1141.), als welche unter den Völckern heilig gehalten werden müssen (§. 1153.). Es verstehet sich aber, daß so wohl das Recht des einen, und die Verbindlichkeit des andern Theiles nach demjenigen zu schätzen sey, was des Bündnisses wegen verabredet wor- den (§. 317.).
§. 1180.
Von den Arten der Kriegs- bündnis- se, und von dem Fall ei- nes Bünd- nisses.
Man nennet es Kriegsbündnisse zum Angrif(foedera belli offensiva), wenn die Hülfe und die Subsidien nur in einem Kriege zum Angrif versprochen werden; Kriegs- bündnisse zur Vertheidigung(defensi- va) heissen es, wenn man sie nur in einem Vertheidigungskriege geben will; gleichwie es Kriegsbündnisse zum Angrif und zur Vertheidigung(offensiva & defensiva) zugleich sind, wenn jene in beyden Fällen statt haben. Ein Fall des Bündnisses (casus foederis) ist der Zusammenfluß solcher Umstände, unter welchen das Bündniß ein- gegangen worden, sie mögen nun ausdrück- lich gemeldet, oder stillschweigend zum Grun- de gesetzet seyn. Sind nun diese alle zu- sammen da, so ist der Fall des Bünd- nisses da; und es ist leicht abzunehmen, daß man nur, wenn er vorhanden ist, zu leisten habe, was im Bündnisse ver- sprochen worden (§. 318.). Wenn de- rowegen ein offenbar ungerechter Krieg geführet wird, oder wenn derjenige,
welcher
IV.Theil 7. Hauptſtuͤck.
1141.), als welche unter den Voͤlckern heilig gehalten werden muͤſſen (§. 1153.). Es verſtehet ſich aber, daß ſo wohl das Recht des einen, und die Verbindlichkeit des andern Theiles nach demjenigen zu ſchaͤtzen ſey, was des Buͤndniſſes wegen verabredet wor- den (§. 317.).
§. 1180.
Von den Aꝛten der Kriegs- buͤndniſ- ſe, und von dem Fall ei- nes Buͤnd- niſſes.
Man nennet es Kriegsbuͤndniſſe zum Angrif(fœdera belli offenſiva), wenn die Huͤlfe und die Subſidien nur in einem Kriege zum Angrif verſprochen werden; Kriegs- buͤndniſſe zur Vertheidigung(defenſi- va) heiſſen es, wenn man ſie nur in einem Vertheidigungskriege geben will; gleichwie es Kriegsbuͤndniſſe zum Angrif und zur Vertheidigung(offenſiva & defenſiva) zugleich ſind, wenn jene in beyden Faͤllen ſtatt haben. Ein Fall des Buͤndniſſes (caſus fœderis) iſt der Zuſammenfluß ſolcher Umſtaͤnde, unter welchen das Buͤndniß ein- gegangen worden, ſie moͤgen nun ausdruͤck- lich gemeldet, oder ſtillſchweigend zum Grun- de geſetzet ſeyn. Sind nun dieſe alle zu- ſammen da, ſo iſt der Fall des Buͤnd- niſſes da; und es iſt leicht abzunehmen, daß man nur, wenn er vorhanden iſt, zu leiſten habe, was im Buͤndniſſe ver- ſprochen worden (§. 318.). Wenn de- rowegen ein offenbar ungerechter Krieg gefuͤhret wird, oder wenn derjenige,
welcher
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0900"n="864"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">IV.</hi><hirendition="#b">Theil 7. Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/>
1141.), <hirendition="#fr">als welche unter den Voͤlckern<lb/>
heilig gehalten werden muͤſſen</hi> (§.<lb/>
1153.). Es verſtehet ſich aber, <hirendition="#fr">daß ſo<lb/>
wohl das Recht des einen, und die<lb/>
Verbindlichkeit des andern Theiles<lb/>
nach demjenigen zu ſchaͤtzen ſey, was<lb/>
