Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.Die LXXXVII. Frag. Warum verzeihen/ oder vergeben/ die Jünglinge leichter/ als die Alten? DJeweil die Jünglinge eine
Hergegen die Alten von Natur trucken/ kalt/ zum
Die LXXXVII. Frag. Warum verzeihen/ oder vergeben/ die Juͤnglinge leichter/ als die Alten? DJeweil die Juͤnglinge eine
Hergegen die Alten von Natur trucken/ kalt/ zum
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Die LXXXVII. Frag.
Warum verzeihen/ oder vergeben/
die Juͤnglinge leichter/ als die
Alten?
DJeweil die Juͤnglinge eine
hitzige/ und zugleich feuchte Natur ha-
ben/ und bey denen die Geiſter vielfaltig
ſich bewegen/ und unbeſtaͤndig ſeyn; daher ſie bald
erzoͤrnet/ bald auch wider beguͤtiget werden. Wel-
ches auch der Poet Horatius zu erkennen gibt/ wañ
er/ de arte Poëtica, verſ 159. ſeq. alſo ſchreibet:
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ geſtit paribus colludere, & iram
Colligit, ac ponit temerè, & mutatur in horas
Imberbis juvenis.
Hergegen die Alten von Natur trucken/ kalt/
langſam/ ſeyn/ nicht ſobald zum Zorn bewegt/
aber/ wann ſie einmal erzoͤrnet/ nit ſo leichtlich wi-
der moͤgen verſoͤhnet werden; ſondern behalten
das angethane Unrecht/ und die Schmach/ lang
in ihrem Hertzen; werden auch nicht bald zur
Barmhertzigkeit bewegt. Darneben ſeyn die
Juͤnglinge von ſchwachem Verſtand/ als die der
Sachen wenig erfahren/ dencken denſelben/ was
es etwan mit ihnen fuͤr einen Ausgang gewinnen
moͤchte/ nicht groß nach; ſondern thun alles in
der Geche/ und koͤnnen dahero gar leichtlich/ auff
einen/ und andern Weg/ uͤberredet/ und gebracht/
zum
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