angerufen werde (§. 360. 361.); so kann er vor seine Person den Eid nicht aus- schlagen. Gleichergestalt da wer den Eid annimmt, stillschweigend zu schwören ver- spricht, und sich also dazu verbindlich macht (§. 380.); so kann ein auferlegter Eid, wenn er angenommen worden, nicht ausgeschlagen werden. Uebrigens ist der erfüllende und der Reinigungseid an und vor sich selbst so beschaffen, daß er nicht ausgeschlagen und zurück ge- schoben werden kann (§. 782.).
§. 785.
Von dem, der nicht schwören will, da er schwö- ren soll.
Weil derjenige, der zu schwören verbun- den ist, aber nicht schwören will, hinlänglich anzeigt, daß er nicht mit gutem Gewissen schwören kann; so wird wider den, der schwören soll, für wahr gehalten, wor- über er schwören sollte. Derowegen wenn ein angenommner Eid, oder ein Eid, den der Schiedsrichter auferlegt, ausgeschlagen wird; so wird, was ei- ner beschwören sollte, wider ihn für wahr gehalten.
§. 786.
Von der Erlas- sung des Eides.
Man sagt, der Eid werde erlassen(ju- ramentum remitti), wenn der, welcher ihn auferlegt hat, sich, nachdem er ange- nommen worden, erklärt, er wolle nicht, daß er würcklich abgeschworen werde, sondern da- vor halten, als wenn es würcklich geschehen wäre. Also wird wider den, welcher
den
II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art
angerufen werde (§. 360. 361.); ſo kann er vor ſeine Perſon den Eid nicht aus- ſchlagen. Gleichergeſtalt da wer den Eid annimmt, ſtillſchweigend zu ſchwoͤren ver- ſpricht, und ſich alſo dazu verbindlich macht (§. 380.); ſo kann ein auferlegter Eid, wenn er angenommen worden, nicht ausgeſchlagen werden. Uebrigens iſt der erfuͤllende und der Reinigungseid an und vor ſich ſelbſt ſo beſchaffen, daß er nicht ausgeſchlagen und zuruͤck ge- ſchoben werden kann (§. 782.).
§. 785.
Von dem, der nicht ſchwoͤren will, da er ſchwoͤ- ren ſoll.
Weil derjenige, der zu ſchwoͤren verbun- den iſt, aber nicht ſchwoͤren will, hinlaͤnglich anzeigt, daß er nicht mit gutem Gewiſſen ſchwoͤren kann; ſo wird wider den, der ſchwoͤren ſoll, fuͤr wahr gehalten, wor- uͤber er ſchwoͤren ſollte. Derowegen wenn ein angenommner Eid, oder ein Eid, den der Schiedsrichter auferlegt, ausgeſchlagen wird; ſo wird, was ei- ner beſchwoͤren ſollte, wider ihn fuͤr wahr gehalten.
§. 786.
Von der Erlaſ- ſung des Eides.
