Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite


Vorrede.

Da habe ich, nach sechs jähriger Verzöge-
rung, meine Gedichte endlich in Druck
zu geben angefangen. Es sind wenig Lie-
der, d. i. bloße zu eigner Erbauung aufgesetzte
Oden dabey, die meiste sind bey Gelegenheit ge-
schrieben. Solten diese Nutzen schaffen, so kön-
nen etwa in einem 2ten oder 3ten Theile die übri-
ge Oden und weitläuffigere Stücke erscheinen. Jch
bin jetzo überhaupt in den beschwehrlichen Umstän-
den gedruckt zu werden. Es ist mir recht be-
schwehrlich, denn so gut es immer gemeynet seyn
mag, so sehr werde ich offt dadurch gemißhandelt
und verstellet. Jch finde mich derhalben genöthi-
get, ein und anders, was ich vielleicht verlohren
oder vergessen, oder doch an mir behalten hätte,
selbst heraus zugeben, damit es nicht gestümmelt,
vermehrt, verändert oder vermischt werde, oder oh-
ne Auswahl, oder doch ausser dem rechten Ort,
Zeit und Umständen zum Vorschein kom-
me.

Die
a 2


Vorrede.

Da habe ich, nach ſechs jaͤhriger Verzoͤge-
rung, meine Gedichte endlich in Druck
zu geben angefangen. Es ſind wenig Lie-
der, d. i. bloße zu eigner Erbauung aufgeſetzte
Oden dabey, die meiſte ſind bey Gelegenheit ge-
ſchrieben. Solten dieſe Nutzen ſchaffen, ſo koͤn-
nen etwa in einem 2ten oder 3ten Theile die uͤbri-
ge Oden und weitlaͤuffigere Stuͤcke erſcheinen. Jch
bin jetzo uͤberhaupt in den beſchwehrlichen Umſtaͤn-
den gedruckt zu werden. Es iſt mir recht be-
ſchwehrlich, denn ſo gut es immer gemeynet ſeyn
mag, ſo ſehr werde ich offt dadurch gemißhandelt
und verſtellet. Jch finde mich derhalben genoͤthi-
get, ein und anders, was ich vielleicht verlohren
oder vergeſſen, oder doch an mir behalten haͤtte,
ſelbſt heraus zugeben, damit es nicht geſtuͤmmelt,
vermehrt, veraͤndert oder vermiſcht werde, oder oh-
ne Auswahl, oder doch auſſer dem rechten Ort,
Zeit und Umſtaͤnden zum Vorſchein kom-
me.

Die
a 2
<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0005"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Vorrede.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>a habe ich, nach &#x017F;echs ja&#x0364;hriger Verzo&#x0364;ge-<lb/>
rung, meine Gedichte endlich in Druck<lb/>
zu geben angefangen. Es &#x017F;ind wenig Lie-<lb/>
der, d. i. bloße zu eigner Erbauung aufge&#x017F;etzte<lb/>
Oden dabey, die mei&#x017F;te &#x017F;ind bey Gelegenheit ge-<lb/>
&#x017F;chrieben. Solten die&#x017F;e Nutzen &#x017F;chaffen, &#x017F;o ko&#x0364;n-<lb/>
nen etwa in einem 2ten oder 3ten Theile die u&#x0364;bri-<lb/>
ge Oden und weitla&#x0364;uffigere Stu&#x0364;cke er&#x017F;cheinen. Jch<lb/>
bin jetzo u&#x0364;berhaupt in den be&#x017F;chwehrlichen Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den <hi rendition="#fr">gedruckt</hi> zu werden. Es i&#x017F;t mir recht be-<lb/>
&#x017F;chwehrlich, denn &#x017F;o gut es immer gemeynet &#x017F;eyn<lb/>
mag, &#x017F;o &#x017F;ehr werde ich offt dadurch gemißhandelt<lb/>
und ver&#x017F;tellet. Jch finde mich derhalben geno&#x0364;thi-<lb/>
get, ein und anders, was ich vielleicht verlohren<lb/>
oder verge&#x017F;&#x017F;en, oder doch an mir behalten ha&#x0364;tte,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t heraus zugeben, damit es nicht ge&#x017F;tu&#x0364;mmelt,<lb/>
vermehrt, vera&#x0364;ndert oder vermi&#x017F;cht werde, oder oh-<lb/>
ne Auswahl, oder doch au&#x017F;&#x017F;er dem rechten Ort,<lb/>
Zeit und Um&#x017F;ta&#x0364;nden zum Vor&#x017F;chein kom-<lb/>
me.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">a 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0005] Vorrede. Da habe ich, nach ſechs jaͤhriger Verzoͤge- rung, meine Gedichte endlich in Druck zu geben angefangen. Es ſind wenig Lie- der, d. i. bloße zu eigner Erbauung aufgeſetzte Oden dabey, die meiſte ſind bey Gelegenheit ge- ſchrieben. Solten dieſe Nutzen ſchaffen, ſo koͤn- nen etwa in einem 2ten oder 3ten Theile die uͤbri- ge Oden und weitlaͤuffigere Stuͤcke erſcheinen. Jch bin jetzo uͤberhaupt in den beſchwehrlichen Umſtaͤn- den gedruckt zu werden. Es iſt mir recht be- ſchwehrlich, denn ſo gut es immer gemeynet ſeyn mag, ſo ſehr werde ich offt dadurch gemißhandelt und verſtellet. Jch finde mich derhalben genoͤthi- get, ein und anders, was ich vielleicht verlohren oder vergeſſen, oder doch an mir behalten haͤtte, ſelbſt heraus zugeben, damit es nicht geſtuͤmmelt, vermehrt, veraͤndert oder vermiſcht werde, oder oh- ne Auswahl, oder doch auſſer dem rechten Ort, Zeit und Umſtaͤnden zum Vorſchein kom- me. Die a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/5
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/5>, abgerufen am 30.12.2024.