Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 11. H. Von wohlthätigen
macht hat (§. 445.); so ist es doch rath-
sam daß dieselbe schriftlich abgefaßt
wird;
weil die Verbindlichkeit sich nicht
weiter erstreckt, als auf das, was gesagt
worden (§. 318.); und wofern der Bür-
ge die Kunstwörter,
welche dabey ge-
braucht werden, nicht verstehen solte, so
müssen ihm dieselben hinlänglich er-
klärt werden.

§. 579.
Von dem
Selbst-
schuld-
ner.

Ein Selbstschuldner (expromissor) wird
genannt, welcher die Verbindlichkeit eines
andern auf sich nimmt, oder für einen an-
dern, welcher schon verbunden ist, oder ver-
bunden werden soll, sich dergestalt verbindlich
macht, daß er selbst in seinem Nahmen als
der Hauptschuldner leisten will, wozu der an-
dere verbunden war. Der Selbstschuld-
ner tritt also in die Stelle des Haupt-
schuldners, und der Hauptschuldner
ist dem Gläubiger nicht mehr ver-
bunden;
folglich wenn dieser nicht be-
zahlen kann, so kann der Gläubiger
nicht den Hauptschuldner angreifen,
wenn er auch gleich bezahlen könte.

Und da sich zum Selbstschuldner machen ein
Geschäfte ist, welches zwischen dem Gläubi-
ger und dem, welcher die Schuld eines an-
dern übernimmt, allein vorgenommen wird;
so kann der Selbstschuldner nicht vom
Hauptschuldner wiederfordern, was er
für ihn bezahlt, wofern es nicht an-

ders

II. Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen
macht hat (§. 445.); ſo iſt es doch rath-
ſam daß dieſelbe ſchriftlich abgefaßt
wird;
weil die Verbindlichkeit ſich nicht
weiter erſtreckt, als auf das, was geſagt
worden (§. 318.); und wofern der Buͤr-
ge die Kunſtwoͤrter,
welche dabey ge-
braucht werden, nicht verſtehen ſolte, ſo
muͤſſen ihm dieſelben hinlaͤnglich er-
klaͤrt werden.

§. 579.
Von dem
Selbſt-
ſchuld-
ner.

Ein Selbſtſchuldner (expromiſſor) wird
genannt, welcher die Verbindlichkeit eines
andern auf ſich nimmt, oder fuͤr einen an-
dern, welcher ſchon verbunden iſt, oder ver-
bunden werden ſoll, ſich dergeſtalt verbindlich
macht, daß er ſelbſt in ſeinem Nahmen als
der Hauptſchuldner leiſten will, wozu der an-
dere verbunden war. Der Selbſtſchuld-
ner tritt alſo in die Stelle des Haupt-
ſchuldners, und der Hauptſchuldner
iſt dem Glaͤubiger nicht mehr ver-
bunden;
folglich wenn dieſer nicht be-
zahlen kann, ſo kann der Glaͤubiger
nicht den Hauptſchuldner angreifen,
wenn er auch gleich bezahlen koͤnte.

Und da ſich zum Selbſtſchuldner machen ein
Geſchaͤfte iſt, welches zwiſchen dem Glaͤubi-
ger und dem, welcher die Schuld eines an-
dern uͤbernimmt, allein vorgenommen wird;
ſo kann der Selbſtſchuldner nicht vom
Hauptſchuldner wiederfordern, was er
fuͤr ihn bezahlt, wofern es nicht an-

