Dieses Bäumlein wächst häuffig bey Mompelier in Langendock auff erhabenen Büheln/ so denn auch in Jtalien auff dem Apenninischen Gebürg/ in Spanien aber häuffig bey der Statt Salmantica/ da sie mit sonderbarem fleiß gepflantzet/ und nicht geringer als die Reben/ gebandet werden. Bey unseren Zeiten wird der Gerberbaum in Teutschland auch in den Gärten gezieh- let/ und in verschiedene gattungen abgethei- let/ deren erste/ der gemeine Gerberbaum ist/ Rhus sive Sumach, I. B. Er ist ein Bäumlein/ welches etwann fünff oder sechs schuh hoch wächst: seine mit einer wollichten rinden umbgebene äste/ sind nidrig und schwach. Die blätter erscheinen länglicht/ außgespitzt/ haaricht/ und rings umher wie ein säge zer- kerfft/ zwey und zwey hangen gegen einan- der/ eilff/ zwölff auch dreyzehen auff einer seiten; die stiele sind rötlicht; An den gipf- flen zwischen den blätteren/ wachsen die Blust-kolben wie trauben gestaltct/ in welchen hernach ein röhtlichter same ligt. Die wurtz- len schlieffen nicht tieff in die Erden/ son- dern kriechen under den wasen her. Das mit einer saurlichten haut umbgebene Marck im stamme und ästen/ ist wie an gemeinen Hol- derbäumen/ und daher nicht starck: wenn er gebrochen oder geschnitten wird/ dringet ein weisser safft/ gleich wie an den Feigen- bäumen herfür. Wenn im Herbst seine blätter abfallen/ sind schon newe knöpffe vorhanden/ welche in die vorige stiele sich eingedrungen/ und artige grüblein in die- selben gemachet/ als an den abgefallenen blättern zu sehen ist. Dieser Baum mag die Winters-kälte wol erdulden: und da er ir- gendwo in das Feld gesetzet wird/ vermehret er sich durch die auß den wurtzeln immer frisch auffsteigenden schoß gar bald/ und starck/ so daß man offt die vielfaltigen schos- se außhawen muß.
Welcher nun diesen Baum begehrt zu ha- ben/ der darff nur ein solches zweiglein ein- setzen/ in wenig Jahren wird er etliche bäumlein darvon haben. Er bedarff keiner sonderbahrer wahrt/ sondern wachset von sich selber/ und kommet auch in schlechtem und steinichtem Erdreich wohl fort. Weil das bäumlein noch jung ist/ darff man nicht viel daran brechen oder schneiden/ denn durch den bruch oder schnitt gehet der Milchsafft auß/ und verdirbet es bald/ darumb muß man dasselbe eh man das messer daran legt/ in etwas erstarcken lassen.
2. Die andere gattung ist der Virgini- sche Gerberbaum/ Rhus Virginianum, C. B. Englisch/ Buckshorn. Jst etwas grösser als der gemeine: Seine äste sehen den zar- ten und frisch auffwachsenden Hörneren der jungen Hirschen so gleich/ daß wenn man sie nur obenhin ansihet/ man sie für anders nichts als dergleichen hörner halten wurde; in dem sie gleicher weise haaricht/ auch glei- che farb und figur haben. Wenn solche ä- [Spaltenumbruch]
ste verwundet werden/ so geben sie ein bleichen Milchsafft von sich/ welcher kurtz hernach in ein Gummi verdickeret wird. Die blätter sind auch grösser/ spitziger/ weicher und grüner/ als an dem gemeinen Bäum- lein/ deren jedes fünff biß sechs zoll lang/ die oberen blätter sind dennoch den weissen Jas- min blättern gleich. Die zapffen an den aussersten ästen sind auch grösser alß an dem gemeinen Baum/ wollicht und lind zu beta- sten/ dick und braunroth/ auß vielen kurtzen röthlichten flocken zusammen gedrungen/ zwischen denen annoch röhtere kleine blüm- lein hervor kommen; auff welche der rothe/ runde/ etwas flache häuffige samen folget. Die wurtzel streicht weit und breit under der Erden herumb/ und stoßt offt weit von dem stamme einige sprossen auß. Jn dem Acade- mischen Garten zu Leiden hat es eine art dieses Baums/ mit kurtzen/ schmalen/ auch nicht so steiff zerkerfften blätteren/ so ur- sprünglich auß Brasilien kombt.
