Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

der bürgerlichen Gesetze.
tzelne vermöge der natürlichen Freyheit durch
Verträge thun können (§. 667.); eben das
kann der Oberherr, dessen Rechte die natür-
liche Freyheit aller und ieder unterworfen ist,
auch thun, in so fern es der Endzweck des
Staats erfordert (§. 980.). Daraus folgt,
daß, wenn etwas auf verschiedene
Art und Weise geschehen kann, der O-
berherr befehlen könne, daß es auf
diese oder jene Art geschehen, und es

mithin keine bürgerliche gültige Hand-
lung seyn solle, wenn es nicht nach der
in einem Gesetz vorgeschriebenen Wei-
se geschehen.
Hieher gehöret auch, wenn
der Oberherr die Art bestimmet, nach
welcher einer natürlichen Verbindlich-
keit Genüge geleistet werden kann,
oder von ihm verhütet wird, daß
derselben nichts zuwider gehandelt
wetde.

§. 1072.

Weil der Oberherr die Sorge auf sich hat,Von de-
nen bür-
gerlichen
Gesetzen,
welche
dem Jn-
halt nach
von den
natürli-
chen un-
terschie-
den sind.

daß ein ieder durch den Richter zu seinem
Rechte kommen könne (§. 1028. 1029.); so
ist leicht einzusehen, daß verhütet wer-
den müße, daß die Streitigkeiten nicht
zu sehr vervielfältiget, und aus einer
Streitigkeit nicht immer neue Strei-
tigkeiten gezeuget, noch auch vor Ge-
richt ins weite Feld gespielet werden
dürfen, und daß dahin zu sehen sey,
daß sie einmal ihre Endschaft errei-

chen.

der buͤrgerlichen Geſetze.
tzelne vermoͤge der natuͤrlichen Freyheit durch
Vertraͤge thun koͤnnen (§. 667.); eben das
kann der Oberherr, deſſen Rechte die natuͤr-
liche Freyheit aller und ieder unterworfen iſt,
auch thun, in ſo fern es der Endzweck des
Staats erfordert (§. 980.). Daraus folgt,
daß, wenn etwas auf verſchiedene
Art und Weiſe geſchehen kann, der O-
berherr befehlen koͤnne, daß es auf
dieſe oder jene Art geſchehen, und es

mithin keine buͤrgerliche guͤltige Hand-
lung ſeyn ſolle, wenn es nicht nach der
in einem Geſetz vorgeſchriebenen Wei-
ſe geſchehen.
Hieher gehoͤret auch, wenn
der Oberherr die Art beſtimmet, nach
welcher einer natuͤrlichen Verbindlich-
keit Genuͤge geleiſtet werden kann,
oder von ihm verhuͤtet wird, daß
derſelben nichts zuwider gehandelt
wetde.

§. 1072.

Weil der Oberherr die Sorge auf ſich hat,Von de-
nen buͤr-
gerlichen
Geſetzen,
welche
dem Jn-
halt nach
von den
natuͤrli-
chen un-
terſchie-
den ſind.

daß ein ieder durch den Richter zu ſeinem
Rechte kommen koͤnne (§. 1028. 1029.); ſo
iſt leicht einzuſehen, daß verhuͤtet wer-
den muͤße, daß die Streitigkeiten nicht
zu ſehr vervielfaͤltiget, und aus einer
Streitigkeit nicht immer neue Strei-
tigkeiten gezeuget, noch auch vor Ge-
richt ins weite Feld geſpielet werden
duͤrfen, und daß dahin zu ſehen ſey,
daß ſie einmal ihre Endſchaft errei-

