Von der stilschwei- genden Bedin- gung, wenn die Sachen in dem gegen- wärtigen Stande verblei-ben.
§. 814.
Weil man aus dem hinreichenden Grunde dessen, der etwas versprochen, ersehen kann, warum er etwas versprochen; so hält das Versprechen die stillschweigende Be- dingung, woferne die Sachen in ge- genwärtigem Stande verbleiben, nicht in sich, wenn dieselbe der hinreichen- de Grund, warum man etwas ver- sprochen, nicht in sich fasset.
§. 815.
Von den Fällen, die still- schwei- gend aus- genom- men wer- den.
Weil die natürliche Verbindlichkeit unver- änderlich ist (§. 38.); so muß ein sich er- eignender Fall, in welchem es dem Ge- setze der Natur zuwider seyn würde, sich an die Worte zu binden, ausge- nommen werden. Und da wir von Na- tur nicht verbunden sind anderer Vortheil zu befördern, als in so weit es ohne Verabsäu- mung unserer Pflicht gegen uns selbst gesche- hen kann (§. 133. 134.); so muß ein sich ereignender Fall, in welchem derjenige, den sich ein anderer verbindlich zu et- was machen wollen, oder der sich dem- selben verbindlich gemacht, allzusehr beschweret würde, ausgenommen wer- den.
§. 816.
Von den Fällen, welche
Da man sich in den Verträgen den andern zu diesem, oder jenem verbindlich macht (§. 438. 380.); so verhalten sich die Ver-
träge
II.Theil 19. Hauptſtuͤck.
Von der ſtilſchwei- genden Bedin- gung, wenn die Sachen in dem gegen- waͤrtigen Stande verblei-ben.
§. 814.
Weil man aus dem hinreichenden Grunde deſſen, der etwas verſprochen, erſehen kann, warum er etwas verſprochen; ſo haͤlt das Verſprechen die ſtillſchweigende Be- dingung, woferne die Sachen in ge- genwaͤrtigem Stande verbleiben, nicht in ſich, wenn dieſelbe der hinreichen- de Grund, warum man etwas ver- ſprochen, nicht in ſich faſſet.
§. 815.
Von den Faͤllen, die ſtill- ſchwei- gend aus- genom- men wer- den.
Weil die natuͤrliche Verbindlichkeit unver- aͤnderlich iſt (§. 38.); ſo muß ein ſich er- eignender Fall, in welchem es dem Ge- ſetze der Natur zuwider ſeyn wuͤrde, ſich an die Worte zu binden, ausge- nommen werden. Und da wir von Na- tur nicht verbunden ſind anderer Vortheil zu befoͤrdern, als in ſo weit es ohne Verabſaͤu- mung unſerer Pflicht gegen uns ſelbſt geſche- hen kann (§. 133. 134.); ſo muß ein ſich ereignender Fall, in welchem derjenige, den ſich ein anderer verbindlich zu et- was machen wollen, oder der ſich dem- ſelben verbindlich gemacht, allzuſehr beſchweret wuͤrde, ausgenommen wer- den.
§. 816.
Von den Faͤllen, welche
Da man ſich in den Vertraͤgen den andern zu dieſem, oder jenem verbindlich macht (§. 438. 380.); ſo verhalten ſich die Ver-
traͤge
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0636"n="600"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#b">Theil 19. Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/><noteplace="left">Von der<lb/>ſtilſchwei-<lb/>
genden<lb/>
Bedin-<lb/>
gung,<lb/>
wenn die<lb/>
Sachen<lb/>
in dem<lb/>
gegen-<lb/>
waͤrtigen<lb/>
Stande<lb/>
verblei-ben.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 814.</head><lb/><p>Weil man aus dem hinreichenden Grunde<lb/>
deſſen, der etwas verſprochen, erſehen kann,<lb/>
warum er etwas verſprochen; <hirendition="#fr">ſo haͤlt das<lb/>
Verſprechen die ſtillſchweigende Be-<lb/>
dingung, woferne die Sachen in ge-<lb/>
genwaͤrtigem Stande verbleiben, nicht<lb/>
in ſich, wenn dieſelbe der hinreichen-<lb/>
de Grund, warum man etwas ver-<lb/>ſprochen, nicht in ſich faſſet.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 815.</head><lb/><noteplace="left">Von den<lb/>
Faͤllen,<lb/>
die ſtill-<lb/>ſchwei-<lb/>
gend aus-<lb/>
genom-<lb/>
men wer-<lb/>
den.</note><p>Weil die natuͤrliche Verbindlichkeit unver-<lb/>
aͤnderlich iſt (§. 38.); <hirendition="#fr">ſo muß ein ſich er-<lb/>
eignender Fall, in welchem es dem Ge-<lb/>ſetze der Natur zuwider ſeyn wuͤrde,<lb/>ſich an die Worte zu binden, ausge-<lb/>
nommen werden.</hi> Und da wir von Na-<lb/>
tur nicht verbunden ſind anderer Vortheil zu<lb/>
befoͤrdern, als in ſo weit es ohne Verabſaͤu-<lb/>
mung unſerer Pflicht gegen uns ſelbſt geſche-<lb/>
hen kann (§. 133. 134.); <hirendition="#fr">ſo muß ein ſich<lb/>
ereignender Fall, in welchem derjenige,<lb/>
den ſich ein anderer verbindlich zu et-<lb/>
was machen wollen, oder der ſich dem-<lb/>ſelben verbindlich gemacht, allzuſehr<lb/>
beſchweret wuͤrde, ausgenommen wer-<lb/>
den.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 816.</head><lb/><noteplace="left">Von den<lb/>
Faͤllen,<lb/>
welche</note><p>Da man ſich in den Vertraͤgen den andern<lb/>
zu dieſem, oder jenem verbindlich macht (§.<lb/>
438. 380.); <hirendition="#fr">ſo verhalten ſich die Ver-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">traͤge</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[600/0636]
II. Theil 19. Hauptſtuͤck.
§. 814.
Weil man aus dem hinreichenden Grunde
deſſen, der etwas verſprochen, erſehen kann,
warum er etwas verſprochen; ſo haͤlt das
Verſprechen die ſtillſchweigende Be-
dingung, woferne die Sachen in ge-
genwaͤrtigem Stande verbleiben, nicht
in ſich, wenn dieſelbe der hinreichen-
de Grund, warum man etwas ver-
ſprochen, nicht in ſich faſſet.
§. 815.
Weil die natuͤrliche Verbindlichkeit unver-
aͤnderlich iſt (§. 38.); ſo muß ein ſich er-
eignender Fall, in welchem es dem Ge-
ſetze der Natur zuwider ſeyn wuͤrde,
ſich an die Worte zu binden, ausge-
nommen werden. Und da wir von Na-
tur nicht verbunden ſind anderer Vortheil zu
befoͤrdern, als in ſo weit es ohne Verabſaͤu-
mung unſerer Pflicht gegen uns ſelbſt geſche-
hen kann (§. 133. 134.); ſo muß ein ſich
ereignender Fall, in welchem derjenige,
den ſich ein anderer verbindlich zu et-
was machen wollen, oder der ſich dem-
ſelben verbindlich gemacht, allzuſehr
beſchweret wuͤrde, ausgenommen wer-
den.
§. 816.
Da man ſich in den Vertraͤgen den andern
zu dieſem, oder jenem verbindlich macht (§.
438. 380.); ſo verhalten ſich die Ver-
traͤge
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/636>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.