Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Kap. Von der Entstehungsart
Zellengewebe. Man würde nicht sagen können,
wo die Haut des Gefäßes aufhörte, und das Zel-
lengewebe anfinge, eben so wenig wie sich diese
Gränze bey der äußern Haut bestimmen ließe.

§. 31.

Man wird fragen, was ich mit den fleischig-
ten Häuten der großen Gefäße anfangen wolle.
Jch sage, es ist nichts seltenes, daß in einem in
eines fortgehenden Zellengewebe Muskel-Fasern
ausgespannt sind; dergleichen finden sich bey den
Thieren in dem Zellengewebe, welches in die
äußere Haut übergeht, dergleichen ist der subcu-
taneus colli,
der quadratus menti. Es ist aber
nicht mit meinem Willen geschehen, daß die Zer-
gliederer diese Muskelfasern Häute der Gefäße
genennt haben.

Jch will mich aber nicht länger mit Auflö-
sung mehrerer Einwürfe aufhalten. Es ist zu
unserm Endzwecke hinlänglich, daß die kleinern
Gefäße bloße Hölen sind, und daß auch die gros-
sen einmal klein, und folglich alle Gefäße in ih-
rem ersten Anfange weiter nichts als bloße Hö-
len gewesen sind. Denn wenn sich dieses so ver-
hält, so sind die Gefäße als Hölen entstanden,
und ich habe weiter nichts zu thun, als daß ich
zeige, wie dergleichen Hölen haben entstehen
können.

§. 32.
Entstehungs-
art der Ge-
fäße.

Dieses läßt sich noch besser als
bey den Pflanzen bewerkstelligen.
Es schickt sich aber auch kein Theil da-

zu

3. Kap. Von der Entſtehungsart
Zellengewebe. Man wuͤrde nicht ſagen koͤnnen,
wo die Haut des Gefaͤßes aufhoͤrte, und das Zel-
lengewebe anfinge, eben ſo wenig wie ſich dieſe
Graͤnze bey der aͤußern Haut beſtimmen ließe.

§. 31.

Man wird fragen, was ich mit den fleiſchig-
ten Haͤuten der großen Gefaͤße anfangen wolle.
Jch ſage, es iſt nichts ſeltenes, daß in einem in
eines fortgehenden Zellengewebe Muskel-Faſern
ausgeſpannt ſind; dergleichen finden ſich bey den
Thieren in dem Zellengewebe, welches in die
aͤußere Haut uͤbergeht, dergleichen iſt der ſubcu-
taneus colli,
der quadratus menti. Es iſt aber
nicht mit meinem Willen geſchehen, daß die Zer-
gliederer dieſe Muskelfaſern Haͤute der Gefaͤße
genennt haben.

Jch will mich aber nicht laͤnger mit Aufloͤ-
ſung mehrerer Einwuͤrfe aufhalten. Es iſt zu
unſerm Endzwecke hinlaͤnglich, daß die kleinern
Gefaͤße bloße Hoͤlen ſind, und daß auch die groſ-
ſen einmal klein, und folglich alle Gefaͤße in ih-
rem erſten Anfange weiter nichts als bloße Hoͤ-
len geweſen ſind. Denn wenn ſich dieſes ſo ver-
haͤlt, ſo ſind die Gefaͤße als Hoͤlen entſtanden,
und ich habe weiter nichts zu thun, als daß ich
zeige, wie dergleichen Hoͤlen haben entſtehen
koͤnnen.

§. 32.
Entſtehungs-
art der Ge-
fäße.

Dieſes laͤßt ſich noch beſſer als
bey den Pflanzen bewerkſtelligen.
Es ſchickt ſich aber auch kein Theil da-

