Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

wegen des Eigenthums.
Gefallen vornehmen kann, was man willBesitz zu
erhal-
ten.

(§. 210. 195.), durch die Zueignung aber
auch das Eigenthum ursprünglich erhalten
wird (§. 210.); so wird der Besitz von
Sachen, die keinem zugehören, mit
dem Eigenthume zugleich erhalten;

und diese Art den Besitz zu erhalten ist
die ursprüngliche Art,
wodurch nämlich
der Besitz davon erhalten wird, was noch von
keinem besessen worden.

§. 295.

Ein Besitz mit einem Titel (possessioVom
Besitze
mit ei-
nem Ti-
tel, und
was ein
Titel sey.

titulata) ist derjenige, der einen Titel hat.
Der Titel (titulus) aber ist der Grund des
Gesetzes, aus welchem erhellet, daß eine ge-
wisse That ein gewisses Recht hervorbringen
könne. Die That aber selbst, wodurch wir
eines Rechtes theilhaftig werden, ist die Art
etwas zu erhalten
(modus acqvirendi).
Daher erhellet, daß der Besitz der Sa-
che, die keinem zugehöret, welcher
durch die Zueignung erhalten worden,
einen Titel hat;
massen nach dem Gesetz
der Natur, durch die Zueignung, mit dem
Eigenthume der Besitz erhalten wird (§. 294.).

§. 296.

Weil der Besitz verlohren wird, wenn eineVon dem
verlohr-
nen Be-
sitz einer
unbeweg-
lichen u.
unkör-

Sache in den Stand kommt, daß man das
Eigenthum nicht gebrauchen kann (§. 291.);
so hat man den Besitz verlohren, wenn
jemand unsere unbewegliche Sache,
oder ein Recht das uns zukommt, als

hätte
M 4

wegen des Eigenthums.
Gefallen vornehmen kann, was man willBeſitz zu
erhal-
ten.

(§. 210. 195.), durch die Zueignung aber
auch das Eigenthum urſpruͤnglich erhalten
wird (§. 210.); ſo wird der Beſitz von
Sachen, die keinem zugehoͤren, mit
dem Eigenthume zugleich erhalten;

und dieſe Art den Beſitz zu erhalten iſt
die urſpruͤngliche Art,
wodurch naͤmlich
der Beſitz davon erhalten wird, was noch von
keinem beſeſſen worden.

§. 295.

Ein Beſitz mit einem Titel (poſſeſſioVom
Beſitze
mit ei-
nem Ti-
tel, und
was ein
Titel ſey.

titulata) iſt derjenige, der einen Titel hat.
Der Titel (titulus) aber iſt der Grund des
Geſetzes, aus welchem erhellet, daß eine ge-
wiſſe That ein gewiſſes Recht hervorbringen
koͤnne. Die That aber ſelbſt, wodurch wir
eines Rechtes theilhaftig werden, iſt die Art
etwas zu erhalten
(modus acqvirendi).
Daher erhellet, daß der Beſitz der Sa-
che, die keinem zugehoͤret, welcher
durch die Zueignung erhalten worden,
einen Titel hat;
maſſen nach dem Geſetz
der Natur, durch die Zueignung, mit dem
Eigenthume der Beſitz erhalten wird (§. 294.).

§. 296.

Weil der Beſitz verlohren wird, wenn eineVon dem
verlohr-
nen Be-
ſitz einer
unbeweg-
lichen u.
unkoͤr-

Sache in den Stand kommt, daß man das
Eigenthum nicht gebrauchen kann (§. 291.);
ſo hat man den Beſitz verlohren, wenn
jemand unſere unbewegliche Sache,
oder ein Recht das uns zukommt, als

