Strafe das Begräbniß an einem ehr- lichen Orte versagt.
§. 1052.
Ob La- ster ge- straft werden können.
Weil ein Oberherr die groben Laster, oder schändliche Thaten(scelera, vitia foeda) in der Republick zu dulden nicht schul- dig ist, sonderlich wo zu besorgen stehet, daß sie immer mehr und mehr überhand nehmen (§. 1024.), oder wenn sie der öffentlichen Wohlfahrt einigermassen zuwiderlaufen (§. 976.); so kann er sie, wie verbiethen, al- so auch bestrafen, z. E. Hurerey, Ehe- bruch, widernatürlichen Beyschlaf, Gottes- lästerung, allzugrosse Verschwendung.
§. 1053.
Wie die Eltern in den Kin- dern ge- strafet werden.
Wenn die Güther der Eltern einge- zogen werden, binnen der Zeit da die Kin- der an ihnen noch kein eigenthümliches Recht haben, als welches sie erst nach je- ner ihrem Tode erhalten (§. 917. 921.); so werden sie wegen der That ihrer El- tern zwar nicht gestraft (§. 1048.). Jn so ferne aber ihnen die Erbschaft entzogen wird, auf welche sie sich Hofnung machen konten, so empfinden sie in dieser Ab- sicht einiges Uebel. Dieweil aber die El- tern dafür Sorge tragen sollen, daß ihre Kin- der beglückt seyn mögen (§. 892.), wohin sie auch die von Natur eingepflantzte Liebe leitet, welche selbst bey dem Vieh anzutref- fen ist; so schmertzet es sie, daß die Kinder der Güther beraubet werden, welche sie sonst
nach
III. Theil 2. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
Strafe das Begraͤbniß an einem ehr- lichen Orte verſagt.
§. 1052.
Ob La- ſter ge- ſtraft werden koͤnnen.
Weil ein Oberherr die groben Laſter, oder ſchaͤndliche Thaten(ſcelera, vitia fœda) in der Republick zu dulden nicht ſchul- dig iſt, ſonderlich wo zu beſorgen ſtehet, daß ſie immer mehr und mehr uͤberhand nehmen (§. 1024.), oder wenn ſie der oͤffentlichen Wohlfahrt einigermaſſen zuwiderlaufen (§. 976.); ſo kann er ſie, wie verbiethen, al- ſo auch beſtrafen, z. E. Hurerey, Ehe- bruch, widernatuͤrlichen Beyſchlaf, Gottes- laͤſterung, allzugroſſe Verſchwendung.
§. 1053.
Wie die Eltern in den Kin- dern ge- ſtrafet werden.
Wenn die Guͤther der Eltern einge- zogen werden, binnen der Zeit da die Kin- der an ihnen noch kein eigenthuͤmliches Recht haben, als welches ſie erſt nach je- ner ihrem Tode erhalten (§. 917. 921.); ſo werden ſie wegen der That ihrer El- tern zwar nicht geſtraft (§. 1048.). Jn ſo ferne aber ihnen die Erbſchaft entzogen wird, auf welche ſie ſich Hofnung machen konten, ſo empfinden ſie in dieſer Ab- ſicht einiges Uebel. Dieweil aber die El- tern dafuͤr Sorge tragen ſollen, daß ihre Kin- der begluͤckt ſeyn moͤgen (§. 892.), wohin ſie auch die von Natur eingepflantzte Liebe leitet, welche ſelbſt bey dem Vieh anzutref- fen iſt; ſo ſchmertzet es ſie, daß die Kinder der Guͤther beraubet werden, welche ſie ſonſt
nach
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0798"n="762"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Theil 2. Abth. 4. Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Strafe das Begraͤbniß an einem ehr-<lb/>
lichen Orte verſagt.</hi></p></div><lb/><divn="5"><head>§. 1052.</head><lb/><noteplace="left">Ob La-<lb/>ſter ge-<lb/>ſtraft<lb/>
werden<lb/>
koͤnnen.</note><p>Weil ein Oberherr die <hirendition="#fr">groben Laſter,</hi><lb/>
