Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.Das Erste Buch/ [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Weinstock. Vitis vinifera.von vielen Beeren zusammen gehäuffet sind/ welche inwendig ihre Körnlein haben. Es sind aber die Trauben von farben nicht ei- nerley/ denn etliche schwartz/ andere braun/ weiß oder röthlicht. Die meisten aber wachsen grün. Man findet viel Geschlecht der Wein- reben/ nach mancherley art der Landschaft/ allda sie wachsen/ haben alle ihren Unter- scheid an den Trauben und bißweilen auch an den blätteren. Betreffend die Pflantzung deß Wein- Von dem Ort/ Grund und Boden. 1. Soll das Ort ein Rebstock zu pflantzen der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und Mitnacht-lüfften abgelegen seyn/ auch nicht nahe bey Wälden oder Meseren. 2. Der Grund und Boden soll vor dem Winter/ wenn man auf den künfftigen Frühling die Reben besetzen will/ etwelche schuhe tieff aufgehacket/ von steinen und al- lem wust fleissig gesäuberet werden. 3. Das Erdreich soll weder mit vielen gro- ben/ noch mit gar keinen steinen begabet; auch sonsten nicht zu naß sein. 4. Jst ein Boden den Reben nimmer also dienstlich/ wie aber ein Hügel oder Rein/ sonderlich ein solcher/ welcher neben gutem Grund gegen Mittag also gelegen/ daß er der Sonnen strahlen von 7. uhren Mor- gens/ biß 6. uhren Abends geniesset. Von den Kappen. 1. Die besten Kappen/ oder Rebschoß [Spaltenumbruch] sind die/ so die Augen nahe beysammen und etwas krumb holtz haben. 2. Jm aufflesen derselben sollen sie nicht under einanderen vermischt sondern jede gat- tung Reben besonder gethan werden. 3. Die Kappen sollen in gräblein nicht gerad hinauff gemacht/ sondern überzwerch gesetzt/ damit sie nachwärts desto komlicher können eingelegt werden. Von den Gattungen. 1. Ein jede gattung soll absonderlich ge- setzt werden/ die frühen am orth der Son- nen minder wol/ die spaten aber derselben besser gelegen/ damit also die Früchten mit einander reiff werden mögen. 2. Und weiters dem Grund nach in den Reben/ wie derselbe einer jeden gattung am nutzlichsten/ als die/ so viel holtz schiessen/ an schlechte/ und hinwider die/ so minder holtz bekommen/ an gute orth. Vom Schneiden der Reben. 1. Die Reben sollen nicht gleich hoch ge- schnitten/ sondern ein fürsichtiger under- scheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgän- gen gehalten werden. 2. Auff die beschaffenheit des Monds soll man fleissige achtung geben/ daß man die- selbe abwechßle/ allein in allem Mond- brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden meide. 3. Jm Schneiden soll der Rebman mit einem Bickelein verfaßt seyn/ damit er die jungen Stöck entblösse/ und die obersten würtzlein mit dem Rebmässer abhawe. 4. Nach der alten meinung gibt frühe schneiden mehr Holtz/ und spat schneiden mehr Trauben. Vom Hacken. 1. Zum Hacken sollen so weit möglich/ starcke Männer gebraucht werden/ denn je tieffer ein Reb gehacket wird/ je besser es ist. 2. Jm Hacken wenn die obersten wurtzeln auch an alten Stöcken sich herfür lassen/ sollen sie abgehawen/ und die grössern stein auffgehebt/ und an häuffen geworffen wer- den. Vom Gruben und Einlegen. 1. Die jungen Stöck sollen nicht zu gähe von einem mahl auff das andere eingelegt werden/ sonsten/ da man zu sehr damit eylt/ werden sie zu schwach und weniger frucht- bar. 2. Die gestickelten Reben können durch kein ander mittel besser erhalten werden/ als durch Gruben. 3. Es soll allezeit in ein Gruben etwas guten Zeugs gethan werden/ so das wurtzlen und zunehmen befördere. Vom Erbrechen. 1. Das Erbrechen soll fürsichtig ge- braucht/ und an Stöcken/ die man auffs Jahr einlegen wolte/ von den Schossen o- benher nichts abgebrochen werden. 2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/ sollen die Reben an blättern weniger/ in bö- den aber/ und schattichten orten mehr er- brochen werden. Vom Hefften. 1. Jm Hefften soll man fleissige achtung geben/