haͤtte
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0219" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">wegen des Eigenthums.</hi></fw><lb/>
Gefallen vornehmen kann, was man will<note place="right">Be&#x017F;itz zu<lb/>
erhal-<lb/>
ten.</note><lb/>
(§. 210. 195.), durch die Zueignung aber<lb/>
auch das Eigenthum ur&#x017F;pru&#x0364;nglich erhalten<lb/>
wird (§. 210.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">wird der Be&#x017F;itz von<lb/>
Sachen, die keinem zugeho&#x0364;ren, mit<lb/>
dem Eigenthume zugleich erhalten;</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">die&#x017F;e Art den Be&#x017F;itz zu erhalten i&#x017F;t<lb/>
die ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche Art,</hi> wodurch na&#x0364;mlich<lb/>
der Be&#x017F;itz davon erhalten wird, was noch von<lb/>
keinem be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en worden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 295.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Ein Be&#x017F;itz mit einem Titel</hi><hi rendition="#aq">(po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;io</hi><note place="right">Vom<lb/>
Be&#x017F;itze<lb/>
mit ei-<lb/>
nem Ti-<lb/>
tel, und<lb/>
was ein<lb/>
Titel &#x017F;ey.</note><lb/><hi rendition="#aq">titulata)</hi> i&#x017F;t derjenige, der einen Titel hat.<lb/><hi rendition="#fr">Der Titel</hi> <hi rendition="#aq">(titulus)</hi> aber i&#x017F;t der Grund des<lb/>
Ge&#x017F;etzes, aus welchem erhellet, daß eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e That ein gewi&#x017F;&#x017F;es Recht hervorbringen<lb/>
ko&#x0364;nne. Die That aber &#x017F;elb&#x017F;t, wodurch wir<lb/>
eines Rechtes theilhaftig werden, i&#x017F;t <hi rendition="#fr">die Art<lb/>
etwas zu erhalten</hi> <hi rendition="#aq">(modus acqvirendi).</hi><lb/>
Daher erhellet, <hi rendition="#fr">daß der Be&#x017F;itz der Sa-<lb/>
che, die keinem zugeho&#x0364;ret, welcher<lb/>
durch die Zueignung erhalten worden,<lb/>
einen Titel hat;</hi> ma&#x017F;&#x017F;en nach dem Ge&#x017F;etz<lb/>
der Natur, durch die Zueignung, mit dem<lb/>
Eigenthume der Be&#x017F;itz erhalten wird (§. 294.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 296.</head><lb/>
              <p>Weil der Be&#x017F;itz verlohren wird, wenn eine<note place="right">Von dem<lb/>
verlohr-<lb/>
nen Be-<lb/>
&#x017F;itz einer<lb/>
unbeweg-<lb/>
lichen u.<lb/>
unko&#x0364;r-</note><lb/>
Sache in den Stand kommt, daß man das<lb/>
Eigenthum nicht gebrauchen kann (§. 291.);<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o hat man den Be&#x017F;itz verlohren, wenn<lb/>
jemand un&#x017F;ere unbewegliche Sache,<lb/>
oder ein Recht das uns zukommt, als</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ha&#x0364;tte</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0219] wegen des Eigenthums. Gefallen vornehmen kann, was man will (§. 210. 195.), durch die Zueignung aber auch das Eigenthum urſpruͤnglich erhalten wird (§. 210.); ſo wird der Beſitz von Sachen, die keinem zugehoͤren, mit dem Eigenthume zugleich erhalten; und dieſe Art den Beſitz zu erhalten iſt die urſpruͤngliche Art, wodurch naͤmlich der Beſitz davon erhalten wird, was noch von keinem beſeſſen worden. Beſitz zu erhal- ten. §. 295. Ein Beſitz mit einem Titel (poſſeſſio titulata) iſt derjenige, der einen Titel hat. Der Titel (titulus) aber iſt der Grund des Geſetzes, aus welchem erhellet, daß eine ge- wiſſe That ein gewiſſes Recht hervorbringen koͤnne. Die That aber ſelbſt, wodurch wir eines Rechtes theilhaftig werden, iſt die Art etwas zu erhalten (modus acqvirendi). Daher erhellet, daß der Beſitz der Sa- che, die keinem zugehoͤret, welcher durch die Zueignung erhalten worden, einen Titel hat; maſſen nach dem Geſetz der Natur, durch die Zueignung, mit dem Eigenthume der Beſitz erhalten wird (§. 294.). Vom Beſitze mit ei- nem Ti- tel, und was ein Titel ſey. §. 296. Weil der Beſitz verlohren wird, wenn eine Sache in den Stand kommt, daß man das Eigenthum nicht gebrauchen kann (§. 291.); ſo hat man den Beſitz verlohren, wenn jemand unſere unbewegliche Sache, oder ein Recht das uns zukommt, als haͤtte Von dem verlohr- nen Be- ſitz einer unbeweg- lichen u. unkoͤr- M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/219
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/219>, abgerufen am 30.12.2024.