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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die LXXXV. Frag.
übel zu verdäuen/ den harten und zusammenziehen-
den Speisen/ essen solle. Als/ zum Exempel/ der
Butter/ so öffnet/ iß nicht auff die letzt/ sondern an-
fangs: hergegen ein guter gedigener/ oder etwas
harter Käß/ auff die letzt zu essen. Dann er schleust
den Magen; daher er auch deß Magens Sigill ge-
nant wird.

Endlich nimbt man auch die eingewurtzelte
Gewonheit/ wann man nemlich zu essen pfleget/ in
acht; in deme Theils umb 10. oder 11. andere
erst umb 12. und Nachts/ umb 6. 7. oder 8. 9.
und theils noch spätter (wie es an etlichen Orten
im Brauch seyn solle) Mahlzeit halten/ so nicht
leichtlich zu ändern; gleichwol auch nicht so streng
darüber zu halten/ daß man nicht bißweilen von
derselben/ wann es eine offenbare Ursach/ oder die
Noht erforderte/ abweichen dörffte.

Die LXXXV. Frag/
Was ist von denen zu halten/ so lang
ohne Speise gelebt haben?

ES finden sich unterschiedliche Fa-
sten/ als 1. ein gantz Göttlichs/ und rech-
tes Wunderwerck/ so gesunden Leuten/ zu
Gottes Ehr und zu Bestätigung der Wahrheit/ be-
gegnet/ wie auß der heiligen Schrifft zu er sehen.
2. Teufflische Verblendungen; wie dergleichen
Beyspiel Wierus de praestig. Doemonum, und

andere

Die LXXXV. Frag.
uͤbel zu verdaͤuen/ den harten und zuſammenziehen-
den Speiſen/ eſſen ſolle. Als/ zum Exempel/ der
Butter/ ſo oͤffnet/ iß nicht auff die letzt/ ſondern an-
fangs: hergegen ein guter gedigener/ oder etwas
harter Kaͤß/ auff die letzt zu eſſen. Dann er ſchleuſt
den Magen; daher er auch deß Magens Sigill ge-
nant wird.

Endlich nimbt man auch die eingewurtzelte
Gewonheit/ wann man nemlich zu eſſen pfleget/ in
acht; in deme Theils umb 10. oder 11. andere
erſt umb 12. und Nachts/ umb 6. 7. oder 8. 9.
und theils noch ſpaͤtter (wie es an etlichen Orten
im Brauch ſeyn ſolle) Mahlzeit halten/ ſo nicht
leichtlich zu aͤndern; gleichwol auch nicht ſo ſtreng
daruͤber zu halten/ daß man nicht bißweilen von
derſelben/ wann es eine offenbare Urſach/ oder die
Noht erforderte/ abweichen doͤrffte.

Die LXXXV. Frag/
Was iſt von denen zu halten/ ſo lang
ohne Speiſe gelebt haben?

ES finden ſich unterſchiedliche Fa-
ſten/ als 1. ein gantz Goͤttlichs/ und rech-
tes Wunderwerck/ ſo geſunden Leuten/ zu
Gottes Ehr und zu Beſtaͤtigung der Wahrheit/ be-
gegnet/ wie auß der heiligen Schrifft zu er ſehen.
2. Teuffliſche Verblendungen; wie dergleichen
Beyſpiel Wierus de præſtig. Dœmonum, und

andere
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[320/0336] Die LXXXV. Frag. uͤbel zu verdaͤuen/ den harten und zuſammenziehen- den Speiſen/ eſſen ſolle. Als/ zum Exempel/ der Butter/ ſo oͤffnet/ iß nicht auff die letzt/ ſondern an- fangs: hergegen ein guter gedigener/ oder etwas harter Kaͤß/ auff die letzt zu eſſen. Dann er ſchleuſt den Magen; daher er auch deß Magens Sigill ge- nant wird. Endlich nimbt man auch die eingewurtzelte Gewonheit/ wann man nemlich zu eſſen pfleget/ in acht; in deme Theils umb 10. oder 11. andere erſt umb 12. und Nachts/ umb 6. 7. oder 8. 9. und theils noch ſpaͤtter (wie es an etlichen Orten im Brauch ſeyn ſolle) Mahlzeit halten/ ſo nicht leichtlich zu aͤndern; gleichwol auch nicht ſo ſtreng daruͤber zu halten/ daß man nicht bißweilen von derſelben/ wann es eine offenbare Urſach/ oder die Noht erforderte/ abweichen doͤrffte. Die LXXXV. Frag/ Was iſt von denen zu halten/ ſo lang ohne Speiſe gelebt haben? ES finden ſich unterſchiedliche Fa- ſten/ als 1. ein gantz Goͤttlichs/ und rech- tes Wunderwerck/ ſo geſunden Leuten/ zu Gottes Ehr und zu Beſtaͤtigung der Wahrheit/ be- gegnet/ wie auß der heiligen Schrifft zu er ſehen. 2. Teuffliſche Verblendungen; wie dergleichen Beyſpiel Wierus de præſtig. Dœmonum, und andere

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/336>, abgerufen am 21.11.2024.