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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von der Elektricität.
man dieselben an einander und schliesst sie dann, ähnlich wie in
Fig. 201 die durch ein feuchtes Tuch getrennten Metalle, zu einem
Kreis. Wird die Löthstelle a (Fig. 202) erwärmt, so entsteht ein
[Abbildung] Fig. 202.
Strom von einem Metall zum andern, der
so lange wie die Erwärmung anhält. Ein
Strom in derselben Richtung entsteht, wenn
statt dessen die Löthstelle b erkältet wird.
Dagegen wird ein Strom in entgegenge-
setzter Richtung hervorgerufen, wenn b er-
wärmt oder a erkältet wird. Nach der
Analogie mit der galvanischen Elektricität
nennt man dasjenige Metall negativ, gegen
welches sich von der erwärmten Löthstelle
aus der Strom positiver Elektricität bewegt.
Ist also z. B. a die erwärmte Löthstelle,
so ist das Metall a d b negativ, wenn der Strom in der durch den
Pfeil angedeuteten Richtung verläuft. Man hat so die Metalle nach
ihrem gegenseitigen Verhalten bei der Erwärmung in ähnlicher Weise
in eine Spannungsreihe geordnet wie nach ihrem gegenseitigen Ver-
halten in einer leitenden Flüssigkeit. Diese Reihe ist nach Seebeck,
wenn wir mit dem negativsten Metall beginnen und dem positivsten
schliessen, folgende: Wismuth, Blei, Zinn, Platin, Gold, Sil-
ber, Zink, Eisen, Antimon
.

Ueber die Anordnung der Metalle zu Thermoketten haben wir in der Lehre
von der Wärme (§. 271) bereits gehandelt.

Zweites Capitel.
Maass des elektrischen Zustandes.

303
Elektricitäts-
menge. Dichte
der Elektricität.
Gesetz der elek-
trischen Anzieh-
ung und Ab-
stossung.

Wir können ein Maass für die Elektricität nur aus den Wirkun-
gen derselben gewinnen. Schon im vorigen Cap. mussten wir uns
quantitativer Vorstellungen bedienen. Denn bei jeder Art von Elek-
tricitätserregung kann der hervorgerufene elektrische Zustand stärker
oder schwächer sein. Von der anfänglich aufgestellten Hypothese
über das Wesen der Elektricität ausgehend, nehmen wir an, der
Stärke des elektrischen Zustandes entspreche die Menge positiver
oder negativer Elektricität, die auf einem Körper vorhanden ist. Diese
Menge kann nun über eine grössere oder kleinere Oberfläche verbreitet
sein, die Stärke des elektrischen Zustandes ist daher abhängig von
der Dichte, in welcher sich die freie Elektricität angehäuft hat.
Wenn sich auf einer Fläche von bestimmter Grösse einmal eine dop-
pelt so grosse Elektricitätsmenge befindet als in einem andern Fall,
so ist die Dichte der Elektricität die doppelte. Bezeichnen wir also

Von der Elektricität.
man dieselben an einander und schliesst sie dann, ähnlich wie in
Fig. 201 die durch ein feuchtes Tuch getrennten Metalle, zu einem
Kreis. Wird die Löthstelle a (Fig. 202) erwärmt, so entsteht ein
[Abbildung] Fig. 202.
Strom von einem Metall zum andern, der
so lange wie die Erwärmung anhält. Ein
Strom in derselben Richtung entsteht, wenn
statt dessen die Löthstelle b erkältet wird.
Dagegen wird ein Strom in entgegenge-
setzter Richtung hervorgerufen, wenn b er-
wärmt oder a erkältet wird. Nach der
Analogie mit der galvanischen Elektricität
nennt man dasjenige Metall negativ, gegen
welches sich von der erwärmten Löthstelle
aus der Strom positiver Elektricität bewegt.
Ist also z. B. a die erwärmte Löthstelle,
so ist das Metall a d b negativ, wenn der Strom in der durch den
Pfeil angedeuteten Richtung verläuft. Man hat so die Metalle nach
ihrem gegenseitigen Verhalten bei der Erwärmung in ähnlicher Weise
in eine Spannungsreihe geordnet wie nach ihrem gegenseitigen Ver-
halten in einer leitenden Flüssigkeit. Diese Reihe ist nach Seebeck,
wenn wir mit dem negativsten Metall beginnen und dem positivsten
schliessen, folgende: Wismuth, Blei, Zinn, Platin, Gold, Sil-
ber, Zink, Eisen, Antimon
.