Man ſagt, der Eid werde erlaſſen(ju- ramentum remitti), wenn der, welcher ihn auferlegt hat, ſich, nachdem er ange- nommen worden, erklaͤrt, er wolle nicht, daß er wuͤrcklich abgeſchworen werde, ſondern da- vor halten, als wenn es wuͤrcklich geſchehen waͤre. Alſo wird wider den, welcher
den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0616"n="580"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art</hi></fw><lb/>
angerufen werde (§. 360. 361.); ſo <hirendition="#fr">kann er<lb/>
vor ſeine Perſon den Eid nicht aus-<lb/>ſchlagen.</hi> Gleichergeſtalt da wer den Eid<lb/>
annimmt, ſtillſchweigend zu ſchwoͤren ver-<lb/>ſpricht, und ſich alſo dazu verbindlich macht<lb/>
(§. 380.); <hirendition="#fr">ſo kann ein auferlegter Eid,<lb/>
wenn er angenommen worden, nicht<lb/>
ausgeſchlagen werden.</hi> Uebrigens <hirendition="#fr">iſt<lb/>
der erfuͤllende und der Reinigungseid<lb/>
an und vor ſich ſelbſt ſo beſchaffen, daß<lb/>
er nicht ausgeſchlagen und zuruͤck ge-<lb/>ſchoben werden kann</hi> (§. 782.).</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 785.</head><lb/><noteplace="left">Von<lb/>
dem, der<lb/>
nicht<lb/>ſchwoͤren<lb/>
will, da<lb/>
er ſchwoͤ-<lb/>
ren ſoll.</note><p>Weil derjenige, der zu ſchwoͤren verbun-<lb/>
den iſt, aber nicht ſchwoͤren will, hinlaͤnglich<lb/>
anzeigt, daß er nicht mit gutem Gewiſſen<lb/>ſchwoͤren kann; <hirendition="#fr">ſo wird wider den, der<lb/>ſchwoͤren ſoll, fuͤr wahr gehalten, wor-<lb/>
uͤber er ſchwoͤren ſollte.</hi> Derowegen<lb/><hirendition="#fr">wenn ein angenommner Eid, oder ein<lb/>
Eid, den der Schiedsrichter auferlegt,<lb/>
ausgeſchlagen wird; ſo wird, was ei-<lb/>
ner beſchwoͤren ſollte, wider ihn fuͤr<lb/>
wahr gehalten.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 786.</head><lb/><noteplace="left">Von der<lb/>
Erlaſ-<lb/>ſung des<lb/>
Eides.</note><p>Man ſagt, <hirendition="#fr">der Eid werde erlaſſen</hi><hirendition="#aq">(ju-<lb/>
ramentum remitti),</hi> wenn der, welcher<lb/>
ihn auferlegt hat, ſich, nachdem er ange-<lb/>
nommen worden, erklaͤrt, er wolle nicht, daß<lb/>
er wuͤrcklich abgeſchworen werde, ſondern da-<lb/>
vor halten, als wenn es wuͤrcklich geſchehen<lb/>
waͤre. Alſo <hirendition="#fr">wird wider den, welcher</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">den</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[580/0616]
II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art
angerufen werde (§. 360. 361.); ſo kann er
vor ſeine Perſon den Eid nicht aus-
ſchlagen. Gleichergeſtalt da wer den Eid
annimmt, ſtillſchweigend zu ſchwoͤren ver-
ſpricht, und ſich alſo dazu verbindlich macht
(§. 380.); ſo kann ein auferlegter Eid,
wenn er angenommen worden, nicht
ausgeſchlagen werden. Uebrigens iſt
der erfuͤllende und der Reinigungseid
an und vor ſich ſelbſt ſo beſchaffen, daß
er nicht ausgeſchlagen und zuruͤck ge-
ſchoben werden kann (§. 782.).
§. 785.
Weil derjenige, der zu ſchwoͤren verbun-
den iſt, aber nicht ſchwoͤren will, hinlaͤnglich
anzeigt, daß er nicht mit gutem Gewiſſen
ſchwoͤren kann; ſo wird wider den, der
ſchwoͤren ſoll, fuͤr wahr gehalten, wor-
uͤber er ſchwoͤren ſollte. Derowegen
wenn ein angenommner Eid, oder ein
Eid, den der Schiedsrichter auferlegt,
ausgeſchlagen wird; ſo wird, was ei-
ner beſchwoͤren ſollte, wider ihn fuͤr
wahr gehalten.
§. 786.
Man ſagt, der Eid werde erlaſſen (ju-
ramentum remitti), wenn der, welcher
ihn auferlegt hat, ſich, nachdem er ange-
nommen worden, erklaͤrt, er wolle nicht, daß
er wuͤrcklich abgeſchworen werde, ſondern da-
vor halten, als wenn es wuͤrcklich geſchehen
waͤre. Alſo wird wider den, welcher
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/616>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.