Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.Erklärung. Olim erat in coelis mens libera, 2. Mur- mura latrent in terris: 3. Eadem libera semper erit. WElt und Sonne war zu bett'/ als ich lag auf meinem Lager. Unter-Tags hatt' ich zuvor mich gekränket krank und mager: ich war neidisch/ ich war zornig auf der bösen Buben Glück; ich war leidig/ ob der Frommen ihrem Leid und Mißgeschick. Andre schlieffen; aber mich ließ mein Denken gar nit schlaffen. Warum teihlet Gott nit auß/ nach Verdienste/ Lohn und Straffen? warum muß es/ wol den Bösen/ und den Frommen übel gehn? und wie daß Er/ der Gerechte/ lässet was nit recht geschehn? Als ich also dacht' und lag'/ hört' ich draussen ein Gebelle. Jch stund' auf/ und wolte sehn/ was es wär vor ein Geschälle. Bald befand ich/ das anbellte/ Wachtel mein getreuer Hund/ die begläntzte Nacht-Laterne/ deß gefüllten Mon- des Mund. Bald A
Erklaͤrung. Olim erat in cœlis mens libera, 2. Mur- mura latrent in terris: 3. Eadem libera ſemper erit. WElt und Sonne war zu bett’/ als ich lag auf meinem Lager. Unter-Tags hatt’ ich zuvor mich gekraͤnket krank und mager: ich war neidiſch/ ich war zornig auf der boͤſen Buben Gluͤck; ich war leidig/ ob der Frommen ihrem Leid und Mißgeſchick. Andre ſchlieffen; aber mich ließ mein Denken gar nit ſchlaffen. Warum teihlet Gott nit auß/ nach Verdienſte/ Lohn und Straffen? warum muß es/ wol den Boͤſen/ und den From̃en uͤbel gehn? und wie daß Er/ der Gerechte/ laͤſſet was nit recht geſchehn? Als ich alſo dacht’ und lag’/ hoͤrt’ ich drauſſen ein Gebelle. Jch ſtund’ auf/ und wolte ſehn/ was es waͤr vor ein Geſchaͤlle. Bald befand ich/ das anbellte/ Wachtel mein getreuer Hund/ die beglaͤntzte Nacht-Laterne/ deß gefüllten Mon- des Mund. Bald A
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Erklaͤrung.
Olim erat in cœlis mens libera, 2. Mur-
mura latrent
in terris: 3. Eadem libera ſemper erit.
WElt und Sonne war zu bett’/ als ich lag auf
meinem Lager.
Unter-Tags hatt’ ich zuvor mich gekraͤnket krank
und mager:
ich war neidiſch/ ich war zornig auf der boͤſen
Buben Gluͤck;
ich war leidig/ ob der Frommen ihrem Leid und
Mißgeſchick.
Andre ſchlieffen; aber mich ließ mein Denken gar
nit ſchlaffen.
Warum teihlet Gott nit auß/ nach Verdienſte/
Lohn und Straffen?
warum muß es/ wol den Boͤſen/ und den From̃en
uͤbel gehn?
und wie daß Er/ der Gerechte/ laͤſſet was nit recht
geſchehn?
Als ich alſo dacht’ und lag’/ hoͤrt’ ich drauſſen ein
Gebelle.
Jch ſtund’ auf/ und wolte ſehn/ was es waͤr vor
ein Geſchaͤlle.
Bald befand ich/ das anbellte/ Wachtel mein
getreuer Hund/
die beglaͤntzte Nacht-Laterne/ deß gefüllten Mon-
des Mund.
Bald
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Zitationshilfe: | Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/59>, abgerufen am 03.03.2025. |