niell'schen Kette nie ganz unverändert bleibt; um vollkommen vergleichbare Zahlen zu erhalten, muss daher w1 durch einen besonderen Versuch in Einheiten der Rheo- statenlänge bestimmt werden.
Die Methode der Compensation hat den Vortheil, dass mit ihr auch sehr schwa- che und inconstante elektromotorische Kräfte, wie z. B. die an den Berührungsstellen des abgezweigten Stromes vorhandenen elektromotorischen Kräfte der Muskeln, ge- messen werden können, natürlich geben die letzteren, wie wir früher (in §. 316) her- vorhoben, über die Grösse der elektromotorischen Kräfte im Innern des Muskels kei- nen Aufschluss. Für die thierisch-elektrischen Versuche hat du Bois-Reymond einen besonderen Compensator nach dem oben erläuterten Princip construirt.
Viertes Capitel. Wirkungen des elektrischen Stromes.
Der Entladungsstrom ist mit Licht- und Wärmeeffecten, sowie321 Wirkungen des Entladungs- stroms. mit mechanischen Wirkungen verbunden. Je nach den Metallen, zwi- schen welchen er überspringt, ist der elektrische Funke verschieden gefärbt, und das Spektrum desselben stimmt, wie Kirchhoff gezeigt hat, mit dem Spektrum des betreffenden Metalldampfes überein. (S. §. 170). Durch seine Wärmeentwicklung kann der Entladungs- schlag leicht brennbare Körper entzünden. In grossartigem Maass- stabe zeigt uns der Blitz diese Wirkungen. Verbindet man die mit entgegengesetzten Elektricitäten geladenen Conductoren durch einen metallischen Schliessungsbogen, so erwärmt sich der letztere und schmilzt, wenn die elektrische Spannung sehr gross ist, unter Glüher- scheinungen. Nach den Versuchen von Riess ist die Temperaturer- höhung des Schliessungsbogens dem Quadrat der in der Batterie ent- haltenen Elektricitätsmenge direct und der Oberfläche der Batterie um- gekehrt proportional. Vergleicht man verschiedene Schliessungsdrähte, so steht die Erwärmung im directen Verhältniss zur Grösse des Quer- schnitts, im umgekehrten zur Länge, und ist ausserdem abhängig von einer das Leitungsvermögen des betreffenden Metalls angebenden Constanten.
Die mechanischen Wirkungen des Entladungsstroms machen sich zunächst an der den Conductor umgebenden Luft bemerklich. Lässt man den Conductor in eine Spitze enden, so ist das Ausströmen der Elektricität mit einem fortwährenden Luftstrom verbunden, indem die Lufttheilchen, welche die Elektricität der Spitze angenommen haben, abgestossen werden. Bei der plötzlichen Entladung wird die Luft heftig erschüttert und erzeugt dadurch einen mehr oder weniger inten- siven Schall. Leichte Körper werden durch diese Erschütterung zur Seite geworfen. Feste Isolatoren werden, wenn sie in den Schlies- sungsbogen gebracht sind, durchbohrt oder zertrümmert. Ist die elek- trische Spannung so gross, dass der Schliessungsbogen zum Schmelzen
Wirkungen des elektrischen Stroms.
niell’schen Kette nie ganz unverändert bleibt; um vollkommen vergleichbare Zahlen zu erhalten, muss daher w1 durch einen besonderen Versuch in Einheiten der Rheo- statenlänge bestimmt werden.
Die Methode der Compensation hat den Vortheil, dass mit ihr auch sehr schwa- che und inconstante elektromotorische Kräfte, wie z. B. die an den Berührungsstellen des abgezweigten Stromes vorhandenen elektromotorischen Kräfte der Muskeln, ge- messen werden können, natürlich geben die letzteren, wie wir früher (in §. 316) her- vorhoben, über die Grösse der elektromotorischen Kräfte im Innern des Muskels kei- nen Aufschluss. Für die thierisch-elektrischen Versuche hat du Bois-Reymond einen besonderen Compensator nach dem oben erläuterten Princip construirt.
Viertes Capitel. Wirkungen des elektrischen Stromes.