ders
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0406" n="370"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 11. H. Von wohltha&#x0364;tigen</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">macht hat (§. 445.); &#x017F;o i&#x017F;t es doch rath-<lb/>
&#x017F;am daß die&#x017F;elbe &#x017F;chriftlich abgefaßt<lb/>
wird;</hi> weil die Verbindlichkeit &#x017F;ich nicht<lb/>
weiter er&#x017F;treckt, als auf das, was ge&#x017F;agt<lb/>
worden (§. 318.); <hi rendition="#fr">und wofern der Bu&#x0364;r-<lb/>
ge die Kun&#x017F;two&#x0364;rter,</hi> welche dabey ge-<lb/>
braucht werden, <hi rendition="#fr">nicht ver&#x017F;tehen &#x017F;olte, &#x017F;o<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihm die&#x017F;elben hinla&#x0364;nglich er-<lb/>
kla&#x0364;rt werden.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 579.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Selb&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;chuld-<lb/>
ner.</note>
              <p>Ein <hi rendition="#fr">Selb&#x017F;t&#x017F;chuldner</hi> <hi rendition="#aq">(expromi&#x017F;&#x017F;or)</hi> wird<lb/>
genannt, welcher die Verbindlichkeit eines<lb/>
andern auf &#x017F;ich nimmt, oder fu&#x0364;r einen an-<lb/>
dern, welcher &#x017F;chon verbunden i&#x017F;t, oder ver-<lb/>
bunden werden &#x017F;oll, &#x017F;ich derge&#x017F;talt verbindlich<lb/>
macht, daß er &#x017F;elb&#x017F;t in &#x017F;einem Nahmen als<lb/>
der Haupt&#x017F;chuldner lei&#x017F;ten will, wozu der an-<lb/>
dere verbunden war. Der <hi rendition="#fr">Selb&#x017F;t&#x017F;chuld-<lb/>
ner tritt al&#x017F;o in die Stelle des Haupt-<lb/>
&#x017F;chuldners, und der Haupt&#x017F;chuldner<lb/>
i&#x017F;t dem Gla&#x0364;ubiger nicht mehr ver-<lb/>
bunden;</hi> folglich <hi rendition="#fr">wenn die&#x017F;er nicht be-<lb/>
zahlen kann, &#x017F;o kann der Gla&#x0364;ubiger<lb/>
nicht den Haupt&#x017F;chuldner angreifen,<lb/>
wenn er auch gleich bezahlen ko&#x0364;nte.</hi><lb/>
Und da &#x017F;ich zum Selb&#x017F;t&#x017F;chuldner machen ein<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;fte i&#x017F;t, welches zwi&#x017F;chen dem Gla&#x0364;ubi-<lb/>
ger und dem, welcher die Schuld eines an-<lb/>
dern u&#x0364;bernimmt, allein vorgenommen wird;<lb/>
&#x017F;o <hi rendition="#fr">kann der Selb&#x017F;t&#x017F;chuldner nicht vom<lb/>
Haupt&#x017F;chuldner wiederfordern, was er<lb/>
fu&#x0364;r ihn bezahlt, wofern es nicht an-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ders</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[370/0406] II. Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen macht hat (§. 445.); ſo iſt es doch rath- ſam daß dieſelbe ſchriftlich abgefaßt wird; weil die Verbindlichkeit ſich nicht weiter erſtreckt, als auf das, was geſagt worden (§. 318.); und wofern der Buͤr- ge die Kunſtwoͤrter, welche dabey ge- braucht werden, nicht verſtehen ſolte, ſo muͤſſen ihm dieſelben hinlaͤnglich er- klaͤrt werden. §. 579. Ein Selbſtſchuldner (expromiſſor) wird genannt, welcher die Verbindlichkeit eines andern auf ſich nimmt, oder fuͤr einen an- dern, welcher ſchon verbunden iſt, oder ver- bunden werden ſoll, ſich dergeſtalt verbindlich macht, daß er ſelbſt in ſeinem Nahmen als der Hauptſchuldner leiſten will, wozu der an- dere verbunden war. Der Selbſtſchuld- ner tritt alſo in die Stelle des Haupt- ſchuldners, und der Hauptſchuldner iſt dem Glaͤubiger nicht mehr ver- bunden; folglich wenn dieſer nicht be- zahlen kann, ſo kann der Glaͤubiger nicht den Hauptſchuldner angreifen, wenn er auch gleich bezahlen koͤnte. Und da ſich zum Selbſtſchuldner machen ein Geſchaͤfte iſt, welches zwiſchen dem Glaͤubi- ger und dem, welcher die Schuld eines an- dern uͤbernimmt, allein vorgenommen wird; ſo kann der Selbſtſchuldner nicht vom Hauptſchuldner wiederfordern, was er fuͤr ihn bezahlt, wofern es nicht an- ders

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/406
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/406>, abgerufen am 30.12.2024.