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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] da hingegen das davon frisch außgepreßte
öl den Leib gelind öffnet.

Die Bitteren Mandlen haben ebenmässig
viel ölichten/ aber mit einem gewissen scharf-
licht etzenden saltz vermischten Saffts bey
sich/ daher sie zwar in dem menschlichen
Leib nicht viel schaden können/ sonderen die
krafft haben zu reinigen/ zu öffnen/ verstopf-
fungen zu lösen/ den Harn zu treiben/ und
die bläst und wind zu vertheilen. Vielen
Thieren aber sind sie ein tödliches Gifft/
wie wir dann An. 1678. und 1679. bey Herren
Dr. Jacob Wepfern/ dem berühmten Me-
dico
in Schaffhausen/ Storchen/ Hüner/
Tauben und Füchs/ denen wir die verstos-
senen Mandlen eingegeben/ damit gleich ge-
tödet haben/ welches er mit mehrerem be-
schrieben in seinem gelehrten Tractatu de Ci-
cut. Aquatic. pag. 235. & seqq.

Gebrauch.
Truncken-
heit.

Etliche schreiben/ daß die bittern Mandeln
die trunckenheit verhüten sollen. Man muß
aber/ nach der erinnerung Herren Nicolai
Braunii,
nicht zu viel sauffen/ sonst werden
sie wenig helffen.

Plutarchus lib. 1. sympos. quaest. VI. berich-
tet/ daß diese Sauffkunst von dem Artzet des
Drusi, welcher ein Sohn deß Käisers Tibe-
rii
ware/ hergeflossen seye; diser Artzt pfleg-
te vor der |mahlzeit fünff oder sechs bittere
Mandeln zu essen/ und also behielt er den sieg
über alle Trincker an der Taffel/ wenn er
aber den gebrauch der bitteren Mandel un-
derlassen/ wurde er alsdenn leichtlich von
dem Wein überwunden. Diese würckung
aber sollen sie haben/ weilen sie den Wein
gleich wider durch die eröffnete harngänge
abführen.

Die bitteren Mandeln werden zerstossen/
Viertägig
Fieber.
und mit einer Jmberbrühe vermischet/ wi-
der das viertägige Fieber offt gegeben/ son-
derlich auch in der frost.

Die Mandelkern stärcken die Brust/ Ma-
Schwind-
sucht.
Bauchflüß.
verlierung
der kräfften
in langwi-
rigenkranck-
heiten.
Häisere kä-
le/ schwind-
und lung-
sucht/ hu-
sten/ hitzi-
ger Harn/
versehrte
Nieren und
Blasen/
Wehetag
des Ge-
därms/ und
der mutter
Bauch-
grimmen/
Stein/
verstopf-
fung des
Leibs/
Nachwehe
der weiber.
Grimmen.
hitzige Fie-
ber/ Leibs-
verstopf-
fungen.
gen/ Gedärm/ Leber/ Nieren und Blasen/
wenn sie gantz frisch und safftig sind.

Die Mandelmüßlein sind dienlich den
schwindsüchtigen/ und die mit den Bauch-
flüssen behafftet/ oder in langwirigen kranck-
heiten von kräfften abkommen sind.

Das auß den safftigen süssen Mandlen
frisch außgepreßte öl/ hat eine besondere
krafft/ die rauche häisere käle zu lindern/ be-
kommt den schwind-und Lungensüchtigen wol/
stillet den Husten und den hitzigen Harn/ hei-
let die versehrten Nieren und Blasen/ benimmt
alle inneren wehtag des Gedärms und der
Mutter/ insonderheit aber hat es den ruhm
wider das Bauchgrimmen und reissenden
Stein/ beweget zugleich den Stulgang/ und
erweichet alle daselbst steckende harte mate-
ri/ miltert die nachwehe der Weiber. Man
nimt es auff drey oder vier loth ein. Aber
es soll frisch außgepreßt seyn.

