Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Das Fernrohr. tung der Axe, sondern auch in etwas schräger Richtung beleuchten kann, um kleineUnebenheiten des Objectes an der Beschattung zu erkennen. Beides fordert, dass möglichst viele Strahlen von dem Object in das Linsensystem eintreten, dass also der Oeffnungswinkel gross ist. Da sich aber hierbei, wie oben bemerkt, die sphärische und chromatische Abweichung nicht so vollkommen vermeiden lassen, so ist es erklär- lich, dass ein Objectivsystem mit Zunahme seiner penetrirenden Kraft an definirender Kraft einbüsst. Während die früheren Mikroskope meist nur einen Oeffnungswinkel [Abbildung]
Fig. 140. von höchstens 70° besassen, ist man in neuerer Zeit bis gegen 150°gegangen. Man kann den Oeffnungswinkel eines Objectivsystems direct ermitteln, indem man auf die oberste (am entferntesten vom Object gelegene) Linse desselben parallele Strahlen fallen lässt und bestimmt, unter welchem Winkel die Randstrahlen des Strahlenbündels aus der untern Linse austreten. Dieser Winkel giebt dann auch diejenige Strahlenmenge an, welche, wenn sie auf die untere Linse auffällt, durch das ganze Objectivsystem hindurchtritt. Es ist also a p c (Fig. 140) dieser Winkel; alle schräger als p a und p c auffallenden Strahlen verschwinden auf dem Weg durch das Linsensystem. Sechszehntes Capitel. Das Fernrohr. Gleich dem Mikroskop besteht das Fernrohr aus Objectiv und193 Das astronomische oder Keppler'sche Fernrohr (Fig. 141) be- [Abbildung]
Fig. 141. steht aus einer achromatischen Sammellinse L von grosser Brennweiteund grossem Durchmesser. Diese entwirft von dem entfernten Gegen- stand, von welchem die Richtungsstrahlen a c, b c ausgehen, das ver- kleinerte und umgekehrte Bild a' b' an einem Ort, der ein wenig weiter als der Brennpunkt f von L entfernt liegt. Je entfernter das Das Fernrohr. tung der Axe, sondern auch in etwas schräger Richtung beleuchten kann, um kleineUnebenheiten des Objectes an der Beschattung zu erkennen. Beides fordert, dass möglichst viele Strahlen von dem Object in das Linsensystem eintreten, dass also der Oeffnungswinkel gross ist. Da sich aber hierbei, wie oben bemerkt, die sphärische und chromatische Abweichung nicht so vollkommen vermeiden lassen, so ist es erklär- lich, dass ein Objectivsystem mit Zunahme seiner penetrirenden Kraft an definirender Kraft einbüsst. Während die früheren Mikroskope meist nur einen Oeffnungswinkel [Abbildung]
Fig. 140. von höchstens 70° besassen, ist man in neuerer Zeit bis gegen 150°gegangen. Man kann den Oeffnungswinkel eines Objectivsystems direct ermitteln, indem man auf die oberste (am entferntesten vom Object gelegene) Linse desselben parallele Strahlen fallen lässt und bestimmt, unter welchem Winkel die Randstrahlen des Strahlenbündels aus der untern Linse austreten. Dieser Winkel giebt dann auch diejenige Strahlenmenge an, welche, wenn sie auf die untere Linse auffällt, durch das ganze Objectivsystem hindurchtritt. Es ist also a p c (Fig. 140) dieser Winkel; alle schräger als p a und p c auffallenden Strahlen verschwinden auf dem Weg durch das Linsensystem. Sechszehntes Capitel. Das Fernrohr. Gleich dem Mikroskop besteht das Fernrohr aus Objectiv und193 Das astronomische oder Keppler’sche Fernrohr (Fig. 141) be- [Abbildung]
Fig. 141. steht aus einer achromatischen Sammellinse L von grosser Brennweiteund grossem Durchmesser. Diese entwirft von dem entfernten Gegen- stand, von welchem die Richtungsstrahlen a c, b c ausgehen, das ver- kleinerte und umgekehrte Bild a' b' an einem Ort, der ein wenig weiter als der Brennpunkt f von L entfernt liegt. Je entfernter das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0315" n="293"/><fw place="top" type="header">Das Fernrohr.</fw><lb/> tung der Axe, sondern auch in etwas schräger Richtung beleuchten kann, um kleine<lb/> Unebenheiten des Objectes an der Beschattung zu erkennen. Beides fordert, dass<lb/> möglichst viele Strahlen von dem Object in das Linsensystem eintreten, dass also der<lb/> Oeffnungswinkel gross ist. Da sich aber hierbei, wie oben bemerkt, die sphärische<lb/> und chromatische Abweichung nicht so vollkommen vermeiden lassen, so ist es erklär-<lb/> lich, dass ein Objectivsystem mit Zunahme seiner penetrirenden Kraft an definirender<lb/> Kraft einbüsst. Während die früheren Mikroskope meist nur einen Oeffnungswinkel<lb/><figure><head>Fig. 140.