Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil 14. Hauptstück.
daß der andere was er zahlt, ihm nicht
schuldig ist; so soll er auch,
weil er sich
durch eines andern Sache nicht bereichern
darf (§. 271.), es nicht annehmen, und
er kann es auch nicht ohne den Vorsatz
den andern zu betrügen annehmen (§.
286.), ja wenn ers wissentlich annimmt,
so wird er einem ungewissenhaften
Besitzer gleich geachtet
(§. 201.).

§. 694.
Vom
Geben
um einer
Ursache
willen.

Man sagt, daß etwas um einer Ursache
willen gegeben werde
(ob causam dari),
wenn etwas zu dem Ende gegeben wird, daß
der andere, welcher es bekommt, davor wie-
der etwas geben oder thun muß; folglich ver-
bindet sich der, welchem um einer Ur-
sache willen etwas gegeben wird, in-
dem er es annimmt, das zu geben oder
zu thun, warum es gegeben wird
(§.
317.). Man sagt aber, die Ursache erfol-
ge nicht
(causa non sequi dicitur), wenn
der andere nicht leistet, was er leisten sollte,
oder zu dessen Leistung er sich entweder aus-
drücklich, oder stillschweigend verbunden hatte
(§. 27.). Weil der, welcher um einer
gewissen Ursache willen etwas giebet, es nicht
umsonst geben will, noch der, der es empfängt,
umsonst bekommt; so muß, was um einer
gewissen Ursache willen gegeben wor-
den, wieder gegeben werden, wenn die
Ursache nicht erfolget: Und wenn sie
noch erfolgen kann;
so kann der, wel-

cher

II. Theil 14. Hauptſtuͤck.
daß der andere was er zahlt, ihm nicht
ſchuldig iſt; ſo ſoll er auch,
weil er ſich
durch eines andern Sache nicht bereichern
darf (§. 271.), es nicht annehmen, und
er kann es auch nicht ohne den Vorſatz
den andern zu betruͤgen annehmen (§.
286.), ja wenn ers wiſſentlich annimmt,
ſo wird er einem ungewiſſenhaften
Beſitzer gleich geachtet
(§. 201.).

§. 694.
Vom
Geben
um einer
Urſache
willen.

Man ſagt, daß etwas um einer Urſache
willen gegeben werde
(ob cauſam dari),
wenn etwas zu dem Ende gegeben wird, daß
der andere, welcher es bekommt, davor wie-
der etwas geben oder thun muß; folglich ver-
bindet ſich der, welchem um einer Ur-
ſache willen etwas gegeben wird, in-
dem er es annimmt, das zu geben oder
zu thun, warum es gegeben wird
(§.
317.). Man ſagt aber, die Urſache erfol-
ge nicht
(cauſa non ſequi dicitur), wenn
der andere nicht leiſtet, was er leiſten ſollte,
oder zu deſſen Leiſtung er ſich entweder aus-
druͤcklich, oder ſtillſchweigend verbunden hatte
(§. 27.). Weil der, welcher um einer
gewiſſen Urſache willen etwas giebet, es nicht
umſonſt geben will, noch der, der es empfaͤngt,
umſonſt bekommt; ſo muß, was um einer
gewiſſen Urſache willen gegeben wor-
den, wieder gegeben werden, wenn die
Urſache nicht erfolget: Und wenn ſie
noch erfolgen kann;
ſo kann der, wel-