Der Königliche Dänische Leib-Medi-
cus, Simon Pauli
schreibt in classe II. Qua-
dripart. botanic. p. m.
18. So in dem Grim-
men/ hitzigen Fiebern und anderen Kranck-
heiten sich starcke Leibs-verstopffungen an-
melden/ welche auff den Gebrauch aller-
hand anderer Artzneyen nicht weichen/ sol-
[Spaltenumbruch] le man dem Krancken ein Clystier von acht-
zehen loth süsses Mandelöls geben/ dadurch
nicht allein dem versteckten unflath fortge-
holffen/ sondern auch der Leib offen behalten
werde. Ferners rahtet er/ in dem SeitenstichSeitenstich/
Brust-
geschwär.

oder brustgeschwär/ den schmertzhafften ort
mit süssem Mandelöl offt warmlicht anzu-
schmieren. Auch solle man den neugebor-
nen Kindern alßbald süß Mandelöl einge-
ben/ damit sie von allem in Mutterleib e[r]-
haltenem unrath gereiniget/ und a[ls]o von den
Gichten behütet werden.

Auß den geschälten süssen Mandelkernen/Mackaro-
nen zu ma-
chen.

mit Zucker/ weiß Meel/ und Eyern wol un-
der einander gestossen und gerühret/ wird ein
Teig gemacht/ darauß die Mackronen for-
miert/ und in dem Ofen gebacken werden/
gibt sehr anmütige und kräfftige Brötlein
ab/ welche man auch den Krancken in ihrem
gesottenen wasser/ ja offt in Malvasier-wein
erweicht und zu essen gibt.

So bereitet man auch auß den gestossenenMandel-
muß und
Turten.

süssen Mandlen ein kräfftig liebliches müß-
lein/ wenn man sie mit Zucker und Roß-
wasser ein wenig ob gelinder glut kochet:
gibt eine speise/ sonderlich denen Krancken/
welche mit der Ruhr behafftet sind. So pfle-
gen auch die Pastetenbecker auß Mandlen/
Eyern/ Zucker und Teig anmütige Turten
zu backen/ welche gesunde und krancke stär-
cken können.

Das bitter Mandelöl hat ein sonderlichschwerlich
gehör/ sau-
sen der
Ohren.

Lob überkommen/ wider das schwerliche Ge-
hör und das sausen der Ohren/ so man
baumwollen darein tunckt/ und in die Oh-
ren thut: doch solle man es nicht zu offt ge-
brauchen/ damit das tympanum, oder zartes
gehör-häutlein nicht relaxiert, oder allzu luck
werde.

Jn allen Bauchflüssen wird auß den Man-Bauchflüß.
delkernen ein dienliche milch also zubereitet.
Nimm ein halb loth gebrannt hirschhorn/ sie-
de es in einer halb maß frischen brundwas-
sers/ so lang als man ein hart Ey siedet/ siech-
te das wasser/ alßdenn nimm ein vierling fri-
scher Mandelkern/ schütte sie in heiß wasser/
laß sie ein kleine weil darinn/ biß daß man
sie schälen kan/ demnach giesse kalt wasser
darunder/ damit ihnen die hitz kein kraft ent-
ziehe/ so sie geschält/ stosse sie gantz klein/
fasse sie in ein sauber tuch/ daran giesse ein
wenig von diesem gesottenen Hirschhorn-
wasser/ treibs mit einem Löffel und hartem
trucken umb und durch: alßdenn schütte das
übrige gesottene hirschhorn-wasser auch dar-
zu. Diese milch kan man nach gefallen
mit gutem Zucker und ein wenig Ros-was-
ser süß und lieblich machen. So die Müt-Mangel
der milch
bey den
Säugam-
men.

tern oder Säugamme wenig milch haben/ soll
man den Kindern von dieser Mandelmilch
zu trincken geben.

Es werden auch die verzückerten Mandel-Allerley
Ruhr des
Leibs.

kern wider allerley Ruhr deß Leibs nach be-
lieben genossen. Auß den Mandelkern/ Roß-
wasser und Zucker machen die Apothecker
ihre Marcipan/ damit die krancken/ welchen
alle speiß zu wider ist/ oder mit einem star-
cken durchlauff behafftet sind/ kräfftiglichdurchlauff.
zu stärcken/ denn sie geben dem Leib nah-
rung/ sind auch anmütig am geschmack.

Jn dem Seiten-stich/ wenn man zu Ader

gelassen/

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] da hingegen das davon friſch außgepreßte
oͤl den Leib gelind oͤffnet.

