Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 3. H. Von Recht und Verbindl.
schuldig
ist.
durch einen Zufall solches geschehen,
durch welchen es dem Eigenthums-
herrn nicht begegnet wäre, wenn er
sie gehabt hätte: wäre aber durch die-
sen Zufall auch bey ihm eben dieses ge-
schehen, so ist er
auch nichts zu ersetzen
schuldig;
sintemahl alsdenn der Schade
weder dem, was der Besitzer gethan, zuzu-
schreiben, noch daher kommet, daß er dem Ei-
genthumsherrn die Sache nicht wiedergegeben
(§. 261.). Und da an den zu erhaltenden
Früchten der Fleiß des Besitzers seinen An-
theil hat (§. 224.); so ist er auch schul-
dig den Theil der Früchte, die hätten
können erhalten werden, so dem Ei-
genthumsherrn gehörten, zu ersetzen

(§. 229. 270.);

§. 275.
Von den
Früch-
ten, die
noch da
sind.

Weil die Früchte einer Sache dem Eigen-
thumsherrn gehören (§. 228.), die Früchte
aber, die ohne angewandten Fleiß nicht erhal-
ten werden, nach Proportion, dem Eigen-
thumsherrn und dem Besitzer gemein sind
(§. 229.), niemand aber sich durch eines an-
dern Sache bereichern darf (§. 271.); so ist
so wohl der gewissenhafte, als unge-
wissenhafte Besitzer schuldig, die na-
türlichen Früchte, die noch vorhanden
sind, und den Antheil derer, wozu
Fleiß angewandt worden, herauszu-
geben.

§. 276.

II. Th. 3. H. Von Recht und Verbindl.
ſchuldig
iſt.
durch einen Zufall ſolches geſchehen,
durch welchen es dem Eigenthums-
herrn nicht begegnet waͤre, wenn er
ſie gehabt haͤtte: waͤre aber durch die-
ſen Zufall auch bey ihm eben dieſes ge-
ſchehen, ſo iſt er
auch nichts zu erſetzen
ſchuldig;
ſintemahl alsdenn der Schade
weder dem, was der Beſitzer gethan, zuzu-
ſchreiben, noch daher kommet, daß er dem Ei-
genthumsherrn die Sache nicht wiedergegeben
(§. 261.). Und da an den zu erhaltenden
Fruͤchten der Fleiß des Beſitzers ſeinen An-
theil hat (§. 224.); ſo iſt er auch ſchul-
dig den Theil der Fruͤchte, die haͤtten
koͤnnen erhalten werden, ſo dem Ei-
genthumsherrn gehoͤrten, zu erſetzen

(§. 229. 270.);

§. 275.
Von den
Fruͤch-
ten, die
noch da
ſind.

Weil die Fruͤchte einer Sache dem Eigen-
thumsherrn gehoͤren (§. 228.), die Fruͤchte
aber, die ohne angewandten Fleiß nicht erhal-
ten werden, nach Proportion, dem Eigen-
thumsherrn und dem Beſitzer gemein ſind
(§. 229.), niemand aber ſich durch eines an-
dern Sache bereichern darf (§. 271.); ſo iſt
ſo wohl der gewiſſenhafte, als unge-
wiſſenhafte Beſitzer ſchuldig, die na-
tuͤrlichen Fruͤchte, die noch vorhanden
ſind, und den Antheil derer, wozu
Fleiß angewandt worden, herauszu-
geben.