Das Erſte Buch/ [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Weinſtock. Vitis vinifera.von vielen Beeren zuſam̃en gehaͤuffet ſind/ welche inwendig ihre Koͤrnlein haben. Es ſind aber die Trauben von farben nicht ei- nerley/ denn etliche ſchwartz/ andere braun/ weiß oder roͤthlicht. Die meiſten aber wachſen gruͤn. Man findet viel Geſchlecht der Wein- reben/ nach mancherley art der Landſchaft/ allda ſie wachſen/ haben alle ihren Unter- ſcheid an den Trauben und bißweilen auch an den blaͤtteren. Betreffend die Pflantzung deß Wein- Von dem Ort/ Grund und Boden. 1. Soll das Ort ein Rebſtock zu pflantzen der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und Mitnacht-luͤfften abgelegen ſeyn/ auch nicht nahe bey Waͤlden oder Meſeren. 2. Der Grund und Boden ſoll vor dem Winter/ wenn man auf den kuͤnfftigen Fruͤhling die Reben beſetzen will/ etwelche ſchuhe tieff aufgehacket/ von ſteinen und al- lem wuſt fleiſſig geſaͤuberet werden. 3. Das Erdreich ſoll weder mit vielen gro- ben/ noch mit gar keinen ſteinen begabet; auch ſonſten nicht zu naß ſein. 4. Jſt ein Boden den Reben nimmer alſo dienſtlich/ wie aber ein Huͤgel oder Rein/ ſonderlich ein ſolcher/ welcher neben gutem Grund gegen Mittag alſo gelegen/ daß er der Sonnen ſtrahlen von 7. uhren Mor- gens/ biß 6. uhren Abends genieſſet. Von den Kappen. 1. Die beſten Kappen/ oder Rebſchoß [Spaltenumbruch] ſind die/ ſo die Augen nahe beyſam̃en und etwas krumb holtz haben. 2. Jm auffleſen derſelben ſollen ſie nicht under einanderen vermiſcht ſondern jede gat- tung Reben beſonder gethan werden. 3. Die Kappen ſollen in graͤblein nicht gerad hinauff gemacht/ ſondern uͤberzwerch geſetzt/ damit ſie nachwaͤrts deſto komlicher koͤnnen eingelegt werden. Von den Gattungen. 1. Ein jede gattung ſoll abſonderlich ge- ſetzt werden/ die fruͤhen am orth der Son- nen minder wol/ die ſpaten aber derſelben beſſer gelegen/ damit alſo die Fruͤchten mit einander reiff werden moͤgen. 2. Und weiters dem Grund nach in den Reben/ wie derſelbe einer jeden gattung am nutzlichſten/ als die/ ſo viel holtz ſchieſſen/ an ſchlechte/ und hinwider die/ ſo minder holtz bekommen/ an gute orth. Vom Schneiden der Reben. 1. Die Reben ſollen nicht gleich hoch ge- ſchnitten/ ſondern ein fuͤrſichtiger under- ſcheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgaͤn- gen gehalten werden. 2. Auff die beſchaffenheit des Monds ſoll man fleiſſige achtung geben/ daß man die- ſelbe abwechßle/ allein in allem Mond- brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden meide. 3. Jm Schneiden ſoll der Rebman mit einem Bickelein verfaßt ſeyn/ damit er die jungen Stoͤck entbloͤſſe/ und die oberſten wuͤrtzlein mit dem Rebmaͤſſer abhawe. 4. Nach der alten meinung gibt fruͤhe ſchneiden mehr Holtz/ und ſpat ſchneiden mehr Trauben. Vom Hacken. 1. Zum Hacken ſollen ſo weit moͤglich/ ſtarcke Maͤnner gebraucht werden/ denn je tieffer ein Reb gehacket wird/ je beſſer es iſt. 2. Jm Hacken weñ die oberſten wurtzeln auch an alten Stoͤcken ſich herfuͤr laſſen/ ſollen ſie abgehawen/ und die groͤſſern ſtein auffgehebt/ und an haͤuffen geworffen wer- den. Vom Gruben und Einlegen. 1. Die jungen Stoͤck ſollen nicht zu gaͤhe von einem mahl auff das andere eingelegt werden/ ſonſten/ da man zu ſehr damit eylt/ werden ſie zu ſchwach und weniger frucht- bar. 2. Die geſtickelten Reben koͤnnen durch kein ander mittel beſſer erhalten werden/ als durch Gruben. 