3. Das dritte Geschlecht ist | der Gerber- baum mit breiten blätteren/ Rhus Myrtifo- lia Monspeliaca, C. B. Rhus Plinii Myrtifolia, Park. Dessen stamme ist eines daumens dick/ zerbrüchlich/ hol/ wie holder/ mit einer aschfarben/ fleckichten Rinde begabet: hat viereckichte/ zwey ellen lange ästlein/ deren in schoner reihen stehende blätter/ den Brust- beerblätteren nicht unähnlich/ aber doch spi- tziger und grösser sind. Die Blüthe ist klein/ grün/ traubenweiß zusammen gedrungen/ mit vielen/ zum theil schwartzlichten gipffelein. Die Frucht ist fünfferkicht/ in grösse der Erbsen/ wächst umb Mompelier viel/ son- derlich an dem Gestad des Bachs Lade.
4. Das vierte Geschlecht ist Rhus Myr- tifolia Belgica, C. B. Myrtus Brabantica, sive Elaeagnus Cordi, Ger. Gale frutex odoratus Septentrionalium Elaeagnus, Dod. I. B. Eng- lisch/ Sweet Willow/ Gaule/ dutch Myr- tle. Jst ein holtzichte Staude/ welche selten ellen hoch wächst/ in viel äste außgebreitet/ mit einer braunroten/ glatten Rinde bega- bet; Seine blätter sind den kleinen weiden nicht ungleich/ glatt/ und etwas grawlicht. An den aussersten ästlein wachsen schüppich- te/ braunröthliche/ schöne zäpflein; die rinde ist bitter/ und ziehet ein wenig zusammen. Die blüthe ist bleichgelb/ welcher die trau- benweiß zusammen gedrungene Samen fol- gen/ in denen ein fettlichter Kern/ so da stär- cker/ als die Citronenfarbe Stöchas/ riechet: liebt ungebawtes/ jedoch auch sumpffichtes Erdreich; wächst viel in dem Nordischen theil Engellands bey Wareham/ einem Stättlein in der Graffschafft Dorcester. Blühet im Mäyen und Brachmonat/ hat einen sehr bitteren geschmack/ also auch viel ölichte rauche/ mit irdichten wol vermischte theil in sich/ derenthalben solche Staude die krafft sonderlich hat die Würm auß dem Leib zu treiben. Mit dessen wohlriechenden ästlein und blättern/ pflegen die Engellän- der in dem Sommer die Zimmer ihrer Häu- seren zu zieren.
Eigenschafft.
Der gemeine Gerberbaum hat in seinen blättern und samen/ viel ungejohrne/ ir-
Dieſes Baͤumlein waͤchſt haͤuffig bey Mompelier in Langendock auff erhabenen Buͤheln/ ſo denn auch in Jtalien auff dem Apenniniſchen Gebuͤrg/ in Spanien aber haͤuffig bey der Statt Salmantica/ da ſie mit ſonderbarem fleiß gepflantzet/ und nicht geringer als die Reben/ gebandet werden. Bey unſeren Zeiten wird der Gerberbaum in Teutſchland auch in den Gaͤrten gezieh- let/ und in verſchiedene gattungen abgethei- let/ deren erſte/ der gemeine Gerberbaum iſt/ Rhus ſive Sumach, I. B. Er iſt ein Baͤumlein/ welches etwañ fuͤnff oder ſechs ſchuh hoch waͤchſt: ſeine mit einer wollichten rinden umbgebene aͤſte/ ſind nidrig und ſchwach. Die blaͤtter erſcheinen laͤnglicht/ außgeſpitzt/ haaricht/ und rings umher wie ein ſaͤge zer- kerfft/ zwey und zwey hangen gegen einan- der/ eilff/ zwoͤlff auch dreyzehen auff einer ſeiten; die ſtiele ſind roͤtlicht; An den gipf- flen zwiſchen den blaͤtteren/ wachſen die Bluſt-kolben wie trauben geſtaltct/ in welchẽ hernach ein roͤhtlichter ſame ligt. Die wurtz- len ſchlieffen nicht tieff in die Erden/ ſon- dern kriechen under den waſen her. Das mit einer ſaurlichten haut umbgebene Marck im ſtamme und aͤſten/ iſt wie an gemeinen Hol- derbaͤumen/ und daher nicht ſtarck: wenn er gebrochen oder geſchnitten wird/ dringet ein weiſſer ſafft/ gleich wie an den Feigen- baͤumen herfuͤr. Wenn im Herbſt ſeine blaͤtter abfallen/ ſind ſchon newe knoͤpffe vorhanden/ welche in die vorige ſtiele ſich eingedrungen/ und artige gruͤblein in die- ſelben gemachet/ als an den abgefallenen blaͤttern zu ſehen iſt. Dieſer Baum mag die Winters-kaͤlte wol erdulden: und da er ir- gendwo in das Feld geſetzet wird/ vermehret er ſich durch die auß den wurtzeln immer friſch auffſteigenden ſchoß gar bald/ und ſtarck/ ſo daß man offt die vielfaltigen ſchoſ- ſe außhawen muß.
