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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Kurtzbündige
ben/ daß es keine hängende Tohre gewesen: son-
dern hundert unter der stadt hin gantz überwölbete
Schwibbogen;
dadurch die Könige ihre völker
gleichsam unsichtbar aus der stadt/ und wieder hinein
führen können. Wieder andere halten diese 100 tohre
vor so viel fürstliche Schlösser: noch andere vor so viel
Prunktühren der Götzenheuser; oder auch Pfer-
deställe/
bei dem Niele/ da man in einem ieden 200
pferde gestallet. Von der macht dieser herlichen Stadt
sagt Kato bei dem Steff an von Bizantz/ daß sie
30300 Dörfer/ 700000 Menschen/ 3700 morgen lan-
des/ und 400 wälsche meilen in ihrer länge/ begriffen;
und Eustatius schreibet dieser länge noch 20 wälsche
meilen mehr zu: da doch Strabo im 17 b. welches
auch gleublicher/ nur 80 zehlet; ja Diodor ihren üm-
kreus auf 140 ümschränket. Aber hiervon schreibet
Bochart/ in seinem Faleg am 314 und 315 blate/
ausfürlicher. Zu Strabons zeiten lag diese präch-
tige stadt schon über einen hauffen/ und ward nur stük-
weise bewohnet.

Zur 3 zeile des 229 blats.

DAher ist das Griechische sprichwort: ek tou oran gi-
nesth[fremdsprachliches Material] to eran. Und wir sagen fast eben auf den
schlag: durch schauen/ komt trauen. Ja eben da-
her gebrauchet der berühmteste Schauspielschreiber un-
ter den Lateinern/ vor charissimus, das wort oculissi-
ms,
das ist/ einer den man nie aus den augen läs-
sel vor großer liebe;
mit einem worte/ der Aller-
lioste.
Dan die Augen seind die führer/ und zugleich
anzeiger der Liebe. Sehr ahrtig spielet Katullus/
wan er an seinen Mitbuhler schreibet:

Quinti, si tibi vis oculos debere Catullum,
aut aliud, quod charius est oculis:
eri-

Kurtzbuͤndige
ben/ daß es keine haͤngende Tohre geweſen: ſon-
dern hundert unter der ſtadt hin gantz uͤberwoͤlbete
Schwibbogen;
dadurch die Koͤnige ihre voͤlker
gleichſam unſichtbar aus der ſtadt/ und wieder hinein
fuͤhren koͤnnen. Wieder andere halten dieſe 100 tohre
vor ſo viel fuͤrſtliche Schloͤſſer: noch andere vor ſo viel
Prunktuͤhren der Goͤtzenheuſer; oder auch Pfer-
deſtaͤlle/
bei dem Niele/ da man in einem ieden 200
pferde geſtallet. Von der macht dieſer herlichen Stadt
ſagt Kato bei dem Steff an von Bizantz/ daß ſie
30300 Doͤrfer/ 700000 Menſchen/ 3700 morgen lan-
des/ und 400 waͤlſche meilen in ihrer laͤnge/ begriffen;
und Euſtatius ſchreibet dieſer laͤnge noch 20 waͤlſche
meilen mehr zu: da doch Strabo im 17 b. welches
auch gleublicher/ nur 80 zehlet; ja Diodor ihren uͤm-
kreus auf 140 uͤmſchraͤnket. Aber hiervon ſchreibet
Bochart/ in ſeinem Faleg am 314 und 315 blate/
ausfuͤrlicher. Zu Strabons zeiten lag dieſe praͤch-
tige ſtadt ſchon uͤber einen hauffen/ und ward nur ſtuͤk-
weiſe bewohnet.

Zur 3 zeile des 229 blats.

DAher iſt das Griechiſche ſprichwort: ἐκ τοῦ ὀρᾷν γί-
νεσϑ[fremdsprachliches Material] τὸ ἐρᾷν. Und wir ſagen faſt eben auf den
ſchlag: durch ſchauen/ komt trauen. Ja eben da-
her gebrauchet der beruͤhmteſte Schauſpielſchreiber un-
ter den Lateinern/ vor chariſſimus, das wort oculiſſi-
ms,
das iſt/ einer den man nie aus den augen laͤſ-
ſel vor großer liebe;
mit einem worte/ der Aller-
lioſte.
Dan die Augen ſeind die fuͤhrer/ und zugleich
anzeiger der Liebe. Sehr ahrtig ſpielet Katullus/
wan er an ſeinen Mitbuhler ſchreibet:

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[500/0524] Kurtzbuͤndige ben/ daß es keine haͤngende Tohre geweſen: ſon- dern hundert unter der ſtadt hin gantz uͤberwoͤlbete Schwibbogen; dadurch die Koͤnige ihre voͤlker gleichſam unſichtbar aus der ſtadt/ und wieder hinein fuͤhren koͤnnen. Wieder andere halten dieſe 100 tohre vor ſo viel fuͤrſtliche Schloͤſſer: noch andere vor ſo viel Prunktuͤhren der Goͤtzenheuſer; oder auch Pfer- deſtaͤlle/ bei dem Niele/ da man in einem ieden 200 pferde geſtallet. Von der macht dieſer herlichen Stadt ſagt Kato bei dem Steff an von Bizantz/ daß ſie 30300 Doͤrfer/ 700000 Menſchen/ 3700 morgen lan- des/ und 400 waͤlſche meilen in ihrer laͤnge/ begriffen; und Euſtatius ſchreibet dieſer laͤnge noch 20 waͤlſche meilen mehr zu: da doch Strabo im 17 b. welches auch gleublicher/ nur 80 zehlet; ja Diodor ihren uͤm- kreus auf 140 uͤmſchraͤnket. Aber hiervon ſchreibet Bochart/ in ſeinem Faleg am 314 und 315 blate/ ausfuͤrlicher. Zu Strabons zeiten lag dieſe praͤch- tige ſtadt ſchon uͤber einen hauffen/ und ward nur ſtuͤk- weiſe bewohnet. Zur 3 zeile des 229 blats. DAher iſt das Griechiſche ſprichwort: ἐκ τοῦ ὀρᾷν γί- νεσϑ_ τὸ ἐρᾷν. Und wir ſagen faſt eben auf den ſchlag: durch ſchauen/ komt trauen. Ja eben da- her gebrauchet der beruͤhmteſte Schauſpielſchreiber un- ter den Lateinern/ vor chariſſimus, das wort oculiſſi- ms, das iſt/ einer den man nie aus den augen laͤſ- ſel vor großer liebe; mit einem worte/ der Aller- lioſte. Dan die Augen ſeind die fuͤhrer/ und zugleich anzeiger der Liebe. Sehr ahrtig ſpielet Katullus/ wan er an ſeinen Mitbuhler ſchreibet: Quinti, ſi tibi vis oculos debere Catullum, aut aliud, quod charius eſt oculis: eri-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/524>, abgerufen am 23.11.2024.