3. Es ſoll allezeit in ein Gruben etwas guten Zeugs gethan werden/ ſo das wurtzlen und zunehmen befoͤrdere. Vom Erbrechen. 1. Das Erbrechen ſoll fuͤrſichtig ge- braucht/ und an Stoͤcken/ die man auffs Jahr einlegen wolte/ von den Schoſſen o- benher nichts abgebrochen werden. 2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/ ſollen die Reben an blaͤttern weniger/ in boͤ- den aber/ und ſchattichten orten mehr er- brochen werden. Vom Hefften. 1. Jm Hefften ſoll man fleiſſige achtung geben/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0274" n="258"/><fw place="top" type="header">Das Erſte Buch/</fw><lb/><cb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Weinſtock.</hi><hi rendition="#aq">Vitis vinifera.</hi></hi></head><lb/></figure> von vielen Beeren zuſam̃en gehaͤuffet ſind/<lb/> welche inwendig ihre Koͤrnlein haben. Es<lb/> ſind aber die Trauben von farben nicht ei-<lb/> nerley/ denn etliche ſchwartz/ andere braun/<lb/> weiß oder roͤthlicht. Die meiſten aber wachſen<lb/> gruͤn. Man findet viel Geſchlecht der Wein-<lb/> reben/ nach mancherley art der Landſchaft/<lb/> allda ſie wachſen/ haben alle ihren Unter-<lb/> ſcheid an den Trauben und bißweilen auch<lb/> an den blaͤtteren.</p><lb/> <p>Betreffend die Pflantzung deß Wein-<lb/> ſtocks/ ſo moͤgen die von <hi rendition="#aq">Daniele Rhagorio</hi><lb/> in ſeinem Pflantzgarten aufgeſetzte Reglen<lb/> wol in acht genommen werden; welche ich<lb/> hiemit alhier beyzuſetzen kein bedencken ge-<lb/> tragen/ weilen ſie mit der gemeinen Erfah-<lb/> rung durchauß uͤbereinſtimmen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von dem Ort/ Grund und<lb/> Boden.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Soll das Ort ein Rebſtock zu pflantzen<lb/> der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und<lb/> Mitnacht-luͤfften abgelegen ſeyn/ auch nicht<lb/> nahe bey Waͤlden oder Meſeren.</item><lb/> <item>2. Der Grund und Boden ſoll vor dem<lb/> Winter/ wenn man auf den kuͤnfftigen<lb/> Fruͤhling die Reben beſetzen will/ etwelche<lb/> ſchuhe tieff aufgehacket/ von ſteinen und al-<lb/> lem wuſt fleiſſig geſaͤuberet werden.</item><lb/> <item>3. Das Erdreich ſoll weder mit vielen gro-<lb/> ben/ noch mit gar keinen ſteinen begabet;<lb/> auch ſonſten nicht zu naß ſein.</item><lb/> <item>4. Jſt ein Boden den Reben nimmer alſo<lb/> dienſtlich/ wie aber ein Huͤgel oder Rein/<lb/> ſonderlich ein ſolcher/ welcher neben gutem<lb/> Grund gegen Mittag alſo gelegen/ daß er<lb/> der Sonnen ſtrahlen von 7. uhren Mor-<lb/> gens/ biß 6. uhren Abends genieſſet.</item> </list> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von den Kappen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Die beſten Kappen/ oder Rebſchoß<lb/><cb/> ſind die/ ſo die Augen nahe beyſam̃en und<lb/> etwas krumb holtz haben.</item><lb/> <item>2. Jm auffleſen derſelben ſollen ſie nicht<lb/> under einanderen vermiſcht ſondern jede gat-<lb/> tung Reben beſonder gethan werden.</item><lb/> <item>3. Die Kappen ſollen in graͤblein nicht<lb/> gerad hinauff gemacht/ ſondern uͤberzwerch<lb/> geſetzt/ damit ſie nachwaͤrts deſto komlicher<lb/> koͤnnen eingelegt werden.</item> </list> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von den Gattungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Ein jede gattung ſoll abſonderlich ge-<lb/> ſetzt werden/ die fruͤhen am orth der Son-<lb/> nen minder wol/ die ſpaten aber derſelben<lb/> beſſer gelegen/ damit alſo die Fruͤchten mit<lb/> einander reiff werden moͤgen.</item><lb/> <item>2. Und weiters dem Grund nach in den<lb/> Reben/ wie derſelbe einer jeden gattung am<lb/> nutzlichſten/ als die/ ſo viel holtz ſchieſſen/<lb/> an ſchlechte/ und hinwider die/ ſo minder<lb/> holtz bekommen/ an gute orth.