Welcher nun dieſen Baum begehrt zu ha- ben/ der darff nur ein ſolches zweiglein ein- ſetzen/ in wenig Jahren wird er etliche baͤumlein darvon haben. Er bedarff keiner ſonderbahrer wahrt/ ſondern wachſet von ſich ſelber/ und kommet auch in ſchlechtem und ſteinichtem Erdreich wohl fort. Weil das baͤumlein noch jung iſt/ darff man nicht viel daran brechen oder ſchneiden/ deñ durch den bruch oder ſchnitt gehet der Milchſafft auß/ und verdirbet es bald/ darumb muß man daſſelbe eh man das meſſer daran legt/ in etwas erſtarcken laſſen.
2. Die andere gattung iſt der Virgini- ſche Gerberbaum/ Rhus Virginianum, C. B. Engliſch/ Buckshorn. Jſt etwas groͤſſer als der gemeine: Seine aͤſte ſehen den zar- ten und friſch auffwachſenden Hoͤrneren der jungen Hirſchen ſo gleich/ daß wenn man ſie nur obenhin anſihet/ man ſie fuͤr anders nichts als dergleichen hoͤrner halten wurde; in dem ſie gleicher weiſe haaricht/ auch glei- che farb und figur haben. Wenn ſolche aͤ- [Spaltenumbruch]
ſte verwundet werden/ ſo geben ſie ein bleichen Milchſafft von ſich/ welcher kurtz hernach in ein Gummi verdickeret wird. Die blaͤtter ſind auch groͤſſer/ ſpitziger/ weicher und gruͤner/ als an dem gemeinen Baͤum- lein/ deren jedes fuͤnff biß ſechs zoll lang/ die oberen blaͤtter ſind dennoch den weiſſen Jaſ- min blaͤttern gleich. Die zapffen an den auſſerſten aͤſten ſind auch groͤſſer alß an dem gemeinen Baum/ wollicht und lind zu beta- ſten/ dick und braunroth/ auß vielen kurtzen roͤthlichten flocken zuſammen gedrungen/ zwiſchen denen annoch roͤhtere kleine bluͤm- lein hervor kommen; auff welche der rothe/ runde/ etwas flache haͤuffige ſamen folget. Die wurtzel ſtreicht weit und breit under der Erden herumb/ und ſtoßt offt weit von dem ſtamme einige ſproſſen auß. Jn dem Acade- miſchen Garten zu Leiden hat es eine art dieſes Baums/ mit kurtzen/ ſchmalen/ auch nicht ſo ſteiff zerkerfften blaͤtteren/ ſo ur- ſpruͤnglich auß Braſilien kombt.
3. Das dritte Geſchlecht iſt | der Gerber- baum mit breiten blaͤtteren/ Rhus Myrtifo- lia Monſpeliaca, C. B. Rhus Plinii Myrtifolia, Park. Deſſen ſtamme iſt eines daumens dick/ zerbruͤchlich/ hol/ wie holder/ mit einer aſchfarben/ fleckichten Rinde begabet: hat viereckichte/ zwey ellen lange aͤſtlein/ deren in ſchoner reihen ſtehende blaͤtter/ den Bruſt- beerblaͤtteren nicht unaͤhnlich/ aber doch ſpi- tziger und groͤſſer ſind. Die Bluͤthe iſt klein/ gruͤn/ traubenweiß zuſam̃en gedrungen/ mit vielen/ zum theil ſchwartzlichten gipffelein. Die Frucht iſt fuͤnfferkicht/ in groͤſſe der Erbſen/ waͤchſt umb Mompelier viel/ ſon- derlich an dem Geſtad des Bachs Lade.