cher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0514" n="478"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#b">Theil 14. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">daß der andere was er zahlt, ihm nicht<lb/>
&#x017F;chuldig i&#x017F;t; &#x017F;o &#x017F;oll er auch,</hi> weil er &#x017F;ich<lb/>
durch eines andern Sache nicht bereichern<lb/>
darf (§. 271.), <hi rendition="#fr">es nicht annehmen, und<lb/>
er kann es auch nicht ohne den Vor&#x017F;atz<lb/>
den andern zu betru&#x0364;gen annehmen (§.<lb/>
286.), ja wenn ers wi&#x017F;&#x017F;entlich annimmt,<lb/>
&#x017F;o wird er einem ungewi&#x017F;&#x017F;enhaften<lb/>
Be&#x017F;itzer gleich geachtet</hi> (§. 201.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 694.</head><lb/>
              <note place="left">Vom<lb/>
Geben<lb/>
um einer<lb/>
Ur&#x017F;ache<lb/>
willen.</note>
              <p>Man &#x017F;agt, daß <hi rendition="#fr">etwas um einer Ur&#x017F;ache<lb/>
willen gegeben werde</hi> <hi rendition="#aq">(ob cau&#x017F;am dari),</hi><lb/>
wenn etwas zu dem Ende gegeben wird, daß<lb/>
der andere, welcher es bekommt, davor wie-<lb/>
der etwas geben oder thun muß; folglich <hi rendition="#fr">ver-<lb/>
bindet &#x017F;ich der, welchem um einer Ur-<lb/>
&#x017F;ache willen etwas gegeben wird, in-<lb/>
dem er es annimmt, das zu geben oder<lb/>
zu thun, warum es gegeben wird</hi> (§.<lb/>
317.). Man &#x017F;agt aber, <hi rendition="#fr">die Ur&#x017F;ache erfol-<lb/>
ge nicht</hi> <hi rendition="#aq">(cau&#x017F;a non &#x017F;equi dicitur),</hi> wenn<lb/>
der andere nicht lei&#x017F;tet, was er lei&#x017F;ten &#x017F;ollte,<lb/>
oder zu de&#x017F;&#x017F;en Lei&#x017F;tung er &#x017F;ich entweder aus-<lb/>
dru&#x0364;cklich, oder &#x017F;till&#x017F;chweigend verbunden hatte<lb/>
(§. 27.). Weil der, welcher um einer<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;ache willen etwas giebet, es nicht<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t geben will, noch der, der es empfa&#x0364;ngt,<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t bekommt; <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß, was um einer<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;ache willen gegeben wor-<lb/>
den, wieder gegeben werden, wenn die<lb/>
Ur&#x017F;ache nicht erfolget: Und wenn &#x017F;ie<lb/>
noch erfolgen kann;</hi> &#x017F;o <hi rendition="#fr">kann der, wel-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">cher</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[478/0514] II. Theil 14. Hauptſtuͤck. daß der andere was er zahlt, ihm nicht ſchuldig iſt; ſo ſoll er auch, weil er ſich durch eines andern Sache nicht bereichern darf (§. 271.), es nicht annehmen, und er kann es auch nicht ohne den Vorſatz den andern zu betruͤgen annehmen (§. 286.), ja wenn ers wiſſentlich annimmt, ſo wird er einem ungewiſſenhaften Beſitzer gleich geachtet (§. 201.). §. 694. Man ſagt, daß etwas um einer Urſache willen gegeben werde (ob cauſam dari), wenn etwas zu dem Ende gegeben wird, daß der andere, welcher es bekommt, davor wie- der etwas geben oder thun muß; folglich ver- bindet ſich der, welchem um einer Ur- ſache willen etwas gegeben wird, in- dem er es annimmt, das zu geben oder zu thun, warum es gegeben wird (§. 317.). Man ſagt aber, die Urſache erfol- ge nicht (cauſa non ſequi dicitur), wenn der andere nicht leiſtet, was er leiſten ſollte, oder zu deſſen Leiſtung er ſich entweder aus- druͤcklich, oder ſtillſchweigend verbunden hatte (§. 27.). Weil der, welcher um einer gewiſſen Urſache willen etwas giebet, es nicht umſonſt geben will, noch der, der es empfaͤngt, umſonſt bekommt; ſo muß, was um einer gewiſſen Urſache willen gegeben wor- den, wieder gegeben werden, wenn die Urſache nicht erfolget: Und wenn ſie noch erfolgen kann; ſo kann der, wel- cher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/514
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/514>, abgerufen am 03.12.2024.