Die Bitteren Mandlen haben ebenmaͤſſig
viel oͤlichten/ aber mit einem gewiſſen ſcharf-
licht etzenden ſaltz vermiſchten Saffts bey
ſich/ daher ſie zwar in dem menſchlichen
Leib nicht viel ſchaden koͤnnen/ ſonderen die
krafft haben zu reinigen/ zu oͤffnen/ verſtopf-
fungen zu loͤſen/ den Harn zu treiben/ und
die blaͤſt und wind zu vertheilen. Vielen
Thieren aber ſind ſie ein toͤdliches Gifft/
wie wir dann An. 1678. und 1679. bey Herꝛen
Dr. Jacob Wepfern/ dem beruͤhmten Me-
dico
in Schaffhauſen/ Storchen/ Huͤner/
Tauben und Fuͤchs/ denen wir die verſtoſ-
ſenen Mandlen eingegeben/ damit gleich ge-
toͤdet haben/ welches er mit mehrerem be-
ſchrieben in ſeinem gelehrten Tractatu de Ci-
cut. Aquatic. pag. 235. & ſeqq.

Gebrauch.
Truncken-
heit.

Etliche ſchreiben/ daß die bittern Mandeln
die trunckenheit verhuͤten ſollen. Man muß
aber/ nach der erinnerung Herꝛen Nicolai
Braunii,
nicht zu viel ſauffen/ ſonſt werden
ſie wenig helffen.

Plutarchus lib. 1. ſympos. quæſt. VI. berich-
tet/ daß dieſe Sauffkunſt von dem Artzet des
Druſi, welcher ein Sohn deß Kaͤiſers Tibe-
rii
ware/ hergefloſſen ſeye; diſer Artzt pfleg-
te vor der |mahlzeit fuͤnff oder ſechs bittere
Mandeln zu eſſen/ und alſo behielt er den ſieg
uͤber alle Trincker an der Taffel/ wenn er
aber den gebrauch der bitteren Mandel un-
derlaſſen/ wurde er alsdenn leichtlich von
dem Wein uͤberwunden. Dieſe wuͤrckung
aber ſollen ſie haben/ weilen ſie den Wein
gleich wider durch die eroͤffnete harngaͤnge
abfuͤhren.

Die bitteren Mandeln werden zerſtoſſen/
Viertaͤgig
Fieber.
und mit einer Jmberbruͤhe vermiſchet/ wi-
der das viertaͤgige Fieber offt gegeben/ ſon-
derlich auch in der froſt.

Die Mandelkern ſtaͤrcken die Bruſt/ Ma-
Schwind-
ſucht.
Bauchfluͤß.
verlierung
der kraͤfftẽ
in langwi-
rigẽkranck-
heiten.
Haͤiſere kaͤ-
le/ ſchwind-
und lung-
ſucht/ hu-
ſten/ hitzi-
ger Harn/
verſehrte
Nieren uñ
Blaſen/
Wehetag
des Ge-
daͤrms/ uñ
der mutter
Bauch-
grimmen/
Stein/
verſtopf-
fung des
Leibs/
Nachwehe
der weiber.
Grimmen.
hitzige Fie-
ber/ Leibs-
verſtopf-
fungen.
gen/ Gedaͤrm/ Leber/ Nieren und Blaſen/
wenn ſie gantz friſch und ſafftig ſind.

Die Mandelmuͤßlein ſind dienlich den
ſchwindſuͤchtigen/ und die mit den Bauch-
fluͤſſen behafftet/ oder in langwirigen kranck-
heiten von kraͤfften abkommen ſind.

Das auß den ſafftigen ſuͤſſen Mandlen
friſch außgepreßte oͤl/ hat eine beſondere
krafft/ die rauche haͤiſere kaͤle zu lindern/ be-
kom̃t den ſchwind-und Lungenſuͤchtigen wol/
ſtillet den Huſten und den hitzigen Harn/ hei-
let die verſehrten Nieren und Blaſen/ benim̃t
alle inneren wehtag des Gedaͤrms und der
Mutter/ inſonderheit aber hat es den ruhm
wider das Bauchgrimmen und reiſſenden
Stein/ beweget zugleich den Stulgang/ und
erweichet alle daſelbſt ſteckende harte mate-
ri/ miltert die nachwehe der Weiber. Man
nimt es auff drey oder vier loth ein. Aber
es ſoll friſch außgepreßt ſeyn.