4. Das vierte Geſchlecht iſt Rhus Myr- tifolia Belgica, C. B. Myrtus Brabantica, ſive Elæagnus Cordi, Ger. Gale frutex odoratus Septentrionalium Elæagnus, Dod. I. B. Eng- liſch/ Sweet Willow/ Gaule/ dutch Myr- tle. Jſt ein holtzichte Staude/ welche ſelten ellen hoch waͤchſt/ in viel aͤſte außgebreitet/ mit einer braunroten/ glatten Rinde bega- bet; Seine blaͤtter ſind den kleinen weiden nicht ungleich/ glatt/ und etwas grawlicht. An den auſſerſten aͤſtlein wachſen ſchuͤppich- te/ braunroͤthliche/ ſchoͤne zaͤpflein; die rinde iſt bitter/ und ziehet ein wenig zuſammen. Die bluͤthe iſt bleichgelb/ welcher die trau- benweiß zuſam̃en gedrungene Samen fol- gen/ in denen ein fettlichter Kern/ ſo da ſtaͤr- cker/ als die Citronenfarbe Stoͤchas/ riechet: liebt ungebawtes/ jedoch auch ſumpffichtes Erdreich; waͤchſt viel in dem Nordiſchen theil Engellands bey Wareham/ einem Staͤttlein in der Graffſchafft Dorceſter. Bluͤhet im Maͤyen und Brachmonat/ hat einen ſehr bitteren geſchmack/ alſo auch viel oͤlichte rauche/ mit irdichten wol vermiſchte theil in ſich/ derenthalben ſolche Staude die krafft ſonderlich hat die Wuͤrm auß dem Leib zu treiben. Mit deſſen wohlriechenden aͤſtlein und blaͤttern/ pflegen die Engellaͤn- der in dem Sommer die Zim̃er ihrer Haͤu- ſeren zu zieren.
Eigenſchafft.
Der gemeine Gerberbaum hat in ſeinen blaͤttern und ſamen/ viel ungejohrne/ ir-
dichte/
T 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0163"n="147"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.</hi></fw><lb/><cb/><hirendition="#aq">ſoniorum, <hirendition="#i">Lob. Clus.</hi></hi> Jtaliaͤniſch/ <hirendition="#aq">Sumaco.</hi> Fran-<lb/>
tzoͤſiſch/ <hirendition="#aq">Sumach.</hi> Spaniſch/ <hirendition="#aq">Zumaque.</hi> En-<lb/>
gliſch/ Common/ oder Curꝛiersſumack. Ni-<lb/>
derlaͤndiſch/ Sumack.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Geſchlecht und Geſtalt.</hi></head><lb/><p>Dieſes Baͤumlein waͤchſt haͤuffig bey<lb/>
Mompelier in Langendock auff erhabenen<lb/>
Buͤheln/ ſo denn auch in Jtalien auff dem<lb/>
Apenniniſchen Gebuͤrg/ in Spanien aber<lb/>
haͤuffig bey der Statt Salmantica/ da ſie<lb/>
mit ſonderbarem fleiß gepflantzet/ und nicht<lb/>
geringer als die Reben/ gebandet werden.<lb/>
Bey unſeren Zeiten wird der Gerberbaum<lb/>
in Teutſchland auch in den Gaͤrten gezieh-<lb/>
let/ und in verſchiedene gattungen abgethei-<lb/>
let/ deren erſte/ der gemeine Gerberbaum iſt/<lb/><hirendition="#aq">Rhus ſive Sumach, <hirendition="#i">I. B.</hi></hi> Er iſt ein Baͤumlein/<lb/>
welches etwañ fuͤnff oder ſechs ſchuh hoch<lb/>
waͤchſt: ſeine mit einer wollichten rinden<lb/>
umbgebene aͤſte/ ſind nidrig und ſchwach.<lb/>
Die blaͤtter erſcheinen laͤnglicht/ außgeſpitzt/<lb/>
haaricht/ und rings umher wie ein ſaͤge zer-<lb/>
kerfft/ zwey und zwey hangen gegen einan-<lb/>
der/ eilff/ zwoͤlff auch dreyzehen auff einer<lb/>ſeiten; die ſtiele ſind roͤtlicht; An den gipf-<lb/>
flen zwiſchen den blaͤtteren/ wachſen die<lb/>
Bluſt-kolben wie trauben geſtaltct/ in welchẽ<lb/>
hernach ein roͤhtlichter ſame ligt. Die wurtz-<lb/>
len ſchlieffen nicht tieff in die Erden/ ſon-<lb/>
dern kriechen under den waſen her. Das mit<lb/>
einer ſaurlichten haut umbgebene Marck im<lb/>ſtamme und aͤſten/ iſt wie an gemeinen Hol-<lb/>
derbaͤumen/ und daher nicht ſtarck: wenn<lb/>
er gebrochen oder geſchnitten wird/ dringet<lb/>
ein weiſſer ſafft/ gleich wie an den Feigen-<lb/>
baͤumen herfuͤr. Wenn im Herbſt ſeine<lb/>
blaͤtter abfallen/ ſind ſchon newe knoͤpffe<lb/>
vorhanden/ welche in die vorige ſtiele ſich<lb/>
eingedrungen/ und artige gruͤblein in die-<lb/>ſelben gemachet/ als an den abgefallenen<lb/>
blaͤttern zu ſehen iſt. Dieſer Baum mag die<lb/>
Winters-kaͤlte wol erdulden: und da er ir-<lb/>
gendwo in das Feld geſetzet wird/ vermehret<lb/>
er ſich durch die auß den wurtzeln immer<lb/>
friſch auffſteigenden ſchoß gar bald/ und<lb/>ſtarck/ ſo daß man offt die vielfaltigen ſchoſ-<lb/>ſe außhawen muß.</p><lb/><p>Welcher nun dieſen Baum begehrt zu ha-<lb/>
ben/ der darff nur ein ſolches zweiglein ein-<lb/>ſetzen/ in wenig Jahren wird er etliche<lb/>
baͤumlein darvon haben. Er bedarff keiner<lb/>ſonderbahrer wahrt/ ſondern wachſet von<lb/>ſich ſelber/ und kommet auch in ſchlechtem<lb/>
und ſteinichtem Erdreich wohl fort. Weil<lb/>
das baͤumlein noch jung iſt/ darff man nicht<lb/>
viel daran brechen oder ſchneiden/ deñ durch<lb/>
den bruch oder ſchnitt gehet der Milchſafft<lb/>
auß/ und verdirbet es bald/ darumb muß<lb/>
man daſſelbe eh man das meſſer daran legt/<lb/>
in etwas erſtarcken laſſen.</p><lb/><p>2. Die andere gattung iſt der Virgini-<lb/>ſche Gerberbaum/ <hirendition="#aq">Rhus Virginianum, <hirendition="#i">C. B.</hi></hi><lb/>
Engliſch/ Buckshorn. Jſt etwas groͤſſer<lb/>
als der gemeine: Seine aͤſte ſehen den zar-<lb/>
ten und friſch auffwachſenden Hoͤrneren der<lb/>
jungen Hirſchen ſo gleich/ daß wenn man<lb/>ſie nur obenhin anſihet/ man ſie fuͤr anders<lb/>
nichts als dergleichen hoͤrner halten wurde;<lb/>
in dem ſie gleicher weiſe haaricht/ auch glei-<lb/>
che farb und figur haben. Wenn ſolche aͤ-<lb/><cb/>ſte verwundet werden/ ſo geben ſie ein<lb/>
bleichen Milchſafft von ſich/ welcher kurtz<lb/>
hernach in ein Gummi verdickeret wird. Die<lb/>
blaͤtter ſind auch groͤſſer/ ſpitziger/ weicher<lb/>
und gruͤner/ als an dem gemeinen Baͤum-<lb/>
lein/ deren jedes fuͤnff biß ſechs zoll lang/ die<lb/>
oberen blaͤtter ſind dennoch den weiſſen Jaſ-<lb/>
min blaͤttern gleich. Die zapffen an den<lb/>
auſſerſten aͤſten ſind auch groͤſſer alß an dem<lb/>
gemeinen Baum/ wollicht und lind zu beta-<lb/>ſten/ dick und braunroth/ auß vielen kurtzen<lb/>
roͤthlichten flocken zuſammen gedrungen/<lb/>
zwiſchen denen annoch roͤhtere kleine bluͤm-<lb/>
lein hervor kommen; auff welche der rothe/<lb/>
runde/ etwas flache haͤuffige ſamen folget.<lb/>
Die wurtzel ſtreicht weit und breit under der<lb/>
Erden herumb/ und ſtoßt offt weit von dem<lb/>ſtamme einige ſproſſen auß. Jn dem Acade-<lb/>
miſchen Garten zu Leiden hat es eine art<lb/>
