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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 2. H. Von ursprüngl. Erlangung
Eigenthumsherr des Ackers kein Recht
der Anspühlung haben.

§. 253.
Ob der-
gleichen
Recht im
stillste-
henden
Wasser
statt
findet.

Da stillstehende Wasser ihre gesetzte Grän-
zen haben, so daß, wenn sie wachsen, oder
fallen, den benachbarten liegenden Gründen
nichts zuwächst, oder abgehet; sondern ein
jeder in dem, was ihm gehöret, sein Recht be-
halten kann; so findet das Anspühlungs-
recht bey stillstehenden Wassern nicht
statt
(§. 251.). Man nennt aber im La-
teinischen ein stillstehendes Wasser, das nicht
austrocknet, lacum; wenn es aber austrock-
net, stagnum. Es hat aber nichts zu sagen,
daß unterweilen durch einem Zufall auch ein
lacus austrocknen kan.

§. 254.
Was vor
eine Ge-
mein-
schaft
durch
das, was
im vor-
herge-
henden
abgehan-
delt wor-
den, ein-
geführt
wird.

Weil eine positive Gemeinschafft darinn be-
stehet, daß zweyen, oder mehreren zusam-
men eine Sache, die nicht getheilt werden
kann, nach Proportion eigenthümlich ist,
(§. 196.); so ist die Gemeinschafft, wel-
che durch die Specification, oder
Verfer-
tigung einer Sache aus einer fremden Mate-
rie (§. 231.), durch das Mischen und
Mengen (§. 235.), durch die Anschweis-
sung und Anlötung (§. 236.), durch
das Bauen (§. 237.), durch das Pflan-
zen und Säen (§. 238.), durch die
Schrift und Mahlerey (§. 239.) und
durch das Dazukommen eingeführt wird
§. 242.), eine positive Gemeinschafft:

Das

II. Th. 2. H. Von urſpruͤngl. Erlangung
Eigenthumsherr des Ackers kein Recht
der Anſpuͤhlung haben.

§. 253.
Ob der-
gleichen
Recht im
ſtillſte-
henden
Waſſer
ſtatt
findet.

Da ſtillſtehende Waſſer ihre geſetzte Graͤn-
zen haben, ſo daß, wenn ſie wachſen, oder
fallen, den benachbarten liegenden Gruͤnden
nichts zuwaͤchſt, oder abgehet; ſondern ein
jeder in dem, was ihm gehoͤret, ſein Recht be-
halten kann; ſo findet das Anſpuͤhlungs-
recht bey ſtillſtehenden Waſſern nicht
ſtatt
(§. 251.). Man nennt aber im La-
teiniſchen ein ſtillſtehendes Waſſer, das nicht
austrocknet, lacum; wenn es aber austrock-
net, ſtagnum. Es hat aber nichts zu ſagen,
daß unterweilen durch einem Zufall auch ein
lacus austrocknen kan.

§. 254.
Was vor
eine Ge-
mein-
ſchaft
durch
das, was
im vor-
herge-
henden
abgehan-
delt wor-
den, ein-
gefuͤhrt
wird.

Weil eine poſitive Gemeinſchafft darinn be-
ſtehet, daß zweyen, oder mehreren zuſam-
men eine Sache, die nicht getheilt werden
kann, nach Proportion eigenthuͤmlich iſt,
(§. 196.); ſo iſt die Gemeinſchafft, wel-
che durch die Specification, oder
Verfer-
tigung einer Sache aus einer fremden Mate-
rie (§. 231.), durch das Miſchen und
Mengen (§. 235.), durch die Anſchweiſ-
ſung und Anloͤtung (§. 236.), durch
das Bauen (§. 237.), durch das Pflan-
zen und Saͤen (§. 238.), durch die
Schrift und Mahlerey (§. 239.) und
durch das Dazukom̃en eingefuͤhrt wird
§. 242.), eine poſitive Gemeinſchafft:

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[156/0192] II. Th. 2. H. Von urſpruͤngl. Erlangung Eigenthumsherr des Ackers kein Recht der Anſpuͤhlung haben. §. 253. Da ſtillſtehende Waſſer ihre geſetzte Graͤn- zen haben, ſo daß, wenn ſie wachſen, oder fallen, den benachbarten liegenden Gruͤnden nichts zuwaͤchſt, oder abgehet; ſondern ein jeder in dem, was ihm gehoͤret, ſein Recht be- halten kann; ſo findet das Anſpuͤhlungs- recht bey ſtillſtehenden Waſſern nicht ſtatt (§. 251.). Man nennt aber im La- teiniſchen ein ſtillſtehendes Waſſer, das nicht austrocknet, lacum; wenn es aber austrock- net, ſtagnum. Es hat aber nichts zu ſagen, daß unterweilen durch einem Zufall auch ein lacus austrocknen kan. §. 254. Weil eine poſitive Gemeinſchafft darinn be- ſtehet, daß zweyen, oder mehreren zuſam- men eine Sache, die nicht getheilt werden kann, nach Proportion eigenthuͤmlich iſt, (§. 196.); ſo iſt die Gemeinſchafft, wel- che durch die Specification, oder Verfer- tigung einer Sache aus einer fremden Mate- rie (§. 231.), durch das Miſchen und Mengen (§. 235.), durch die Anſchweiſ- ſung und Anloͤtung (§. 236.), durch das Bauen (§. 237.), durch das Pflan- zen und Saͤen (§. 238.), durch die Schrift und Mahlerey (§. 239.) und durch das Dazukom̃en eingefuͤhrt wird §. 242.), eine poſitive Gemeinſchafft: Das

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/192>, abgerufen am 21.11.2024.