Cluſius hat ſie in den
Niderlaͤndiſchen Gaͤrten gepflantzet geſehen.
CAPUT CL.
Vermeinter wollichter Bocksdorn.
Poterium.
Namen.
DEr vermeinte wollichte Bocksdorn/
heißt Lateiniſch/ Poterium, Traga-
cantha altera, Poterium fortè Cluſio,
J. B. Tragacantha Granatenſis foliis incanis
deciduis, flore albo, Moriſon.
Geſtalt.
Der vermeinte wollichte Bocksdorn iſt ein
groſſe Staud/ mit einer duͤnnen Rinden be-
kleidet/ hat viel lange/ weiche/ zaͤhe/ duͤn-
ne/ runde und ſtachlichte Aeſt/ dem Bocks-
[Abbildung Vermeinter wollichter Bocksdorn.
Poterium.
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dorn ſo nahe aͤhnlich/ als waͤre er ihm ver-
wandt/ dahero er von Dr. Caſparo Bauhino
Tragacanthæ affinis lanuginoſa, vermeinter
wollichter Bocksdorn genennet wird. Jn-
ſonderheit aber ſind die oberſten Zweige mit
ſubtiler Wolle uͤberzogen/ welche in dem
Bocksdorn nicht gefunden wird. An den-
ſelbigen Zweygen ſtehen zu beyden ſeiten
kleine/ laͤnglichte und weißlichte blaͤtter in
gleicher weite von einander. Er bringt klei-
ne weißfarbige Blumen/ darzu kleinen
ſcharffen und ſtaͤrckriechenden ſamen. Seine
wurtzel iſt zweyer oder dreyer arm lang/ a-
dericht/ ſteiff/ und ſo man ſie nahe an der
Erden abſchneidet/ fleußt ein ſafft wie Tra-
gant darauß. Er waͤchſt auff den Buͤheln
und feuchten Orten. Jn Teutſchland fin-
det man ihn nicht. Dieſes Gewaͤchs/ wie es
allhier abgemahlet/ hat Augerius Busbekius,
Roͤmiſcher Kaͤyſerl. Majeſtaͤt Ferdinanot
Geſandter an dem Tuͤrckiſchem Hoff/ Mat-
thiolo von Conſtantinopel zugeſendet.
CAPUT CLI.
Jndianiſche Feigen. Ficus Indica.
Namen.
JNdianiſche Feigen heißt Lateiniſch/
Ficus Indica folio ſpinoſo, Tuna, O-
puntia. Engliſch/ The Prickly
Pear-tree.
Geſchlecht und Geſtalt.
I. Das erſte Geſchlecht der Jndianiſchen
Feigen/ welche in der Figur alhier vorge-
ſtellt iſt/ Ficus Indica humilis, C. B. Ficus In-
dica folio ſpinoſo, fructu minore, Ejusdem. Ficus
Indica ſpinoſa minor, Park. Jſt ein wunder-
barlich Gewaͤchs/ denn ſo man nur ein blatt
davon nimbt/ und halb in die Erden ſteckt/
gewinnt es bald wurtzeln/ und ſtoßt ein blatt
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/279>, abgerufen am 23.11.2024.
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