dieſes Baums/ mit kurtzen/ ſchmalen/ auch<lb/>
nicht ſo ſteiff zerkerfften blaͤtteren/ ſo ur-<lb/>ſpruͤnglich auß Braſilien kombt.</p><lb/><p>3. Das dritte Geſchlecht iſt | der Gerber-<lb/>
baum mit breiten blaͤtteren/ <hirendition="#aq">Rhus Myrtifo-<lb/>
lia Monſpeliaca, <hirendition="#i">C. B.</hi> Rhus Plinii Myrtifolia,<lb/><hirendition="#i">Park.</hi></hi> Deſſen ſtamme iſt eines daumens dick/<lb/>
zerbruͤchlich/ hol/ wie holder/ mit einer<lb/>
aſchfarben/ fleckichten Rinde begabet: hat<lb/>
viereckichte/ zwey ellen lange aͤſtlein/ deren<lb/>
in ſchoner reihen ſtehende blaͤtter/ den Bruſt-<lb/>
beerblaͤtteren nicht unaͤhnlich/ aber doch ſpi-<lb/>
tziger und groͤſſer ſind. Die Bluͤthe iſt klein/<lb/>
gruͤn/ traubenweiß zuſam̃en gedrungen/ mit<lb/>
vielen/ zum theil ſchwartzlichten gipffelein.<lb/>
Die Frucht iſt fuͤnfferkicht/ in groͤſſe der<lb/>
Erbſen/ waͤchſt umb Mompelier viel/ ſon-<lb/>
derlich an dem Geſtad des Bachs Lade.</p><lb/><p>4. Das vierte Geſchlecht iſt <hirendition="#aq">Rhus Myr-<lb/>
tifolia Belgica, <hirendition="#i">C. B.</hi> Myrtus Brabantica, ſive<lb/>
Elæagnus Cordi, <hirendition="#i">Ger.</hi> Gale frutex odoratus<lb/>
Septentrionalium Elæagnus, <hirendition="#i">Dod. I. B.</hi></hi> Eng-<lb/>
liſch/ Sweet Willow/ Gaule/ dutch Myr-<lb/>
tle. Jſt ein holtzichte Staude/ welche ſelten<lb/>
ellen hoch waͤchſt/ in viel aͤſte außgebreitet/<lb/>
mit einer braunroten/ glatten Rinde bega-<lb/>
bet; Seine blaͤtter ſind den kleinen weiden<lb/>
nicht ungleich/ glatt/ und etwas grawlicht.<lb/>
An den auſſerſten aͤſtlein wachſen ſchuͤppich-<lb/>
te/ braunroͤthliche/ ſchoͤne zaͤpflein; die rinde<lb/>
iſt bitter/ und ziehet ein wenig zuſammen.<lb/>
Die bluͤthe iſt bleichgelb/ welcher die trau-<lb/>
benweiß zuſam̃en gedrungene Samen fol-<lb/>
gen/ in denen ein fettlichter Kern/ ſo da ſtaͤr-<lb/>
cker/ als die Citronenfarbe Stoͤchas/ riechet:<lb/>
liebt ungebawtes/ jedoch auch ſumpffichtes<lb/>
Erdreich; waͤchſt viel in dem Nordiſchen<lb/>
theil Engellands bey Wareham/ einem<lb/>
Staͤttlein in der Graffſchafft Dorceſter.<lb/>
Bluͤhet im Maͤyen und Brachmonat/ hat<lb/>
einen ſehr bitteren geſchmack/ alſo auch viel<lb/>
oͤlichte rauche/ mit irdichten wol vermiſchte<lb/>
theil in ſich/ derenthalben ſolche Staude die<lb/>
krafft ſonderlich hat die Wuͤrm auß dem<lb/>
Leib zu treiben. Mit deſſen wohlriechenden<lb/>
aͤſtlein und blaͤttern/ pflegen die Engellaͤn-<lb/>
der in dem Sommer die Zim̃er ihrer Haͤu-<lb/>ſeren zu zieren.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Eigenſchafft.</hi></head><lb/><p>Der gemeine Gerberbaum hat in ſeinen<lb/>
blaͤttern und ſamen/ viel ungejohrne/ ir-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">dichte/</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[147/0163]
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
ſoniorum, Lob. Clus. Jtaliaͤniſch/ Sumaco. Fran-
tzoͤſiſch/ Sumach. Spaniſch/ Zumaque. En-
gliſch/ Common/ oder Curꝛiersſumack. Ni-
derlaͤndiſch/ Sumack.
