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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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die so gleich vollbracht werden.
oder gar sehr arm (egenum) denjenigen,und Bet-
telstande.

dem es auch an dem nothwendigen fehlet.
Wenn jemand so dürftig ist, daß ihm auch das-
jenige fehlt, was zur äusersten Nothdurft
des Lebens gehört; so ist er ein Bettler,
oder bettelarm (mendicus). Wenn diese
Armuth nur auf eine zeitlang dauert, als so
lange einer kranck ist, oder ihm die Gelegen-
heit fehlet, durch seine Arbeit etwas zu ver-
dienen, so ist es eine Bettelarmuth auf
eine zeitlang
(mendicitas temporanea).

§. 488.

Was man einem giebt zu seiner äuserstenVom All-
mosen.

Nothdurft, wird ein Allmosen (eleemo-
syna)
genannt; und derjenige bettelt (men-
dicat),
der um ein Allmosen bittet. Man
muß also denenjenigen Allmosen geben,
die bettelarm sind
(§. 487.). Und weil
wir einem andern das nicht zu leisten verbun-
den sind, worin er unserer Hülfe nicht bedarf
(§. 44.); so ist keinem erlaubt zu bet-
teln, als nur denen, welche mit ihrer
Arbeit nicht so viel erwerben können,
als zur Lebens-Nothdurft hinreicht;
es sey, daß dieses aus Mangel der
Kräfte, oder aus Mangel der Gele-
genheit zu arbeiten, komme; und diesen
soll man Allmosen geben.
Damit man
aber keinem das Allmosen versage, der es be-
darf; so muß man in zweifelhaften Fäl-
len das Urtheil von der dringenden
Noth dem Bettelnden überlassen.

§. 489.

die ſo gleich vollbracht werden.
oder gar ſehr arm (egenum) denjenigen,und Bet-
telſtande.

dem es auch an dem nothwendigen fehlet.
Wenn jemand ſo duͤrftig iſt, daß ihm auch das-
jenige fehlt, was zur aͤuſerſten Nothdurft
des Lebens gehoͤrt; ſo iſt er ein Bettler,
oder bettelarm (mendicus). Wenn dieſe
Armuth nur auf eine zeitlang dauert, als ſo
lange einer kranck iſt, oder ihm die Gelegen-
heit fehlet, durch ſeine Arbeit etwas zu ver-
dienen, ſo iſt es eine Bettelarmuth auf
eine zeitlang
(mendicitas temporanea).

§. 488.

Was man einem giebt zu ſeiner aͤuſerſtenVom All-
moſen.

Nothdurft, wird ein Allmoſen (eleemo-
ſyna)
genannt; und derjenige bettelt (men-
dicat),
der um ein Allmoſen bittet. Man
muß alſo denenjenigen Allmoſen geben,
die bettelarm ſind
(§. 487.). Und weil
wir einem andern das nicht zu leiſten verbun-
den ſind, worin er unſerer Huͤlfe nicht bedarf
(§. 44.); ſo iſt keinem erlaubt zu bet-
teln, als nur denen, welche mit ihrer
Arbeit nicht ſo viel erwerben koͤnnen,
als zur Lebens-Nothdurft hinreicht;
es ſey, daß dieſes aus Mangel der
Kraͤfte, oder aus Mangel der Gele-
genheit zu arbeiten, komme; und dieſen
ſoll man Allmoſen geben.
Damit man
aber keinem das Allmoſen verſage, der es be-
darf; ſo muß man in zweifelhaften Faͤl-
len das Urtheil von der dringenden
Noth dem Bettelnden uͤberlaſſen.

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[303/0339] die ſo gleich vollbracht werden. oder gar ſehr arm (egenum) denjenigen, dem es auch an dem nothwendigen fehlet. Wenn jemand ſo duͤrftig iſt, daß ihm auch das- jenige fehlt, was zur aͤuſerſten Nothdurft des Lebens gehoͤrt; ſo iſt er ein Bettler, oder bettelarm (mendicus). Wenn dieſe Armuth nur auf eine zeitlang dauert, als ſo lange einer kranck iſt, oder ihm die Gelegen- heit fehlet, durch ſeine Arbeit etwas zu ver- dienen, ſo iſt es eine Bettelarmuth auf eine zeitlang (mendicitas temporanea). und Bet- telſtande. §. 488. Was man einem giebt zu ſeiner aͤuſerſten Nothdurft, wird ein Allmoſen (eleemo- ſyna) genannt; und derjenige bettelt (men- dicat), der um ein Allmoſen bittet. Man muß alſo denenjenigen Allmoſen geben, die bettelarm ſind (§. 487.). Und weil wir einem andern das nicht zu leiſten verbun- den ſind, worin er unſerer Huͤlfe nicht bedarf (§. 44.); ſo iſt keinem erlaubt zu bet- teln, als nur denen, welche mit ihrer Arbeit nicht ſo viel erwerben koͤnnen, als zur Lebens-Nothdurft hinreicht; es ſey, daß dieſes aus Mangel der Kraͤfte, oder aus Mangel der Gele- genheit zu arbeiten, komme; und dieſen ſoll man Allmoſen geben. Damit man aber keinem das Allmoſen verſage, der es be- darf; ſo muß man in zweifelhaften Faͤl- len das Urtheil von der dringenden Noth dem Bettelnden uͤberlaſſen. Vom All- moſen. §. 489.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/339>, abgerufen am 30.12.2024.