Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 18. H. Von der natürlichen Art
der Eid, welcher vom Schiedsrichter
einem auferlegt worden, ein nothwen-
diger Eid, und besonders ist es der Er-
füllungseid.
Aus eben dem Grunde kann
auch vor dem Schiedsrichter ein Theil
dem andern einen Eid auferlegen:
Je-
doch da ihm alle Untersuchung der Sache zu-
kommt (§. 770.); so muß es mit seiner
Bewilligung geschehen.
Ja aus eben
der Ursache kann der Kläger dem Be-
klagten, wegen dessen, was er leugnet,
und der Beklagte dem Kläger wegen
seiner Einwendungen das Gewissen
rühren;
weil niemand ein Zeuge in seiner
eigenen Sache seyn kann (§. 779.), folg-
lich durch einen Eid nicht beweisen, was von
dem andern Theil geleugnet wird. Weil man
es aber nicht auf einen Eid muß ankommen
lassen, so lange man andere Beweise haben
kann (§. 781.); so folgt, daß, wenn ein
Theil dem andern vor dem Schieds-
richter es in das Gewissen schiebet, was
er leugnet, er aber, was durch den
Eid bewiesen werden soll, anders be-
weisen will, er zum Beweise zugelas-
sen werden muß: Wenn er aber mit
dem Beweise nicht auskommt, er den-
noch den Eid ablegen muß
(§. cit.).

§. 784.
Von dem
Zurück-
schieben
und Ab-

Man sagt, einer schiebe den Eid zu-
rück,
oder er schiebe es dem andern in
sein Gewissen zurücke
(juramentum re-

ferre),

II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art
der Eid, welcher vom Schiedsrichter
einem auferlegt worden, ein nothwen-
diger Eid, und beſonders iſt es der Er-
fuͤllungseid.
Aus eben dem Grunde kann
auch vor dem Schiedsrichter ein Theil
dem andern einen Eid auferlegen:
Je-
doch da ihm alle Unterſuchung der Sache zu-
kommt (§. 770.); ſo muß es mit ſeiner
Bewilligung geſchehen.
Ja aus eben
der Urſache kann der Klaͤger dem Be-
klagten, wegen deſſen, was er leugnet,
und der Beklagte dem Klaͤger wegen
ſeiner Einwendungen das Gewiſſen
ruͤhren;
weil niemand ein Zeuge in ſeiner
eigenen Sache ſeyn kann (§. 779.), folg-
lich durch einen Eid nicht beweiſen, was von
dem andern Theil geleugnet wird. Weil man
es aber nicht auf einen Eid muß ankommen
laſſen, ſo lange man andere Beweiſe haben
kann (§. 781.); ſo folgt, daß, wenn ein
Theil dem andern vor dem Schieds-
richter es in das Gewiſſen ſchiebet, was
er leugnet, er aber, was durch den
Eid bewieſen werden ſoll, anders be-
weiſen will, er zum Beweiſe zugelaſ-
ſen werden muß: Wenn er aber mit
dem Beweiſe nicht auskommt, er den-
noch den Eid ablegen muß
(§. cit.).

§. 784.
Von dem
Zuruͤck-
ſchieben
und Ab-

Man ſagt, einer ſchiebe den Eid zu-
ruͤck,
oder er ſchiebe es dem andern in
ſein Gewiſſen zuruͤcke
(juramentum re-

ferre),
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0614" n="578"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 18. H. Von der natu&#x0364;rlichen Art</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">der Eid, welcher vom Schiedsrichter<lb/>
einem auferlegt worden, ein nothwen-<lb/>
diger Eid, und be&#x017F;onders i&#x017F;t es der Er-<lb/>
fu&#x0364;llungseid.</hi> Aus eben dem Grunde <hi rendition="#fr">kann</hi><lb/>
auch <hi rendition="#fr">vor dem Schiedsrichter ein Theil<lb/>
dem andern einen Eid auferlegen:</hi> Je-<lb/>
doch da ihm alle Unter&#x017F;uchung der Sache zu-<lb/>
kommt (§. 770.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">muß es mit &#x017F;einer<lb/>
Bewilligung ge&#x017F;chehen.</hi> Ja aus eben<lb/>
der Ur&#x017F;ache <hi rendition="#fr">kann der Kla&#x0364;ger dem Be-<lb/>
klagten, wegen de&#x017F;&#x017F;en, was er leugnet,<lb/>
und der Beklagte dem Kla&#x0364;ger wegen<lb/>
&#x017F;einer Einwendungen das Gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ru&#x0364;hren;</hi> weil niemand ein Zeuge in &#x017F;einer<lb/>
eigenen Sache &#x017F;eyn kann (§. 779.), folg-<lb/>
lich durch einen Eid nicht bewei&#x017F;en, was von<lb/>
dem andern Theil geleugnet wird. Weil man<lb/>
es aber nicht auf einen Eid muß ankommen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o lange man andere Bewei&#x017F;e haben<lb/>
kann (§. 781.); &#x017F;o folgt, daß, <hi rendition="#fr">wenn ein<lb/>
Theil dem andern vor dem Schieds-<lb/>
richter es in das Gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chiebet, was<lb/>
er leugnet, er aber, was durch den<lb/>
Eid bewie&#x017F;en werden &#x017F;oll, anders be-<lb/>
wei&#x017F;en will, er zum Bewei&#x017F;e zugela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en werden muß: Wenn er aber mit<lb/>
dem Bewei&#x017F;e nicht auskommt, er den-<lb/>
noch den Eid ablegen muß</hi> (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi>).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 784.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Zuru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;chieben<lb/>
und Ab-</note>
              <p>Man &#x017F;agt, <hi rendition="#fr">einer &#x017F;chiebe den Eid zu-<lb/>
ru&#x0364;ck,</hi> oder <hi rendition="#fr">er &#x017F;chiebe es dem andern in<lb/>
&#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en zuru&#x0364;cke</hi> <hi rendition="#aq">(juramentum re-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">ferre),</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[578/0614] II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art der Eid, welcher vom Schiedsrichter einem auferlegt worden, ein nothwen- diger Eid, und beſonders iſt es der Er- fuͤllungseid. Aus eben dem Grunde kann auch vor dem Schiedsrichter ein Theil dem andern einen Eid auferlegen: Je- doch da ihm alle Unterſuchung der Sache zu- kommt (§. 770.); ſo muß es mit ſeiner Bewilligung geſchehen. Ja aus eben der Urſache kann der Klaͤger dem Be- klagten, wegen deſſen, was er leugnet, und der Beklagte dem Klaͤger wegen ſeiner Einwendungen das Gewiſſen ruͤhren; weil niemand ein Zeuge in ſeiner eigenen Sache ſeyn kann (§. 779.), folg- lich durch einen Eid nicht beweiſen, was von dem andern Theil geleugnet wird. Weil man es aber nicht auf einen Eid muß ankommen laſſen, ſo lange man andere Beweiſe haben kann (§. 781.); ſo folgt, daß, wenn ein Theil dem andern vor dem Schieds- richter es in das Gewiſſen ſchiebet, was er leugnet, er aber, was durch den Eid bewieſen werden ſoll, anders be- weiſen will, er zum Beweiſe zugelaſ- ſen werden muß: Wenn er aber mit dem Beweiſe nicht auskommt, er den- noch den Eid ablegen muß (§. cit.). §. 784. Man ſagt, einer ſchiebe den Eid zu- ruͤck, oder er ſchiebe es dem andern in ſein Gewiſſen zuruͤcke (juramentum re- ferre),

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/614
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/614>, abgerufen am 30.12.2024.