Der Koͤnigliche Daͤniſche Leib-Medi-
cus, Simon Pauli
ſchreibt in claſſe II. Qua-
dripart. botanic. p. m.
18. So in dem Grim-
men/ hitzigen Fiebern und anderen Kranck-
heiten ſich ſtarcke Leibs-verſtopffungen an-
melden/ welche auff den Gebrauch aller-
hand anderer Artzneyen nicht weichen/ ſol-
[Spaltenumbruch] le man dem Krancken ein Clyſtier von acht-
zehen loth ſuͤſſes Mandeloͤls geben/ dadurch
nicht allein dem verſteckten unflath fortge-
holffen/ ſondern auch der Leib offen behalten
werde. Ferners rahtet er/ in dem SeitenſtichSeitẽſtich/
Bruſt-
geſchwaͤr.

oder bruſtgeſchwaͤr/ den ſchmertzhafften ort
mit ſuͤſſem Mandeloͤl offt warmlicht anzu-
ſchmieren. Auch ſolle man den neugebor-
nen Kindern alßbald ſuͤß Mandeloͤl einge-
ben/ damit ſie von allem in Mutterleib e[r]-
haltenem unrath gereiniget/ und a[lſ]o von den
Gichten behuͤtet werden.

Auß den geſchaͤlten ſuͤſſen Mandelkernen/Mackaro-
nen zu ma-
chen.

mit Zucker/ weiß Meel/ und Eyern wol un-
der einander geſtoſſen und geruͤhret/ wird ein
Teig gemacht/ darauß die Mackronen for-
miert/ und in dem Ofen gebacken werden/
gibt ſehr anmuͤtige und kraͤfftige Broͤtlein
ab/ welche man auch den Krancken in ihrem
geſottenen waſſer/ ja offt in Malvaſier-wein
erweicht und zu eſſen gibt.

So bereitet man auch auß den geſtoſſenenMandel-
muß und
Turten.

ſuͤſſen Mandlen ein kraͤfftig liebliches muͤß-
lein/ wenn man ſie mit Zucker und Roß-
waſſer ein wenig ob gelinder glut kochet:
gibt eine ſpeiſe/ ſonderlich denen Krancken/
welche mit der Ruhr behafftet ſind. So pfle-
gen auch die Paſtetenbecker auß Mandlen/
Eyern/ Zucker und Teig anmuͤtige Turten
zu backen/ welche geſunde und krancke ſtaͤr-
cken koͤnnen.

Das bitter Mandeloͤl hat ein ſonderlichſchwerlich
gehoͤr/ ſau-
ſen der
Ohren.

Lob uͤberkommen/ wider das ſchwerliche Ge-
hoͤr und das ſauſen der Ohren/ ſo man
baumwollen darein tunckt/ und in die Oh-
ren thut: doch ſolle man es nicht zu offt ge-
brauchen/ damit das tympanum, oder zartes
gehoͤr-haͤutlein nicht relaxiert, oder allzu luck
werde.

Jn allen Bauchfluͤſſen wird auß den Man-Bauchfluͤß.
delkernen ein dienliche milch alſo zubereitet.
Nim̃ ein halb loth gebrannt hirſchhorn/ ſie-
de es in einer halb maß friſchen bruñwaſ-
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ſie ſchaͤlen kan/ demnach gieſſe kalt waſſer
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wenig von dieſem geſottenen Hirſchhorn-
waſſer/ treibs mit einem Loͤffel und hartem
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uͤbrige geſottene hirſchhorn-waſſer auch dar-
zu. Dieſe milch kan man nach gefallen
mit gutem Zucker und ein wenig Ros-waſ-
ſer ſuͤß und lieblich machen. So die Muͤt-Mangel
der milch
bey den
Saͤugam-
men.

tern oder Saͤugam̃e wenig milch haben/ ſoll
man den Kindern von dieſer Mandelmilch
zu trincken geben.

Es werden auch die verzuͤckerten Mandel-Allerley
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Leibs.

kern wider allerley Ruhr deß Leibs nach be-
lieben genoſſen. Auß den Mandelkern/ Roß-
waſſer und Zucker machen die Apothecker
ihre Marcipan/ damit die krancken/ welchen
alle ſpeiß zu wider iſt/ oder mit einem ſtar-
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rung/ ſind auch anmuͤtig am geſchmack.