</head></figure><lb/> von höchstens 70° besassen, ist man in neuerer Zeit bis gegen 150°<lb/> gegangen. Man kann den Oeffnungswinkel eines Objectivsystems direct<lb/> ermitteln, indem man auf die <hi rendition="#g">oberste</hi> (am entferntesten vom Object<lb/> gelegene) Linse desselben parallele Strahlen fallen lässt und bestimmt,<lb/> unter welchem Winkel die Randstrahlen des Strahlenbündels aus der<lb/><hi rendition="#g">untern</hi> Linse austreten. Dieser Winkel giebt dann auch diejenige<lb/> Strahlenmenge an, welche, wenn sie auf die untere Linse auffällt, durch<lb/> das ganze Objectivsystem hindurchtritt. Es ist also a p c (Fig. 140)<lb/> dieser Winkel; alle schräger als p a und p c auffallenden Strahlen<lb/> verschwinden auf dem Weg durch das Linsensystem.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Sechszehntes Capitel.<lb/> Das Fernrohr</hi>.</head><lb/> <p>Gleich dem Mikroskop besteht das Fernrohr aus Objectiv und<note place="right">193<lb/> Astronomisches<lb/> Fernrohr.</note><lb/> Ocular. Durch das erstere wird von einem in grosser Ferne befind-<lb/> lichen Gegenstand nahe dem Brennpunkt ein verkleinertes umgekehr-<lb/> tes Bild entworfen, welches dann durch die gleich einer Lupe wir-<lb/> kende Ocularlinse betrachtet wird. Damit ein lichtstarkes und nicht<lb/> allzu kleines Bild entsteht, muss die Objectivlinse des Fernrohrs eine<lb/> beträchtliche Brennweite besitzen. Während daher die Bestrebungen<lb/> bei der Herstellung der Mikroskope darauf gerichtet sind, Objective<lb/> von möglichst kleiner Brennweite zu erzeugen, sucht man die Lei-<lb/> stungsfähigkeit der Fernröhre durch Objective von grosser Brennweite<lb/> und grossem Oeffnungswinkel zu erhöhen.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">astronomische</hi> oder <hi rendition="#g">Keppler</hi>’sche Fernrohr (Fig. 141) be-<lb/><figure><head>Fig. 141.</head></figure><lb/> steht aus einer achromatischen Sammellinse L von grosser Brennweite<lb/> und grossem Durchmesser. Diese entwirft von dem entfernten Gegen-<lb/> stand, von welchem die Richtungsstrahlen a c, b c ausgehen, das ver-<lb/> kleinerte und umgekehrte Bild a' b' an einem Ort, der ein wenig<lb/> weiter als der Brennpunkt f von L entfernt liegt. Je entfernter das<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0315]
Das Fernrohr.
tung der Axe, sondern auch in etwas schräger Richtung beleuchten kann, um kleine
Unebenheiten des Objectes an der Beschattung zu erkennen. Beides fordert, dass
möglichst viele Strahlen von dem Object in das Linsensystem eintreten, dass also der
Oeffnungswinkel gross ist. Da sich aber hierbei, wie oben bemerkt, die sphärische
und chromatische Abweichung nicht so vollkommen vermeiden lassen, so ist es erklär-
lich, dass ein Objectivsystem mit Zunahme seiner penetrirenden Kraft an definirender
Kraft einbüsst. Während die früheren Mikroskope meist nur einen Oeffnungswinkel
[Abbildung Fig. 140.]
von höchstens 70° besassen, ist man in neuerer Zeit bis gegen 150°
gegangen. Man kann den Oeffnungswinkel eines Objectivsystems direct
ermitteln, indem man auf die oberste (am entferntesten vom Object
gelegene) Linse desselben parallele Strahlen fallen lässt und bestimmt,
unter welchem Winkel die Randstrahlen des Strahlenbündels aus der
untern Linse austreten. Dieser Winkel giebt dann auch diejenige
Strahlenmenge an, welche, wenn sie auf die untere Linse auffällt, durch
das ganze Objectivsystem hindurchtritt. Es ist also a p c (Fig. 140)
dieser Winkel; alle schräger als p a und p c auffallenden Strahlen
verschwinden auf dem Weg durch das Linsensystem.
Sechszehntes Capitel.
Das Fernrohr.
Gleich dem Mikroskop besteht das Fernrohr aus Objectiv und
Ocular. Durch das erstere wird von einem in grosser Ferne befind-
lichen Gegenstand nahe dem Brennpunkt ein verkleinertes umgekehr-
tes Bild entworfen, welches dann durch die gleich einer Lupe wir-
kende Ocularlinse betrachtet wird. Damit ein lichtstarkes und nicht
allzu kleines Bild entsteht, muss die Objectivlinse des Fernrohrs eine
beträchtliche Brennweite besitzen. Während daher die Bestrebungen
bei der Herstellung der Mikroskope darauf gerichtet sind, Objective
von möglichst kleiner Brennweite zu erzeugen, sucht man die Lei-
stungsfähigkeit der Fernröhre durch Objective von grosser Brennweite
und grossem Oeffnungswinkel zu erhöhen.
193
Astronomisches
Fernrohr.
Das astronomische oder Keppler’sche Fernrohr (Fig. 141) be-
[Abbildung Fig. 141.]
steht aus einer achromatischen Sammellinse L von grosser Brennweite
und grossem Durchmesser. Diese entwirft von dem entfernten Gegen-
stand, von welchem die Richtungsstrahlen a c, b c ausgehen, das ver-
kleinerte und umgekehrte Bild a' b' an einem Ort, der ein wenig
weiter als der Brennpunkt f von L entfernt liegt. Je entfernter das
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