Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

die Streitigkeiten der Völcker beyzulegen.
man folglich es also erkläret, als wenn dasöffentli-
chen Gü-
thern ge-
schehen
müße.

Volck durch ihn handele, was er nur als ein
solcher thut; so ist das Volck verbunden
die Handlung seines Regenten, als ei-
nes Regenten, für die seinige zu er-
kennen,
und mithin auch das, wodurch
den auswärtigen ein Unrecht angethan
wird.
Es hat nämlich eben die Beschaf-
fenheit mit der Verbindlichkeit, welche aus
einer Uebelthat entstehet, als mit der, so aus
den Bündnissen erwächset. Derowegen wenn
er durch seine That, oder aber eine Pri-
vatperson auf seinen Befehl, Ursach
zum Repressalien gegeben, so muß de-
nen, so dieserwegen etwas abgehet,
der Schade aus den öffentlichen Gü-
thern ersetzet werden
(§. 1166.).

§. 1168.

Weil die Repressalien in der ErfüllungVon den
Wirckun-
gen der
Repres-
salien u.
des Bür-
gerfangs.

des Rechtes bestehen (§. 1163.); so wird
durch sie denen, um deren willen sie
vorgenommen worden sind, ein Ei-
genthum derer weggenommenen Sa-
chen zuwege gebracht, ausser daß man
das überflüßige zurück geben muß
(§.
793.). Und da die Repressalien (§. 1163.)
gleichwie auch der Bürgerfang
erlaubt
sind (§. 1164.); so geben sie dem Gegen-
theil keine rechtmäßige Sache zum
Kriege
(§. 98.). Hingegen aber weil man
durch diese Mittel sein Recht erlangen soll,
welches einem von dem andern vorenthalten

wird
H h h 3

die Streitigkeiten der Voͤlcker beyzulegen.
man folglich es alſo erklaͤret, als wenn dasoͤffentli-
chen Guͤ-
thern ge-
ſchehen
muͤße.

Volck durch ihn handele, was er nur als ein
ſolcher thut; ſo iſt das Volck verbunden
die Handlung ſeines Regenten, als ei-
nes Regenten, fuͤr die ſeinige zu er-
kennen,
und mithin auch das, wodurch
den auswaͤrtigen ein Unrecht angethan
wird.
Es hat naͤmlich eben die Beſchaf-
fenheit mit der Verbindlichkeit, welche aus
einer Uebelthat entſtehet, als mit der, ſo aus
den Buͤndniſſen erwaͤchſet. Derowegen wenn
er durch ſeine That, oder aber eine Pri-
vatperſon auf ſeinen Befehl, Urſach
zum Repreſſalien gegeben, ſo muß de-
nen, ſo dieſerwegen etwas abgehet,
der Schade aus den oͤffentlichen Guͤ-
thern erſetzet werden
(§. 1166.).

§. 1168.

Weil die Repreſſalien in der ErfuͤllungVon den
Wirckun-
gen der
Repreſ-
ſalien u.
des Buͤr-
gerfangs.

des Rechtes beſtehen (§. 1163.); ſo wird
durch ſie denen, um deren willen ſie
vorgenommen worden ſind, ein Ei-
genthum derer weggenommenen Sa-
chen zuwege gebracht, auſſer daß man
das uͤberfluͤßige zuruͤck geben muß
(§.
793.). Und da die Repreſſalien (§. 1163.)
gleichwie auch der Buͤrgerfang
erlaubt
ſind (§. 1164.); ſo geben ſie dem Gegen-
theil keine rechtmaͤßige Sache zum
Kriege
(§. 98.). Hingegen aber weil man
durch dieſe Mittel ſein Recht erlangen ſoll,
welches einem von dem andern vorenthalten

