Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

wegen des Eigenthums.
so viel weniger wiedererstattet, als die Unko-abzuzie-
hen.

sten zur Zeit der Wiedererstattung werth sind,
z. E. wenn er nur 30 wiedergiebt, da er we-
gen der verzehrten Früchte 150 wiedergeben
solte, indem die Unkosten 120 geschätzet werden.
Weil nun, indem die Unkosten von demjenigen
abgezogen werden, was dem Eigenthumsherrn
wieder zu erstatten war, so wohl der Besitzer,
als der Eigenthumsherr erhält, was ihm ge-
höret, man aber einem jeden das Seine ge-
ben muß (§. 86.); so hat der Besitzer das
Recht, die Unkosten, die ihm vom Ei-
genthumsherrn erstattet werden müs-
sen, abzuziehen;
welches nämlich aus der
beyderseitigen Verbindlichkeit, dasjenige, was
einem jeden gehöret, dem andern wieder zu
erstatten, entspringt (§. 46.).

§. 285.

Die Belohnung dessen, der etwasVon der
Beloh-
nung
dessen,
der et-
was sin-
det.

findet (praemium inventionis), nennt man
dasjenige, was man dem, der eine verlohrene
Sache gefunden hat, giebt, weil er sie wie-
dergiebt. Weil nun der, welcher etwas fin-
det, verbunden ist, es dem Eigenthumsherrn
wieder zu geben (§. 220. 261.); so ist man
nach dem Recht der Natur nicht schul-
dig, dem, der eine Sache findet, eine
Belohnung zu geben; und
daher hat er
kein Recht, eine Belohnung von dem
Eigenthumsherrn zu fordern.
Was
man von den Unkosten, die darauf verwandt
worden, damit der Eigenthumsherr seine

ver-
Nat. u. Völckerrecht. M

wegen des Eigenthums.
ſo viel weniger wiedererſtattet, als die Unko-abzuzie-
hen.

ſten zur Zeit der Wiedererſtattung werth ſind,
z. E. wenn er nur 30 wiedergiebt, da er we-
gen der verzehrten Fruͤchte 150 wiedergeben
ſolte, indem die Unkoſten 120 geſchaͤtzet werden.
Weil nun, indem die Unkoſten von demjenigen
abgezogen werden, was dem Eigenthumsherrn
wieder zu erſtatten war, ſo wohl der Beſitzer,
als der Eigenthumsherr erhaͤlt, was ihm ge-
hoͤret, man aber einem jeden das Seine ge-
ben muß (§. 86.); ſo hat der Beſitzer das
Recht, die Unkoſten, die ihm vom Ei-
genthumsherrn erſtattet werden muͤſ-
ſen, abzuziehen;
welches naͤmlich aus der
beyderſeitigen Verbindlichkeit, dasjenige, was
einem jeden gehoͤret, dem andern wieder zu
erſtatten, entſpringt (§. 46.).

§. 285.

Die Belohnung deſſen, der etwasVon der
Beloh-
nung
deſſen,
der et-
was ſin-
det.

findet (præmium inventionis), nennt man
dasjenige, was man dem, der eine verlohrene
Sache gefunden hat, giebt, weil er ſie wie-
dergiebt. Weil nun der, welcher etwas fin-
det, verbunden iſt, es dem Eigenthumsherrn
wieder zu geben (§. 220. 261.); ſo iſt man
nach dem Recht der Natur nicht ſchul-
dig, dem, der eine Sache findet, eine
Belohnung zu geben; und
daher hat er
kein Recht, eine Belohnung von dem
Eigenthumsherrn zu fordern.
Was
man von den Unkoſten, die darauf verwandt
worden, damit der Eigenthumsherr ſeine