Ueber die Anordnung der Metalle zu Thermoketten haben wir in der Lehre
von der Wärme (§. 271) bereits gehandelt.

Zweites Capitel.
Maass des elektrischen Zustandes.

303
Elektricitäts-
menge. Dichte
der Elektricität.
Gesetz der elek-
trischen Anzieh-
ung und Ab-
stossung.

Wir können ein Maass für die Elektricität nur aus den Wirkun-
gen derselben gewinnen. Schon im vorigen Cap. mussten wir uns
quantitativer Vorstellungen bedienen. Denn bei jeder Art von Elek-
tricitätserregung kann der hervorgerufene elektrische Zustand stärker
oder schwächer sein. Von der anfänglich aufgestellten Hypothese
über das Wesen der Elektricität ausgehend, nehmen wir an, der
Stärke des elektrischen Zustandes entspreche die Menge positiver
oder negativer Elektricität, die auf einem Körper vorhanden ist. Diese
Menge kann nun über eine grössere oder kleinere Oberfläche verbreitet
sein, die Stärke des elektrischen Zustandes ist daher abhängig von
der Dichte, in welcher sich die freie Elektricität angehäuft hat.
Wenn sich auf einer Fläche von bestimmter Grösse einmal eine dop-
pelt so grosse Elektricitätsmenge befindet als in einem andern Fall,
so ist die Dichte der Elektricität die doppelte. Bezeichnen wir also

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[450/0472] Von der Elektricität. man dieselben an einander und schliesst sie dann, ähnlich wie in Fig. 201 die durch ein feuchtes Tuch getrennten Metalle, zu einem Kreis. Wird die Löthstelle a (Fig. 202) erwärmt, so entsteht ein [Abbildung Fig. 202.] Strom von einem Metall zum andern, der so lange wie die Erwärmung anhält. Ein Strom in derselben Richtung entsteht, wenn statt dessen die Löthstelle b erkältet wird. Dagegen wird ein Strom in entgegenge- setzter Richtung hervorgerufen, wenn b er- wärmt oder a erkältet wird. Nach der Analogie mit der galvanischen Elektricität nennt man dasjenige Metall negativ, gegen welches sich von der erwärmten Löthstelle aus der Strom positiver Elektricität bewegt. Ist also z. B. a die erwärmte Löthstelle, so ist das Metall a d b negativ, wenn der Strom in der durch den Pfeil angedeuteten Richtung verläuft. Man hat so die Metalle nach ihrem gegenseitigen Verhalten bei der Erwärmung in ähnlicher Weise in eine Spannungsreihe geordnet wie nach ihrem gegenseitigen Ver- halten in einer leitenden Flüssigkeit. Diese Reihe ist nach Seebeck, wenn wir mit dem negativsten Metall beginnen und dem positivsten schliessen, folgende: Wismuth, Blei, Zinn, Platin, Gold, Sil- ber, Zink, Eisen, Antimon. Ueber die Anordnung der Metalle zu Thermoketten haben wir in der Lehre von der Wärme (§. 271) bereits gehandelt. Zweites Capitel. Maass des elektrischen Zustandes. Wir können ein Maass für die Elektricität nur aus den Wirkun- gen derselben gewinnen. Schon im vorigen Cap. mussten wir uns quantitativer Vorstellungen bedienen. Denn bei jeder Art von Elek- tricitätserregung kann der hervorgerufene elektrische Zustand stärker oder schwächer sein. Von der anfänglich aufgestellten Hypothese über das Wesen der Elektricität ausgehend, nehmen wir an, der Stärke des elektrischen Zustandes entspreche die Menge positiver oder negativer Elektricität, die auf einem Körper vorhanden ist. Diese Menge kann nun über eine grössere oder kleinere Oberfläche verbreitet sein, die Stärke des elektrischen Zustandes ist daher abhängig von der Dichte, in welcher sich die freie Elektricität angehäuft hat. Wenn sich auf einer Fläche von bestimmter Grösse einmal eine dop- pelt so grosse Elektricitätsmenge befindet als in einem andern Fall, so ist die Dichte der Elektricität die doppelte. Bezeichnen wir also

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/472>, abgerufen am 22.12.2024.