wird
H h h 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb n="853" facs="#f0889"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">die Streitigkeiten der Vo&#x0364;lcker beyzulegen.</hi></fw><lb/>
man folglich es al&#x017F;o erkla&#x0364;ret, als wenn das<note place="right">o&#x0364;ffentli-<lb/>
chen Gu&#x0364;-<lb/>
thern ge-<lb/>
&#x017F;chehen<lb/>
mu&#x0364;ße.</note><lb/>
Volck durch ihn handele, was er nur als ein<lb/>
&#x017F;olcher thut; <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t das Volck verbunden<lb/>
die Handlung &#x017F;eines Regenten, als ei-<lb/>
nes Regenten, fu&#x0364;r die &#x017F;einige zu er-<lb/>
kennen,</hi> und mithin <hi rendition="#fr">auch das, wodurch<lb/>
den auswa&#x0364;rtigen ein Unrecht angethan<lb/>
wird.</hi> Es hat na&#x0364;mlich eben die Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit mit der Verbindlichkeit, welche aus<lb/>
einer Uebelthat ent&#x017F;tehet, als mit der, &#x017F;o aus<lb/>
den Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;en erwa&#x0364;ch&#x017F;et. Derowegen <hi rendition="#fr">wenn<lb/>
er durch &#x017F;eine That, oder aber eine Pri-<lb/>
vatper&#x017F;on auf &#x017F;einen Befehl, Ur&#x017F;ach<lb/>
zum Repre&#x017F;&#x017F;alien gegeben, &#x017F;o muß de-<lb/>
nen, &#x017F;o die&#x017F;erwegen etwas abgehet,<lb/>
der Schade aus den o&#x0364;ffentlichen Gu&#x0364;-<lb/>
thern er&#x017F;etzet werden</hi> (§. 1166.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1168.</head><lb/>
              <p>Weil die Repre&#x017F;&#x017F;alien in der Erfu&#x0364;llung<note place="right">Von den<lb/>
Wirckun-<lb/>
gen der<lb/>
Repre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;alien u.<lb/>
des Bu&#x0364;r-<lb/>
gerfangs.</note><lb/>
des Rechtes be&#x017F;tehen (§. 1163.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o wird<lb/>
durch &#x017F;ie denen, um deren willen &#x017F;ie<lb/>
vorgenommen worden &#x017F;ind, ein Ei-<lb/>
genthum derer weggenommenen Sa-<lb/>
chen zuwege gebracht, au&#x017F;&#x017F;er daß man<lb/>
das u&#x0364;berflu&#x0364;ßige zuru&#x0364;ck geben muß</hi> (§.<lb/>
793.). Und <hi rendition="#fr">da die Repre&#x017F;&#x017F;alien (§. 1163.)<lb/>
gleichwie auch der Bu&#x0364;rgerfang</hi> erlaubt<lb/>
&#x017F;ind (§. 1164.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o geben &#x017F;ie dem Gegen-<lb/>
theil keine rechtma&#x0364;ßige Sache zum<lb/>
Kriege</hi> (§. 98.). Hingegen aber weil man<lb/>
durch die&#x017F;e Mittel &#x017F;ein Recht erlangen &#x017F;oll,<lb/>
welches einem von dem andern vorenthalten<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">H h h 3</fw><fw type="catch" place="bottom">wird</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[853/0889] die Streitigkeiten der Voͤlcker beyzulegen. man folglich es alſo erklaͤret, als wenn das Volck durch ihn handele, was er nur als ein ſolcher thut; ſo iſt das Volck verbunden die Handlung ſeines Regenten, als ei- nes Regenten, fuͤr die ſeinige zu er- kennen, und mithin auch das, wodurch den auswaͤrtigen ein Unrecht angethan wird. Es hat naͤmlich eben die Beſchaf- fenheit mit der Verbindlichkeit, welche aus einer Uebelthat entſtehet, als mit der, ſo aus den Buͤndniſſen erwaͤchſet. Derowegen wenn er durch ſeine That, oder aber eine Pri- vatperſon auf ſeinen Befehl, Urſach zum Repreſſalien gegeben, ſo muß de- nen, ſo dieſerwegen etwas abgehet, der Schade aus den oͤffentlichen Guͤ- thern erſetzet werden (§. 1166.). oͤffentli- chen Guͤ- thern ge- ſchehen muͤße. §. 1168. Weil die Repreſſalien in der Erfuͤllung des Rechtes beſtehen (§. 1163.); ſo wird durch ſie denen, um deren willen ſie vorgenommen worden ſind, ein Ei- genthum derer weggenommenen Sa- chen zuwege gebracht, auſſer daß man das uͤberfluͤßige zuruͤck geben muß (§. 793.). Und da die Repreſſalien (§. 1163.) gleichwie auch der Buͤrgerfang erlaubt ſind (§. 1164.); ſo geben ſie dem Gegen- theil keine rechtmaͤßige Sache zum Kriege (§. 98.). Hingegen aber weil man durch dieſe Mittel ſein Recht erlangen ſoll, welches einem von dem andern vorenthalten wird Von den Wirckun- gen der Repreſ- ſalien u. des Buͤr- gerfangs. H h h 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/889
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 853. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/889>, abgerufen am 03.03.2025.