</item> </list> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Vom Schneiden der Reben.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Die Reben ſollen nicht gleich hoch ge-<lb/> ſchnitten/ ſondern ein fuͤrſichtiger under-<lb/> ſcheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgaͤn-<lb/> gen gehalten werden.</item><lb/> <item>2. Auff die beſchaffenheit des Monds ſoll<lb/> man fleiſſige achtung geben/ daß man die-<lb/> ſelbe abwechßle/ allein in allem Mond-<lb/> brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden<lb/> meide.</item><lb/> <item>3. Jm Schneiden ſoll der Rebman mit<lb/> einem Bickelein verfaßt ſeyn/ damit er die<lb/> jungen Stoͤck entbloͤſſe/ und die oberſten<lb/> wuͤrtzlein mit dem Rebmaͤſſer abhawe.</item><lb/> <item>4. Nach der alten meinung gibt fruͤhe<lb/> ſchneiden mehr Holtz/ und ſpat ſchneiden<lb/> mehr Trauben.</item> </list> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Vom Hacken.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Zum Hacken ſollen ſo weit moͤglich/<lb/> ſtarcke Maͤnner gebraucht werden/ denn je<lb/> tieffer ein Reb gehacket wird/ je beſſer es iſt.</item><lb/> <item>2. Jm Hacken weñ die oberſten wurtzeln<lb/> auch an alten Stoͤcken ſich herfuͤr laſſen/<lb/> ſollen ſie abgehawen/ und die groͤſſern ſtein<lb/> auffgehebt/ und an haͤuffen geworffen wer-<lb/> den.</item> </list> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Vom Gruben und Einlegen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Die jungen Stoͤck ſollen nicht zu gaͤhe<lb/> von einem mahl auff das andere eingelegt<lb/> werden/ ſonſten/ da man zu ſehr damit eylt/<lb/> werden ſie zu ſchwach und weniger frucht-<lb/> bar.</item><lb/> <item>2. Die geſtickelten Reben koͤnnen durch<lb/> kein ander mittel beſſer erhalten werden/ als<lb/> durch Gruben.</item><lb/> <item>3. Es ſoll allezeit in ein Gruben etwas<lb/> guten Zeugs gethan werden/ ſo das wurtzlen<lb/> und zunehmen befoͤrdere.</item> </list> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Vom Erbrechen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Das Erbrechen ſoll fuͤrſichtig ge-<lb/> braucht/ und an Stoͤcken/ die man auffs<lb/> Jahr einlegen wolte/ von den Schoſſen o-<lb/> benher nichts abgebrochen werden.</item><lb/> <item>2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/<lb/> ſollen die Reben an blaͤttern weniger/ in boͤ-<lb/> den aber/ und ſchattichten orten mehr er-<lb/> brochen werden.</item> </list> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Vom Hefften.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Jm Hefften ſoll man fleiſſige achtung<lb/> <fw place="bottom" type="catch">geben/</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0274]
Das Erſte Buch/
[Abbildung Weinſtock. Vitis vinifera.
]
von vielen Beeren zuſam̃en gehaͤuffet ſind/
welche inwendig ihre Koͤrnlein haben. Es
ſind aber die Trauben von farben nicht ei-
nerley/ denn etliche ſchwartz/ andere braun/
weiß oder roͤthlicht. Die meiſten aber wachſen
gruͤn. Man findet viel Geſchlecht der Wein-
reben/ nach mancherley art der Landſchaft/
allda ſie wachſen/ haben alle ihren Unter-
ſcheid an den Trauben und bißweilen auch
an den blaͤtteren.
Betreffend die Pflantzung deß Wein-
ſtocks/ ſo moͤgen die von Daniele Rhagorio
in ſeinem Pflantzgarten aufgeſetzte Reglen
wol in acht genommen werden; welche ich
hiemit alhier beyzuſetzen kein bedencken ge-
tragen/ weilen ſie mit der gemeinen Erfah-
rung durchauß uͤbereinſtimmen.
Von dem Ort/ Grund und
Boden.
1. Soll das Ort ein Rebſtock zu pflantzen
der Sonnen wol/ und den kalten Abend-und
Mitnacht-luͤfften abgelegen ſeyn/ auch nicht
nahe bey Waͤlden oder Meſeren.
