[Spaltenumbruch]
Muscaten-nußöl/ so man drey tropffen in einem Löffel-voll weisses Weins einnim- Kalter Magen/ Wind/ grimmen/ stinckender Athem.met/ denn es erwärmet den kalten Ma- gen/ stärcket denselbigen/ verzehret alle böse Feuchtigkeit des Leibs/ zertheilet die Win- de/ lindert das Grimmen/ macht ein guten Athem/ und ist behülfflich wider die gebre- chen der Blasen.
So die jungen Kinder mit Erbrechen des Erbrechen des Ma- gens und starcker Durchlauf bey jungen Kindern.Magens/ und einem starcken Durchbruch behafftet: Nim Quitten-öl und Mastic-öl/ jedes ein halb loth/ außgepreßtes Musca- ten-öl 1. quintl. damit solle man dem Kind des tags etlich mahl das Bäuchlein warm- licht anschmieren.
Die Muscatenblüth gibt einen lieblichen geruch/ scharffen geschmack/ und gelbe Farb von sich. Sie hat gleiche kraft wie die Mus- catnuß selbst/ aber dieweil sie an der substantz Bläst/ Hertz-zitte- ren/ kalter und schwa- cher Ma- gen.subtiler/ ist sie auch kräfftiger zu allen ob- genanten Gebresten/ zertheilet sehr die bläste/ und dienet wohl für das Hertzzittern: für- nemlich aber wird die Muscaten-blüth ge- brauchet den kalten und schwachen Magen zu erwärmen und zu stärcken/ sie hilfft und befürdert die däwung/ und verzehret alle bö- se Feuchtigkeit des Magens. Das öl so auß dem Muscaten-blüth destillirt wird/ hat gleiche Tugend/ wie das destillirte Muscat- nußöl.
Das Gummi vom Muscatnuß-baum/ wird zu zeiten mit anderen Specereyen von den Portugalesern in Jtalien gebracht; ist schön roth/ riechet über die massen wol/ so man es anzündet. Johannes Baptista Monta- nus meldet/ daß er offt erfahren habe/ wie es so eine kräfftige und gewisse Artzney seye/ die schwachen Glieder in der Gliedsucht und dem Podagra zu stärcken.
Nach Herren Dümlers Bericht wird der Haselstrauch Nux avellana genennet/ weil desselben Früchte nicht wie die Baum-nüsse abgeschlagen/ sondern weil sie in ihren scha- len fest stehen/ abgebrochen oder abgerissen werden/ denn in Lateinischer Sprach avel- lere, zu Teutsch abreissen heisset: wiewohl Plinius meldet/ daß sie vorzeiten Abellinae, Abellinische Nüsse/ von der Statt Abellino in Campania genennet worden. Theophra- stus heisset sie Heracleotische Nüsse/ dieweil sie von der Statt Heraclea am Pontischen Meer in andere örter gebracht worden. Eben also ist es auch bewandt mit dem Namen/ da sie Prenestinische Nüß geheissen/ weil sie von der Statt Preneste/ welche in der Ro- manischen gegend ligt/ in andere Gärten kommen. Gestalten noch heutiges tags ge- schicht/ daß ein gärtner ein frembdes Ge- wächs nach dem ort/ von welchem er es be- kommen hat/ zu benamsen pfleget. Gleich- mäßige beschaffenheit hat es mit den guten und langen Haselnüssen/ welche man zu Nürenberg darumb Celler-nüsse heisset/ weil sie häuffig umb das Kloster Cell bey Würtz- burg wachsen/ und von dannen Sträuche und Früchte gebracht werden.
Die Haselstaude gehöret under die sträu- che und niedrige Gewächse/ welche schwan- cke ruthen treibt/ an welchen rund zugespitz- te/ wolriechende Blätter wachsen/ so im umbkreiß zerkerfft sind. Für die Blühte haltet man ins gemein die scharlach-farbe auß den Sprößlein der ästen vor dem Früh- ling sich erzeigende Zäserlein: eigentlich aber soll man die langlichten grünen Zäpflein/ Julos, fur die rechte Blüthe halten/ welche/ ehe sie abfallen/ gelb werden. Die Früch- ten hangen büschel-weiß beysammen/ und steckt eine jede Nuß in einer rauchen und hart- lichten/ grünen/ sawrlicht zusammenzie- henden Schelffen biß zu ihrer Zeitigung/ da sich die Schelffe voneinander thut. Die Frucht oder Nuß ist entweder rund oder läng- licht/ außwendig hat sie ein holtzichte scha- len/ in welcher der Nußkern ist/ welchen ein subtiles häutlein bedecket/ so da entweder weiß oder roth/ der kern aber ist weiß/ und eines süssen lieblichen Geschmacks.
Die Nüsse sind mancherley/ etlich wild/ etliche zahm. Die wilden sind rundlicht/ wachsen in wäldern/ hecken und büschen/ werden aber verbessert/ wenn sie in gut Erd- reich versetzet/ und fleißig geschneidet werden/
haben
R
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch]
Muſcaten-nußoͤl/ ſo man drey tropffen in einem Loͤffel-voll weiſſes Weins einnim- Kalter Magen/ Wind/ grimmen/ ſtinckender Athem.met/ denn es erwaͤrmet den kalten Ma- gen/ ſtaͤrcket denſelbigen/ verzehret alle boͤſe Feuchtigkeit des Leibs/ zertheilet die Win- de/ lindert das Grimmen/ macht ein guten Athem/ und iſt behuͤlfflich wider die gebre- chen der Blaſen.
So die jungen Kinder mit Erbrechen des Erbrechen des Ma- gens und ſtarcker Durchlauf bey jungen Kindern.Magens/ und einem ſtarcken Durchbruch behafftet: Nim Quitten-oͤl und Maſtic-oͤl/ jedes ein halb loth/ außgepreßtes Muſca- ten-oͤl 1. quintl. damit ſolle man dem Kind des tags etlich mahl das Baͤuchlein warm- licht anſchmieren.
Die Muſcatenbluͤth gibt einen lieblichen geruch/ ſcharffen geſchmack/ und gelbe Farb von ſich. Sie hat gleiche kraft wie die Muſ- catnuß ſelbſt/ aber dieweil ſie an der ſubſtantz Blaͤſt/ Hertz-zitte- ren/ kalter und ſchwa- cher Ma- gen.ſubtiler/ iſt ſie auch kraͤfftiger zu allen ob- genanten Gebreſten/ zertheilet ſehr die blaͤſte/ und dienet wohl fuͤr das Hertzzittern: fuͤr- nemlich aber wird die Muſcaten-bluͤth ge- brauchet den kalten und ſchwachen Magen zu erwaͤrmen und zu ſtaͤrcken/ ſie hilfft und befuͤrdert die daͤwung/ und verzehret alle boͤ- ſe Feuchtigkeit des Magens. Das oͤl ſo auß dem Muſcaten-bluͤth deſtillirt wird/ hat gleiche Tugend/ wie das deſtillirte Muſcat- nußoͤl.
Das Gummi vom Muſcatnuß-baum/ wird zu zeiten mit anderen Specereyen von den Portugaleſern in Jtalien gebracht; iſt ſchoͤn roth/ riechet uͤber die maſſen wol/ ſo man es anzuͤndet. Johannes Baptiſta Monta- nus meldet/ daß er offt erfahren habe/ wie es ſo eine kraͤfftige und gewiſſe Artzney ſeye/ die ſchwachen Glieder in der Gliedſucht und dem Podagra zu ſtaͤrcken.
Nach Herꝛen Duͤmlers Bericht wird der Haſelſtrauch Nux avellana genennet/ weil deſſelben Fruͤchte nicht wie die Baum-nuͤſſe abgeſchlagen/ ſondern weil ſie in ihren ſcha- len feſt ſtehen/ abgebrochen oder abgeriſſen werden/ denn in Lateiniſcher Sprach avel- lere, zu Teutſch abreiſſen heiſſet: wiewohl Plinius meldet/ daß ſie vorzeiten Abellinæ, Abelliniſche Nuͤſſe/ von der Statt Abellino in Campania genennet worden. Theophra- ſtus heiſſet ſie Heracleotiſche Nuͤſſe/ dieweil ſie von der Statt Heraclea am Pontiſchen Meer in andere oͤrter gebracht worden. Eben alſo iſt es auch bewandt mit dem Namen/ da ſie Preneſtiniſche Nuͤß geheiſſen/ weil ſie von der Statt Preneſte/ welche in der Ro- maniſchen gegend ligt/ in andere Gaͤrten kommen. Geſtalten noch heutiges tags ge- ſchicht/ daß ein gaͤrtner ein frembdes Ge- waͤchs nach dem ort/ von welchem er es be- kommen hat/ zu benamſen pfleget. Gleich- maͤßige beſchaffenheit hat es mit den guten und langen Haſelnuͤſſen/ welche man zu Nuͤrenberg darumb Celler-nuͤſſe heiſſet/ weil ſie haͤuffig umb das Kloſter Cell bey Wuͤrtz- burg wachſen/ und von dannen Straͤuche und Fruͤchte gebracht werden.
Die Haſelſtaude gehoͤret under die ſtraͤu- che und niedrige Gewaͤchſe/ welche ſchwan- cke ruthen treibt/ an welchen rund zugeſpitz- te/ wolriechende Blaͤtter wachſen/ ſo im umbkreiß zerkerfft ſind. Fuͤr die Bluͤhte haltet man ins gemein die ſcharlach-farbe auß den Sproͤßlein der aͤſten vor dem Fruͤh- ling ſich erzeigende Zaͤſerlein: eigentlich aber ſoll man die langlichten gruͤnen Zaͤpflein/ Julos, fůr die rechte Bluͤthe halten/ welche/ ehe ſie abfallen/ gelb werden. Die Fruͤch- ten hangen buͤſchel-weiß beyſammen/ und ſteckt eine jede Nuß in einer rauchen und hart- lichten/ gruͤnen/ ſawrlicht zuſammenzie- henden Schelffen biß zu ihrer Zeitigung/ da ſich die Schelffe voneinander thut. Die Frucht oder Nuß iſt entweder rund oder laͤng- licht/ außwendig hat ſie ein holtzichte ſcha- len/ in welcher der Nußkern iſt/ welchen ein ſubtiles haͤutlein bedecket/ ſo da entweder weiß oder roth/ der kern aber iſt weiß/ und eines ſuͤſſen lieblichen Geſchmacks.
Die Nuͤſſe ſind mancherley/ etlich wild/ etliche zahm. Die wilden ſind rundlicht/ wachſen in waͤldern/ hecken und buͤſchen/ werden aber verbeſſert/ wenn ſie in gut Erd- reich verſetzet/ und fleißig geſchneidet werden/
haben
R
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[129/0145]
Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
Muſcaten-nußoͤl/ ſo man drey tropffen in
einem Loͤffel-voll weiſſes Weins einnim-
met/ denn es erwaͤrmet den kalten Ma-
gen/ ſtaͤrcket denſelbigen/ verzehret alle boͤſe
Feuchtigkeit des Leibs/ zertheilet die Win-
de/ lindert das Grimmen/ macht ein guten
Athem/ und iſt behuͤlfflich wider die gebre-
chen der Blaſen.
Kalter
Magen/
Wind/
grimmen/
ſtinckender
Athem.
So die jungen Kinder mit Erbrechen des
Magens/ und einem ſtarcken Durchbruch
behafftet: Nim Quitten-oͤl und Maſtic-oͤl/
jedes ein halb loth/ außgepreßtes Muſca-
ten-oͤl 1. quintl. damit ſolle man dem Kind
des tags etlich mahl das Baͤuchlein warm-
licht anſchmieren.
Erbrechen
des Ma-
gens und
ſtarcker
Durchlauf
bey jungen
Kindern.
Die Muſcatenbluͤth gibt einen lieblichen
geruch/ ſcharffen geſchmack/ und gelbe Farb
von ſich. Sie hat gleiche kraft wie die Muſ-
catnuß ſelbſt/ aber dieweil ſie an der ſubſtantz
ſubtiler/ iſt ſie auch kraͤfftiger zu allen ob-
genanten Gebreſten/ zertheilet ſehr die blaͤſte/
und dienet wohl fuͤr das Hertzzittern: fuͤr-
nemlich aber wird die Muſcaten-bluͤth ge-
brauchet den kalten und ſchwachen Magen
zu erwaͤrmen und zu ſtaͤrcken/ ſie hilfft und
befuͤrdert die daͤwung/ und verzehret alle boͤ-
ſe Feuchtigkeit des Magens. Das oͤl ſo auß
dem Muſcaten-bluͤth deſtillirt wird/ hat
gleiche Tugend/ wie das deſtillirte Muſcat-
nußoͤl.
Blaͤſt/
Hertz-zitte-
ren/ kalter
und ſchwa-
cher Ma-
gen.
Das Gummi vom Muſcatnuß-baum/
wird zu zeiten mit anderen Specereyen von
den Portugaleſern in Jtalien gebracht; iſt
ſchoͤn roth/ riechet uͤber die maſſen wol/ ſo
man es anzuͤndet. Johannes Baptiſta Monta-
nus meldet/ daß er offt erfahren habe/ wie es
ſo eine kraͤfftige und gewiſſe Artzney ſeye/
die ſchwachen Glieder in der Gliedſucht und
dem Podagra zu ſtaͤrcken.
CAPUT LXIII.