Jn dem Seiten-ſtich/ wenn man zu Ader

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[119/0135] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. da hingegen das davon friſch außgepreßte oͤl den Leib gelind oͤffnet. Die Bitteren Mandlen haben ebenmaͤſſig viel oͤlichten/ aber mit einem gewiſſen ſcharf- licht etzenden ſaltz vermiſchten Saffts bey ſich/ daher ſie zwar in dem menſchlichen Leib nicht viel ſchaden koͤnnen/ ſonderen die krafft haben zu reinigen/ zu oͤffnen/ verſtopf- fungen zu loͤſen/ den Harn zu treiben/ und die blaͤſt und wind zu vertheilen. Vielen Thieren aber ſind ſie ein toͤdliches Gifft/ wie wir dann An. 1678. und 1679. bey Herꝛen Dr. Jacob Wepfern/ dem beruͤhmten Me- dico in Schaffhauſen/ Storchen/ Huͤner/ Tauben und Fuͤchs/ denen wir die verſtoſ- ſenen Mandlen eingegeben/ damit gleich ge- toͤdet haben/ welches er mit mehrerem be- ſchrieben in ſeinem gelehrten Tractatu de Ci- cut. Aquatic. pag. 235. & ſeqq. Gebrauch. Etliche ſchreiben/ daß die bittern Mandeln die trunckenheit verhuͤten ſollen. Man muß aber/ nach der erinnerung Herꝛen Nicolai Braunii, nicht zu viel ſauffen/ ſonſt werden ſie wenig helffen. Plutarchus lib. 1. ſympos. quæſt. VI. berich- tet/ daß dieſe Sauffkunſt von dem Artzet des Druſi, welcher ein Sohn deß Kaͤiſers Tibe- rii ware/ hergefloſſen ſeye; diſer Artzt pfleg- te vor der |mahlzeit fuͤnff oder ſechs bittere Mandeln zu eſſen/ und alſo behielt er den ſieg uͤber alle Trincker an der Taffel/ wenn er aber den gebrauch der bitteren Mandel un- derlaſſen/ wurde er alsdenn leichtlich von dem Wein uͤberwunden. Dieſe wuͤrckung aber ſollen ſie haben/ weilen ſie den Wein gleich wider durch die eroͤffnete harngaͤnge abfuͤhren. Die bitteren Mandeln werden zerſtoſſen/ und mit einer Jmberbruͤhe vermiſchet/ wi- der das viertaͤgige Fieber offt gegeben/ ſon- derlich auch in der froſt. Viertaͤgig Fieber. Die Mandelkern ſtaͤrcken die Bruſt/ Ma- gen/ Gedaͤrm/ Leber/ Nieren und Blaſen/ wenn ſie gantz friſch und ſafftig ſind. Schwind- ſucht. Bauchfluͤß. verlierung der kraͤfftẽ in langwi- rigẽkranck- heiten. Haͤiſere kaͤ- le/ ſchwind- und lung- ſucht/ hu- ſten/ hitzi- ger Harn/ verſehrte Nieren uñ Blaſen/ Wehetag des Ge- daͤrms/ uñ der mutter Bauch- grimmen/ Stein/ verſtopf- fung des Leibs/ Nachwehe der weiber. Grimmen. hitzige Fie- ber/ Leibs- verſtopf- fungen. Die Mandelmuͤßlein ſind dienlich den ſchwindſuͤchtigen/ und die mit den Bauch- fluͤſſen behafftet/ oder in langwirigen kranck- heiten von kraͤfften abkommen ſind. Das auß den ſafftigen ſuͤſſen Mandlen friſch außgepreßte oͤl/ hat eine beſondere krafft/ die rauche haͤiſere kaͤle zu lindern/ be- kom̃t den ſchwind-und Lungenſuͤchtigen wol/ ſtillet den Huſten und den hitzigen Harn/ hei- let die verſehrten Nieren und Blaſen/ benim̃t alle inneren wehtag des Gedaͤrms und der Mutter/ inſonderheit aber hat es den ruhm wider das Bauchgrimmen und reiſſenden Stein/ beweget zugleich den Stulgang/ und erweichet alle daſelbſt ſteckende harte mate- ri/ miltert die nachwehe der Weiber. Man nimt es auff drey oder vier loth ein. Aber es ſoll friſch außgepreßt ſeyn. Der Koͤnigliche Daͤniſche Leib-Medi- cus, Simon Pauli ſchreibt in claſſe II. Qua- dripart. botanic. p. m. 18. So in dem Grim- men/ hitzigen Fiebern und anderen Kranck- heiten ſich ſtarcke Leibs-verſtopffungen an- melden/ welche auff