Geſchlecht und Geſtalt.
Dieſes Baͤumlein waͤchſt haͤuffig bey
Mompelier in Langendock auff erhabenen
Buͤheln/ ſo denn auch in Jtalien auff dem
Apenniniſchen Gebuͤrg/ in Spanien aber
haͤuffig bey der Statt Salmantica/ da ſie
mit ſonderbarem fleiß gepflantzet/ und nicht
geringer als die Reben/ gebandet werden.
Bey unſeren Zeiten wird der Gerberbaum
in Teutſchland auch in den Gaͤrten gezieh-
let/ und in verſchiedene gattungen abgethei-
let/ deren erſte/ der gemeine Gerberbaum iſt/
Rhus ſive Sumach, I. B. Er iſt ein Baͤumlein/
welches etwañ fuͤnff oder ſechs ſchuh hoch
waͤchſt: ſeine mit einer wollichten rinden
umbgebene aͤſte/ ſind nidrig und ſchwach.
Die blaͤtter erſcheinen laͤnglicht/ außgeſpitzt/
haaricht/ und rings umher wie ein ſaͤge zer-
kerfft/ zwey und zwey hangen gegen einan-
der/ eilff/ zwoͤlff auch dreyzehen auff einer
ſeiten; die ſtiele ſind roͤtlicht; An den gipf-
flen zwiſchen den blaͤtteren/ wachſen die
Bluſt-kolben wie trauben geſtaltct/ in welchẽ
hernach ein roͤhtlichter ſame ligt. Die wurtz-
len ſchlieffen nicht tieff in die Erden/ ſon-
dern kriechen under den waſen her. Das mit
einer ſaurlichten haut umbgebene Marck im
ſtamme und aͤſten/ iſt wie an gemeinen Hol-
derbaͤumen/ und daher nicht ſtarck: wenn
er gebrochen oder geſchnitten wird/ dringet
ein weiſſer ſafft/ gleich wie an den Feigen-
baͤumen herfuͤr. Wenn im Herbſt ſeine
blaͤtter abfallen/ ſind ſchon newe knoͤpffe
vorhanden/ welche in die vorige ſtiele ſich
eingedrungen/ und artige gruͤblein in die-
ſelben gemachet/ als an den abgefallenen
blaͤttern zu ſehen iſt. Dieſer Baum mag die
Winters-kaͤlte wol erdulden: und da er ir-
gendwo in das Feld geſetzet wird/ vermehret
er ſich durch die auß den wurtzeln immer
friſch auffſteigenden ſchoß gar bald/ und
ſtarck/ ſo daß man offt die vielfaltigen ſchoſ-
ſe außhawen muß.
Welcher nun dieſen Baum begehrt zu ha-
ben/ der darff nur ein ſolches zweiglein ein-
ſetzen/ in wenig Jahren wird er etliche
baͤumlein darvon haben. Er bedarff keiner
ſonderbahrer wahrt/ ſondern wachſet von
ſich ſelber/ und kommet auch in ſchlechtem
und ſteinichtem Erdreich wohl fort. Weil
das baͤumlein noch jung iſt/ darff man nicht
viel daran brechen oder ſchneiden/ deñ durch
den bruch oder ſchnitt gehet der Milchſafft
auß/ und verdirbet es bald/ darumb muß
man daſſelbe eh man das meſſer daran legt/
in etwas erſtarcken laſſen.
2. Die andere gattung iſt der Virgini-
ſche Gerberbaum/ Rhus Virginianum, C. B.
