und auf was Art und Weise er etwas leihen will (§. 195.); und daraus muß man das Recht und die Verbindlich- keit dessen, dem etwas geliehen wor- den, ermessen (§. 317.).
§. 518.
Von Ue- berge- bung der Sache zum Ge- brauch.
Da die geliehene Sache in den Händen desjenigen seyn muß, dem sie geliehen wor- den, wenn er sie gebrauchen soll (§. 200. 514.); so wird zum Leihen eine Hand- lung erfordert, wodurch die Sache in die Hände desjenigen, dem man sie lei- het, gebracht wird, und diese nennet man die Uebergabe zum Gebrauch(traditio ad certum usum) in einem allgemeineren Verstande (§. 320.).
§. 519.
Von der Ver- schlim- merung und Ver- derbung der gelie- benen Sache.
Weil der Leihende dem andern den Gebrauch der Sache verwilliget (§. 515.); so willigt er in die Verschlimmerung der Sache ein, ohne welche der Gebrauch nicht bestehen kann. Da aber sonst kein ande- rer Gebrauch als der unschädliche erlaubt ist (§. 516.); so muß derjenige, dem etwas geliehen worden, sich in acht nehmen, daß die geliehene Sache durch seine Schuld nicht verschlimmert, oder gantz verdorben wird (§. 517.); folglich in Verwahrung und im Gebrauch der- selben allen Fleiß anwenden (§. 21.), ja noch mehr und grössern, als bey seinen eigenen Sachen.
§. 520.
II.Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen
und auf was Art und Weiſe er etwas leihen will (§. 195.); und daraus muß man das Recht und die Verbindlich- keit deſſen, dem etwas geliehen wor- den, ermeſſen (§. 317.).
§. 518.
Von Ue- berge- bung der Sache zum Ge- brauch.
Da die geliehene Sache in den Haͤnden desjenigen ſeyn muß, dem ſie geliehen wor- den, wenn er ſie gebrauchen ſoll (§. 200. 514.); ſo wird zum Leihen eine Hand- lung erfordert, wodurch die Sache in die Haͤnde desjenigen, dem man ſie lei- het, gebracht wird, und dieſe nennet man die Uebergabe zum Gebrauch(traditio ad certum uſum) in einem allgemeineren Verſtande (§. 320.).
§. 519.
Von der Ver- ſchlim- merung und Ver- derbung der gelie- benen Sache.
Weil der Leihende dem andern den Gebrauch der Sache verwilliget (§. 515.); ſo willigt er in die Verſchlimmerung der Sache ein, ohne welche der Gebrauch nicht beſtehen kann. Da aber ſonſt kein ande- rer Gebrauch als der unſchaͤdliche erlaubt iſt (§. 516.); ſo muß derjenige, dem etwas geliehen worden, ſich in acht nehmen, daß die geliehene Sache durch ſeine Schuld nicht verſchlimmert, oder gantz verdorben wird (§. 517.); folglich in Verwahrung und im Gebrauch der- ſelben allen Fleiß anwenden (§. 21.), ja noch mehr und groͤſſern, als bey ſeinen eigenen Sachen.
§. 520.
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II. Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen
und auf was Art und Weiſe er etwas
leihen will (§. 195.); und daraus muß
man das Recht und die Verbindlich-
keit deſſen, dem etwas geliehen wor-
den, ermeſſen (§. 317.).
§. 518.
Da die geliehene Sache in den Haͤnden
desjenigen ſeyn muß, dem ſie geliehen wor-
den, wenn er ſie gebrauchen ſoll (§. 200.
514.); ſo wird zum Leihen eine Hand-
lung erfordert, wodurch die Sache in
die Haͤnde desjenigen, dem man ſie lei-
het, gebracht wird, und dieſe nennet man
die Uebergabe zum Gebrauch (traditio
ad certum uſum) in einem allgemeineren
Verſtande (§. 320.).
§. 519.
Weil der Leihende dem andern den Gebrauch
der Sache verwilliget (§. 515.); ſo willigt
er in die Verſchlimmerung der Sache
ein, ohne welche der Gebrauch nicht
beſtehen kann. Da aber ſonſt kein ande-
rer Gebrauch als der unſchaͤdliche erlaubt iſt
(§. 516.); ſo muß derjenige, dem etwas
geliehen worden, ſich in acht nehmen,
daß die geliehene Sache durch ſeine
Schuld nicht verſchlimmert, oder gantz
verdorben wird (§. 517.); folglich in
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noch mehr und groͤſſern, als bey ſeinen
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/358>, abgerufen am 21.11.2024.
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