chen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0817" n="781"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der bu&#x0364;rgerlichen Ge&#x017F;etze.</hi></fw><lb/>
tzelne vermo&#x0364;ge der natu&#x0364;rlichen Freyheit durch<lb/>
Vertra&#x0364;ge thun ko&#x0364;nnen (§. 667.); eben das<lb/>
kann der Oberherr, de&#x017F;&#x017F;en Rechte die natu&#x0364;r-<lb/>
liche Freyheit aller und ieder unterworfen i&#x017F;t,<lb/>
auch thun, in &#x017F;o fern es der Endzweck des<lb/>
Staats erfordert (§. 980.). Daraus folgt,<lb/><hi rendition="#fr">daß, wenn etwas auf ver&#x017F;chiedene<lb/>
Art und Wei&#x017F;e ge&#x017F;chehen kann, der O-<lb/>
berherr befehlen ko&#x0364;nne, daß es auf<lb/>
die&#x017F;e oder jene Art ge&#x017F;chehen, und es</hi><lb/>
mithin <hi rendition="#fr">keine bu&#x0364;rgerliche gu&#x0364;ltige Hand-<lb/>
lung &#x017F;eyn &#x017F;olle, wenn es nicht nach der<lb/>
in einem Ge&#x017F;etz vorge&#x017F;chriebenen Wei-<lb/>
&#x017F;e ge&#x017F;chehen.</hi> Hieher geho&#x0364;ret auch, <hi rendition="#fr">wenn<lb/>
der Oberherr die Art be&#x017F;timmet, nach<lb/>
welcher einer natu&#x0364;rlichen Verbindlich-<lb/>
keit Genu&#x0364;ge gelei&#x017F;tet werden kann,<lb/>
oder von ihm verhu&#x0364;tet wird, daß<lb/>
der&#x017F;elben nichts zuwider gehandelt<lb/>
wetde.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1072.</head><lb/>
                <p>Weil der Oberherr die Sorge auf &#x017F;ich hat,<note place="right">Von de-<lb/>
nen bu&#x0364;r-<lb/>
gerlichen<lb/>
Ge&#x017F;etzen,<lb/>
welche<lb/>
dem Jn-<lb/>
halt nach<lb/>
von den<lb/>
natu&#x0364;rli-<lb/>
chen un-<lb/>
ter&#x017F;chie-<lb/>
den &#x017F;ind.</note><lb/>
daß ein ieder durch den Richter zu &#x017F;einem<lb/>
Rechte kommen ko&#x0364;nne (§. 1028. 1029.); &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t leicht einzu&#x017F;ehen, <hi rendition="#fr">daß verhu&#x0364;tet wer-<lb/>
den mu&#x0364;ße, daß die Streitigkeiten nicht<lb/>
zu &#x017F;ehr vervielfa&#x0364;ltiget, und aus einer<lb/>
Streitigkeit nicht immer neue Strei-<lb/>
tigkeiten gezeuget, noch auch vor Ge-<lb/>
richt ins weite Feld ge&#x017F;pielet werden<lb/>
du&#x0364;rfen, und daß dahin zu &#x017F;ehen &#x017F;ey,<lb/>
daß &#x017F;ie einmal ihre End&#x017F;chaft errei-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">chen.</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[781/0817] der buͤrgerlichen Geſetze. tzelne vermoͤge der natuͤrlichen Freyheit durch Vertraͤge thun koͤnnen (§. 667.); eben das kann der Oberherr, deſſen Rechte die natuͤr- liche Freyheit aller und ieder unterworfen iſt, auch thun, in ſo fern es der Endzweck des Staats erfordert (§. 980.). Daraus folgt, daß, wenn etwas auf verſchiedene Art und Weiſe geſchehen kann, der O- berherr befehlen koͤnne, daß es auf dieſe oder jene Art geſchehen, und es mithin keine buͤrgerliche guͤltige Hand- lung ſeyn ſolle, wenn es nicht nach der in einem Geſetz vorgeſchriebenen Wei- ſe geſchehen. Hieher gehoͤret auch, wenn der Oberherr die Art beſtimmet, nach welcher einer natuͤrlichen Verbindlich- keit Genuͤge geleiſtet werden kann, oder von ihm verhuͤtet wird, daß derſelben nichts zuwider gehandelt wetde. §. 1072. Weil der Oberherr die Sorge auf ſich hat, daß ein ieder durch den Richter zu ſeinem Rechte kommen koͤnne (§. 1028. 1029.); ſo iſt leicht einzuſehen, daß verhuͤtet wer- den muͤße, daß die Streitigkeiten nicht zu ſehr vervielfaͤltiget, und aus einer Streitigkeit nicht immer neue Strei- tigkeiten gezeuget, noch auch vor Ge- richt ins weite Feld geſpielet werden duͤrfen, und daß dahin zu ſehen ſey, daß ſie einmal ihre Endſchaft errei- chen. Von de- nen buͤr- gerlichen Geſetzen, welche dem Jn- halt nach von den natuͤrli- chen un- terſchie- den ſind.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/817
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/817>, abgerufen am 21.11.2024.