des Buͤndniſſes wegen verabredet wor-<lb/>
den</hi> (§. 317.).</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 1180.</head><lb/><noteplace="left">Von den<lb/>
Aꝛten der<lb/>
Kriegs-<lb/>
buͤndniſ-<lb/>ſe, und<lb/>
von dem<lb/>
Fall ei-<lb/>
nes<lb/>
Buͤnd-<lb/>
niſſes.</note><p>Man nennet es <hirendition="#fr">Kriegsbuͤndniſſe zum<lb/>
Angrif</hi><hirendition="#aq">(fœdera belli offenſiva),</hi> wenn die<lb/>
Huͤlfe und die Subſidien nur in einem Kriege<lb/>
zum Angrif verſprochen werden; <hirendition="#fr">Kriegs-<lb/>
buͤndniſſe zur Vertheidigung</hi><hirendition="#aq">(defenſi-<lb/>
va)</hi> heiſſen es, wenn man ſie nur in einem<lb/>
Vertheidigungskriege geben will; gleichwie es<lb/><hirendition="#fr">Kriegsbuͤndniſſe zum Angrif und zur<lb/>
Vertheidigung</hi><hirendition="#aq">(offenſiva & defenſiva)</hi><lb/>
zugleich ſind, wenn jene in beyden Faͤllen<lb/>ſtatt haben. Ein <hirendition="#fr">Fall des Buͤndniſſes</hi><lb/><hirendition="#aq">(caſus fœderis)</hi> iſt der Zuſammenfluß ſolcher<lb/>
Umſtaͤnde, unter welchen das Buͤndniß ein-<lb/>
gegangen worden, ſie moͤgen nun ausdruͤck-<lb/>
lich gemeldet, oder ſtillſchweigend zum Grun-<lb/>
de geſetzet ſeyn. <hirendition="#fr">Sind</hi> nun <hirendition="#fr">dieſe alle zu-<lb/>ſammen da, ſo iſt der Fall des Buͤnd-<lb/>
niſſes da</hi>; und es iſt leicht abzunehmen,<lb/><hirendition="#fr">daß man nur, wenn er vorhanden iſt,<lb/>
zu leiſten habe, was im Buͤndniſſe ver-<lb/>ſprochen worden (§. 318.). Wenn</hi> de-<lb/>
rowegen <hirendition="#fr">ein offenbar ungerechter Krieg<lb/>
gefuͤhret wird, oder wenn derjenige,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">welcher</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[864/0900]
IV. Theil 7. Hauptſtuͤck.
1141.), als welche unter den Voͤlckern
heilig gehalten werden muͤſſen (§.
1153.). Es verſtehet ſich aber, daß ſo
wohl das Recht des einen, und die
Verbindlichkeit des andern Theiles
nach demjenigen zu ſchaͤtzen ſey, was
des Buͤndniſſes wegen verabredet wor-
den (§. 317.).
§. 1180.
Man nennet es Kriegsbuͤndniſſe zum
Angrif (fœdera belli offenſiva), wenn die
Huͤlfe und die Subſidien nur in einem Kriege
zum Angrif verſprochen werden; Kriegs-
buͤndniſſe zur Vertheidigung (defenſi-
va) heiſſen es, wenn man ſie nur in einem
Vertheidigungskriege geben will; gleichwie es
Kriegsbuͤndniſſe zum Angrif und zur
Vertheidigung (offenſiva & defenſiva)
zugleich ſind, wenn jene in beyden Faͤllen
ſtatt haben. Ein Fall des Buͤndniſſes
(caſus fœderis) iſt der Zuſammenfluß ſolcher
Umſtaͤnde, unter welchen das Buͤndniß ein-
gegangen worden, ſie moͤgen nun ausdruͤck-
lich gemeldet, oder ſtillſchweigend zum Grun-
de geſetzet ſeyn. Sind nun dieſe alle zu-
ſammen da, ſo iſt der Fall des Buͤnd-
niſſes da; und es iſt leicht abzunehmen,
daß man nur, wenn er vorhanden iſt,
zu leiſten habe, was im Buͤndniſſe ver-
ſprochen worden (§. 318.). Wenn de-
rowegen ein offenbar ungerechter Krieg
gefuͤhret wird, oder wenn derjenige,
welcher
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 864. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/900>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.