§. 276.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0206" n="170"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 3. H. Von Recht und Verbindl.</hi></fw><lb/><note place="left">&#x017F;chuldig<lb/>
i&#x017F;t.</note><hi rendition="#fr">durch einen Zufall &#x017F;olches ge&#x017F;chehen,<lb/>
durch welchen es dem Eigenthums-<lb/>
herrn nicht begegnet wa&#x0364;re, wenn er<lb/>
&#x017F;ie gehabt ha&#x0364;tte: wa&#x0364;re aber durch die-<lb/>
&#x017F;en Zufall auch bey ihm eben die&#x017F;es ge-<lb/>
&#x017F;chehen, &#x017F;o i&#x017F;t er</hi> auch <hi rendition="#fr">nichts zu er&#x017F;etzen<lb/>
&#x017F;chuldig;</hi> &#x017F;intemahl alsdenn der Schade<lb/>
weder dem, was der Be&#x017F;itzer gethan, zuzu-<lb/>
&#x017F;chreiben, noch daher kommet, daß er dem Ei-<lb/>
genthumsherrn die Sache nicht wiedergegeben<lb/>
(§. 261.). Und da an den zu erhaltenden<lb/>
Fru&#x0364;chten der Fleiß des Be&#x017F;itzers &#x017F;einen An-<lb/>
theil hat (§. 224.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t er</hi> auch <hi rendition="#fr">&#x017F;chul-<lb/>
dig den Theil der Fru&#x0364;chte, die ha&#x0364;tten<lb/>
ko&#x0364;nnen erhalten werden, &#x017F;o dem Ei-<lb/>
genthumsherrn geho&#x0364;rten, zu er&#x017F;etzen</hi><lb/>
(§. 229. 270.);</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 275.</head><lb/>
              <note place="left">Von den<lb/>
Fru&#x0364;ch-<lb/>
ten, die<lb/>
noch da<lb/>
&#x017F;ind.</note>
              <p>Weil die Fru&#x0364;chte einer Sache dem Eigen-<lb/>
thumsherrn geho&#x0364;ren (§. 228.), die Fru&#x0364;chte<lb/>
aber, die ohne angewandten Fleiß nicht erhal-<lb/>
ten werden, nach Proportion, dem Eigen-<lb/>
thumsherrn und dem Be&#x017F;itzer gemein &#x017F;ind<lb/>
(§. 229.), niemand aber &#x017F;ich durch eines an-<lb/>
dern Sache bereichern darf (§. 271.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o wohl der gewi&#x017F;&#x017F;enhafte, als unge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enhafte Be&#x017F;itzer &#x017F;chuldig, die na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Fru&#x0364;chte, die noch vorhanden<lb/>
&#x017F;ind, und den Antheil derer, wozu<lb/>
Fleiß angewandt worden, herauszu-<lb/>
geben.</hi></p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 276.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0206] II. Th. 3. H. Von Recht und Verbindl. durch einen Zufall ſolches geſchehen, durch welchen es dem Eigenthums- herrn nicht begegnet waͤre, wenn er ſie gehabt haͤtte: waͤre aber durch die- ſen Zufall auch bey ihm eben dieſes ge- ſchehen, ſo iſt er auch nichts zu erſetzen ſchuldig; ſintemahl alsdenn der Schade weder dem, was der Beſitzer gethan, zuzu- ſchreiben, noch daher kommet, daß er dem Ei- genthumsherrn die Sache nicht wiedergegeben (§. 261.). Und da an den zu erhaltenden Fruͤchten der Fleiß des Beſitzers ſeinen An- theil hat (§. 224.); ſo iſt er auch ſchul- dig den Theil der Fruͤchte, die haͤtten koͤnnen erhalten werden, ſo dem Ei- genthumsherrn gehoͤrten, zu erſetzen (§. 229. 270.); ſchuldig iſt. §. 275. Weil die Fruͤchte einer Sache dem Eigen- thumsherrn gehoͤren (§. 228.), die Fruͤchte aber, die ohne angewandten Fleiß nicht erhal- ten werden, nach Proportion, dem Eigen- thumsherrn und dem Beſitzer gemein ſind (§. 229.), niemand aber ſich durch eines an- dern Sache bereichern darf (§. 271.); ſo iſt ſo wohl der gewiſſenhafte, als unge- wiſſenhafte Beſitzer ſchuldig, die na- tuͤrlichen Fruͤchte, die noch vorhanden ſind, und den Antheil derer, wozu Fleiß angewandt worden, herauszu- geben. §. 276.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/206
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/206>, abgerufen am 30.12.2024.