Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Das zehente Hauptstück.

Von dem Werth der Sachen
und dem Gelde.

§. 493.

Wenn ich dem andern eine Sache, z. E.Was der
Werth
der Sa-
chen und
der Ar-
beit sey,
und die
Noth-
wendig-
keit des-
selben.

A. gebe, und der andere mir eben
so viel z. E. B. geben muß; so ists
nothwendig, daß die Größe von B. durch die
von A, ohne ein drittes gleichartiges anzu-
nehmen, bestimmet werde. Diese Bewand-
niß der Sache A. in Ansehung B. wird von
den Mathematickverständigen eine Verhält-
niß
(ratio) genannt. Wenn man also
nichts umsonst geben, oder thun darf;
so ists nothwendig, daß man so wohl
der körperlichen, als unkörperlichen
Sachen, der Arbeiten zu einander und
der Sachen zu den Arbeiten ihre Ver-
hältniß bestimme.
Da sie nun, als Din-
ge von verschiedener Art, deren eines mehr-
mahl genommen dem andern nicht gleich, oder
grösser als dasselbe werden kann, dergleichen
Verhältniß von Natur nicht haben; so muß
diese Verhältniß durch den Willkühr
der Menschen bestimmt werden.
Da-
mit nun dieses geschehen könne; so muß
man den Dingen einige Grösse beyle-
gen, vermöge welcher eine mir der an-
dern verglichen werden kann.
Diese
erdichtete Grösse, welche Pufendorff die

mora-
U 2
Das zehente Hauptſtuͤck.

Von dem Werth der Sachen
und dem Gelde.

§. 493.

Wenn ich dem andern eine Sache, z. E.Was der
Werth
der Sa-
chen und
der Ar-
beit ſey,
und die
Noth-
wendig-
keit deſ-
ſelben.

A. gebe, und der andere mir eben
ſo viel z. E. B. geben muß; ſo iſts
nothwendig, daß die Groͤße von B. durch die
von A, ohne ein drittes gleichartiges anzu-
nehmen, beſtimmet werde. Dieſe Bewand-
niß der Sache A. in Anſehung B. wird von
den Mathematickverſtaͤndigen eine Verhaͤlt-
niß
(ratio) genannt. Wenn man alſo
nichts umſonſt geben, oder thun darf;
ſo iſts nothwendig, daß man ſo wohl
der koͤrperlichen, als unkoͤrperlichen
Sachen, der Arbeiten zu einander und
der Sachen zu den Arbeiten ihre Ver-
haͤltniß beſtimme.
Da ſie nun, als Din-
ge von verſchiedener Art, deren eines mehr-
mahl genommen dem andern nicht gleich, oder
groͤſſer als daſſelbe werden kann, dergleichen
Verhaͤltniß von Natur nicht haben; ſo muß
dieſe Verhaͤltniß durch den Willkuͤhr
der Menſchen beſtimmt werden.
Da-
mit nun dieſes geſchehen koͤnne; ſo muß
man den Dingen einige Groͤſſe beyle-
gen, vermoͤge welcher eine mir der an-
dern verglichen werden kann.
Dieſe
erdichtete Groͤſſe, welche Pufendorff die

mora-
U 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0343" n="307"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Das zehente Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von dem Werth der Sachen<lb/>
und dem Gelde.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 493.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">W</hi>enn ich dem andern eine Sache, z. E.<note place="right">Was der<lb/>
Werth<lb/>
der Sa-<lb/>
chen und<lb/>
der Ar-<lb/>
beit &#x017F;ey,<lb/>
und die<lb/>
Noth-<lb/>
wendig-<lb/>
keit de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben.</note><lb/><hi rendition="#aq">A.</hi> gebe, und der andere mir eben<lb/>
&#x017F;o viel z. E. <hi rendition="#aq">B.</hi> geben muß; &#x017F;o i&#x017F;ts<lb/>
nothwendig, daß die Gro&#x0364;ße von <hi rendition="#aq">B.</hi> durch die<lb/>
von <hi rendition="#aq">A,</hi> ohne ein drittes gleichartiges anzu-<lb/>
nehmen, be&#x017F;timmet werde. Die&#x017F;e Bewand-<lb/>
niß der Sache <hi rendition="#aq">A.</hi> in An&#x017F;ehung <hi rendition="#aq">B.</hi> wird von<lb/>
den Mathematickver&#x017F;ta&#x0364;ndigen <hi rendition="#fr">eine Verha&#x0364;lt-<lb/>
niß</hi> <hi rendition="#aq">(ratio)</hi> genannt. <hi rendition="#fr">Wenn man</hi> al&#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">nichts um&#x017F;on&#x017F;t geben, oder thun darf;<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;ts nothwendig, daß man &#x017F;o wohl<lb/>
der ko&#x0364;rperlichen, als unko&#x0364;rperlichen<lb/>
Sachen, der Arbeiten zu einander und<lb/>
der Sachen zu den Arbeiten ihre Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltniß be&#x017F;timme.</hi> Da &#x017F;ie nun, als Din-<lb/>
ge von ver&#x017F;chiedener Art, deren eines mehr-<lb/>
mahl genommen dem andern nicht gleich, oder<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als da&#x017F;&#x017F;elbe werden kann, dergleichen<lb/>
Verha&#x0364;ltniß von Natur nicht haben; <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß<lb/>
die&#x017F;e Verha&#x0364;ltniß durch den Willku&#x0364;hr<lb/>
der Men&#x017F;chen be&#x017F;timmt werden.</hi> Da-<lb/>
mit nun die&#x017F;es ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nne; <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß<lb/>
man den Dingen einige Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e beyle-<lb/>
gen, vermo&#x0364;ge welcher eine mir der an-<lb/>
dern verglichen werden kann.</hi> Die&#x017F;e<lb/>
erdichtete Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welche <hi rendition="#fr">Pufendorff</hi> die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">mora-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0343] Das zehente Hauptſtuͤck. Von dem Werth der Sachen und dem Gelde. §. 493. Wenn ich dem andern eine Sache, z. E. A. gebe, und der andere mir eben ſo viel z. E. B. geben muß; ſo iſts nothwendig, daß die Groͤße von B. durch die von A, ohne ein drittes gleichartiges anzu- nehmen, beſtimmet werde. Dieſe Bewand- niß der Sache A. in Anſehung B. wird von den Mathematickverſtaͤndigen eine Verhaͤlt- niß (ratio) genannt. Wenn man alſo nichts umſonſt geben, oder thun darf; ſo iſts nothwendig, daß man ſo wohl der koͤrperlichen, als unkoͤrperlichen Sachen, der Arbeiten zu einander und der Sachen zu den Arbeiten ihre Ver- haͤltniß beſtimme. Da ſie nun, als Din- ge von verſchiedener Art, deren eines mehr- mahl genommen dem andern nicht gleich, oder groͤſſer als daſſelbe werden kann, dergleichen Verhaͤltniß von Natur nicht haben; ſo muß dieſe Verhaͤltniß durch den Willkuͤhr der Menſchen beſtimmt werden. Da- mit nun dieſes geſchehen koͤnne; ſo muß man den Dingen einige Groͤſſe beyle- gen, vermoͤge welcher eine mir der an- dern verglichen werden kann. Dieſe erdichtete Groͤſſe, welche Pufendorff die mora- Was der Werth der Sa- chen und der Ar- beit ſey, und die Noth- wendig- keit deſ- ſelben. U 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/343
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/343>, abgerufen am 21.11.2024.