Der Entladungsstrom ist mit Licht- und Wärmeeffecten, sowie321 Wirkungen des Entladungs- stroms. mit mechanischen Wirkungen verbunden. Je nach den Metallen, zwi- schen welchen er überspringt, ist der elektrische Funke verschieden gefärbt, und das Spektrum desselben stimmt, wie Kirchhoff gezeigt hat, mit dem Spektrum des betreffenden Metalldampfes überein. (S. §. 170). Durch seine Wärmeentwicklung kann der Entladungs- schlag leicht brennbare Körper entzünden. In grossartigem Maass- stabe zeigt uns der Blitz diese Wirkungen. Verbindet man die mit entgegengesetzten Elektricitäten geladenen Conductoren durch einen metallischen Schliessungsbogen, so erwärmt sich der letztere und schmilzt, wenn die elektrische Spannung sehr gross ist, unter Glüher- scheinungen. Nach den Versuchen von Riess ist die Temperaturer- höhung des Schliessungsbogens dem Quadrat der in der Batterie ent- haltenen Elektricitätsmenge direct und der Oberfläche der Batterie um- gekehrt proportional. Vergleicht man verschiedene Schliessungsdrähte, so steht die Erwärmung im directen Verhältniss zur Grösse des Quer- schnitts, im umgekehrten zur Länge, und ist ausserdem abhängig von einer das Leitungsvermögen des betreffenden Metalls angebenden Constanten.
Die mechanischen Wirkungen des Entladungsstroms machen sich zunächst an der den Conductor umgebenden Luft bemerklich. Lässt man den Conductor in eine Spitze enden, so ist das Ausströmen der Elektricität mit einem fortwährenden Luftstrom verbunden, indem die Lufttheilchen, welche die Elektricität der Spitze angenommen haben, abgestossen werden. Bei der plötzlichen Entladung wird die Luft heftig erschüttert und erzeugt dadurch einen mehr oder weniger inten- siven Schall. Leichte Körper werden durch diese Erschütterung zur Seite geworfen. Feste Isolatoren werden, wenn sie in den Schlies- sungsbogen gebracht sind, durchbohrt oder zertrümmert. Ist die elek- trische Spannung so gross, dass der Schliessungsbogen zum Schmelzen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0507"n="485"/><fwplace="top"type="header">Wirkungen des elektrischen Stroms.</fw><lb/><hirendition="#g">niell</hi>’schen Kette nie ganz unverändert bleibt; um vollkommen vergleichbare Zahlen<lb/>
zu erhalten, muss daher w<hirendition="#sub">1</hi> durch einen besonderen Versuch in Einheiten der Rheo-<lb/>
statenlänge bestimmt werden.</p><lb/><p>Die Methode der Compensation hat den Vortheil, dass mit ihr auch sehr schwa-<lb/>
che und inconstante elektromotorische Kräfte, wie z. B. die an den Berührungsstellen<lb/>
des abgezweigten Stromes vorhandenen elektromotorischen Kräfte der Muskeln, ge-<lb/>
messen werden können, natürlich geben die letzteren, wie wir früher (in §. 316) her-<lb/>
vorhoben, über die Grösse der elektromotorischen Kräfte im Innern des Muskels kei-<lb/>
nen Aufschluss. Für die thierisch-elektrischen Versuche hat <hirendition="#g">du Bois-Reymond</hi><lb/>
einen besonderen Compensator nach dem oben erläuterten Princip construirt.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Viertes Capitel</hi>.<lb/>
Wirkungen des elektrischen Stromes.</head><lb/><p>Der Entladungsstrom ist mit Licht- und Wärmeeffecten, sowie<noteplace="right">321<lb/>
Wirkungen des<lb/>
Entladungs-<lb/>
stroms.</note><lb/>
mit mechanischen Wirkungen verbunden. Je nach den Metallen, zwi-<lb/>
schen welchen er überspringt, ist der elektrische Funke verschieden<lb/>
gefärbt, und das Spektrum desselben stimmt, wie <hirendition="#g">Kirchhoff</hi> gezeigt<lb/>
hat, mit dem Spektrum des betreffenden Metalldampfes überein.<lb/>
(S. §. 170). Durch seine Wärmeentwicklung kann der Entladungs-<lb/>
schlag leicht brennbare Körper entzünden. In grossartigem Maass-<lb/>
stabe zeigt uns der Blitz diese Wirkungen. Verbindet man die mit<lb/>
entgegengesetzten Elektricitäten geladenen Conductoren durch einen<lb/>
metallischen Schliessungsbogen, so erwärmt sich der letztere und<lb/>
schmilzt, wenn die elektrische Spannung sehr gross ist, unter Glüher-<lb/>
scheinungen. Nach den Versuchen von <hirendition="#g">Riess</hi> ist die Temperaturer-<lb/>
höhung des Schliessungsbogens dem Quadrat der in der Batterie ent-<lb/>
haltenen Elektricitätsmenge direct und der Oberfläche der Batterie um-<lb/>
gekehrt proportional. Vergleicht man verschiedene Schliessungsdrähte,<lb/>
so steht die Erwärmung im directen Verhältniss zur Grösse des Quer-<lb/>
schnitts, im umgekehrten zur Länge, und ist ausserdem abhängig von<lb/>
einer das Leitungsvermögen des betreffenden Metalls angebenden<lb/>
Constanten.</p><lb/><p>Die mechanischen Wirkungen des Entladungsstroms machen sich<lb/>
zunächst an der den Conductor umgebenden Luft bemerklich. Lässt<lb/>
man den Conductor in eine Spitze enden, so ist das Ausströmen der<lb/>
Elektricität mit einem fortwährenden Luftstrom verbunden, indem die<lb/>
Lufttheilchen, welche die Elektricität der Spitze angenommen haben,<lb/>
abgestossen werden. Bei der plötzlichen Entladung wird die Luft<lb/>
heftig erschüttert und erzeugt dadurch einen mehr oder weniger inten-<lb/>
siven Schall. Leichte Körper werden durch diese Erschütterung zur<lb/>
Seite geworfen. Feste Isolatoren werden, wenn sie in den Schlies-<lb/>
sungsbogen gebracht sind, durchbohrt oder zertrümmert. Ist die elek-<lb/>
trische Spannung so gross, dass der Schliessungsbogen zum Schmelzen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[485/0507]
Wirkungen des elektrischen Stroms.