[Abbildung Haſelnuͤſſe. Nuces avellanæ.
]
Namen.
HAſelnuß heiſſet Griechiſch/ _
__. Lateiniſch/ Nux
avellana, Nux Pontica, Nux Præneſti-
na, Nux Herculea. Jtaliaͤniſch/ Noccivo-
la, Nocello, Avellane, Avellana. Frantzoͤ-
ſiſch/ Noiſette, Avelaine. Spaniſch/ Avel-
lana. Engliſch/ Haslenut/ Filberdnut. Daͤ-
niſch/ Heßle. Niderlaͤndiſch/ Haſelnoot.
Die Haſel-ſtaude heißt Lateiniſch/ Cory-
lus. Jtaliaͤniſch/ Avellano, Noccivolo.
Frantzoͤſiſch/ Noiſillier, Noiſettier, Avelai-
nier. Spaniſch/ Avellano. Engliſch/
Hasletree. Daͤniſch/ Hesletroe. Nider-
laͤndiſch/ Haſelnoteboom/ Haſeler.
Geſtalt.
Nach Herꝛen Duͤmlers Bericht wird der
Haſelſtrauch Nux avellana genennet/ weil
deſſelben Fruͤchte nicht wie die Baum-nuͤſſe
abgeſchlagen/ ſondern weil ſie in ihren ſcha-
len feſt ſtehen/ abgebrochen oder abgeriſſen
werden/ denn in Lateiniſcher Sprach avel-
lere, zu Teutſch abreiſſen heiſſet: wiewohl
Plinius meldet/ daß ſie vorzeiten Abellinæ,
Abelliniſche Nuͤſſe/ von der Statt Abellino
in Campania genennet worden. Theophra-
ſtus heiſſet ſie Heracleotiſche Nuͤſſe/ dieweil
ſie von der Statt Heraclea am Pontiſchen
Meer in andere oͤrter gebracht worden. Eben
alſo iſt es auch bewandt mit dem Namen/
da ſie Preneſtiniſche Nuͤß geheiſſen/ weil ſie
von der Statt Preneſte/ welche in der Ro-
maniſchen gegend ligt/ in andere Gaͤrten
kommen. Geſtalten noch heutiges tags ge-
ſchicht/ daß ein gaͤrtner ein frembdes Ge-
waͤchs nach dem ort/ von welchem er es be-
kommen hat/ zu benamſen pfleget. Gleich-
maͤßige beſchaffenheit hat es mit den guten
und langen Haſelnuͤſſen/ welche man zu
Nuͤrenberg darumb Celler-nuͤſſe heiſſet/ weil
ſie haͤuffig umb das Kloſter Cell bey Wuͤrtz-
burg wachſen/ und von dannen Straͤuche
und Fruͤchte gebracht werden.
Die Haſelſtaude gehoͤret under die ſtraͤu-
che und niedrige Gewaͤchſe/ welche ſchwan-
cke ruthen treibt/ an welchen rund zugeſpitz-
te/ wolriechende Blaͤtter wachſen/ ſo im
umbkreiß zerkerfft ſind. Fuͤr die Bluͤhte
haltet man ins gemein die ſcharlach-farbe
auß den Sproͤßlein der aͤſten vor dem Fruͤh-
ling ſich erzeigende Zaͤſerlein: eigentlich aber
ſoll man die langlichten gruͤnen Zaͤpflein/
Julos, fůr die rechte Bluͤthe halten/ welche/
ehe ſie abfallen/ gelb werden. Die Fruͤch-
ten hangen buͤſchel-weiß beyſammen/ und
ſteckt eine jede Nuß in einer rauchen und hart-
lichten/ gruͤnen/ ſawrlicht zuſammenzie-
henden Schelffen biß zu ihrer Zeitigung/ da
ſich die Schelffe voneinander thut. Die
Frucht oder Nuß iſt entweder rund oder laͤng-
licht/ außwendig hat ſie ein holtzichte ſcha-
len/ in welcher der Nußkern iſt/ welchen ein
ſubtiles haͤutlein bedecket/ ſo da entweder
weiß oder roth/ der kern aber iſt weiß/ und
eines ſuͤſſen lieblichen Geſchmacks.
Die Nuͤſſe ſind mancherley/ etlich wild/
etliche zahm. Die wilden ſind rundlicht/
wachſen in waͤldern/ hecken und buͤſchen/
werden aber verbeſſert/ wenn ſie in gut Erd-
reich verſetzet/ und fleißig geſchneidet werden/
haben
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/145>, abgerufen am 21.12.2024.
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