handeln, wenn auch gleich nöthig wäre ein Schrecken zu machen. Ja aus der Art, wie das Recht über die Person der Fein- de entspringt, ist ferner klar, daß man die Feinde nicht tödten könne, weil sie tapfern Widerstand gethan; vielweni- ger aber kann man einige deswegen tödten, weil sie sich nicht gewehret haben. Sollte durch einen hartnäckigen Widerstand Schaden verursacht, und uner- setzliches Unrecht zugefüget seyn; so hat man zu andern Dingen, wodurch uns ge- nug geschehen kann, ein Recht, z. E. zur Verbindlichkeit, daß sie sich ent- weder ohne alle, oder unter härtern Bedingungen ergeben, eine gewisse Summe Geldes zahlen, Städte und Häuser zur Plünderung überlassen müssen.
§. 1193.
Da man im Kriege damit umgehet, daßVon der Schwä- chung der Kräfte dessen, der einen unrecht- mäßigen Krieg führet. der Gegentheil von demselben abstehen soll (§. 1190.); so ist alles das, was zur Schwä- chung der Kräfte dessen, der einen un- gerechten Krieg führet, gereicht, dem- jenigen, welcher rechtmäßige Ursach zu kriegen hat, erlaubt, folglich ist es er- laubt alle Feinde gefangen zu nehmen, so wohl in so ferne sie auf irgend eine Art sich der Wiederherstellung unsers Rechts widersetzen, oder das Ende des Krieges verhindern, als auch nach
der
Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.
handeln, wenn auch gleich noͤthig waͤre ein Schrecken zu machen. Ja aus der Art, wie das Recht uͤber die Perſon der Fein- de entſpringt, iſt ferner klar, daß man die Feinde nicht toͤdten koͤnne, weil ſie tapfern Widerſtand gethan; vielweni- ger aber kann man einige deswegen toͤdten, weil ſie ſich nicht gewehret haben. Sollte durch einen hartnaͤckigen Widerſtand Schaden verurſacht, und uner- ſetzliches Unrecht zugefuͤget ſeyn; ſo hat man zu andern Dingen, wodurch uns ge- nug geſchehen kann, ein Recht, z. E. zur Verbindlichkeit, daß ſie ſich ent- weder ohne alle, oder unter haͤrtern Bedingungen ergeben, eine gewiſſe Summe Geldes zahlen, Staͤdte und Haͤuſer zur Pluͤnderung uͤberlaſſen muͤſſen.
§. 1193.
Da man im Kriege damit umgehet, daßVon der Schwaͤ- chung der Kraͤfte deſſen, der einen unrecht- maͤßigen Krieg fuͤhret. der Gegentheil von demſelben abſtehen ſoll (§. 1190.); ſo iſt alles das, was zur Schwaͤ- chung der Kraͤfte deſſen, der einen un- gerechten Krieg fuͤhret, gereicht, dem- jenigen, welcher rechtmaͤßige Urſach zu kriegen hat, erlaubt, folglich iſt es er- laubt alle Feinde gefangen zu nehmen, ſo wohl in ſo ferne ſie auf irgend eine Art ſich der Wiederherſtellung unſers Rechts widerſetzen, oder das Ende des Krieges verhindern, als auch nach
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0913"n="877"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">handeln, wenn</hi> auch gleich <hirendition="#fr">noͤthig waͤre<lb/>
ein Schrecken zu machen.</hi> Ja aus der<lb/>
Art, wie das Recht uͤber die Perſon der Fein-<lb/>
de entſpringt, iſt ferner klar, <hirendition="#fr">daß man die<lb/>
Feinde nicht toͤdten koͤnne, weil ſie<lb/>
tapfern Widerſtand gethan; vielweni-<lb/>
ger</hi> aber <hirendition="#fr">kann man einige deswegen<lb/>
toͤdten, weil ſie ſich nicht gewehret<lb/>
haben.</hi> Sollte durch einen hartnaͤckigen<lb/>
Widerſtand Schaden verurſacht, und uner-<lb/>ſetzliches Unrecht zugefuͤget ſeyn; <hirendition="#fr">ſo hat man<lb/>
zu andern Dingen, wodurch uns ge-<lb/>
nug geſchehen kann, ein Recht,</hi> z. E.<lb/><hirendition="#fr">zur Verbindlichkeit, daß ſie ſich ent-<lb/>
weder ohne alle, oder unter haͤrtern<lb/>
Bedingungen ergeben, eine gewiſſe<lb/>
Summe Geldes zahlen, Staͤdte und<lb/>
Haͤuſer zur Pluͤnderung uͤberlaſſen<lb/>
muͤſſen.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 1193.</head><lb/><p>Da man im Kriege damit umgehet, daß<noteplace="right">Von der<lb/>
Schwaͤ-<lb/>
chung der<lb/>
Kraͤfte<lb/>
deſſen,<lb/>
der einen<lb/>
unrecht-<lb/>
maͤßigen<lb/>
Krieg<lb/>
fuͤhret.</note><lb/>
der Gegentheil von demſelben abſtehen ſoll (§.<lb/>
1190.); <hirendition="#fr">ſo iſt alles das, was zur Schwaͤ-<lb/>
chung der Kraͤfte deſſen, der einen un-<lb/>
gerechten Krieg fuͤhret, gereicht, dem-<lb/>
jenigen, welcher rechtmaͤßige Urſach zu<lb/>
kriegen hat, erlaubt,</hi> folglich <hirendition="#fr">iſt es er-<lb/>
laubt alle Feinde gefangen zu nehmen,<lb/>ſo wohl in ſo ferne ſie auf irgend eine<lb/>
Art ſich der Wiederherſtellung unſers<lb/>
Rechts widerſetzen, oder das Ende<lb/>
des Krieges verhindern, als auch nach</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">der</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[877/0913]
Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.
handeln, wenn auch gleich noͤthig waͤre
ein Schrecken zu machen. Ja aus der
Art, wie das Recht uͤber die Perſon der Fein-
de entſpringt, iſt ferner klar, daß man die
Feinde nicht toͤdten koͤnne, weil ſie
tapfern Widerſtand gethan; vielweni-
ger aber kann man einige deswegen
toͤdten, weil ſie ſich nicht gewehret
haben. Sollte durch einen hartnaͤckigen
Widerſtand Schaden verurſacht, und uner-
ſetzliches Unrecht zugefuͤget ſeyn; ſo hat man
zu andern Dingen, wodurch uns ge-
nug geſchehen kann, ein Recht, z. E.
zur Verbindlichkeit, daß ſie ſich ent-
weder ohne alle, oder unter haͤrtern
Bedingungen ergeben, eine gewiſſe
Summe Geldes zahlen, Staͤdte und
Haͤuſer zur Pluͤnderung uͤberlaſſen
muͤſſen.
§. 1193.
Da man im Kriege damit umgehet, daß
der Gegentheil von demſelben abſtehen ſoll (§.
1190.); ſo iſt alles das, was zur Schwaͤ-
chung der Kraͤfte deſſen, der einen un-
gerechten Krieg fuͤhret, gereicht, dem-
jenigen, welcher rechtmaͤßige Urſach zu
kriegen hat, erlaubt, folglich iſt es er-
laubt alle Feinde gefangen zu nehmen,
ſo wohl in ſo ferne ſie auf irgend eine
Art ſich der Wiederherſtellung unſers
Rechts widerſetzen, oder das Ende
des Krieges verhindern, als auch nach
der
Von der
Schwaͤ-
chung der
Kraͤfte
deſſen,
der einen
unrecht-
maͤßigen
Krieg
fuͤhret.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/913>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.