ver-
Nat. u. Voͤlckerrecht. M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0213" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">wegen des Eigenthums.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o viel weniger wiederer&#x017F;tattet, als die Unko-<note place="right">abzuzie-<lb/>
hen.</note><lb/>
&#x017F;ten zur Zeit der Wiederer&#x017F;tattung werth &#x017F;ind,<lb/>
z. E. wenn er nur 30 wiedergiebt, da er we-<lb/>
gen der verzehrten Fru&#x0364;chte 150 wiedergeben<lb/>
&#x017F;olte, indem die Unko&#x017F;ten 120 ge&#x017F;cha&#x0364;tzet werden.<lb/>
Weil nun, indem die Unko&#x017F;ten von demjenigen<lb/>
abgezogen werden, was dem Eigenthumsherrn<lb/>
wieder zu er&#x017F;tatten war, &#x017F;o wohl der Be&#x017F;itzer,<lb/>
als der Eigenthumsherr erha&#x0364;lt, was ihm ge-<lb/>
ho&#x0364;ret, man aber einem jeden das Seine ge-<lb/>
ben muß (§. 86.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">hat der Be&#x017F;itzer das<lb/>
Recht, die Unko&#x017F;ten, die ihm vom Ei-<lb/>
genthumsherrn er&#x017F;tattet werden mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, abzuziehen;</hi> welches na&#x0364;mlich aus der<lb/>
beyder&#x017F;eitigen Verbindlichkeit, dasjenige, was<lb/>
einem jeden geho&#x0364;ret, dem andern wieder zu<lb/>
er&#x017F;tatten, ent&#x017F;pringt (§. 46.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 285.</head><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Belohnung de&#x017F;&#x017F;en, der etwas</hi><note place="right">Von der<lb/>
Beloh-<lb/>
nung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
der et-<lb/>
was &#x017F;in-<lb/>
det.</note><lb/><hi rendition="#fr">findet</hi> <hi rendition="#aq">(præmium inventionis),</hi> nennt man<lb/>
dasjenige, was man dem, der eine verlohrene<lb/>
Sache gefunden hat, giebt, weil er &#x017F;ie wie-<lb/>
dergiebt. Weil nun der, welcher etwas fin-<lb/>
det, verbunden i&#x017F;t, es dem Eigenthumsherrn<lb/>
wieder zu geben (§. 220. 261.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t man<lb/>
nach dem Recht der Natur nicht &#x017F;chul-<lb/>
dig, dem, der eine Sache findet, eine<lb/>
Belohnung zu geben; und</hi> daher <hi rendition="#fr">hat er<lb/>
kein Recht, eine Belohnung von dem<lb/>
Eigenthumsherrn zu fordern.</hi> Was<lb/>
man von den Unko&#x017F;ten, die darauf verwandt<lb/>
worden, damit der Eigenthumsherr &#x017F;eine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Nat. u. Vo&#x0364;lckerrecht.</hi> M</fw><fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0213] wegen des Eigenthums. ſo viel weniger wiedererſtattet, als die Unko- ſten zur Zeit der Wiedererſtattung werth ſind, z. E. wenn er nur 30 wiedergiebt, da er we- gen der verzehrten Fruͤchte 150 wiedergeben ſolte, indem die Unkoſten 120 geſchaͤtzet werden. Weil nun, indem die Unkoſten von demjenigen abgezogen werden, was dem Eigenthumsherrn wieder zu erſtatten war, ſo wohl der Beſitzer, als der Eigenthumsherr erhaͤlt, was ihm ge- hoͤret, man aber einem jeden das Seine ge- ben muß (§. 86.); ſo hat der Beſitzer das Recht, die Unkoſten, die ihm vom Ei- genthumsherrn erſtattet werden muͤſ- ſen, abzuziehen; welches naͤmlich aus der beyderſeitigen Verbindlichkeit, dasjenige, was einem jeden gehoͤret, dem andern wieder zu erſtatten, entſpringt (§. 46.). abzuzie- hen. §. 285. Die Belohnung deſſen, der etwas findet (præmium inventionis), nennt man dasjenige, was man dem, der eine verlohrene Sache gefunden hat, giebt, weil er ſie wie- dergiebt. Weil nun der, welcher etwas fin- det, verbunden iſt, es dem Eigenthumsherrn wieder zu geben (§. 220. 261.); ſo iſt man nach dem Recht der Natur nicht ſchul- dig, dem, der eine Sache findet, eine Belohnung zu geben; und daher hat er kein Recht, eine Belohnung von dem Eigenthumsherrn zu fordern. Was man von den Unkoſten, die darauf verwandt worden, damit der Eigenthumsherr ſeine ver- Von der Beloh- nung deſſen, der et- was ſin- det. Nat. u. Voͤlckerrecht. M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/213
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/213>, abgerufen am 21.11.2024.