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0188" n="166"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">3. Kap. Von der Ent&#x017F;tehungsart</hi></fw><lb/>
Zellengewebe. Man wu&#x0364;rde nicht &#x017F;agen ko&#x0364;nnen,<lb/>
wo die Haut des Gefa&#x0364;ßes aufho&#x0364;rte, und das Zel-<lb/>
lengewebe anfinge, eben &#x017F;o wenig wie &#x017F;ich die&#x017F;e<lb/>
Gra&#x0364;nze bey der a&#x0364;ußern Haut be&#x017F;timmen ließe.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 31.</head><lb/>
            <p>Man wird fragen, was ich mit den flei&#x017F;chig-<lb/>
ten Ha&#x0364;uten der großen Gefa&#x0364;ße anfangen wolle.<lb/>
Jch &#x017F;age, es i&#x017F;t nichts &#x017F;eltenes, daß in einem in<lb/>
eines fortgehenden Zellengewebe Muskel-Fa&#x017F;ern<lb/>
ausge&#x017F;pannt &#x017F;ind; dergleichen finden &#x017F;ich bey den<lb/>
Thieren in dem Zellengewebe, welches in die<lb/>
a&#x0364;ußere Haut u&#x0364;bergeht, dergleichen i&#x017F;t der <hi rendition="#aq">&#x017F;ubcu-<lb/>
taneus colli,</hi> der <hi rendition="#aq">quadratus menti.</hi> Es i&#x017F;t aber<lb/>
nicht mit meinem Willen ge&#x017F;chehen, daß die Zer-<lb/>
gliederer die&#x017F;e Muskelfa&#x017F;ern Ha&#x0364;ute der Gefa&#x0364;ße<lb/>
genennt haben.</p><lb/>
            <p>Jch will mich aber nicht la&#x0364;nger mit Auflo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ung mehrerer Einwu&#x0364;rfe aufhalten. Es i&#x017F;t zu<lb/>
un&#x017F;erm Endzwecke hinla&#x0364;nglich, daß die kleinern<lb/>
Gefa&#x0364;ße bloße Ho&#x0364;len &#x017F;ind, und daß auch die gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en einmal klein, und folglich alle Gefa&#x0364;ße in ih-<lb/>
rem er&#x017F;ten Anfange weiter nichts als bloße Ho&#x0364;-<lb/>
len gewe&#x017F;en &#x017F;ind. Denn wenn &#x017F;ich die&#x017F;es &#x017F;o ver-<lb/>
ha&#x0364;lt, &#x017F;o &#x017F;ind die Gefa&#x0364;ße als Ho&#x0364;len ent&#x017F;tanden,<lb/>
und ich habe weiter nichts zu thun, als daß ich<lb/>
zeige, wie dergleichen Ho&#x0364;len haben ent&#x017F;tehen<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 32.</head><lb/>
            <note place="left">Ent&#x017F;tehungs-<lb/>
art der Ge-<lb/>
fäße.</note>
            <p>Die&#x017F;es la&#x0364;ßt &#x017F;ich noch be&#x017F;&#x017F;er als<lb/>
bey den Pflanzen bewerk&#x017F;telligen.<lb/>
Es &#x017F;chickt &#x017F;ich aber auch kein Theil da-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0188] 3. Kap. Von der Entſtehungsart Zellengewebe. Man wuͤrde nicht ſagen koͤnnen, wo die Haut des Gefaͤßes aufhoͤrte, und das Zel- lengewebe anfinge, eben ſo wenig wie ſich dieſe Graͤnze bey der aͤußern Haut beſtimmen ließe. §. 31. Man wird fragen, was ich mit den fleiſchig- ten Haͤuten der großen Gefaͤße anfangen wolle. Jch ſage, es iſt nichts ſeltenes, daß in einem in eines fortgehenden Zellengewebe Muskel-Faſern ausgeſpannt ſind; dergleichen finden ſich bey den Thieren in dem Zellengewebe, welches in die aͤußere Haut uͤbergeht, dergleichen iſt der ſubcu- taneus colli, der quadratus menti. Es iſt aber nicht mit meinem Willen geſchehen, daß die Zer- gliederer dieſe Muskelfaſern Haͤute der Gefaͤße genennt haben. Jch will mich aber nicht laͤnger mit Aufloͤ- ſung mehrerer Einwuͤrfe aufhalten. Es iſt zu unſerm Endzwecke hinlaͤnglich, daß die kleinern Gefaͤße bloße Hoͤlen ſind, und daß auch die groſ- ſen einmal klein, und folglich alle Gefaͤße in ih- rem erſten Anfange weiter nichts als bloße Hoͤ- len geweſen ſind. Denn wenn ſich dieſes ſo ver- haͤlt, ſo ſind die Gefaͤße als Hoͤlen entſtanden, und ich habe weiter nichts zu thun, als daß ich zeige, wie dergleichen Hoͤlen haben entſtehen koͤnnen. §. 32. Dieſes laͤßt ſich noch beſſer als bey den Pflanzen bewerkſtelligen. Es ſchickt ſich aber auch kein Theil da- zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/188
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/188>, abgerufen am 21.12.2024.