Engliſch/ Buckshorn. Jſt etwas groͤſſer
als der gemeine: Seine aͤſte ſehen den zar-
ten und friſch auffwachſenden Hoͤrneren der
jungen Hirſchen ſo gleich/ daß wenn man
ſie nur obenhin anſihet/ man ſie fuͤr anders
nichts als dergleichen hoͤrner halten wurde;
in dem ſie gleicher weiſe haaricht/ auch glei-
che farb und figur haben. Wenn ſolche aͤ-
ſte verwundet werden/ ſo geben ſie ein
bleichen Milchſafft von ſich/ welcher kurtz
hernach in ein Gummi verdickeret wird. Die
blaͤtter ſind auch groͤſſer/ ſpitziger/ weicher
und gruͤner/ als an dem gemeinen Baͤum-
lein/ deren jedes fuͤnff biß ſechs zoll lang/ die
oberen blaͤtter ſind dennoch den weiſſen Jaſ-
min blaͤttern gleich. Die zapffen an den
auſſerſten aͤſten ſind auch groͤſſer alß an dem
gemeinen Baum/ wollicht und lind zu beta-
ſten/ dick und braunroth/ auß vielen kurtzen
roͤthlichten flocken zuſammen gedrungen/
zwiſchen denen annoch roͤhtere kleine bluͤm-
lein hervor kommen; auff welche der rothe/
runde/ etwas flache haͤuffige ſamen folget.
Die wurtzel ſtreicht weit und breit under der
Erden herumb/ und ſtoßt offt weit von dem
ſtamme einige ſproſſen auß. Jn dem Acade-
miſchen Garten zu Leiden hat es eine art
dieſes Baums/ mit kurtzen/ ſchmalen/ auch
nicht ſo ſteiff zerkerfften blaͤtteren/ ſo ur-
ſpruͤnglich auß Braſilien kombt.
3. Das dritte Geſchlecht iſt | der Gerber-
baum mit breiten blaͤtteren/ Rhus Myrtifo-
lia Monſpeliaca, C. B. Rhus Plinii Myrtifolia,
Park. Deſſen ſtamme iſt eines daumens dick/
zerbruͤchlich/ hol/ wie holder/ mit einer
aſchfarben/ fleckichten Rinde begabet: hat
viereckichte/ zwey ellen lange aͤſtlein/ deren
in ſchoner reihen ſtehende blaͤtter/ den Bruſt-
beerblaͤtteren nicht unaͤhnlich/ aber doch ſpi-
tziger und groͤſſer ſind. Die Bluͤthe iſt klein/
gruͤn/ traubenweiß zuſam̃en gedrungen/ mit
vielen/ zum theil ſchwartzlichten gipffelein.
Die Frucht iſt fuͤnfferkicht/ in groͤſſe der
Erbſen/ waͤchſt umb Mompelier viel/ ſon-
derlich an dem Geſtad des Bachs Lade.
4. Das vierte Geſchlecht iſt Rhus Myr-
tifolia Belgica, C. B. Myrtus Brabantica, ſive
Elæagnus Cordi, Ger. Gale frutex odoratus
Septentrionalium Elæagnus, Dod. I. B. Eng-
liſch/ Sweet Willow/ Gaule/ dutch Myr-
tle. Jſt ein holtzichte Staude/ welche ſelten
ellen hoch waͤchſt/ in viel aͤſte außgebreitet/
mit einer braunroten/ glatten Rinde bega-
bet; Seine blaͤtter ſind den kleinen weiden
nicht ungleich/ glatt/ und etwas grawlicht.
An den auſſerſten aͤſtlein wachſen ſchuͤppich-
te/ braunroͤthliche/ ſchoͤne zaͤpflein; die rinde
iſt bitter/ und ziehet ein wenig zuſammen.
Die bluͤthe iſt bleichgelb/ welcher die trau-
benweiß zuſam̃en gedrungene Samen fol-
gen/ in denen ein fettlichter Kern/ ſo da ſtaͤr-
cker/ als die Citronenfarbe Stoͤchas/ riechet:
liebt ungebawtes/ jedoch auch ſumpffichtes
Erdreich; waͤchſt viel in dem Nordiſchen
theil Engellands bey Wareham/ einem
Staͤttlein in der Graffſchafft Dorceſter.
Bluͤhet im Maͤyen und Brachmonat/ hat
einen ſehr bitteren geſchmack/ alſo auch viel
oͤlichte rauche/ mit irdichten wol vermiſchte
theil in ſich/ derenthalben ſolche Staude die
krafft ſonderlich hat die Wuͤrm auß dem
Leib zu treiben. Mit deſſen wohlriechenden
aͤſtlein und blaͤttern/ pflegen die Engellaͤn-
der in dem Sommer die Zim̃er ihrer Haͤu-
ſeren zu zieren.
Eigenſchafft.
Der gemeine Gerberbaum hat in ſeinen
blaͤttern und ſamen/ viel ungejohrne/ ir-
dichte/
T 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/163>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.