niell’schen Kette nie ganz unverändert bleibt; um vollkommen vergleichbare Zahlen
zu erhalten, muss daher w1 durch einen besonderen Versuch in Einheiten der Rheo-
statenlänge bestimmt werden.
Die Methode der Compensation hat den Vortheil, dass mit ihr auch sehr schwa-
che und inconstante elektromotorische Kräfte, wie z. B. die an den Berührungsstellen
des abgezweigten Stromes vorhandenen elektromotorischen Kräfte der Muskeln, ge-
messen werden können, natürlich geben die letzteren, wie wir früher (in §. 316) her-
vorhoben, über die Grösse der elektromotorischen Kräfte im Innern des Muskels kei-
nen Aufschluss. Für die thierisch-elektrischen Versuche hat du Bois-Reymond
einen besonderen Compensator nach dem oben erläuterten Princip construirt.
Viertes Capitel.
Wirkungen des elektrischen Stromes.
Der Entladungsstrom ist mit Licht- und Wärmeeffecten, sowie
mit mechanischen Wirkungen verbunden. Je nach den Metallen, zwi-
schen welchen er überspringt, ist der elektrische Funke verschieden
gefärbt, und das Spektrum desselben stimmt, wie Kirchhoff gezeigt
hat, mit dem Spektrum des betreffenden Metalldampfes überein.
(S. §. 170). Durch seine Wärmeentwicklung kann der Entladungs-
schlag leicht brennbare Körper entzünden. In grossartigem Maass-
stabe zeigt uns der Blitz diese Wirkungen. Verbindet man die mit
entgegengesetzten Elektricitäten geladenen Conductoren durch einen
metallischen Schliessungsbogen, so erwärmt sich der letztere und
schmilzt, wenn die elektrische Spannung sehr gross ist, unter Glüher-
scheinungen. Nach den Versuchen von Riess ist die Temperaturer-
höhung des Schliessungsbogens dem Quadrat der in der Batterie ent-
haltenen Elektricitätsmenge direct und der Oberfläche der Batterie um-
gekehrt proportional. Vergleicht man verschiedene Schliessungsdrähte,
so steht die Erwärmung im directen Verhältniss zur Grösse des Quer-
schnitts, im umgekehrten zur Länge, und ist ausserdem abhängig von
einer das Leitungsvermögen des betreffenden Metalls angebenden
Constanten.
321
Wirkungen des
Entladungs-
stroms.
Die mechanischen Wirkungen des Entladungsstroms machen sich
zunächst an der den Conductor umgebenden Luft bemerklich. Lässt
man den Conductor in eine Spitze enden, so ist das Ausströmen der
Elektricität mit einem fortwährenden Luftstrom verbunden, indem die
Lufttheilchen, welche die Elektricität der Spitze angenommen haben,
abgestossen werden. Bei der plötzlichen Entladung wird die Luft
heftig erschüttert und erzeugt dadurch einen mehr oder weniger inten-
siven Schall. Leichte Körper werden durch diese Erschütterung zur
Seite geworfen. Feste Isolatoren werden, wenn sie in den Schlies-
sungsbogen gebracht sind, durchbohrt oder zertrümmert. Ist die elek-
trische Spannung so gross, dass der Schliessungsbogen zum Schmelzen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/507>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.