man andere haben kann, sie diesen nachzuse- tzen hat; so kann man doch aus diesen Ursa- chen allein, wofern nicht andere offenbahre Ursachen noch ins besondere dazu kommen, sie nicht so verdächtig machen, daß auch ein Eid nicht hinreichend wäre den Verdacht von sich abzulehnen. Damit aber kein Theil über die Gültigkeit der Zeugen sich zu beschweren Ur- sache hat; so muß der, welcher für sich etwas durch Zeugen beweisen will, sie selbst angeben: Wenn er aber gegen ei- nen andern etwas durch Zeugen be- weisen will; so muß dieser, ehe sie zu- gelassen werden, gehört werden, ob er gegen sie etwas einzuwenden hat, und sie verdächtig machen will, oder kann.
§. 780.
Da geschehene Dinge, welche durch Zeu-Von wel- cher Sa- che und wie ge- zeugt werden muß. gen bewiesen werden sollen, nicht anders als durch die Sinnen erkannt werden können (§. 778.); so muß die Sache, wovon ge- zeugt werden soll, in die Sinnen fal- len; folglich muß der Zeuge nichts er- zehlen, als was er durch die Sinne begriffen hat: Wenn er aber etwas sagt, was durch die Sinnen nicht be- griffen werden kann; so ist das Zeug- niß nichtig. Und damit dasselbe nicht un- recht ausgelegt werden kann; so muß der Zeuge das, was er durch die Sinnen erkannt, mit eigentlichen Worten, die
eine
Streitigkeiten zu endigen.
man andere haben kann, ſie dieſen nachzuſe- tzen hat; ſo kann man doch aus dieſen Urſa- chen allein, wofern nicht andere offenbahre Urſachen noch ins beſondere dazu kommen, ſie nicht ſo verdaͤchtig machen, daß auch ein Eid nicht hinreichend waͤre den Verdacht von ſich abzulehnen. Damit aber kein Theil uͤber die Guͤltigkeit der Zeugen ſich zu beſchweren Ur- ſache hat; ſo muß der, welcher fuͤr ſich etwas durch Zeugen beweiſen will, ſie ſelbſt angeben: Wenn er aber gegen ei- nen andern etwas durch Zeugen be- weiſen will; ſo muß dieſer, ehe ſie zu- gelaſſen werden, gehoͤrt werden, ob er gegen ſie etwas einzuwenden hat, und ſie verdaͤchtig machen will, oder kann.
§. 780.
Da geſchehene Dinge, welche durch Zeu-Von wel- cher Sa- che und wie ge- zeugt werden muß. gen bewieſen werden ſollen, nicht anders als durch die Sinnen erkannt werden koͤnnen (§. 778.); ſo muß die Sache, wovon ge- zeugt werden ſoll, in die Sinnen fal- len; folglich muß der Zeuge nichts er- zehlen, als was er durch die Sinne begriffen hat: Wenn er aber etwas ſagt, was durch die Sinnen nicht be- griffen werden kann; ſo iſt das Zeug- niß nichtig. Und damit daſſelbe nicht un- recht ausgelegt werden kann; ſo muß der Zeuge das, was er durch die Sinnen erkannt, mit eigentlichen Worten, die
eine
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Streitigkeiten zu endigen.
man andere haben kann, ſie dieſen nachzuſe-
tzen hat; ſo kann man doch aus dieſen Urſa-
chen allein, wofern nicht andere offenbahre
Urſachen noch ins beſondere dazu kommen, ſie
nicht ſo verdaͤchtig machen, daß auch ein Eid
nicht hinreichend waͤre den Verdacht von ſich
abzulehnen. Damit aber kein Theil uͤber die
Guͤltigkeit der Zeugen ſich zu beſchweren Ur-
ſache hat; ſo muß der, welcher fuͤr ſich
etwas durch Zeugen beweiſen will, ſie
ſelbſt angeben: Wenn er aber gegen ei-
nen andern etwas durch Zeugen be-
weiſen will; ſo muß dieſer, ehe ſie zu-
gelaſſen werden, gehoͤrt werden, ob er
gegen ſie etwas einzuwenden hat, und
ſie verdaͤchtig machen will, oder kann.
§. 780.
Da geſchehene Dinge, welche durch Zeu-
gen bewieſen werden ſollen, nicht anders als
durch die Sinnen erkannt werden koͤnnen (§.
778.); ſo muß die Sache, wovon ge-
zeugt werden ſoll, in die Sinnen fal-
len; folglich muß der Zeuge nichts er-
zehlen, als was er durch die Sinne
begriffen hat: Wenn er aber etwas
ſagt, was durch die Sinnen nicht be-
griffen werden kann; ſo iſt das Zeug-
niß nichtig. Und damit daſſelbe nicht un-
recht ausgelegt werden kann; ſo muß der
Zeuge das, was er durch die Sinnen
erkannt, mit eigentlichen Worten, die
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Von wel-
cher Sa-
che und
wie ge-
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/611>, abgerufen am 21.11.2024.
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