den Gebrauch aller- hand anderer Artzneyen nicht weichen/ ſol- le man dem Krancken ein Clyſtier von acht- zehen loth ſuͤſſes Mandeloͤls geben/ dadurch nicht allein dem verſteckten unflath fortge- holffen/ ſondern auch der Leib offen behalten werde. Ferners rahtet er/ in dem Seitenſtich oder bruſtgeſchwaͤr/ den ſchmertzhafften ort mit ſuͤſſem Mandeloͤl offt warmlicht anzu- ſchmieren. Auch ſolle man den neugebor- nen Kindern alßbald ſuͤß Mandeloͤl einge- ben/ damit ſie von allem in Mutterleib er- haltenem unrath gereiniget/ und alſo von den Gichten behuͤtet werden. Seitẽſtich/ Bruſt- geſchwaͤr. Auß den geſchaͤlten ſuͤſſen Mandelkernen/ mit Zucker/ weiß Meel/ und Eyern wol un- der einander geſtoſſen und geruͤhret/ wird ein Teig gemacht/ darauß die Mackronen for- miert/ und in dem Ofen gebacken werden/ gibt ſehr anmuͤtige und kraͤfftige Broͤtlein ab/ welche man auch den Krancken in ihrem geſottenen waſſer/ ja offt in Malvaſier-wein erweicht und zu eſſen gibt. Mackaro- nen zu ma- chen. So bereitet man auch auß den geſtoſſenen ſuͤſſen Mandlen ein kraͤfftig liebliches muͤß- lein/ wenn man ſie mit Zucker und Roß- waſſer ein wenig ob gelinder glut kochet: gibt eine ſpeiſe/ ſonderlich denen Krancken/ welche mit der Ruhr behafftet ſind. So pfle- gen auch die Paſtetenbecker auß Mandlen/ Eyern/ Zucker und Teig anmuͤtige Turten zu backen/ welche geſunde und krancke ſtaͤr- cken koͤnnen. Mandel- muß und Turten. Das bitter Mandeloͤl hat ein ſonderlich Lob uͤberkommen/ wider das ſchwerliche Ge- hoͤr und das ſauſen der Ohren/ ſo man baumwollen darein tunckt/ und in die Oh- ren thut: doch ſolle man es nicht zu offt ge- brauchen/ damit das tympanum, oder zartes gehoͤr-haͤutlein nicht relaxiert, oder allzu luck werde. ſchwerlich gehoͤr/ ſau- ſen der Ohren. Jn allen Bauchfluͤſſen wird auß den Man- delkernen ein dienliche milch alſo zubereitet. Nim̃ ein halb loth gebrannt hirſchhorn/ ſie- de es in einer halb maß friſchen bruñwaſ- ſers/ ſo lang als man ein hart Ey ſiedet/ ſiech- te das waſſer/ alßdenn nim̃ ein vierling fri- ſcher Mandelkern/ ſchuͤtte ſie in heiß waſſer/ laß ſie ein kleine weil darinn/ biß daß man ſie ſchaͤlen kan/ demnach gieſſe kalt waſſer darunder/ damit ihnen die hitz kein kraft ent- ziehe/ ſo ſie geſchaͤlt/ ſtoſſe ſie gantz klein/ faſſe ſie in ein ſauber tuch/ daran gieſſe ein wenig von dieſem geſottenen Hirſchhorn- waſſer/ treibs mit einem Loͤffel und hartem trucken umb und durch: alßdenn ſchuͤtte das uͤbrige geſottene hirſchhorn-waſſer auch dar- zu. Dieſe milch kan man nach gefallen mit gutem Zucker und ein wenig Ros-waſ- ſer ſuͤß und lieblich machen. So die Muͤt- tern oder Saͤugam̃e wenig milch haben/ ſoll man den Kindern von dieſer Mandelmilch zu trincken geben. Bauchfluͤß. Mangel der milch bey den Saͤugam- men. Es werden auch die verzuͤckerten Mandel- kern wider allerley Ruhr deß Leibs nach be- lieben genoſſen. Auß den Mandelkern/ Roß- waſſer und Zucker machen die Apothecker ihre Marcipan/ damit die krancken/ welchen alle ſpeiß zu wider iſt/ oder mit einem ſtar- cken durchlauff behafftet ſind/ kraͤfftiglich zu ſtaͤrcken/ denn ſie geben dem Leib nah- rung/ ſind auch anmuͤtig am geſchmack. Allerley Ruhr des Leibs. durchlauff. Jn dem Seiten-ſtich/ wenn man zu Ader gelaſſen/

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/135>, abgerufen am 21.12.2024.