oder <hirendition="#fr">ſchaͤndliche Thaten</hi><hirendition="#aq">(ſcelera, vitia<lb/>
fœda)</hi> in der Republick zu dulden nicht ſchul-<lb/>
dig iſt, ſonderlich wo zu beſorgen ſtehet, daß<lb/>ſie immer mehr und mehr uͤberhand nehmen<lb/>
(§. 1024.), oder wenn ſie der oͤffentlichen<lb/>
Wohlfahrt einigermaſſen zuwiderlaufen (§.<lb/>
976.); <hirendition="#fr">ſo kann er ſie,</hi> wie verbiethen, al-<lb/>ſo auch <hirendition="#fr">beſtrafen,</hi> z. E. Hurerey, Ehe-<lb/>
bruch, widernatuͤrlichen Beyſchlaf, Gottes-<lb/>
laͤſterung, allzugroſſe Verſchwendung.</p></div><lb/><divn="5"><head>§. 1053.</head><lb/><noteplace="left">Wie die<lb/>
Eltern in<lb/>
den Kin-<lb/>
dern ge-<lb/>ſtrafet<lb/>
werden.</note><p><hirendition="#fr">Wenn die Guͤther der Eltern einge-<lb/>
zogen werden,</hi> binnen der Zeit da <hirendition="#fr">die Kin-<lb/>
der</hi> an ihnen noch kein eigenthuͤmliches<lb/>
Recht haben, als welches ſie erſt nach je-<lb/>
ner ihrem Tode erhalten (§. 917. 921.); <hirendition="#fr">ſo<lb/>
werden ſie wegen der That ihrer El-<lb/>
tern zwar nicht geſtraft</hi> (§. 1048.). Jn<lb/>ſo ferne aber ihnen die Erbſchaft entzogen<lb/>
wird, auf welche ſie ſich Hofnung machen<lb/>
konten, <hirendition="#fr">ſo empfinden ſie in dieſer Ab-<lb/>ſicht einiges Uebel.</hi> Dieweil aber die El-<lb/>
tern dafuͤr Sorge tragen ſollen, daß ihre Kin-<lb/>
der begluͤckt ſeyn moͤgen (§. 892.), wohin<lb/>ſie auch die von Natur eingepflantzte Liebe<lb/>
leitet, welche ſelbſt bey dem Vieh anzutref-<lb/>
fen iſt; ſo ſchmertzet es ſie, daß die Kinder<lb/>
der Guͤther beraubet werden, welche ſie ſonſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nach</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[762/0798]
III. Theil 2. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
Strafe das Begraͤbniß an einem ehr-
lichen Orte verſagt.
§. 1052.
Weil ein Oberherr die groben Laſter,
oder ſchaͤndliche Thaten (ſcelera, vitia
fœda) in der Republick zu dulden nicht ſchul-
dig iſt, ſonderlich wo zu beſorgen ſtehet, daß
ſie immer mehr und mehr uͤberhand nehmen
(§. 1024.), oder wenn ſie der oͤffentlichen
Wohlfahrt einigermaſſen zuwiderlaufen (§.
976.); ſo kann er ſie, wie verbiethen, al-
ſo auch beſtrafen, z. E. Hurerey, Ehe-
bruch, widernatuͤrlichen Beyſchlaf, Gottes-
laͤſterung, allzugroſſe Verſchwendung.
§. 1053.
Wenn die Guͤther der Eltern einge-
zogen werden, binnen der Zeit da die Kin-
der an ihnen noch kein eigenthuͤmliches
Recht haben, als welches ſie erſt nach je-
ner ihrem Tode erhalten (§. 917. 921.); ſo
werden ſie wegen der That ihrer El-
tern zwar nicht geſtraft (§. 1048.). Jn
ſo ferne aber ihnen die Erbſchaft entzogen
wird, auf welche ſie ſich Hofnung machen
konten, ſo empfinden ſie in dieſer Ab-
ſicht einiges Uebel. Dieweil aber die El-
tern dafuͤr Sorge tragen ſollen, daß ihre Kin-
der begluͤckt ſeyn moͤgen (§. 892.), wohin
ſie auch die von Natur eingepflantzte Liebe
leitet, welche ſelbſt bey dem Vieh anzutref-
fen iſt; ſo ſchmertzet es ſie, daß die Kinder
der Guͤther beraubet werden, welche ſie ſonſt
nach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/798>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.