2. Der Grund und Boden ſoll vor dem
Winter/ wenn man auf den kuͤnfftigen
Fruͤhling die Reben beſetzen will/ etwelche
ſchuhe tieff aufgehacket/ von ſteinen und al-
lem wuſt fleiſſig geſaͤuberet werden.
3. Das Erdreich ſoll weder mit vielen gro-
ben/ noch mit gar keinen ſteinen begabet;
auch ſonſten nicht zu naß ſein.
4. Jſt ein Boden den Reben nimmer alſo
dienſtlich/ wie aber ein Huͤgel oder Rein/
ſonderlich ein ſolcher/ welcher neben gutem
Grund gegen Mittag alſo gelegen/ daß er
der Sonnen ſtrahlen von 7. uhren Mor-
gens/ biß 6. uhren Abends genieſſet.
Von den Kappen.
1. Die beſten Kappen/ oder Rebſchoß
ſind die/ ſo die Augen nahe beyſam̃en und
etwas krumb holtz haben.
2. Jm auffleſen derſelben ſollen ſie nicht
under einanderen vermiſcht ſondern jede gat-
tung Reben beſonder gethan werden.
3. Die Kappen ſollen in graͤblein nicht
gerad hinauff gemacht/ ſondern uͤberzwerch
geſetzt/ damit ſie nachwaͤrts deſto komlicher
koͤnnen eingelegt werden.
Von den Gattungen.
1. Ein jede gattung ſoll abſonderlich ge-
ſetzt werden/ die fruͤhen am orth der Son-
nen minder wol/ die ſpaten aber derſelben
beſſer gelegen/ damit alſo die Fruͤchten mit
einander reiff werden moͤgen.
2. Und weiters dem Grund nach in den
Reben/ wie derſelbe einer jeden gattung am
nutzlichſten/ als die/ ſo viel holtz ſchieſſen/
an ſchlechte/ und hinwider die/ ſo minder
holtz bekommen/ an gute orth.
Vom Schneiden der Reben.
1. Die Reben ſollen nicht gleich hoch ge-
ſchnitten/ ſondern ein fuͤrſichtiger under-
ſcheid der gattungen/ holtzes/ und jahrgaͤn-
gen gehalten werden.
2. Auff die beſchaffenheit des Monds ſoll
man fleiſſige achtung geben/ daß man die-
ſelbe abwechßle/ allein in allem Mond-
brauch/ wenn es Neu wird/ das Schneiden
meide.
3. Jm Schneiden ſoll der Rebman mit
einem Bickelein verfaßt ſeyn/ damit er die
jungen Stoͤck entbloͤſſe/ und die oberſten
wuͤrtzlein mit dem Rebmaͤſſer abhawe.
4. Nach der alten meinung gibt fruͤhe
ſchneiden mehr Holtz/ und ſpat ſchneiden
mehr Trauben.
Vom Hacken.
1. Zum Hacken ſollen ſo weit moͤglich/
ſtarcke Maͤnner gebraucht werden/ denn je
tieffer ein Reb gehacket wird/ je beſſer es iſt.
2. Jm Hacken weñ die oberſten wurtzeln
auch an alten Stoͤcken ſich herfuͤr laſſen/
ſollen ſie abgehawen/ und die groͤſſern ſtein
auffgehebt/ und an haͤuffen geworffen wer-
den.
Vom Gruben und Einlegen.
1. Die jungen Stoͤck ſollen nicht zu gaͤhe
von einem mahl auff das andere eingelegt
werden/ ſonſten/ da man zu ſehr damit eylt/
werden ſie zu ſchwach und weniger frucht-
bar.
2. Die geſtickelten Reben koͤnnen durch
kein ander mittel beſſer erhalten werden/ als
durch Gruben.
3. Es ſoll allezeit in ein Gruben etwas
guten Zeugs gethan werden/ ſo das wurtzlen
und zunehmen befoͤrdere.
Vom Erbrechen.
1. Das Erbrechen ſoll fuͤrſichtig ge-
braucht/ und an Stoͤcken/ die man auffs
Jahr einlegen wolte/ von den Schoſſen o-
benher nichts abgebrochen werden.
2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen/
ſollen die Reben an blaͤttern weniger/ in boͤ-
den aber/ und ſchattichten orten mehr er-
brochen werden.
Vom Hefften.
1. Jm Hefften ſoll man fleiſſige achtung
geben/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |